Friedrich August Genth

deutsch-amerikanischer Chemiker und Mineraloge

Friedrich August Ludwig Karl Wilhelm Genth (* 16. Mai 1820 in Wächtersbach; † 2. Februar 1893 in Philadelphia) war ein deutsch-amerikanischer Chemiker und Mineraloge.

Friedrich August Genth

Leben und Werdegang Bearbeiten

Friedrich August Genth wurde als Sohn des gräflich Isenburgischen Forstmeisters Georg Friedrich Genth und seiner Frau Caroline Amalie Genth, geborene von Schwarzenau, in Wächtersbach geboren. Dort wuchs er auf. Ab 1830 besuchte er die örtliche Lateinschule. Sein Abitur legte Genth am Gymnasium in Hanau ab. Schon früh erkannte sein Vater das Talent seines Sohnes für die Naturwissenschaften „… mit exakten Beobachtungen und Beschreibungen …“[1]

Er studierte zunächst an der Universität Heidelberg Philosophie. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Fundbeschreibungen zur Geologie des Mainzer Beckens, die später eine wichtige Rolle bei der Rekonstruktion des erdgeschichtlichen Ablaufs und des Werdeganges der Region hatten.[1] Im August 1841 wechselte Genth zur Universität Gießen. Dort wirkten in der in dieser Zeit die Chemiker Justus von Liebig und Carl Remigius Fresenius, die sicherlich seinen weiteren Lebensweg mit beeinflussten. Von Gießen wechselte Genth nach Marburg, wo er Schüler von Robert Wilhelm Bunsen wurde. Im Januar 1845 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Dissertation über Kupferschiefererze. Er wurde zunächst Assistent bei Bunsen und dann, nach der Habilitation am 5. September 1846 Privatdozent an der Uni Marburg. Im Sommer des Revolutionsjahres 1848 wanderte Genth, mit seiner Lebenspartnerin Caroline Jäger, der Tochter des Marburger Bibliotheksdirektors Wilhelm Jäger[2] in die USA aus. Die damalige politische Unsicherheit mag einer der Gründe für diesen Schritt gewesen sein. Am 2. Oktober 1852 heiratete er Minna Pauline Fischer († 31. August 1878 in Philadelphia). Aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor, von denen 6 das Erwachsenenalter erreichten. Genth starb 1893 in Philadelphia (USA).

Wirken Bearbeiten

In Philadelphia gründete Genth bald eines der ersten chemisch analytischen Laboratorien. Danach war er kurzzeitig Superintendent einer Silbermine in North Carolina. 1850 kehrte er nach Philadelphia zurück und eröffnete erneut sein Labor. Neben der Abwicklung kommerzieller chemischer Analysen entwickelte Genth hier die noch in ihren Anfängen steckende chemische Analytik der Mineralogie weiter. Darüber hinaus bildete er private Studenten aus. In diese Zeit fällt auch die Entdeckung eines zweikernigen Ammin-Komplexes, die ihm gemeinsam mit dem amerikanischen Chemiker und begeisterten Mineralogen Oliver Wolcott Gibbs gelang.

1872 wurde er Professor für Chemie und Mineralogie an der University of Pennsylvania, zwei Jahre später Geologe beim Geological Survey, sowie 1877 Chemiker am Board of Agriculture. 1880 wurde er Präsident der American Chemical Society. Im Frühling 1888 nahm er den Unterricht am Privatlaboratorium wieder auf.

Genth entwickelte eine große Leidenschaft für Minerale und sammelte oder erwarb im Laufe seines Lebens fast 12.000 Mineral- und 70 Meteoritenstücke. Seine Sammlung bildet einen wesentlichen Teil der geologischen Sammlung der Universität von Pennsylvania. Er entdeckte und beschrieb 23 neue Minerale, so unter anderem den Calaverit (1868)[3], Cosalit (1868), Schirmerit (1874, diskreditiert 2008[4]), Coloradoit (1877), Phosphuranylit (1879), Lansfordit (1888), Nesquehonit (zusammen mit Penfield 1890) und Aguilarit (1891)[5].

Ehrungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Gerhard Jahn, Bruno Brill: Friedrich August Genth. In: Geschichte Wächtersbach. Band 134, 1993.
  • W. M. Myers, S. Zerfoss: Friedrich August Genth 1820–1893 Chemist–Mineralogist–Collector. In: Journal of the Franklin Institut. Band 241, Nr. 5, Mai 1946, S. 341–354 (englisch, PDF 1,2 MB (Memento vom 28. Juli 2010 im Internet Archive)).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Friedrich August Genth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Eine große Wächtersbacher Persönlichkeit: Friedrich August Genth wäre heute 200 Jahre alt geworden. In: Gelnhäuser Neue Zeitung. 16. Mai 2020.
  2. Genth, Friedrich August Ludwig Karl Wilhelm. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Friedrich August Genth: Contributions to mineralogy. In: American Journal of Science. Band 45, 1868, S. 314–316, e. Calaverite, a new mineral (englisch, online verfügbar bei archive.org – Internet Archive [abgerufen am 15. November 2022]).
  4. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 15. November 2022 (englisch).
  5. Friedrich August Genth: Contributions to mineralogy. In: American Journal of Science. Band 41, 1891, S. 401–402, 1. Aguilarite, a new species (englisch, online verfügbar bei archive.org – Internet Archive [abgerufen am 15. November 2022]).
  6. Book of Members 1780–present, Chapter G. (PDF; 1,1 kB) In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, abgerufen am 17. Mai 2021 (englisch).
  7. Genthit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 14. November 2022.
  8. Genthelvite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 15. November 2022 (englisch).
  9. Friedrich-August-Genth-Schule Wächtersbach: Unser Namenspatron. Friedrich August Genth (1820–1892). Namensgeber unserer Schule seit dem 17. Juni 1997 (Memento vom 19. Oktober 2021 im Internet Archive)