Gough-Insel

Insel im Südatlantik
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Gough [gɔf-] (auch portugiesisch Gonçalo Álvares) ist eine ungefähr 900 m hohe vulkanische Insel im Atlantischen Ozean, die zur Inselgruppe Tristan da Cunha gehört. Sie liegt etwa 400 Kilometer südöstlich der Hauptinsel Tristan da Cunha und gehört zum Britischen Überseegebiet St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha, dessen Hauptort Jamestown auf der Insel St. Helena rund 2700 Kilometer entfernt liegt. Die Insel gehört, zusammen mit der 2004 hinzugefügten Insel Inaccessible, seit 1995 zum Weltnaturerbe der UNESCO.

Gough-Insel
Blick vom Edinburgh Peak
Blick vom Edinburgh Peak
Gewässer Südatlantik
Inselgruppe Tristan da Cunha
Geographische Lage 40° 19′ S, 9° 57′ WKoordinaten: 40° 19′ S, 9° 57′ W
Lage von Gough-Insel
Länge 13,9 km
Breite 8 km
Fläche 65 km²
Höchste Erhebung Edinburgh Peak
910 m
Einwohner ca. 6 (Stationspersonal)
<1 Einw./km²
Karte der Gough-Insel
Karte der Gough-Insel
Klimadiagramm von Gough

Die Insel liegt etwa 2600 km von Kapstadt (Südafrika) und etwa 3550 km vom südamerikanischen Festland (Cabo de São Tomé) entfernt.

Geographie Bearbeiten

Die Insel ist 65 Quadratkilometer groß,[1] 13,9 Kilometer lang und bis zu 8 Kilometer breit. Ihre höchste Erhebung ist der Edinburgh Peak mit einer Höhe von 910 m. Aufgrund ihrer Lage in den sogenannten Roaring Forties herrscht nahezu ganzjährig starker Westwind; die Niederschläge erreichen 3397 Millimeter im Jahresmittel und die Lufttemperatur beträgt im Mittel 11,9 °C.

Geschichte Bearbeiten

Entdeckt wurde sie im Juli 1505 durch den portugiesischen Seefahrer Gonçalo Álvares, nach dem sie vorerst benannt wurde;[2][3] eine erstmalige Kartografierung erfolgte 1519. Eine spanische Karte aus 1584 zeigte die Insel mit dem Namen des Gonçalo Álvares.[4]

Trotz ihrer Abgeschiedenheit und der geringen Wahrscheinlichkeit für Seefahrer, im Südatlantik auf diese Insel zu treffen, wurde sie relativ häufig frequentiert. Im Mai 1675 betrat sie der englische Kaufmann Anthony de la Roché. Der Londoner französischer Abstammung umrundete im April 1675 Kap Hoorn mit zwei Schiffen und 56 Mann Besatzung auf der Reise von Peru nach Europa. Ein Sturm brachte sie vom Kurs ab und trieb sie in den Südatlantik.[5]

Die Insel wurde am 3. März 1732 von Kapitän Charles Gough auf dem Weg nach China wiederentdeckt.[6] Er bezeichnete sie in seinem Logbuch als „sehr hohe Insel mit ungefähr 5 oder 6 Meilen Länge, die in einer alten portugiesischen Karte als Gonçalo Álvares bezeichnet ist“.[7] Er zeichnete Ansichten, landete dort jedoch nicht. Kapitän Peter Heywood landete mit der „Nereus“ hier am 8. Januar 1811 und zeichnete die Positionen auf.

Schutzstatus Bearbeiten

Die erste Stufe ihrer Unterschutzstellung begann 1976 als nature reserve. Die britischen Behörden veranlassten zuvor die Tristan da Cunha Conservation Ordinance of 1976, worunter auch die Gough-Insel fiel. Im Jahre 1985 folgte der zweite Schritt, womit die Insel in den Status IUCN Ia Strict Nature Reserve erhoben wurde, der die wissenschaftliche Forschung gestattete und das Areal sonst weitgehend abriegelte. 1995 erfolgte dann die Einstufung als World Heritage Site.[8]

Tierwelt Bearbeiten

Die Insel ist Heimat zweier endemischer Vogelarten: des Goughteichhuhns (Gallinula comeri) und der Goughammertangare (Rowettia goughensis). Von 52 vorkommenden Seevogelarten brüten 32 auf der Insel. Sie beherbergt 48 % der weltweiten Population des Nördlichen Felsenpinguins (Eudyptes chrysocome moseleyi).[9]

Bekannt ist auch die Kolonie der Subantarktischen Seebären (Arctocephalus tropicali), in der drei Viertel der weltweiten Bestände dieser Art leben.

