Pünktchen und Anton

Kinderbuch von Erich Kästner

Pünktchen und Anton ist der zweite Kinderroman von Erich Kästner und dem Illustrator Walter Trier. Er erschien am 9. November 1931.[1]

Titelseite der frühen Ausgaben
„Pünktchen und Anton“, Mahnmal zur Bücherverbrennung auf dem Bonner Marktplatz

Inhalt Bearbeiten

Der Roman handelt vom Mädchen Luise Pogge, genannt Pünktchen, das in Berlin in wohlhabenden Verhältnissen lebt, und dem Jungen Anton Gast, dessen Lebensstandard weit unter dem von Pünktchen liegt. Anton lebt allein mit seiner kranken Mutter in einer kleinen Wohnung. Damit beide über die Runden kommen, muss Anton neben der Schule Geld verdienen und seiner Mutter bei der Hausarbeit helfen.

 
Walter Trier (1931): Pünktchen stand vor der Wand und knickste

Pünktchen lebt mit ihren Eltern, dem Spazierstockfabrikanten Herr Pogge und seiner Frau, die beide kaum Zeit für sie haben, dem Kinderfräulein Fräulein Andacht und der Köchin Berta, genannt „die Dicke Berta“, sowie dem Dackel Piefke in einer großen Wohnung.

Obwohl ihre Eltern wohlhabend sind, muss Pünktchen ohne Wissen ihrer Eltern mit dem Kinderfräulein betteln gehen, weil Fräulein Andachts zweifelhafter Verlobter (Pünktchen nennt ihn „Robert der Teufel“) Geld von ihr erpresst. Beim Betteln lernt Pünktchen Anton kennen, der ebenfalls bettelt, allerdings aus echter Not. Seine Mutter hat eine schwere Operation hinter sich und kann deshalb nicht für den Unterhalt der Familie aufkommen. Trotz ihrer unterschiedlichen Lebensverhältnisse werden Pünktchen und Anton dicke Freunde, die viel miteinander unternehmen.

Höhepunkt der Geschichte ist ein Einbruchsversuch Roberts in die Wohnung der Familie Pogge. Hierfür hat er sich von seiner Verlobten einen Wohnungsplan zeichnen lassen und sich zudem die Hausschlüssel verschafft. Anton, der die Schlüsselübergabe beobachtet hat, warnt die zufällig anwesende Berta telefonisch. Sie alarmiert die Polizei, der Einbrecher trifft jedoch bereits vorher ein und wird von ihr beim Betreten der Wohnung mit einer Turnkeule bewusstlos geschlagen. Gleichzeitig werden Pünktchen und Fräulein Andacht von Herrn und Frau Pogge in flagranti beim Betteln angetroffen. Das Kinderfräulein ergreift daraufhin die Flucht. Die Familie Pogge kehrt heim und trifft dort neben der Haushälterin auch noch die Polizei und den verhafteten Einbrecher an, der von Pünktchen als Verlobter von Fräulein Andacht identifiziert wird. Er wird abgeführt und die übrigen Bewohner gehen zu Bett.

Pünktchens Vater erkennt seine soziale Verantwortung und dass er seine Tochter vernachlässigt hat. Deshalb dürfen Anton und seine Mutter in die Wohnung der Pogges einziehen. Antons Mutter nimmt so die Stellung von Fräulein Andacht ein, die nach dem Einbruchversuch geflohen ist.

Zwischen den Kapiteln der Geschichte hat Kästner sogenannte „Nachdenkereien“ eingestreut, in denen er, ausgehend von Details der Geschichte, ethische Fragen anspricht.

Verfilmungen Bearbeiten

Comicversion Bearbeiten

Von Isabel Kreitz stammt eine Comicumsetzung des Romans (Dressler Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-7915-1160-3), die sich grafisch an die Originalillustrationen der Erstausgabe von 1931 (von Walter Trier) anlehnt.[2]

Kinderoper Bearbeiten

Die Kinderoper Pünktchen und Anton mit Musik von Iván Eröd und einem Libretto von Thomas Höft wurde am 8. Mai 2010 in einer Inszenierung von Matthias von Stegmann im Kinderopernzelt der Wiener Staatsoper uraufgeführt.

Musical Bearbeiten

Im Jahr 2010 kam Pünktchen und Anton in der Fassung von Thomas Zaufke (Musik) und Franziska Steiof (Text) auf die Bühne. Die Uraufführung fand am Schauspielhaus Düsseldorf statt.[3]

Im September 2014 feierte die Musicaladaption Pünktchen und Anton von Marc Schubring (Musik) und Wolfgang Adenberg (Liedtexte und Buch) Uraufführung im Jungen Theater Bonn.[4][5]

Bühnenfassungen Bearbeiten

Kurz vor Weihnachten 1931 wurde Pünktchen und Anton beim Deutschen Theater in der Regie von Gottfried Reinhardt mit Hanna Maron als Pünktchen erstmals auf die Bühne gebracht.

Die Bühne der Jugend führte Pünktchen und Anton 1947 unter der Regie von Hugo Schrader in der Neuen Scala Berlin auf.[6]

Am 26. November 2011 wurde die Bühnenfassung von Volker Ludwig unter dem Titel Pünktchen trifft Anton am Berliner Grips-Theater uraufgeführt. In Ludwigs Neufassung ist der junge Anton ein illegal in Berlin lebender Junge, dessen aus Weißrussland stammende Mutter keine Aufenthaltsgenehmigung hat. Pünktchen ist die Tochter eines reichen Immobilienmaklers, dessen Frau Charity-Partys für die Berliner Gesellschaft veranstaltet. Diese Bühnenfassung ist die erste Neubearbeitung des klassischen Stoffes, zu der die Kästner-Erben ihre Zustimmung gegeben haben.

Brettspiel Bearbeiten

1967 wurde „Pünktchen und Anton“ als Brettspiel vom Spieleverlag J. W. Spear & Söhne vorgestellt.

Literatur Bearbeiten

Ausgaben (Auswahl) Bearbeiten

  • Pünktchen und Anton. Williams & Co., Berlin-Grunewald 1931 (223 Seiten)
  • Pünktchen und Anton. Atrium Verlag, Zürich 1999 (Sonderausgabe zum Film von Caroline Link mit vielen farbigen Bildern)

Sekundärliteratur Bearbeiten

  • Hanuschek, Sven: Keiner blickt dir hinter das Gesicht: Das Leben Erich Kästners, 1. Aufl. 2024, München: Carl Hanser, 2024
  • Tobias Lehmkuhl: Der doppelte Erich. Kästner im Dritten Reich. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2023
  • Hanuschek, Sven: Erich Kästner, 4. Aufl. 2018, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2004
  • Görtz, Franz Josef und Hans Sarkowicz: Erich Kästner. Eine Biographie. 2. Aufl. 1998, München: Piper Verlag, 1998

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sven Hanuschek: Keiner blickt dir hinter das Gesicht: Das Leben Erich Kästners. Carl Hanser, München 2024, S. 189
  2. Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ gibt es jetzt als Comic. In: Berliner Literaturkritik, 4. September 2009.
  3. Pünktchen und Anton. Abgerufen am 10. Februar 2024.
  4. Uraufführung des Musicals nach dem Roman von Erich Kästner von Marc Schubring und Wolfgang Adenberg. jt-bonn.de, archiviert vom Original am 17. Juni 2015; abgerufen am 20. Mai 2015.
  5. Pünktchen und Anton (Bonn 2014). unitedmusicals.de, abgerufen am 20. Mai 2015.
  6. Berliner Zeitung vom 15. März 1947, S. 3