Friedhof Speyer

Friedhof in Speyer

Der 1880 angelegte, heute ca. 17 Hektar große[1] Friedhof Speyer liegt deutlich nördlich des historischen Siedlungsgebietes von Speyer, westlich der Wormser Landstraße, zwischen der heute erweiterten Kernstadt und dem in den 1930er-Jahren entstandenen Stadtteil Speyer-Nord.

Friedhof Speyer
zentrales Friedhofskreuz des Friedhofes Speyer von Gottfried Renn mit Grablichtern

zentrales Friedhofskreuz des Friedhofes Speyer von Gottfried Renn mit Grablichtern

Daten
Ort Speyer
Baustil in Planquadrate aufgeteiltes, ummauertes Areal
Baujahr 1880
Grundfläche etwa 170.000 m²
Koordinaten 49° 20′ 7″ N, 8° 25′ 36″ OKoordinaten: 49° 20′ 7″ N, 8° 25′ 36″ O
Friedhof Speyer (Rheinland-Pfalz)
Friedhof Speyer (Rheinland-Pfalz)
Besonderheiten
* einziger aktiver Friedhof in Speyer
* enthält besondere Abteilungen
Übersichtsplan des Friedhofes Speyer; gut sichtbar unten der ältere Teil mit achsensymmetrischer Gliederung um das zentrale Friedhofskreuz und der Ausrichtung der Mittelachse auf die Kapelle/Leichenhalle im Westen

Übersichtsplan des Friedhofes Speyer; gut sichtbar unten der ältere Teil mit achsensymmetrischer Gliederung um das zentrale Friedhofskreuz und der Ausrichtung der Mittelachse auf die Kapelle/Leichenhalle im Westen

Trauerhalle/Kapelle/Leichenhalle des Friedhofes Speyer, ein Neubau von 1926

Die ursprüngliche ummauerte Anlage zwischen Wormser Landstraße im Osten, Altem Postweg im Süden und Hertrichweg im Westen ist in Planquadrate geteilt und achsensymmetrisch angelegt. Ein Haupteingang an der Wormser Landstraße führt über einen geraden Weg vorbei an einem großen Friedhofskreuz von Gottfried Renn im Zentrum zur Trauerhalle/Kapelle mit Leichenhalle im Westen. Vom Grabkreuz im Zentrum führt je eine Hauptallee in südliche und nördliche Richtung.

Vorgeschichte Bearbeiten

Der Friedhof Speyer, heute der einzige aktive in Speyer, löste den zu klein gewordenen Alten Friedhof Speyer ab, der ebenfalls westlich der Wormser Landstraße aber unmittelbar nördlich der alten Stadtmauer am Hirschgraben lag. Dieser war von 1502 bis 1881 in Betrieb und wurde 1958 in den Adenauerpark umgewandelt. Westlich der Friedenskirche St. Bernhard im südwestlichen Bereich dieses Parks befinden sich aber noch um die gotische, ca. 1515 erbaute Kapelle Unserer Lieben Frau ein abgeschrankter Bereich mit zum Teil mittelalterlichen Domkapitularischen Gräbern, ein spätbarockes Friedhofskreuz von P.A. Linck von 1782 und zahlreiche Gräber bedeutender Speyerer Persönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts und seit 2017 dem Grab von Bundeskanzler Helmut Kohl. Aus den Übergangsjahrzehnten vom alten Friedhof zur großen neuen Anlage stammt noch die Bezeichnung Neuer Friedhof für den Friedhof Speyer.[2]

Erweiterungen Bearbeiten

Der neue Friedhof wurde mehrfach achsensymmetrisch erweitert und übersprang schließlich die nördliche Mauer ganz. Dieser neue Bereich, inzwischen größer als der ältere Bereich, verläuft im Westen über den Hertrichweg hinaus entlang der Brunckstraße, hinter der sich westlich schon das Industriegebiet entlang der Bahnlinie anschließt, bis nördlich hinter die einreihige Wohn-/Gewerbebebauung entlang der Landwehrstraße bzw. westlich der Wormser Landstraße.[3]

Denkmalzone Neuer Friedhof Bearbeiten

Der ursprüngliche Bereich des Friedhofes im ummauerten Bereich wurde am 15. Dezember 1982 zur Denkmalzone erklärt. Schutzzweck der Denkmalzone ist die Erhaltung der historischen Struktur des Friedhofs, der Grabstätten mit den Grabmälern an ihrem originalen Platz, des großen Friedhofskreuzes sowie der Friedhofskapelle und Leichenhalle.[4]

Gedenkstätten und Ehrengräber, Ordensfriedhöfe Bearbeiten

Auf dem Friedhof Speyer gibt es Ehrenfriedhöfe für deutsche Gefallene des Ersten Weltkrieges und des Zweiten Weltkrieges.

