Girolamo Frachetta

italienischer Schriftsteller (1558–1619)

Girolamo Frachetta (* 1558 in Rovigo; † wohl am 30. Dezember 1619 in Neapel)[1] war ein italienischer Schriftsteller.

Girolamo Frachetta

Leben Bearbeiten

Girolamo Frachetta studierte Latein und Altgriechisch an der Universität Padua und machte 1581 seinen Abschluss. Anschließend zog er nach Rom, wo er zunächst in den Diensten des Kardinals Luigi d’Este stand, bis dieser 1586 starb. 1583 formulierte er seine Philosophie in 800 Thesen in dem Werk „De universo assertiones octingentae“, die wegen der starken Annäherung an nichtchristliche (Hermetik, Kabbala) Strömungen stark in die Kritik geriet. Nach d’Estes Tod wurde Frachetta Sekretär und Agent des Kardinals Scipione Gonzaga. Gleichzeitig und darüber hinaus betätigte er sich als Verfasser zahlreicher politischer und zeitgeschichtlicher Streitschriften.

Ab 1597 stand er, weiterhin in Rom lebend, fest im Dienst des spanischen Hofes. Durch seine Parteinahme für Philipp II. schuf er sich jedoch auch viele Gegner. Nachdem eines seiner Schriftstücke, das er für den spanischen Botschafter angefertigt hatte, versehentlich an die Öffentlichkeit geraten war, musste er 1604 aus Rom nach Neapel fliehen. Trotz verschiedener Versuche gelang es ihm nicht, seine Verbannung aus dem Kirchenstaat aufheben zu lassen. 1609 nahm er daher in Neapel eine Stelle als Agent des Herzogs von Urbino, Francesco Maria II. della Rovere, an. 1616/1617 geriet er bei diesem jedoch in Ungnade und verlor seinen Posten, im folgenden Jahr 1618 wurde er sogar ohne Nennung eines Grundes inhaftiert. Kurze Zeit nach seiner Freilassung im August 1619 starb er in Neapel, vermutlich am 30. Dezember 1619.

Werk Bearbeiten

Frachetta besaß eine vielseitige Bildung und war auch in der Politik seiner Zeit sehr bewandert. An größeren politischen Werken schrieb er unter anderem „Il principe“ (1597), eine Verteidigung der uneingeschränkten Monarchie, und die „Breve spositione di tutta l'opera di Lucrezio“ (1589), eine Art philosophischen Kommentar zu Lukrez’ berühmtem Gedicht „De rerum natura“.

Girolamo Frachetta war einer bedeutendsten Theoretiker der Staatsräson. Frachetta bezeichnete die Staatsräson als eine „klare Regel, mittels derer sich alle Dinge regieren lassen, je nachdem, was der Nutzen desjenigen verlangt, zu dem sie gehören.“[2] Analog dazu sei die Staatsräson des Krieges (ragion di guerra) eine „klare Regel, die militärischen Angelegenheiten gut zu regieren.“[3] Wie sich diese klaren Regeln zur rechtlichen und moralischen Ordnung verhielten, blieb allerdings vage.

Literatur Bearbeiten

  • Enzo Baldini: Frachetta, Girolamo. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 49: Forino–Francesco da Serino. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1997.
  • Artemio Baldini: Le guerre di religione francesi nella trattatistica italiana della ragion di Stato: Botero e Frachetta. In: Il Pensiero politico. Band 22, 1989, S. 301–324.
  • Artemio Baldini: Girolamo Frachetta: Un Pensatore Politico nell’Italia della Controriforma. In: Bollettino dell’Archivio della Ragion di Stato. Nummer 2/1992 (online).
  • Giorgio Forni: Utile politico o diletto conoscitivo? Il „Dialogo del furore poetico“ di Girolamo Frachetta. In: Lettere italiane. Band 60, Nummer 4, 2008, S. 572–580.
  • James K. Coleman: Translating Impiety: Girolamo Frachetta and the First Vernacular Commentary on Lucretius. In: Quaderni d'Italianistica. Band 35, Nummer 1, 2014, S. 55–72, DOI:10.33137/q.i..v35i1.22352.

Weblinks Bearbeiten

  • Frachétta, Girolamo. In: Enciclopedia on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 17. Juni 2022.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Enzo Baldini: Frachetta, Girolamo. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 49: Forino–Francesco da Serino. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1997.
  2. „una dritta regola, con la quale si governano tutte le cose, secondo che richiede l'utile di colui, a cui appartengono.“ Frachetta, Seminario de'governi di Stato, S. 87.
  3. „Ragione di guerra significa una diritta regola di ben governare le faccende militari.“ Frachetta, L'idea del libro de'governi di Stato, S. 37 f.