Die Hausmaus (Mus musculus) wurde im 19. Jahrhundert durch Walfänger eingeschleppt. Durch ihr räuberisches Verhalten bedroht sie mittlerweile den Fortbestand einheimischer Vogelarten.[10][11] Daher wurde eine Kampagne zur Ausrottung der Mäuse geplant[12][13] und 2021 durchgeführt. Doch auch danach wurden im Jahr 2022 einige Maus-Exemplare gefunden.[14] Positiv ist, dass beispielsweise der Hakensturmtaucher Pterodroma incerta im Jahr 2021 mehr als doppelt so viele Jungvögel aufziehen konnte, als in den Jahren vor dem Ausrottungsprogram gegen die Mäuse.[15]

Frühe Arbeiten und die Forschungsstation Bearbeiten

Das öffentliche Interesse an der Insel ergab sich aus der nautischen Erfordernis zur Ermittlung von Wetterdaten im Südatlantik. Das betraf in dieser Region aktive Seefahrer und die Regierung der Südafrikanischen Union. Zunächst wurde versucht, auf Tristan da Cunha die notwendigen Werte zu ermitteln. Diese Insel erwies sich jedoch zu diesem Zweck als nicht ausreichend geeignet. Die damalige südafrikanische Regierung beauftragte 1947 den Geophysiker und Ozeanographen Athelstan Frederick Spilhaus mit der Suche nach Alternativen. Im Ergebnis seiner diesbezüglichen Arbeiten empfahl er die Einrichtung einer Wetterstation auf der Gough-Insel. Um 1950 plante man deren Errichtung, es ergaben sich aber Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Personal. So musste man weiterhin mit Wetterdaten von aus Südamerika kommenden Schiffen und ihrer synoptischen Prognose für die Seerouten südlich vom Kap der Guten Hoffnung auskommen. Ab Dezember 1953 begann ein Fischereiunternehmen aus Kapstadt im Seegebiet um die Insel zu operieren. Mit Hilfe des Hochseefischereischiffs Voorbok konnten die errechneten Wetterdaten vor Ort überprüft werden. Nach den gewonnenen Ergebnissen und Einschätzungen erwies sich die Insel als ein geeigneter Standort für die erhoffte Wetterbeobachtungsstation.[8]

Die systematische Erforschung des Ökosystems auf der Insel begann zwischen 1955 und 1956. In diesem Zeitraum leitete der noch junge Geodät John Bryan Heaney, zu Beginn krankheitsbedingt abwesend, die privat organisierte und über sechs Monate währende Forschungsreise, Gough Island Scientific Survey (GISS) genannt.[16] Dabei entdeckte man bislang unbekannte Pflanzen und Vögel. Die Ergebnisse dieser Reise publizierte Martin Wyatt Holdgate (* 1931), der damalige Chefbiologe des British Antarctic Survey, in seinem 1958 in London erschienenen Werk Mountains in the sea: The story of the Gough Island expedition.[17] Von Heaney, der später in der Ölindustrie arbeitete, stammt auch die erste exakte Kartierung der Insel.[18] Diese topografische Karte im Maßstab 1:40.000 wurde 1957 im The Geographical Journal der Royal Geographical Society veröffentlicht. Seine Expedition schloss mit einem finanziellen Überschuss ab und dieser bildete den Grundstock für weitere Erkundungen. Weit bedeutender waren jedoch die Ergebnisse dieser Forschungen, da sie den frühesten Grundstein für das spätere Schutzgebiet auf der Insel legten.[19][20]

Auf der abgelegenen und einsamen Insel, die etwa 2600 km von Kapstadt entfernt liegt, betreibt Südafrika seit 1956 eine mit sechs bis acht Personen durchgehend bemannte Wetterstation (40° 20′ 57,7″ S, 9° 52′ 49,3″ W). Der früheste Standort befand sich bei einem The Glen genannten Punkt, der am Ausgang einer steilen Schlucht an der Küste zur Quest Bay lag. Im Jahre 1963 wurde die Station in eine weiter südlich gelegene und flachere Region der Insel verlegt. Von dort werden stündliche meteorologische Messungen vorgenommen. Das Areal der Station wurde durch Südafrika von dem Vereinigten Königreich gepachtet und ist regional-administrativ der Verwaltung von Kapstadt unterstellt. Die dort tätigen Mitarbeiter gehören dem South African National Antarctic Programme (SANAP) an.

Sonstige Angaben Bearbeiten

Von August bis September 1958 testeten die USA nahe der Insel mit dem Argus-Experiment die Möglichkeit, mittels Atombombenexplosionen in großer Höhe (200 bis 540 km) künstliche Strahlungsgürtel zu erzeugen. Solche Strahlungsgürtel sind von militärischem Interesse, da sie Radar und Radioübertragung beeinträchtigen, elektronische Komponenten wie beispielsweise Zündmechanismen von Sprengköpfen schädigen sowie die Gesundheit von hindurchfliegenden Raumschiffbesatzungen gefährden können. Es wurden drei Tests durchgeführt, unter anderem von dem Schiff USS Norton Sound.