Der Ehrenfriedhof für die französische Soldaten, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallen sind, liegt im Bereich nördlich und östlich der Leichenhalle.[5] Im Bereich des französischen Ehrenfriedhofes wurden und werden auch Angehörige der französischen Gemeinde Speyers beigesetzt.

Am Ende der südlich des zentralen Grabkreuzes verlaufenden Allee befindet sich auf einem aus Lavagestein gemauerten Postament ein Doppelkreuz für Franz Hellinger und Ferdinand Wiesmann, zwei Mitglieder eines Mordkommandos, die bei dem tödlichen Attentat auf die Separatistenführer der sogenannten Autonomen Pfalz am 9. Januar 1924 tödlich verwundet wurden. Der Gedenkstein trägt auf der Nordseite ihre Namen und Lebensdaten und auf der Südseite den Satz: Den Freiheitskämpfern des 9. Januar 1924.[6][7]

Sonderbereiche stehen auch den in Speyer ansässigen katholischen Orden und den evangelischen Diakonissinnen zur Verfügung.

Neben der Ehrenanlage findet sich ein Gedenkstein für die Heimatvertriebenen.[8]

Besondere Abteilungen Bearbeiten

Israelitischer Friedhof Bearbeiten

Der jüdischen Gemeinde steht seit 1888 im südlichen Bereich eine eigene Abteilung zur Verfügung. Dieser Teil gilt rechtlich als eigener Friedhof, der von der jüdischen Gemeinde verwaltet wird und nur der Rechtsaufsicht, nicht der Verwaltung der Stadt Speyer unterliegt. Der Vorgänger dieses Friedhofes war der alte jüdische Friedhof im Bereich der Bahnhofstraße.

BASF-Unglück 1924 Bearbeiten

Neben dem Gedenkstein für die Gefallenen des Angriffs auf die Separatisten wurden einige Ehrengräber für die Opfer des großen BASF-Unglücks von 1921 angelegt.

Ruhestätte Kleines Leben Bearbeiten

Nördlich der Trauerhalle wurde ein Gedenkort und eine Begräbnisplatz für während der Schwangerschaft verstorbene oder totgeborene Kinder eingerichtet, die Ruhestätte Kleines Leben. Veranlasst wurde diese Einrichtung vom Diakonissenkrankenhaus Speyer, in dem eine sehr große Geburtsstation und Kinderklinik betrieben wird.[9]

Nutzungsregeln und Gebühren Bearbeiten

Die Regeln zur Nutzung des Friedhofes Speyer ergeben sich aus der Satzung für das Friedhofs- und Bestattungswesen der Stadt Speyer vom 31. Mai 2006.[10] Die Kosten der Nutzung des Friedhofes werden festgelegt in der Gebührensatzung Friedhofsgebühren der Stadt Speyer, Satzung über die Erhebung vom 23. Februar 1989 i. d. F. vom 27. Juli 2007.[11]

Wandel der Bestattungsformen Bearbeiten

Bis zum Beginn der 80er-Jahre waren über 90 % aller Bestattungen Sargbestattungen / Erdbestattungen. Die seit den 50er-Jahren angebotenen Feuerbestattungen / Urnenbeisetzungen lagen bis 1980 bei unter 10 %. Seit dieser Zeit setzte über 30 Jahre ein massiver Wandel ein. In den 2010er Jahren stehen 55 % Erdbestattungen, 45 % Urnenbeisetzungen gegenüber.[12]

Grabformen Bearbeiten

Angeboten werden für diese Bestattungsformen traditionell Reihengräber und Wahlgräber mit Einfriedung und stehendem Grabstein.

  • Reihengräber sind nur für eine Bestattung zugelassen und bestehen für 20 Jahre, was bei Urnenbestattungen auf 15 Jahre verkürzt werden kann. Eine Verlängerungsmöglichkeit besteht nicht.
  • Bei Wahlgräbern/Pachtgräbern sind weitere Bestattungen zugelassen (abhängig von der Größe) und sie werden für 30 Jahre verpachtet. Die Pacht kann verlängert werden, so dass die Grabstätte über Jahrzehnte im Familienbesitz bleiben kann. Der Pächter erhält eine Graburkunde.

Der Anteil dieser traditionellen Bestattungsformen ging in der Zeit von Ende der 1980er Jahre bis Anfang der 2010er Jahre von über 70 % auf ca. 25 % zurück.

Für beide Bestattungsformen werden seit den 1980er Jahren auch Rasengräber angeboten, deren Pflege durch städtische Mitarbeiter im Voraus bezahlt wird. Diese Möglichkeit wurde zunächst von 10 % der Angehörigen genutzt, was sich in den 2010er Jahren auf 45 % ausdehnte. Die Stadt möchte zur Erhaltung des Parkcharakters die großen Rasen- und Freiflächen nicht weiter ausbauen. Die Pflege erwies sich auch wegen der Beregnungsleitungen als personal- und kostenintensiv.

