Hans Emil Deutsch (* 18. April 1927 in Wangen, Kanton Schwyz; † 15. Juni 2014 in St. Gallen) war ein Schweizer Kunstmaler, Ehrendoktor und Ehrenprofessor der Interamerican University of Humanistic Studies Florida, USA, sowie Ehrenprofessor der Accademia Internazionale di Arti-Lettere-Scienze[1] in Rom.

Leben und Wirken Bearbeiten

Seine Tätigkeitsbereiche waren hauptsächlich die Ölmalerei und die Lithographie, von der er jedes Jahr bis zu seinem Tod eine Neujahrs-Lithographie in einer Auflage von jeweils 100 Stück herausbrachte. Er arbeitete aber auch mit Mischtechniken, Pastell, Bleistiftzeichnungen, Zeichnungen, erstellte Wandbilder und Glasfenster und arbeitete in frühen Jahren mit dem Holzschnitt.

 
Hans E. Deutsch in seinem Atelierhaus in Rorschacherberg SG

Deutsch war ein Pionier des europäischen abstrakten Expressionismus[2] und wurde ab 1956 mit einer Vielzahl von Kunstpreisen und Titeln ausgezeichnet. 1978 erhielt er u. a. den Rembrandt-Preis,[3] 1979 wurde ihm vom Senat der Accademia Italia delle Arte e del Lavoro für sein künstlerisches Werk in Salsomaggiore-Terme der Titel eines Accademico d’Italia mit Goldmedaille verliehen,[4] die Albrecht-Dürer-Medaille folgte 1982.[5] 1985 verlieh ihm die Academia Italia den Titel des Cavalliere.[6] 1986 wurden ihm für sein künstlerisches Schaffen die «Goldene Fackel der bildenden Kunst» sowie die «Goldene Palme Europas» verliehen.[7] Im gleichen Jahr folgte eine Ehrung der Accademia Italia Calvatone in Form des Preises Premio d'Italia durch seine Wohngemeinde Rorschacherberg.[8] „Mit sichtlichem Stolz, einen Preisträger der Accademia Italia auf Rorschacherberger Gemeindegebiet wohnhaft zu wissen, überreichte der Gemeindeammann Ernst Tobler die Auszeichnung samt Ehrenurkunde.“[9]

Hans E. Deutsch wurde von seinem Vater, einem Fabrikanten, früh gefördert. Er studierte von 1944 bis 1950 Malerei und Kunstgeschichte in Luzern, St. Gallen und München, wo er 1948 ein Atelier einrichtete und erste Ausstellungen machte. Sie führten ihn in viele Galerien und Museen in Europa und Übersee. 1950 übersiedelte Deutsch nach Rorschach, arbeitete jedoch weiterhin bis 1959 in seinem Atelier in St. Gallen. 1959 nahm er Wohnsitz in Rorschacherberg über dem Bodensee.

Hans E. Deutsch war in frühen Jahren mit Malern wie Jo von Kalckreuth, Otto Dix und Cuno Amiet, mit Adolf Dietrich und Varlin (Willy Guggenheim), Hans Purrmann sowie Ernst Morgenthaler freundschaftlich verbunden. Mit Jo von Kalckreuth reiste er u. a. 1952 nach Griechenland und Tanger.[10]

Von seinem Haus in Rorschacherberg aus hatte er einen weiten Blick über den ganzen Bodensee, der für sein persönliches Schaffen bedeutend war und der ihn auch stark beeinflusste. Drei Länder begegnen sich hier: Deutschland, Österreich und die Schweiz. Diese Weite der Landschaft wird in den Arbeiten Deutschs deutlich spürbar. Die Nähe zum Wasser und seine Liebe zum Bodensee prägten unverkennbar sein Schaffen. Das Farbenspiel des Wassers, Boote, Segel, Möwen kehrten immer wieder als Leitmotive in seine Werke zurück. Die Landschaften und die Weite der Seelandschaft, die Stimmungen des Bodensees, aber auch die grossen Meere, deren Impressionen er nach Hause brachte, prägten viele seiner Arbeiten.[11]

Deutsch malte auch Menschen, Clowns und Harlekins, in üppigem Farbauftrag, opulente Stillleben, tiefblaue Seeidyllen, das Rheintal mit seinen Rebhängen, Feldern und Siedlungen, Boote am Anlegesteg oder zur Ausfahrt bereit.

