Franz von Galen

deutscher Politiker (Zentrum)

Franz Joseph Emanuel Augustinus Antonius Hubertus Maria Graf von Galen (* 11. Dezember 1879 auf Burg Dinklage; † 9. Oktober 1961 auf Schloss Darfeld) war ein deutscher Gutsverwalter und Politiker der Zentrumspartei.

Familie Bearbeiten

Franz von Galen stammte aus der münsterländischen Familie von Galen. Die Eltern waren Ferdinand Heribert und Elisabeth von Galen (geb. von Spee). Eines seiner zahlreichen Geschwister war Kardinal Clemens August von Galen. Er selbst heiratete 1907 Antonia von Weichs zur Wenne (1885–1973). Mit ihr hatte er zehn Kinder.

Leben Bearbeiten

Den ersten Unterricht erhielt Franz durch einen Hauslehrer. Zusammen mit seinem Bruder Clemens August besuchte er ab 1890 das Jesuiteninternat in Feldkirch. Das Abitur legten sie 1896 in Vechta ab. Er studierte 1897 Philosophie in Freiburg im Üechtland. Danach diente er im preußischen Militär. Er trat als Fahnenjunker in das Westfälische Jäger-Bataillon Nr. 7 in Bückeburg ein. In der Folge diente er in Münster, Berlin, Hannover und erneut in Münster. Während des Ersten Weltkrieges kommandierte er an der Westfront eine Schwadron. Zuletzt war er im Großen Generalstab tätig. Sein letzter Dienstrang war der eines Majors.

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm er die Güter der Familie bei Dinklage als Vormund von Christoph-Bernhard von Galen. Nachdem dieser volljährig war, lebte Franz von Galen zunächst in Münster. Dort gehörte er für die Zentrumspartei der Stadtverordnetenversammlung an.

Er war zur Zeit der Weimarer Republik Vorsitzender des Vereins des katholischen Adels Rheinland und Westfalen.[1] Er setzte auf die Belebung katholischer und konservativer Werte und stand der Republik kritisch gegenüber. Im Jahr 1923 leitete er das Treffen der westfälischen Aristokratie. Sein Bruder Clemens August Graf von Galen nahm teil, ebenso unter anderem Martin Spahn und Franz von Papen. Das Protokoll fasste die Ansichten der Teilnehmer zur Judenfrage zusammen. Danach wurden die Anschuldigungen der Protokolle der Weisen von Zion aufgrund ihrer „inneren Wahrheit“ als plausibel erachtet, die Assimilation von Judentum und Deutschtum wurde als unmöglich angesehen. Der Kampf gegen das Judentum widerspreche nicht den katholischen Prinzipien, denn „Seit Christi Tod sind die Juden das verworfene Volk, die Geißel Gottes, die Hauptvertreter des Materialismus, der Zersetzung, des Antichristentums.“[2]

Er geriet von entschiedeneren Gegnern der Weimarer Republik um die Brüder Ferdinand und Hermann Freiherr von Lüninck unter Druck. Seine Position als Vorsitzender gab er auf und trat 1928 dem Verein aus.[3]

Seit 1930 lebte er in Haus Merfeld. Dies hatte zuvor Franz von Papen gehört. Als Mitglied der Zentrumspartei gehörte er von 1932 bis 1933 dem preußischen Landtag an. Er war der einzige Zentrumsabgeordnete, der dem Ermächtigungsgesetz im Landtag nicht zustimmen wollte und daher sein Mandat niederlegte.[4] Bis zur Selbstauflösung des Zentrums war er neben Heinrich Brüning für einige Monate stellvertretender Vorsitzender der Partei.[5]

In den folgenden Jahren war er enger Berater seines Bruders Clemens August. Bei einem Autounfall 1934 wurde er schwer verletzt. Im Jahr 1939 weigerte er sich, der NS-Volkswohlfahrt beizutreten – mit dem Hinweis, er sei seit langem Mitglied der katholischen Caritas.[6] Im Zusammenhang mit der Aktion Gitter wurde er 1944 festgenommen. Er saß zunächst im Polizeigefängnis Coesfeld ein. Wegen einer Erkrankung wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert. Von dort aus wurde er in das KZ Sachsenhausen gebracht, wo er bis Kriegsende inhaftiert war. Nach dem Krieg sprach er sich für die Gründung der CDU aus. Seine letzten Jahre verbrachte er auf Schloss Darfeld.

Literatur Bearbeiten

  • Larry Eugene Jones (Hrsg.): The German Right in the Weimar Republic. Studies in the History of German Conservatism, Nationalism, and Antisemitism (Die deutsche Rechte in der Weimarer Republik. Studien zu Konservatismus, Nationalismus und Antisemitismus). Berghahn, New York 2014, ISBN 978-1-78238-352-9 (Hardback), ISBN 978-1-78533-201-2 (Paperback), ISBN 978-1-78238-353-6 (E-Book) (online).
  • Josephine von Weyhe: Franz Graf von Galen (1879–1961). Ein „Miles Christianus“ im Spannungsfeld zwischen Katholizismus, Adel und Nation, Aschendorff, Münster 2020, ISBN 978-3-402-24647-4.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Horst Conrad Stand und Konfession. Der Verein der katholischen Edelleute
  2. Siehe Literatur: Larry Eugene Jones (Hrsg.) S. 226.
  3. Beth A. Griech-Polelle: Bishop von Galen: German Catholicism and National Socialism. Yale, 2002, S. 21.
  4. Marcin Goaszewski: Clemens August Graf von Galen: Ein Politischer Prediger im Nationalsozialismus. Frankfurt am Main 2010, S. 101.
  5. Joachim Kuropka: Franz Graf von Galen als Politiker.@1@2Vorlage:Toter Link/www.muenster-termine.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Der Fall des Grafen Franz von Galen. In: Léon Poliakov, Josef Wulf (Hrsg.): Das Dritte Reich und seine Denker. KG Saur, München / New York / London / Paris 1978, ISBN 3-598-04601-4, S. 220–225.

Weblinks Bearbeiten