Die starke Nachfrage nach Beisetzungen in regionalen Ruheforsten wie in Bad Dürkheim und Friedwäldern wie im benachbarten Dudenhofen zeigte nach Meinung der Friedhofsverwaltung ein Interesse an Bestattungen in der Natur und besonders Beisetzungen unter Bäumen. Die regionalen Alternativen sind aber für Angehörige mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu erreichen. Deshalb bietet der Friedhof Speyer weitere Bestattungsformen an, bzw. bereitet weitere vor:

  • Baumbestattungen mit zersetzbaren Bio-Urnen unter Altbäumen, wie dem über 100-jährigen Urweltmammutbaum, und Neupflanzungen. Ein kleiner Grab- oder Gedenkstein darf aufgestellt werden. Der Bereich wird von Friedhofangestellten gepflegt.

Geplant:

  • Baumhaingrab: Es handelt sich um Bio-Urnenbestattungen unter Baumgruppen am Wegesrand oder markanten Eckpunkten und Wegekreuzungen. Anders als bei den Baumbestattungen sind keine individuellen Grabkennzeichnungen und damit kein Grabschmuck möglich. Es soll ein gemeinsamer Gedenkstein angeboten werden.
  • Urnengemeinschaftsgrab: Urnen werden in bestehenden Gräbern, vor allem historischen, zum Teil denkmalgeschützten Gräbern, beigesetzt, ergänzt mit einem kleinen Gemeinschaftsgrabstein, aber ohne individuellen Grabschmuck.
  • Gartengrabfeld: In den Abteilungen 64 und 65 wird eine Gartenlandschaft von 8000 m² mit einem kleinen Bachlauf angelegt. Im Randbereich sind Erdbestattungen, ansonsten Urnenbestattungen zulässig, für die kleine Gemeinschaftsgedenksteine für mehrere Grabstätten geplant sind.[13]

Literatur Bearbeiten

  • Clemens Jöckle: Der Friedhof in Speyer. 1. Auflage. Schnell & Steiner, München/Zürich 1991, ISBN 3-7954-5660-6. (Kleine Kunstführer, Nr. 1940)
  • Johannes Bruno: Israelitischer Friedhof in Speyer, bestehend seit 1888. Deutsch-Israelische Gesellschaft (Hrsg.) Arbeitsgemeinschaft Pfalz (Faltblatt), Speyer 1998.
  • Johannes Bruno: Die neuzeitlichen jüdischen Friedhöfe in Speyer. In: Die Juden in Speyer. 3. Auflage. Bezirksgruppe Speyer Historischer Verein der Pfalz, Speyer 2004, S. 197–208. (Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte, Nr. 9)

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hartmut Jossé: Alternative Bestattungsformen auf dem Speyerer Friedhof, SPontan. Das Mitarbeitermagazin der Stadtverwaltung Speyer, Ausgabe 47, Mai 2012, S. 18
  2. Herbert Dellwing: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 1 Stadt Speyer, Schwann Verlag, Düsseldorf 1992, S. 4.
  3. Herbert Dellwing: Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 1 Stadt Speyer, Schwann Verlag, Düsseldorf 1992, S. 9.
  4. Rechtsverordnung zur Unterschutzstellung einer Denkmalzone. (PDF; 320 KB) 14. Dezember 1992, S. 4, abgerufen am 15. Januar 2016.
  5. Die Ameise arbeitet im Dunkeln. Anonymus pflegt französische Gräber in Deutschland. In: Stimme & Weg, 2/2012. S. 15.
  6. http://denkmalprojekt.org/2009/speyer_freiheitskaempfer_rp.htm
  7. Gerhard Gräber, Matthias Spindler: Die Pfalzbefreier
  8. http://denkmalprojekt.org/2009/speyer_heimatvertriebene_on_rp.htm
  9. Ruhestätte Kleines Leben, Friedhof Speyer. (PDF; 259 KB) S. 1, abgerufen am 21. Februar 2018.
  10. Satzung für das Friedhofs- und Bestattungswesen der Stadt Speyer vom 31. Mai 2006 (Memento vom 21. Dezember 2010 im Internet Archive) PDF-Datei
  11. Friedhofsgebühren 2007 (Memento vom 21. Dezember 2010 im Internet Archive)
  12. Hartmut Jossé: Alternative Bestattungsformen auf dem Speyerer Friedhof, SPontan. Das Mitarbeitermagazin der Stadtverwaltung Speyer, Ausgabe 47, Mai 2012, S. 18–20
  13. für den ganzen Abschnitt: Hartmut Jossé: Alternative Bestattungsformen auf dem Speyerer Friedhof, SPontan. Das Mitarbeitermagazin der Stadtverwaltung Speyer, Ausgabe 47, Mai 2012, S. 18–20

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Friedhof Speyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Amtliches, Rechtsverhältnisse Bearbeiten

Jüdischer Friedhof Bearbeiten

Soldaten- und Ehrenfriedhöfe Bearbeiten