Neben Figürlichem und Gegenständlichem arbeitete er auch an freien Farbkompositionen. Er verarbeitete seine Werke expressiv mit einer gewissen Abstraktion, insbesondere in der eigenwilligen Behandlung der Perspektive.[12]

Im In- und Ausland nahm Hans E. Deutsch an zahlreichen Ausstellungen teil. Seine Werke hängen in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen in der Schweiz, in Europa und in Übersee.

Hans E. Deutsch wirkte von 1965 bis 1970 als künstlerischer Berater beim Internationalen Olympischen Komitee (Internationales Olympisches Komitee IOC) mit und war bis 1999 ebenfalls künstlerisch beratend für die Swissair tätig.[13] In den 1980er Jahren wurde ihm von der Universität Konstanz eine Professur in Kunstwissenschaften angeboten, die er jedoch ablehnte. Er befürchtete durch die Institutionalisierung seiner Arbeit eine Einengung oder gar, seine künstlerisch kreative Freiheit, das höchste Gut des freien Künstlers, zu verlieren. Er blieb Zeit seines Lebens bis zu seinem Tod im Jahre 2014 ein wacher Geist, schöpferischer Denker und Künstler.[14]

Hans E. Deutsch war Freimaurer und Mitglied der Schweizerischen Grossloge Alpina sowie der Freimaurerloge Humanitas in Libertate im Orient St. Gallen.[15]

Als freischaffender Kunstmaler war Hans E. Deutsch Mitglied der Thurgauer Künstlergruppe sowie der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA).

Werke in öffentlichen Sammlungen Bearbeiten

 
Komposition 1997
 
Lithographie 1987, Rose, von Hans E. Deutsch

Literatur Bearbeiten

 
Monografie Hans E. Deutsch, erschienen 1990
  • Katalog H. E. Deutsch, mit einführenden Worten von Prof. Dr. A. Nydegger, Hochschule St. Gallen (HSG), mit zehn Farb- und dreizehn schwarz-weiss Reproduktionen. Format 30 × 21 cm, Auflage 10'000. Ex., Geisser Druck, Horn TG, 1965
  • Alfred Rutz, Rorschach: Wärme der Farbe – Melodie der Form, Aufsatz über den Maler Hans E. Deutsch, in Rorschacher Monatschronik, Nr. 7 – 1968
  • Im Beobachter Verlag Basel erschien am 21. November 1961 ein Farb-Titelblatt Bergstrasse im Winter von Hans E. Deutsch mit einem Aufsatz der bekannten Kunsthistorikerin Dorothea Christ.
  • In der Enziklopedia Internationale degli Artisti 1970–1971, Bugatti Editore-Universitas Europea, Ancona, Italien, wird Hans E. Deutsch neben Picasso, Salvador Dalí, Joan Miró, Viktor Vasarely, Giorgio Morandi, Casorati Guttuso und anderen international bekannten Künstlern mit verschiedenen Reproduktionen vorgestellt.
  • Im Kunstcomposé 1970, Kraus Verlag München, wird Hans E. Deutsch mit einer Besprechung von Alfred Rutz, Rorschach, und fünf schwarz-weiss Tafeln neben 24 bedeutenden europäischen Malern aufgeführt.
  • Dr. Walter Röcking, Frankfurt: Aufsatz über den Maler Hans E. Deutsch mit fünf Farbtafeln. im Neujahrsblatt von 1970, Loepfe-Benz Verlag AG, Rorschach
  • Grosser Bildband Hans E. Deutsch, 1990, veranlasst durch die Firma Hauser Treuhand, Rorschach/CH, Geisser Druck, Horn/CH sowie Druck + Satz AG, Rorschach/CH[16]
  • Internationale Bodenseehefte, Nr. 12, 1986, mit einem 11-seitigen Beitrag von Manfred E. Friedrich, Bremerhaven, Ein Maler sieht den Bodensee, mit 8 Farb- und 4 schwarz-weiss Reproduktionen über den Maler Hans E. Deutsch
  • Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts, Verlag Huber AG, Frauenfeld
  • Thurgauer Künstler 1980, Verlag Thurgauer Künstler
  • Lexikon der Zeitgenössischen Europäischen Künstler, Edizione Accademia Italia
  • Lexikon der Zeitgenössischen Schweizer Künstler, Verlag Huber AG, Frauenfeld
  • Who is who in the Arts, Red Series Verlag International, für Prominenten-Enzyklopädien 1982
  • The Swiss and Liechtenstein, Who is who, Red Series Verlag International, für Prominenten-Enzyklopädien 1983
  • Zeitgenössische Persönlichkeiten der Welt, Edizione Accademia Italia 1983
  • Who is who International Art, 1986
  • Amt für Kulturpflege des Kantons St. Gallen, Künstler-Dokumentation 1984
  • „Der Maler Hans E. Deutsch“, Institut für Zeitgenössische Kunst, Mailand

