Hochjoch-Hospiz

Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins
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Das Hochjoch-Hospiz (auch Hochjochhospiz) ist eine Alpenvereinshütte der Sektion Berlin des Deutschen Alpenvereins. Sie liegt im hintersten Rofental am Südosthang der Guslarspitzen im Weißkamm der Ötztaler Alpen auf einer Höhe von 2412 m ü. A. und ist der Stützpunkt für die Überquerung des Hochjochs, zur Besteigung der drei Guslarspitzen, sowie die Zwischenstation auf dem Weg zum Brandenburger Haus.

Hochjoch-Hospiz
DAV-Hütte Kategorie I
Hochjoch-Hospiz
Hochjoch-Hospiz
Lage hinteres Rofental, südlich unterhalb der Guslarspitze; Bezirk Imst, Bundesland Tirol, Österreich; Talort: Vent
Gebirgsgruppe Ötztaler Alpen
Geographische Lage: 46° 49′ 31″ N, 10° 50′ 2″ OKoordinaten: 46° 49′ 31″ N, 10° 50′ 2″ O
Höhenlage 2412 m ü. A.
Hochjoch-Hospiz (Ötztaler Alpen)
Hochjoch-Hospiz (Ötztaler Alpen)
Besitzer Sektion Berlin des DAV
Erbaut 1927
Bautyp Hütte
Übliche Öffnungszeiten Ende Juni bis Ende September
Beherbergung 20 Betten, 50 Lager, 16 Notlager
Winterraum 16 Lager
Weblink Hochjoch-Hospiz
Hüttenverzeichnis ÖAV DAV

Geschichte Bearbeiten

Erste Hütte Bearbeiten

 
Alte Hütte um 1900

Auf Anregung von Franz Senn wurde die ursprüngliche Hütte von 1869 bis 1872 auf 2450 m Höhe gegenüber dem heutigen Standort am südöstlichen Hang (Kreuzberg) des Rofentals erbaut. Die Hütte lag am wenige Jahre zuvor auf Kosten von Senn gebauten Saumweg zum Hochjoch, auf dem im November 1868 Senns Gefährte Cyprian Granbichler durch Entkräftung nach einem Schneesturm ums Leben gekommen war.[1] Zu dieser Zeit erstreckte sich der Hintereisferner noch über den Zufluss des Hochjochbachs hinaus, und auch der Hochjochferner reichte bis fast zum Hintereisferner.[2]

Seit 1911 gehörte die Hütte der damaligen Sektion Mark Brandenburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DOeAV). Das Haus war in der damals verbreiteten Form eines geduckten Baues mit blechgedecktem Pultdach direkt am Hang ausgeführt, um eventuell abgehende Lawinen über das Dach ableiten zu können. Im Ersten Weltkrieg wurde die Hütte geplündert, es zeigten sich außerdem Verformungen der Außenwände durch den Hangdruck, und das Dach wurde durch Lawinen mehrmals zerstört, sodass sie nicht mehr benutzbar war.

Neubau Bearbeiten

 
Rofenbergalm und darüber das Hochjoch-Hospiz

Seit den frühen 1920er-Jahren sollte ein neues Haus an anderer Stelle gebaut werden. 1927 wurde das neue Hochjoch-Hospiz auf der gegenüberliegenden Talseite der Rofenache eröffnet. Der alte Bau wurde seitdem nicht mehr unterhalten und verfiel. Von 2002 bis 2004 wurde das Haus grundlegend saniert und mit neuer Haustechnik ausgestattet.[3]

Bis zum Anfang der 1970er-Jahre wurde der Transport zum Hochjoch-Hospiz mit Saumtieren durchgeführt, seitdem mittels Hubschrauber.[1]

