Harzrandmulde

naturräumliche Haupteinheit im Nördlichen Harzvorland

Als Harzrandmulde wird die unmittelbar an den Harz angrenzende naturräumliche Haupteinheit im Nördlichen Harzvorland mit über 1400 km² Fläche bezeichnet. Es ist eine lössbedeckte und von inselartigen Höhenzügen geprägte Landschaft. Sie liegt zwischen den fruchtbaren Bördelandschaften der Braunschweig-Hildesheimer Lößbörde im östlichen Niedersachsen und dem Mitteldeutschen Schwarzerdegebiet in Sachsen-Anhalt. Im Norden wird sie von der Haupteinheit Großes Bruch begrenzt, in dem auch die frühere innerdeutsche Grenze verlief. Ein weiterer Abschnitt dieser Grenze verläuft etwa entlang der Oker. Der größte Flächenanteil der Harzrandmulde liegt in Sachsen-Anhalt, in dem auch das östlich benachbarte Nordöstliche Harzvorland liegt.

Harzrandmulde
Blick auf die Stadt Osterwieck mit dem Brocken im Hintergrund
Blick auf die Stadt Osterwieck mit dem Brocken im Hintergrund
Blick auf die Stadt Osterwieck mit dem Brocken im Hintergrund
Alternative Namen Harzburger und Blankenburger Harzvorland
Fläche etwa 1 400 km² [1]
Systematik nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Großregion 1. Ordnung Norddeutsches Tiefland
Großregion 2. Ordnung 533, 52, 51, 50, 46, 45, 44 (ohne 441) →
Lößbörden
Haupteinheitengruppe 51 →
Nördliches Harzvorland
Region 4. Ordnung
(Haupteinheit)
510 →
Harzrandmulde
Geographische Lage
Koordinaten 51° 57′ 0″ N, 10° 50′ 0″ OKoordinaten: 51° 57′ 0″ N, 10° 50′ 0″ O
Naturraumkarte des Nördlichen Harzvorlandes mit der Harzrandmulde im Süden
Naturraumkarte des Nördlichen Harzvorlandes mit der Harzrandmulde im Süden
Naturraumkarte des Nördlichen Harzvorlandes mit der Harzrandmulde im Süden
Bundesland Sachsen-Anhalt, Niedersachsen
Das nördliche Harzvorland, aufgenommen im Rahmen der ISS‑Expedition 19 am 15. April 2009

Das Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt von Sachsen-Anhalt hat im Jahr 2001 eine neue Landschafts-Gliederung des Landes vorgenommen und nennt den zu Sachsen-Anhalt gehörenden Teil der Harzrandmulde Nördliches Harzvorland (Kennr. 4.3).[2] Auch Niedersachsens Verwaltung benennt den auf seinem Territorium verbleibenden Anteil so und ordnet ihm weitere Gebiete zu.[3]

Beschreibung

Bearbeiten

Lage und Größe

Bearbeiten

Die westliche Grenze der Harzrandmulde verläuft von Salzgitter-Bad im Norden bis Goslar am Harz den Salzgitter-Höhenzug entlang. Die Nordgrenze wird ab dem Oderwald bis Oschersleben durch das Große Bruch gebildet, nach Osten grenzen die Talauen von Bode und Selke den Naturraum bis in das Gebiet von Aschersleben ab. Die Ausdehnung zwischen Salzgitter-Bad im Nordwesten und Aschersleben im Südosten beträgt etwa 80 Kilometer, die zwischen Oschersleben im Nordosten und Wernigerode am Harz etwa 25 Kilometer.

Das Bundesamt für Naturschutz hat, sich an Blatt 100 Halberstadt im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands orientierend, den Naturraum in vier Bereiche unterteilt und gibt die Flächen wie folgt an: die Harzrandmulde (51000) ohne die Talauen und waldbedeckten Höhenzüge mit 994 km², das Bode-Holtemmetal (51001) mit 124 km², das Okertal (51002) mit 30 km² und die Harlyberg-Fallstein-Huyberg-Hakel-Blankenburger Erhebungen (51003) mit 304 km², also insgesamt 1452 km².[4] Da der Hakel nicht in diesem Naturraum liegt, sondern im Nordöstlichen Harzvorland, müsste dessen Fläche abgezogen werden. Insgesamt verbleiben um die 1400 km².

