Guéchémé

Landgemeinde in Niger

Guéchémé (auch: Ghéshémé) ist eine Landgemeinde im Departement Tibiri in Niger.

Landgemeinde Guéchémé
Landgemeinde Guéchémé (Niger)
Landgemeinde Guéchémé (Niger)
Landgemeinde Guéchémé
Koordinaten 12° 54′ N, 3° 52′ OKoordinaten: 12° 54′ N, 3° 52′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Dosso
Departement Tibiri
Einwohner 108.778 (2012)

Geographie Bearbeiten

Guéchémé grenzt im Südosten an den Nachbarstaat Nigeria. Die Nachbargemeinden in Niger sind Tibiri im Nordwesten, Douméga im Nordosten, Karakara im Südwesten sowie Karguibangou und Tombokoirey II im Nordwesten.

Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 106 Dörfer, 110 Weiler und 19 Lager.[1] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Guéchémé.[2] Weitere größere Dörfer sind Bey-Bey, Fadama, Lido, Lokoko und Sabon Gari.[1]

Durch das Gemeindegebiet verläuft das große, periodisch wasserführende Trockental Dallol Maouri. In Guéchémé besteht ein hohes Risiko von Überschwemmungen.[3]

In der Gemeinde herrscht das Klima der Sahelzone. Es gibt eine kühle Trockenzeit von November bis Februar, eine heiße Trockenzeit von März bis Mai, eine Regenzeit von Juni bis September sowie erneut eine heiße Trockenzeit im Oktober. Die Temperaturen schwanken zwischen 18 und 30 °C in der kalten Jahreszeit und zwischen 35 und 43 °C in der heißen Trockenzeit. Niederschläge fallen zeitlich und räumlich unregelmäßig. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf 600 mm pro Jahr an etwa 40 Regentagen.[4]

Geschichte Bearbeiten

Das Gebiet von Guéchémé war ab dem 18. Jahrhundert ein kleines Fürstentum namens Takassaba. Es wurde von Maouri beherrscht, einer Untergruppe der Hausa. Der Gründer von Takassaba war ein Maouri namens Babba. Einer seiner Nachfolger war Kiassa, der von 1798 bis 1828 regierte. Ihm gelang es sein Herrschaftsgebiet auf weitere Dörfer auszuweiten, darunter Bana, Dioundiou und Yélou. Bald nach seinem Tod zerfiel sein Reich jedoch wieder. Im 19. Jahrhundert gab es in Takassaba wechselnde Herrschaftssitze. Dazu zählten die heutigen Dörfer Guéchémé und Béyé-Béyé, das nach seinem Gründer benannt ist. Von 1894 bis 1917 war Soumana der Herrscher von Takassaba. Er erlebte die Ankunft der französischen Kolonialherren.[5]

Frankreich richtete 1934 einen Kanton namens Takassaba ein.[6] Im Jahr 1975 wurde Guéchémé zum Hauptort dieses Kantons bestimmt. Die Landgemeinde Guéchémé ging 2002 im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Takassaba/Guéchémé hervor. Bei Überschwemmungen im Jahr 2008 wurden 238 Einwohner als Geschädigte eingestuft.[7] Seit 2011 gehört die Landgemeinde nicht mehr zum Departement Dogondoutchi, sondern zum neugeschaffenen Departement Tibiri.[8]

Bevölkerung Bearbeiten

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 108.778 Einwohner, die in 13.762 Haushalten lebten.[1] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 88.083 in 10.870 Haushalten.[9]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 8412 Einwohner in 1074 Haushalten,[1] bei der Volkszählung 2001 6803 in 827 Haushalten[9] und bei der Volkszählung 1988 5134 in 643 Haushalten.[10]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Arawa, Fulbe, Kurfeyawa und Gobirawa.[11]

Politik Bearbeiten

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 25 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 9 PNDS-Tarayya, 4 MPN-Kiishin Kassa, 3 MNSD-Nassara, 2 CDS-Rahama, 2 MPR-Jamhuriya, 2 RDP-Jama’a, 2 RDR-Tchanji und 1 CRPD-SULHU.[12]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 102 Dörfern in der Gemeinde, darunter dem Hauptort.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Landwirtschaft und Viehzucht sind die wirtschaftlichen Eckpfeiler und die Hauptbeschäftigung in Guéchémé.[13] Die Gemeinde liegt in jener schmalen Zone entlang der Grenze zu Nigeria, die von Tounouga im Westen bis Malawa im Osten reicht und in der Bewässerungsfeldwirtschaft für Cash Crops betrieben wird.[14] In der Regenzeit werden hauptsächlich Hirse, Augenbohnen, Erdnüsse, Erderbsen und Foniohirse angebaut. In der bewässerten Landwirtschaft werden vor allem Zuckerrohr, Wassermelonen, Lattiche, Kohl, Tomaten und Paprika sowie Mangos, Zitrusfrüchte, Guaven und Papayas kultiviert. An Vieh werden Ziegen, Rinder und Schafe sowie ferner Esel, Pferde und Kamele gehalten.[13]

Im Hauptort sowie in den Dörfern Bawada, Béyé-Béyé, Boyé-Boyé, Fadama, Landara, Lido, Lokoko, Makorwa und Tombo Dogo werden Wochenmärkte abgehalten. Der Markttag im Hauptort ist Mittwoch.[15] Das staatliche Versorgungszentrum für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Materialien (CAIMA) unterhält eine Verkaufsstelle im Hauptort.[16]

Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind im Hauptort sowie in den Siedlungen Fadama, Lido und Makorwa vorhanden. Das Gesundheitszentrum im Hauptort verfügt über ein eigenes Labor und eine Entbindungsstation.[17] Allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG) gibt es im Hauptort sowie in den Siedlungen Fadama, Lido, Lokoko, Makorwa und Tombo Dogo.[18] Beim Centre de Formation aux Métiers de Guéchémé (CFM Guéchéme) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[19]

Durch Guéchémé verläuft die Nationalstraße 3, die den Ort mit den Nachbargemeinden Karguibangou und Tibiri verbindet. Die Niederschlagsmessstation im Hauptort liegt auf 200 m Höhe und wurde 1972 in Betrieb genommen.[20]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Boubé Ousmane Maliki: Contribution des banques céréalières pour la prévention de l’insécurité alimentaire chez les ménages membres dans la commune de Guéchémé. Cas de la banque céréalière de Goubawa. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2016.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 180–185, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  2. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  3. M. Tiepolo, M. Ali, M. Bacci, S. Braccio, H. Issa, A. Z. Oumarou: Analyse du risque d’inondation dans les communes de la Région de Dosso au Niger, 1998–2016. (PDF) Projet ANADIA 2.0, rapport n. 5. Agence Italienne pour la Coopération au Développement, 2018, S. 10 und 22, abgerufen am 26. April 2018 (französisch).
  4. Commune rurale de Guéchémé. Plan de développement communal 2014-2018. Version finale. (MS Word) CIVITAC Niger, April 2014, S. 21, abgerufen am 13. Dezember 2022 (französisch).
  5. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 174–175.
  6. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 243–244.
  7. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des dégâts causés par les inondations (2008) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven). Website des Centre d’Information et de Communication, veröffentlicht am 18. November 2008, abgerufen am 31. März 2012.
  8. Une nouvelle loi sur le redécoupage administratif. In: L’Arbre à Palabres. Nr. 13, 11. August 2011, S. 2 (nigerdiaspora.net [PDF; abgerufen am 28. Januar 2014]).
  9. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  10. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 100 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  11. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  12. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  13. a b Commune rurale de Guéchémé. Plan de développement communal 2014-2018. Version finale. (MS Word) CIVITAC Niger, April 2014, S. 21, abgerufen am 13. Dezember 2022 (französisch).
  14. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  15. Commune rurale de Guéchémé. Plan de développement communal 2014-2018. Version finale. (MS Word) CIVITAC Niger, April 2014, S. 44, abgerufen am 13. Dezember 2022 (französisch).
  16. CAIMA. In: Béret Vert. Bulletin de Liaison et d’Information des Forces Armées Nigériennes. Nr. 17, Mai 2013, S. 28.
  17. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  18. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  19. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 89, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).
  20. Evaluation Hydrologique de l’Afrique Sub-Saharienne. Pays de l’Afrique de l'Ouest. Rapport de Pays: Niger. Mott MacDonald International / BCEOM / SOGREAH / ORSTOM, Cambridge / Montpellier / Grenoble August 1992, Annexe E: Liste des postes pluviométriques, S. 7 (horizon.documentation.ird.fr [PDF; abgerufen am 18. März 2022]).