Im Jahr 2011 wurde die Insel als eine Regattamarke der Weltumsegelungsregatta Barcelona World Race benutzt, die die Teilnehmerboote auf ihrem Weg von Europa zum Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) zu umrunden hatten.

Im Oktober 2020 retteten sich alle 62 Besatzungsmitglieder der Geo Searcher zur Wetterstation auf Gough Island, nachdem ihr Schiff weniger als eine Meile vor der Insel auf Grund gelaufen und gesunken war. Sie wurden nach Tagen vom südafrikanischen Versorgungsschiff SA Agulhas II gerettet. Ein Besatzungsmitglied hatte sich leicht verletzt.[21][22]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gough-Insel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Gough Island. In: The Tristan da Cunha Website. Tristan da Cunha Government und Tristan da Cunha Association, abgerufen am 10. April 2017 (englisch).
  2. Andrew David (Hrsg.), William Robert Broughton's Voyage of Discovery to the North Pacific 1795–1798, 2010, S. 295
  3. Robert Headland, Chronological List of Antarctic Expeditions & Related Historical Events, 1989, S. 53/69
  4. Cambridge University Press (Hrsg.), The Naval Chronicle: Volume 29, January-July 1813, 2010, S. 220
  5. David G. Campbell, Summers in Antarctica, 2001 S. 154
  6. Robert K. Headland, Expeditions and Related Historical Events, 1989, S. 69
  7. India Office Library (Hrsg.). Charles Gough: Manuskript des Logbuchs der HEIC ‚Richmond‘, London, L/MAR/329A
  8. a b Christine Hänel: Gough Island 500 years after its discovery: a bibliography of scientific and popular literature 1505 to 2005. Mit umfangreicher Bibliografie zur Gough-Insel. In: South African Journal of Science. Band 104, Nr. 9–10, Oktober 2008, ISSN 0038-2353, S. 329–332 (englisch, online [abgerufen am 5. Dezember 2016] in der Scientific Electronic Library Online (SciELO) South Africa).
  9. Important Bird Areas factsheet: Gough Island. In: BirdLife Data Zone. BirdLife International, abgerufen am 5. Dezember 2016 (englisch).
  10. Dagny Lüdemann: Insel Gough: Maus frisst Albatros – Auf der Insel Gough im südlichen Atlantik machen räuberische Nager Jagd auf seltene Seevögel. In: Der Tagesspiegel. 22. Mai 2008, abgerufen am 5. Dezember 2016.
  11. Tristan da Cunha Programme. In: The RSPB: Conservation projects. Royal Society for the Protection of Birds, abgerufen am 5. Dezember 2016 (englisch).
  12. Daniel Lingenhöhl: Invasive Arten: Monstermäusen geht es an den Kragen. In: Spektrum.de. 15. September 2017, abgerufen am 15. September 2017.
  13. The Project. In: goughisland.com. Royal Society for the Protection of Birds, abgerufen am 17. Mai 2022 (englisch).
  14. Megan Shersby: Mouse spotted on Gough Island following eradication programme. In: Discover Wildlife. 20. Dezember 2021, abgerufen am 17. Mai 2022 (englisch).
  15. Gough Island restoration programme. Royal Society for the Protection of Birds RSPB, abgerufen am 29. Mai 2023 (englisch).
  16. Obituary: John Heaney Of The South Georgia Surveys. In: South Georgia Newsletter, November 2010. Government of South Georgia & the South Sandwich Islands, November 2010, abgerufen am 5. Dezember 2016 (englisch).
  17. Gough Island Scientific Survey, 1955–56. In: Scott Polar Research Institute – Online resources. Department of Geography, University of Cambridge, abgerufen am 5. Dezember 2016 (englisch).
  18. Martin Holdgate: Obituaries: John Bryan Heaney. Nachruf. In: Polar Record. Band 48, Nr. 2. Cambridge University Press, April 2012, ISSN 0032-2474, S. 207–208, doi:10.1017/S0032247411000015 (englisch).
  19. Martin Holdgate: Obituary: John Bryan Heaney, 1931–2010. In: The Geographical Journal. Band 177, Nr. 1. Royal Geographical Society, 17. Februar 2011, ISSN 0016-7398, S. 94–95, doi:10.1111/j.1475-4959.2011.00398.x (englisch, freie Artikelvorschau auf deepdyve.com).
  20. Bibliographische Angaben zur Karte: Topographical map of Gough Island (colour). Surveyed by J.B. Heaney, assisted by M.W. Holdgate of the Gough Island Scientific Survey, November 1955 to May 1956. Published by the Royal Geographical Society, London.
  21. Seafarers Stranded on Remote South Atlantic Island After Vessel Sinks. Abgerufen am 9. November 2020 (englisch).
  22. Tony Carnie: Drama on the High Seas: Geo Searcher crew: SA fishermen home at last after Atlantic rescue 2,600km from home. 26. Oktober 2020, abgerufen am 9. November 2020 (englisch).