Heribert Schneller

deutscher Astronom

Heribert Schneller (* 15. März 1901 in Straubing; † 10. Januar 1967) war ein deutscher Astronom.

Heribert Schneller wurde am 15. März 1901 im niederbayerischen Straubing geboren. Nach der Schule begann er, an der Ludwig-Maximilians-Universität München Astronomie zu studieren, und wechselte im Herbstsemester 1924 an die Humboldt-Universität zu Berlin. Ab Herbst 1926 arbeitete er an der Sternwarte Berlin-Babelsberg, 1930 wurde er bei Paul Guthnick mit der Arbeit „Untersuchungen über kurzbrennweitige photographische Objektive und deren Verwendung bei der Beobachtung veränderlicher Sterne“ promoviert.[1] Ab 1935 war er Assistent an der Sternwarte, 1943 wurde er zum Oberassistenten befördert.[2] Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1947 bis 1949 Observator an der Sternwarte Sonneberg, einer Außenstelle der nach Kriegsende als Reparation demontierten Babelsberger Sternwarte, und ging dann an das astrophysikalische Observatorium Potsdam. 1952 erhielt er einen Lehrauftrag an der Humboldt-Universität, wo er 1954 zum gehobenen wissenschaftlichen Mitarbeiter ernannt wurde.[2] Am 1. April 1966 trat Schneller in den Ruhestand und starb am 10. Januar 1967 infolge eines Schlaganfalls.[3]

Für die Jahre 1937 bis 1943 Zeit war er im Auftrag der Astronomischen Gesellschaft für Erstellung der Reihe „Katalog und Ephemeriden veränderlicher Sterne“ tätig, eine Aufgabe, mit der zuvor Richard Prager betraut war, ein jüdischer Astronom, der 1935 von den Nationalsozialisten mit Arbeitsverbot belegt und 1938 verhaftet worden war, aber Deutschland noch verlassen konnte. In einer Vorbemerkung zum 1936 erschienenen Katalog für 1937 schrieb Guthnick: „Der langjährige bisherige Bearbeiter des Kataloges und der Ephemeriden veränderlicher Sterne, Professor Dr. R. Prager, ist aus dem Verband der Sternwarte ausgeschieden und konnte daher die Bearbeitung nicht fortführen. Die Sternwarte wird ihm für seine unermüdliche, mit der größten Gewissenhaftigkeit und anerkannter Sachkunde ausgeübte Tätigkeit stets ein dankbares Andenken bewahren. Ich spreche an dieser Stelle die Bitte aus, auch auf den gegenwärtigen Bearbeiter des Kataloges und der Ephemeriden, Dr. H. Schneller, das Professor Prager stets bewiesene Entgegenkommen zu übertragen.[4] Am 1. Mai 1937 trat Schneller in die NSDAP ein.[5] Von 1937 bis 1943 war er Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Sterne“.

Nach dem Krieg hatte Schneller eine weitere Arbeit von Richard Prager, der 1945 in New York verstorbenen war, fortgeführt, nämlich die Reihe „Geschichte und Literatur des Lichtwechsels der veränderlichen Sterne“, deren ersten beiden Bände 1934 (Sternbilder Andromeda-Crux) und 1936 (Sternbilder Cygnus-Ophiuchus) erschienen waren. 1952 stellte Schneller den dritten Band (Sternbilder Orion-Vulpecula) fertig und in den folgenden Jahren verfasste er noch weitere Ergänzungsbände.[2][6] Von 1964 bis 1967 war er Mitglied der IAU-Kommission 42 „Nahe Doppelsterne“.[7]

Schneller hat sich hauptsächlich für veränderliche Sterne interessiert und darüber publiziert.[8][9] Zu den von ihm untersuchten Veränderlichen gehören Y Lacertae[10], Zeta Aurigae[11] Omikron Herculis[12] Alpha Ursae Minoris (Polarstern)[13], SZ Lyncis[14] und viele andere.

Ehrungen

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Einzelnachweise

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  1. Heribert Schneller: Untersuchungen über kurzbrennweitige photographische Objektive und deren Verwendung bei der Beobachtung veränderlicher Sterne. In: Veröffentlichungen der Universitätssternwarte zu Berlin-Babelsberg. Band 8, Nr. 6, 1931.
  2. a b c J. Hoppe: Nachruf auf Heribert Schneller. In: Mitteilungen der Astronomischen Gesellschaft. Band 22, 1967, S. 5–10, bibcode:1967MitAG..22....5..
  3. Todesanzeigen. In: Astronomische Nachrichten. Band 289, 1967, S. 252, bibcode:1967AN....289R.252..
  4. Heribert Schneller: Katalog und Ephemeriden veraenderlicher Sterne fuer 1937. In: Kleine Veroeffentlichungen der Universitaetssternwarte zu Berlin Babelsberg. Band 4, 1936, S. 4.i-4.48, bibcode:1936KVeBB...4....4S.
  5. Auskunft des Bundesarchivs, die Mitgliedsnummer lautet 38951204.
  6. Heribert Schneller: Geschichte und Literatur des Lichtwechsels der veränderlichen Sterne, Dritter Band Orion – Vulpecula. Akademie-Verlag, Berlin 1952.
  7. Past Commission 42 Close Binary Stars for 1964-1967. IAU, abgerufen am 26. Mai 2024 (englisch).
  8. Heribert Schneller: Eine einfache Methode zur Bestimmung der Systemkonstanten bei Bedeckungsveränderlichen. In: Veröffentlichungen der Sternwarte in Sonneberg. Band 1, Nr. 4. Akademie-Verlag, Berlin 1949, S. 360–406.
  9. Heribert Schneller: Tafeln zur Berechnung der Elemente von randverdunkelten Bedeckungsveränderlichen. In: Publikationen des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam. Band 30, Nr. 2. Akademie-Verlag, Berlin 1959.
  10. H. Schneller: Neue Elemente des Veränderlichen Y Lacertae. In: Astronomische Nachrichten. Band 231, Nr. 1, September 1927, S. 13, bibcode:1927AN....231...13S.
  11. H. Schneller: ζ Aurigae, ein Bedeckungsveränderlicher. In: Astronomische Nachrichten. Band 245, Nr. 1, Juni 1932, S. 9–11, bibcode:1932AN....245....9S.
  12. P. Guthnick, H. Schneller: Zur Frage der Veränderlichkeit von ο Herculis. In: Zeitschrift für Astrophysik. Band 22, 1943, S. 70–75, bibcode:1943ZA.....22...70G.
  13. H. Schneller: Die Veränderlichkeit der Lichtwechselperiode von Alpha Ursae Minoris. In: Astronomische Nachrichten. Band 277, Nr. 4, 1949, S. 185–186, bibcode:1949AN....277..185S.
  14. H. Schneller: Mitteilung über den Veränderlichen SZ Lyncis. In: Astronomische Nachrichten. Band 286, Nr. 3, 1961, S. 102, bibcode:1961AN....286..102S.
  15. Heribert Schneller in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
  16. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Springer, 1992, ISBN 3-540-54384-8, S. 234 (englisch).
  17. Schneller im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS