In der Mathematik ist die Gromoll-Meyer-Sphäre ein Beispiel einer exotischen Sphäre, d. h. einer nicht zur Standard-Differentialstruktur äquivalenten Differentialstruktur auf einer Sphäre. Sie erzeugt die Gruppe der 7-dimensionalen Homotopiesphären und war das erste Beispiel einer exotischen Sphäre mit einer Metrik nichtnegativer Schnittkrümmung.

Geschichte

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Eine exotische Sphäre ist eine differenzierbare Mannigfaltigkeit, die homöomorph, aber nicht diffeomorph zur Einheitssphäre im   ist. John Milnor fand 1956 die ersten Beispiele exotischer Sphären, die er als  -Bündel über   konstruierte. Er bewies, dass es auf der 7-dimensionalen Sphäre 28 verschiedene Differentialstrukturen gibt und dass die Gruppe der 7-dimensionalen Homotopiesphären modulo h-Kobordismus isomorph zu

 

ist. Die  -Bündel über   (sogenannte Milnor-Sphären) entsprechen dabei den 21 Elementen

 ,

wobei das Bündel mit Euler-Zahl   und Pontrjagin-Zahl   dem Element

 

in   entspricht. Egbert Brieskorn zeigte 1966, dass sich die Milnor-Sphären auch als Verschlingungen von Singularitäten von Hyperflächen im   beschreiben lassen, nämlich als Schnitt der Hyperfläche

 

mit einer kleinen Sphäre um den Nullpunkt. Gromoll und Meyer gaben 1974 eine Konstruktion des Erzeugers (d. h. des   entsprechenden Elements der Gruppe der Homotopiesphären) als Biquotient der Gruppe

 

und fanden damit insbesondere das erste Beispiel einer Riemannschen Metrik nichtnegativer Schnittkrümmung auf einer exotischen Sphäre. Grove und Ziller bewiesen 2000, dass auch die anderen Milnor-Sphären eine Metrik nichtnegativer Schnittkrümmung haben. Duran, Püttmann und Rigas gaben 2010 eine aus der Gromoll-Meyer-Konstruktion abgeleitete Konstruktion aller exotischen 7-Sphären.

Konstruktion

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Es sei   die kompakte symplektische Gruppe, d. h. die Gruppe der das kanonische Skalarprodukt auf dem 2-dimensionalen quaternionischen Vektorraum   erhaltenden  -linearen Abbildungen, und es sei   die Gruppe der Quaternionen von Norm  . Dann wirkt   auf   durch

 .

Diese Wirkung ist frei mit Quotient  . Insbesondere wirkt die Diagonale

 

frei auf   und Gromoll und Meyer bewiesen, dass der Quotient   diffeomorph zur Milnor-Sphäre mit   ist.

Aus der O’Neill-Formel folgt, dass   nichtnegative Schnittkrümmung und positive Ricci-Krümmung hat. Man kann die Metrik so deformieren, dass die Schnittkrümmung fast überall positiv wird.

Literatur

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  • John Milnor: On manifolds homeomorphic to the 7-sphere. In: Ann. of Math. 2. Band 64, 1956, S. 399–405. (pdf)
  • Detlef Gromoll, Wolfgang Meyer: An exotic sphere with nonnegative sectional curvature. In: Ann. of Math. 2. Band 100, 1974, S. 401–406. (pdf)
  • Karsten Grove, Wolfgang Ziller: Curvature and symmetry of Milnor spheres. In: Ann. of Math. 2. Band 152, no. 1, 2000, S. 331–367. (pdf)
  • Carlos Durán, Thomas Püttmann, A. Rigas: An infinite family of Gromoll-Meyer spheres. In: Arch. Math. (Basel). Band 95, no. 3, 2010, S. 269–282. (pdf)
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  • M. Joachim, D. J. Wraith: Exotic spheres and curvature. In: Bull. Amer. Math. Soc. (N.S.). Band 45, no. 4, 2008, S. 595–616. (pdf)
  • Exotic Spheres (Manifold Atlas)