Geologie

Bearbeiten

Am Harzrand ist der mit kalksteinigem Verwitterungsmaterial und Löss bedeckte Sudmerberg bei Goslar mit 355 m ü. NHN die höchste Erhebung in diesem Naturraum, der nach Norden zum Nachbar-Naturraum Großes Bruch (Haupteinheit 511) bis auf etwa 87 m abfällt. Von West nach Ost nimmt der Anteil fruchtbarer Lössanteile im Boden zu, gleichzeitig nimmt die jährliche Niederschlagsmenge ab. In den aufragenden Höhenzügen beider Teilgebiete stehen vorwiegend Kreide, Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura-Böden an.

Naturräumliche Gliederung

Bearbeiten

Die Harzrandmulde wurde im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands in der Kartierung von Spönemann 1970 ausführlich Im Einzelblatt 100 Halberstadt beschrieben und gegliedert.[5][6] Der nordwestliche Bereich liegt jedoch auf dem bereits 1960 veröffentlichten Blatt 87 Braunschweig von Theodor Müller, der einige Unter-Einheiten anders benannt hat.[7][8]

Teilung bei Spönemann

Bearbeiten

Der Geograph Jürgen Spönemann verwendet nicht den überregional festgelegten Begriff Harzrandmulde, sondern unterteilt das Gebiet in das Harzburger Harzvorland und das Blankenburger Harzvorland. Die Grenze verläuft von Wernigerode aus nach Norden bis Langeln und von dort südlich des Huy nach Osten bis zur Bodeniederung. Er bereitete damit die noch heute in den beiden beteiligten Bundesländern übliche Beschränkung des Begriffs (Nördliches) Harzvorland auf den direkt am Harz gelegenen Bereich vor, an den das Nordöstliche Harzvorland anschließt. Er begründet die Teilung mit den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, insbesondere mit der höheren Niederschlagsmenge im Umfeld des Oberharz.

Unter-Einheiten

Bearbeiten

Nachfolgend sind alle Unter-Einheiten der Haupteinheit Harzrandmulde gemäß Blatt 100 angegeben,[6] in Klammern wird der teilweise abweichende Name gemäß den Ausführungen von Theodor Müller zum Blatt 87 Braunschweig vermerkt.[9] Zusätzlich sind für einige Gebiete die Höhenlagen über NHN[10] aufgeführt:

  • (zu 51 Nördliches Harzvorland)
    • 510 Harzrandmulde (nicht bei Spönemann verwendet)
      • 5101 Harzburger Harzvorland
        • 5101.0 (nicht benannt, bei Müller „Harli“)
          • 5101.01 WeddeWarne-Platte (bei Müller „Wedde-Warne-Mulde“)
          • 5101.02 Harliberg, 256 m ü. NHN
        • 5101.1 Vienenburger Vorland (bei Müller „Riedelland zwischen Innerste und Ilse“)
          • 5101.10 Okertal (bei Müller „Schladener Steinfeld“)
          • 5101.11 Vienenburger Ebene (bei Müller „Gödeckenroder Riedel“)
          • 5101.12 Immenroder Schotterfluren
          • 5101.13 Drübecker Vorland
        • 5101.2 Fallstein
          • 5101.21 Kleiner Fallstein, 175 m ü. NHN
          • 5101.22 Großer Fallstein, 288 m ü. NHN
          • 5101.23 Hessener Auetal, 131 m ü. NHN
        • 5101.3 Dardesheimer Hügelland, 272 m ü. NHN
        • 5101.4 Vorberge des nördlichen Oberharzes
          • 5101.40 Harzburg–Goslarer Vorberge, 355 m ü. NHN
          • 5101.41 Ilsenburger Vorberge, 304 m ü. NHN
        • 5101.5 Huy
      • 5102 Blankenburger Harzvorland

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Harzrandmulde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Aus der Summe der Teillandschaften ergeben sich 1.452 km², allerdings ist das Gebiet anders zugeschnitten als in der ursprünglichen Landesaufnahme.
  2. Die Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalts. (PDF; 2,6 MB) Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt sowie Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 1. Januar 2001, abgerufen am 14. April 2023.
  3. Christian Wiegand: Kulturlandschaftsräume Niedersachsens. NLWKN, 2019, S. 304–306, abgerufen am 6. April 2024.
  4. Landschaftssteckbrief Harzrandmulde des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  5. Emil Meynen, Josef Schmithüsen (Hrsg.): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).
  6. a b Jürgen Spönemann: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 100 Halberstadt. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1970. → Online-Karte (PDF; 4,7 MB)
  7. Theodor Müller: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 87 Braunschweig. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1962. → Online-Karte (PDF; 4,8 MB)
  8. GeoViewer der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hinweise)
  9. Theodor Müller: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 87 Braunschweig. Hrsg.: Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg. 1962.
  10. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)