Joachim Friedrich von Alt-Stutterheim

deutscher Staatsbeamter

Joachim Friedrich von Alt-Stutterheim (* 29. Dezember 1889 auf Gut Sophienthal, Landkreis Bartenstein (Ostpr.); † 8. Dezember 1950 in Schnathorst, Nordrhein-Westfalen[1]) war ein deutscher Staatsbeamter. Er amtierte unter anderem als Polizeipräsident von Breslau sowie als Regierungsvizepräsident von Potsdam und Stettin.

Leben und Tätigkeit Bearbeiten

Alt-Stutterheim war ein Sohn des Gutsbesitzers Fritz von Alt-Stutterheim (* 1849; † 1935) und seiner Ehefrau Elsbeth Johanna Betty Gottliebe von Stutterheim-Groß Waldeck-Konitten (1859–1920). Er entstammte dem alten Adelsgeschlecht von Stutterheim. Alt-Stutterheim hatte mehrere Geschwister, seine Schwester Etta war mit Fritz Freiherr von der Goltz liiert, seine andere Schwester Ika mit Arno von Rohrscheidt, nach dessen Tod als Offizier mit dem Politiker Karl von Plehwe.

Nach dem Schulbesuch studierte Alt-Stutterheim Rechtswissenschaften. 1912 wurde er zum Gerichtsreferendar ernannt. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg, aus der er mit dem Rang eines Majors zurückkehrte, wurde er 1919 zum Regierungsreferendar bei der Regierung in Königsberg und beim Landratsamt in Wehlau ernannt. 1921 folgte die Ernennung zum Regierungsassessor und Verwendung bei den Regierungen Gumbinnen und Allenstein und bei den Landratsämtern in Heinrichswalde (Kreis Niederung) und Heydekrug. 1924 erhielt er den Rang eines Regierungsrates. In den folgenden Jahren war er als Regierungsrat bei den Regierungen in Allenstein und Breslau beschäftigt.

Mitte Februar 1933, kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten, wurde der als konservativ geltende Alt-Stutterheim als Nachfolger von Walter Thaiss zum kommissarischen Polizeipräsidenten der schlesischen Provinzhauptstadt Breslau ernannt. In dieser Stellung wurde er Ende März von dem schlesischen SA-Kommandeur Edmund Heines abgelöst, der fortan die SA und Polizei in Schlesien in Personalunion führte. Alt-Stutterheim wechselte stattdessen mit Bestallungsdatum vom 25. März 1933 als Regierungsvizepräsident nach Potsdam. Nach Streitereien mit dem brandenburgischen Gauleiter der NSDAP, Wilhelm Kube, aufgrund des SA-Terrors in dieser Provinz wurde Alt-Stutterheim zum 30. September 1933 als Regierungsvizepräsident nach Stettin versetzt.

Mit dem Tod des Vaters wurde er 1935 Besitzer des Gutes Sophiental in Ostpreußen, die Betreuung übernahm 1937 gänzlich die Baronesse Vera-Lisa von Buhl. 1938 erfolgte seine Versetzung zur Regierung nach Merseburg. Im November 1938 trat er nach dem sogenannten Heß-Erlass, der die Doppelmitgliedschaft von NSDAP und Johanniterorden untersagte, aus der evangelischen Kongregation als Ehrenritter, seit 1923, wieder aus. Dies geschah zeitgleich mit den Austritten des Hans von Tschammer und Osten, Alexander von Humboldt-Dachroeden, Carl Friedrich Graf von Pückler-Burghauß, Leo von Jena, Max von Behr, Wilhelm Graf von Wedel, und anderen NS-Größen etc.[2]

Sein Gutsbesitz beinhaltete 1941 etwa 265 ha.[3] Ab 1942 nahm Alt-Stutterheim am Zweiten Weltkrieg teil. Seit Juni 1942 war er Major und Generalstabsoffizier. 1945 geriet Alt-Stutterheim in amerikanische Gefangenschaft, wurde daraus am 31. Juli 1945 entlassen. Ein Monat später wurde er als altes NSDAP-Mitglied und höherer Beamter erneut verhaftet und saß im Lager Hammelburg ein. Im Sommer 1946 erfolgte hier die Entlassung. Schon in der Haft hatte sich Alt-Stutterheim mit Fragen der Religion beschäftigt, wurde Anhänger der Bewegung Una Sancta.

Literatur Bearbeiten

  • Reinhold Zilch: Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/1938, in: Acta Borussica. Neue Folge, 1. Reihe, Band 12/II (4. April 1925 bis 10. Mai 1938), Hrsg. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Olms, Hildesheim/Zürich/New York 2004, S. 513. (Digitalisat PDF)
  • Eckart von Stutterheim und Kurt von Stutterheim: Die Herren und Freiherren von Stutterheim/Alt-Stutterheim, in: Bibliothek Familiengeschichtlicher Arbeiten, Band 33, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1965, S. 105., S. 159–161, Bild nach S. 160 b.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Todesanzeige in: Das Ostpreußenblatt vom 5. Januar 1951, S. 20 (Digitalisat PDF).
  2. 142. Nachweisung, in: Theodor Graf von Baudissin: Johanniter-Ordensblatt, 79. Jahrgang, Nummer 10, Berlin, im November 1936, S. 62 f.
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil A (Uradel) 1942. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 41. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1941, S. 513.