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hans E. Deutsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ernst Graf: Internationale Auszeichnungen – Rembrandtpreis und Ehrenprofessur für Hans E. Deutsch In: Rorschacher Zeitung vom 26. Juli 1978.
  2. Hans E. Deutsch – ein Pionier des europäischen abstrakten Expressionismus. In: Das Kunst-Bulletin, Ausgabe September 1997.
  3. Ernst Graf: Internationale Auszeichnungen – Rembrandtpreis und Ehrenprofessur für Hans E. Deutsch. In: Rorschacher Zeitung vom 26. Juli 1978.
  4. Ernst Graf: Hans E. Deutsch zum Accademico d'Italia ernannt. In: Ostschweizer Zeitung vom 20. November 1979.
  5. ge: Dürer-Medaille für Hans E. Deutsch. In: St. Galler Tagblatt vom 3. Mai 1982.
  6. Hugo Rohner: Ein «Cavalliere» der Kunst. In: St. Galler Tagblatt vom 23. April 1997.
  7. Manfred E. Friedrich: Der Kunstmaler Hans Deutsch wird heute 60 Jahre alt. In: St. Galler Tagblatt vom 18. April 1987.
  8. Peter Beerli: Ehrung für Hans Deutsch In: Rorschacher Zeitung vom 18. Dezember 1986.
  9. kö: Rorschacherberger Kunstmaler wird geehrt – Den Premio d’Italia empfangen. In: St. Galler Tagblatt vom 18. Dezember 1986.
  10. Louis Mettler: Botschafter des Bodenseeraums (Hans E. Deutsch zum Siebzigsten). In: Die Ostschweiz vom 18. April 1997.
  11. Louis Mettler: Botschafter des Bodenseeraums. In: Die Ostschweiz vom 18. April 1997.
  12. Erich Hochreutener: Hans E. Deutsch. In: Bildband Hans E. Deutsch. 1990.
  13. Louis Mettler: Botschafter des Bodenseeraums. In: Die Ostschweiz vom 18. April 1997.
  14. Was er tat, hatte Sinn. Tagblatt Online vom 25. Juni 2014.
  15. sh. Mitgliederverzeichnisse der Logen.
  16. Detlev Eberhard: Neuer Kunstband über Hans E. Deutsch veröffentlicht In: Ostschweizer Tagblatt vom 9. Januar 1991.