Ungefähr 100 Höhenmeter unter dem Hochjoch-Hospiz liegt die Rofenbergalm, die im Sommer von Südtiroler Schafhirten als Unterkunft genutzt wird. Der Hintereis-Hütte genannte Vorgängerbau war das älteste bekannte Gebäude im hinteren Rofental. In der Nähe der Hütte fanden Hirten 1844 ein altes Hufeisen – in einer Zeit, in der Saumtiere diese Bergregion aufgrund der erreichten Gletscherstände nicht mehr passieren konnten. Die Gebrüder Schlagintweit berichten, dass daher bereits die Hirten die Bedeutung ihres Fundes erkannten und das Hufeisen an ihre Türe nagelten.[4] Das Hufeisen gelangte später ins Tiroler Landesmuseum.[5]

2022 wurde das Hospiz mit dem Umweltgütesiegel für Alpenvereinshütten ausgezeichnet.[6]

Hüttenanstieg Bearbeiten

 
Gedenkplakette für Cyprian Granbichler

Der Aufstieg erfolgt von Vent auf dem bezeichneten Weitwanderweg Nr. 902 (Gehzeit: 2½ Stunden). Zunächst vorbei an den Rofenhöfen und der Abzweigung zur Vernagthütte. Der Weg führt am felsigen Hang entlang und in sanfter Steigung hinauf zur Hütte.

Der Aufstiegsweg war früher nach Waldemar Titzenthaler benannt, dem langjährigen Vorsitzenden der Berliner Sektion Mark Brandenburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, die bereits seit ihrer Gründung 1899 keine jüdischen Bergsteiger als Mitglieder aufnahm. Daher wurde der Weg 2003 als Zeichen gegen Antisemitismus in Cyprian-Granbichler-Weg umbenannt.

Ein Denkmal für Cyprian Granbichler steht an seinem Sterbeort am alten, heute nicht mehr begangenen Weg auf der rechten Seite des Rofentals. Das Denkmal ist von der Talstation der Materialseilbahn zur Vernagthütte auf der anderen Talseite, etwa 100 Meter oberhalb des Roten Bachs, erkennbar.

Noch bis 2020 befand sich am Cyprian-Granbichler-Weg eine Erinnerungstafel an Titzenthaler, hinter der auch seine Urne beigesetzt war.[7][8]

Übergänge Bearbeiten

Tourenmöglichkeiten Bearbeiten

Karten Bearbeiten

  • Alpenvereinskarte Blatt 30/2 Ötztaler Alpen – Weißkugel (1:25.000)[9]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hochjochhospiz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b 75 Jahre Hochjoch-Hospiz. In: DAV Panorama. Nr. 4, 2002, S. 42–46 (alpenverein.de [PDF]).
  2. Hermann und Adolph Schlagintweit: Die Gletscher-Gruppen des Ötzthales (Karte). In: Untersuchungen über die physicalische Geographie der Alpen: in ihren Beziehungen zu den Phaenomenen der Gletscher, zur Geologie, Meteorologie und Pflanzengeographie. Leipzig 1850 (wikimedia.org).
  3. DAV-Sektion Berlin, Faltblatt zum Hochjochhospiz, Berlin 2007
  4. Hermann und Adolph Schlagintweit: Neue Untersuchungen über die physicalische Geographie und die Geologie der Alpen. Leipzig 1854, S. 145 (e-rara.ch).
  5. Spezielles Verzeichniß aller dem Museum in den Verwaltungsjahren 1857, 1858 und 1859 zugewachsenen Gegenstände. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Band 28, 1860, S. 61 (tiroler-landesmuseen.at).
  6. Alpenvereinshütten ausgezeichnet mit dem Umweltgütesiegel. (PDF; 129 KB) Österreichischer Alpenverein, abgerufen am 22. Februar 2023.
  7. Eine Tafel für den kritischen Umgang mit der Geschichte am Beispiel Rofental, alpenverein.at, abgerufen am 16. April 2020
  8. Der Titzenthaler weg. 12. Juni 2020, abgerufen am 8. Juli 2021. Siehe dazu auch die Bilder der Commons-Kategorie Grave of Waldemar Titzenthaler.
  9. Alpenvereinskarten der Ostalpen. Abgerufen am 6. Oktober 2019.