Gottfried Reinhardt

österreichisch-US-amerikanischer Filmproduzent und Filmregisseur

Gottfried Reinhardt (* 20. März 1913 in Berlin; † 18. Juli 1994 in Los Angeles) war ein österreichisch-amerikanischer Filmproduzent und Filmregisseur.

Leben und Wirken Bearbeiten

Der Sohn des Regisseurs und Theaterunternehmers Max Reinhardt und der Schauspielerin Else Heims besuchte das Französische Gymnasium Berlin. Nach seinem Abitur wurde er Schauspieler und Regisseur am Deutschen Theater, das von seinem Vater geleitet wurde. Am Deutschen Theater inszenierte er die Uraufführung einer Theateradaption von Erich Kästners Pünktchen und Anton.

1932 ging er zu Studienzwecken in die USA, wo er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten blieb. Er wurde Regieassistent von Ernst Lubitsch in Hollywood. Bald darauf band er sich vertraglich als Lektor, Story-Auditor und Produktionsassistent an die Filmfirma MGM. In diesen Funktionen war er an verschiedenen Filmen beteiligt, darunter 1938 Der große Walzer (The Great Waltz).

Seine Position bei MGM erlaubte es ihm auch, zahllosen aus Deutschland geflüchteten Film – und Theaterleuten Jobs in Hollywood zu vermitteln. Viele von ihnen trafen sich im Haus von Berthold und Salka Viertel. Berthold Viertel, der in Deutschland von Max Reinhardt häufig als Regisseur eingesetzt wurde, hatte schon seit 1927 immer wieder Regieaufträge in den USA erhalten, seine Frau war mit Greta Garbo befreundet und arbeitete an den für sie geschriebenen Drehbüchern mit. Berthold und Salka Viertel lebten zwar zusammen, hatten sich aber schon Anfang der Dreißigerjahre persönlich auseinandergelebt.[1]

Aus der Begegnung mit Salka Viertel entstand für Gottfried Reinhardt trotz des Altersunterschiedes von 24 Jahren eine tiefe Beziehung: »Salka und ich haben uns rasch angefreundet, wir haben miteinander gearbeitet und gelebt.«[2] 1943 heiratete er seine Ehefrau Silvia.[3]

Reinhardt, inzwischen amerikanischer Staatsbürger, arbeitete ab 1940 als Produktionsleiter und Produzent. 1941 produzierte er Greta Garbos Filmabschied Die Frau mit den zwei Gesichtern. Er diente dann von 1941 bis 1945 vier Jahre in der Armee, wo er sich nach der Grundausbildung in Neosho (Missouri) in der Nähe von New York mit der Herstellung von politischen Filmen beschäftigte.[4]

1951 gab er sein Regiedebüt mit dem Melodram Geborgtes Glück (Invitation). 1954 kehrte Reinhardt nach Deutschland zurück, wo er Gerhart Hauptmanns Drama Vor Sonnenuntergang mit Hauptdarsteller Hans Albers verfilmte. Dafür erhielt er bei den Berliner Filmfestspielen 1956 den Publikumspreis Goldener Bär. Reinhardts deutsche Filme gehören stilistisch dem zu dieser Zeit gepflegten Bildungsbürgerkino der Adenauer-Ära an.

In der Presse wurde immer wieder erwähnt, Gottfried Reinhardt habe im Schatten seines Vaters gestanden. Dem ist er entgegengetreten:

„Das ist einfach nicht wahr, im Gegenteil. Mein Vater war für mich eine Sonne, und ich hatte diese Sonnenstrahlen sehr gern und hatte keinerlei Schwierigkeiten, der Sohn von Max Reinhardt zu sein.“

Gottfried Reinhardt: Zeugen des Jahrhunderts[5]

Schriften Bearbeiten

  • Der Liebhaber / Erinnerungen seines Sohnes Gottfried Reinhardt an Max Reinhardt, München: Droemer Knaur, 1973, ISBN 3-426-05576-7

Filmografie Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Katharina Prager: Berthold Viertel (1885–1953) – Eine Biographie der Wiener Moderne. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2018, S. 262 ff. (austria-forum.org [abgerufen am 7. April 2024]).
  2. Gottfried Reinhardt: Der Liebhaber – Erinnerungen seines Sohnes Gottfried Reinhardt an Max Reinhardt. Droemer Knaur, München/Zürich 1971, ISBN 3-426-05576-7, S. 271 ff.
  3. Gottfried Reinhardt: Der Liebhaber - Erinnerungen seines Sohnes Gottfried Reinhardt an Max Reinhardt, München: Droemer/Knaur , 1973, S. 395, ISBN 3-426-05576-7
  4. Gottfried Reinhardt: Der Liebhaber - Erinnerungen seines Sohnes Gottfried Reinhardt an Max Reinhardt, München: Droemer/Knaur , 1973, S. 89; 395, ISBN 3-426-05576-7
  5. Gottfried Reinhardt: Hollywood, Hollywood. Lamuv, Göttingen 1992, ISBN 3-88977-284-6, S. 109.