Gerhard Doerfer

deutscher Turkologe, Altaist und Professor an der Universität Göttingen

Gerhard Doerfer (* 8. März 1920 in Königsberg; † 27. Dezember 2003 in Göttingen) war ein deutscher Turkologe und Altaist.

Leben Bearbeiten

Gerhard Doerfer verbrachte die ersten Lebensjahre in Königsberg und nach dem Umzug der Familie ab 1928 in Berlin. Nach Reichsarbeitsdienst im Jahre 1938, Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft begann er 1949 ein Studium in Berlin, das Turkologie und Altaistik bei Karl Heinrich Menges, Islamkunde bei Richard Hartmann und Walther Braune sowie Iranistik bei Olaf Hansen umfasste. 1954 erfolgte seine Promotion mit der Dissertation Zur Syntax der Geheimen Geschichte der Mongolen. Von 1955 bis 1957 war er Assistent an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. 1960 erfolgte die Habilitation an der Universität Göttingen, an welcher er ab 1966 auch als außerplanmäßiger Professor tätig war. Von 1966 bis 1968 hielt er als Gastprofessor Vorlesungen an der Indiana University in Bloomington. In den Jahren 1968, 1969 und 1973 leitete er Expeditionen nach Persien zur Erforschung der Turksprachen des Chaladsch und Oghusischen. 1970 wurde er Ordinarius des eigens für ihn neu gegründeten Lehrstuhls für Turkologie und Altaistik an der Universität Göttingen. Im Wintersemester 1975/76 lehrte er als Gastprofessor an der Universität Istanbul. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1988 setzte er seine Lehr- und Forschungstätigkeit bis zu seinem Lebensende fort.

Zu seinen bedeutendsten Schriften zählt das vierbändige Werk Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen. Unter besonderer Berücksichtigung älterer neupersischer Geschichtsquellen, vor allem der Mongolen- und Timuridenzeit, das in den Jahren von 1963 bis 1975 entstanden ist.

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

  • Der Numerus im Mandschu (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1962, Nr. 4).
  • Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen. Unter besonderer Berücksichtigung älterer neupersischer Geschichtsquellen, vor allem der Mongolen- und Timuridenzeit (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission. Bd. 16, 19–21, ISSN 0568-4447). 4 Bände. Franz Steiner, Wiesbaden 1963–1975.
  • Grammatik des Chaladsch (= Turcologica. Bd. 4). Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 3-447-02865-3.
  • mit Wolfram Hesche: Chorasantürkisch. Wörterlisten, Kurzgrammatiken, Indices (= Turcologica. Bd. 16). Harrassowitz, Wiesbaden 1993, ISBN 3-447-03320-7.
  • Formen der älteren türkischen Lyrik (= Studia uralo-altaica. Nr. 37). Universitas Szegediensis de Attila József Nominata, Szeged 1996, ISBN 963-481-881-1.
  • Etymologisch-ethnologisches Wörterbuch tungusischer Dialekte. (Vornehmlich der Mandschurei). Olms, Hildesheim u. a. 2004, ISBN 3-487-12759-8.

Literatur Bearbeiten

  • Marcel Erdal, Semih Tezcan (Hrsg.): Beläk Bitig. Sprachstudien für Gerhard Doerfer zum 75. Geburtstag (= Turcologica. Bd. 23). Harrassowitz, Wiesbaden 1995, ISBN 3-447-03654-0.
  • Schriftenverzeichnis Gerhard Doerfer (= Materialia Turcica. Beiheft 13). Zusammengestellt von Michael Knüppel. Pontus-Verlag, Göttingen 2000, ISBN 3-9805178-9-6.
  • Gerhard Doerfer: Eine autobiographische Skizze. In: Göttinger Beiträge zur Asienforschung. Heft 1, 2001, ISSN 1618-310X, S. 227–230, Abstract.
  • Altaische Reminiszenzen. Briefwechsel von Karl Heinrich Menges und Gerhard Doerfer aus den Jahren 1955–1985. Herausgegeben und kommentiert von Michael Knüppel. Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-595-0.