Hugo Heimann

deutscher Verleger, Mäzen und Politiker (SPD), MdR

Hugo Heimann (* 15. April 1859 in Konitz, Provinz Preußen; † 23. Februar 1951 in New York)[1] war ein deutscher Verleger, Mäzen und sozialdemokratischer Politiker.

Hugo Heimann (vor 1920)

Er führte von 1890 bis 1900 die J. Guttentagsche Verlagsbuchhandlung, war von 1908 bis 1910 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1919/20 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und von 1920 bis 1932 Mitglied des Reichstages. Bekanntheit erlangte er zudem als Mäzen der Arbeiterbewegung, die er mit einer Bibliothek und den „Roten Häusern“ unterstützte.

Leben und Wirken Bearbeiten

Heimann war Sohn eines jüdischen Kaufmanns und besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Er ging ohne Abitur ab und machte eine Buchhändlerlehre. Nach einem Aufenthalt als Volontär im Buch- und Verlagshandel in London zwischen 1880 und 1884 kehrte er nach Berlin zurück. Zunächst trat er als Juniorpartner in die J. Guttentagsche Verlagsbuchhandlung ein und wurde 1890 ihr Inhaber (bis 1900; 1919 im de Gruyter-Verlag aufgegangen). Der Verkauf des Verlages brachte ihm ein beachtliches Vermögen ein, das es Heimann gestattete, als Rentier zu leben.

Als großzügiger Mäzen der Arbeiterbewegung machte er sich einen Namen. So hat er, nachdem er ausgedehnte Reisen durch Algerien, Ägypten und Indien unternommen hatte, bereits 1899 eine Volksbibliothek („Öffentliche Bibliothek und Lesehalle zu unentgeltlicher Benutzung für jedermann[2][3]) im Bezirk Kreuzberg gestiftet, die er 1919 der Stadt Berlin schenkte. Eine weitere Bibliothek kam später hinzu. Außerdem war er Mitglied des Berliner Asylvereins für Obdachlose. In der Prinzenallee ließ Heimann 1901 die sogenannten „Roten Häuser“ für Berliner Sozialdemokraten errichten. Mit Übertragung des Besitzes an die Genossen wurden diese zu Hausbesitzern und konnten damit in die Stadtverordnetenversammlung gewählt werden.

Heimann war selbst Mitglied der SPD und Freund und Vertrauter von August Bebel und Paul Singer. Von 1900 bis 1932 war Heimann Stadtverordneter seiner Partei. In den Jahren 1911 bis 1925 war er Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion und von 1919 bis 1932 Stadtverordnetenvorsteher. Dazu kamen zahlreiche weitere kommunalpolitische Tätigkeiten, etwa im Rahmen des Zweckverbandes Groß-Berlin.

Auf Reichsebene war er zwischen 1906 und 1917 Vorsitzender des Zentralen Bildungsausschuss der Partei. Heimann gehörte 1908 zu den ersten acht Sozialdemokraten, die trotz des Dreiklassenwahlrechts in das preußische Abgeordnetenhaus einzogen (blieb es bis 1910). Während der Novemberrevolution war er Volksbeauftragter in Berlin und gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an. Anschließend war er von 1920 bis 1932 Mitglied des Reichstages. In der Nationalversammlung wie auch im Reichstag war er ohne größere Unterbrechungen Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Heimann blieb zunächst unter nationalsozialistischen Herrschaft in Berlin und emigrierte 1939 zunächst nach Großbritannien und später in die USA.[4] Nach dem Krieg kehrte er nicht mehr nach Deutschland zurück. Ein Sohn Heimanns war der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Eduard Heimann. Der Altphilologe Eduard Fraenkel war der Sohn von Heimanns Schwester Edith.

 
Berliner Gedenktafel in Gesundbrunnen (Prinzenallee 46a)

Ehrungen und Nachleben Bearbeiten

Im Jahr 1926 wurde Heimann zum 56. Ehrenbürger von Berlin ernannt. Da er Jude war, haben die Nationalsozialisten Heimann die Ehrenbürgerwürde aberkannt, die er 1947 wieder erhielt. Am Tag seiner Beisetzung in New York waren die öffentlichen Gebäude Berlins auf halbmast geflaggt.

Eine Gedenktafel in der Prinzenallee in Berlin-Gesundbrunnen, die Hugo-Heimann-Brücke über die Panke an der Grenze zwischen Reinickendorf, Pankow und Soldiner Kiez sowie die Hugo-Heimann-Straße und die Hugo-Heimann-Schule in der Gropiusstadt, erinnern in den verschiedenen Ortsteilen Berlins an den verdienstvollen Politiker. Bis 2015 tat dies auch die Hugo-Heimann-Bibliothek im ehemaligen Oberstufen-Schulzentrum Wedding.[5]

Literatur Bearbeiten

  • Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands: Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit 1848-1918. Mohr Siebeck, 1968, ISBN 978-3-16-829292-0, S. 530 ff. (google.com).
  • Klaus MalettkeHeimann, Hugo. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 272 f. (Digitalisat).
  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933. Biographien, Chronik, Wahldokumentation. Ein Handbuch (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 7). Droste, Düsseldorf 1995, ISBN 3-7700-5192-0, S. 495.
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Richard Sperl: Hugo Heimann (1859–1951). In: Bewahren Verbreiten Aufklären. Archivare, Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn-Bad Godesberg 2009, ISBN 978-3-86872-105-8, S. 108–116; fes.de (PDF; 287 kB)
  • Heimann, Hugo, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 280

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hugo Heimann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hugo Heimann im Munzinger-Archiv, abgerufen am 12. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Hugo Heimann. In: Berliner Ehrenbürger. Abgeordnetenhaus Berlin, abgerufen am 12. Februar 2023.
  3. Richard Sperl: Hugo Heimann (1859 – 1951). S. 109–111.
  4. Sperl, S. 115
  5. Dominique Hensel: Bye bye Bücher: Der stille Abschied der Hugo-Heimann-Bibliothek. In: Weddingweiser. 27. März 2015, abgerufen am 12. Februar 2023.