Franz Hemme

deutscher evangelischer Pastor

Franz Hemme (oder Hemmen, auch: Franciscus Hemme(n); * 1. März 1670 in Hannover; † 9. Juni 1731 in Scharzfeld) war ein evangelischer Geistlicher.[1]

Leben Bearbeiten

Franciscus Hemme war der Sohn des Schneiders Hennig Hemmen und dessen Ehefrau Anna Margarete und wurde in der Marktkirche Hannover getauft. Er besuchte die Schule in Hannover und Celle und ging 1690 zum Studium der Theologie zunächst nach Helmstedt und 1691 nach Jena[2] an die dortige Universität.[3][4]

Zum 14. November 1695 erhielt Hemme eine Anstellung als Pastor an der Marienkirche in Minden.[2] 1704 erschien von ihm die Leichenpredigt auf Gerhard Daniel Engering, den königlich preußischen Landphysikus des Fürstentums Minden, 1705 und 1706 Trauerreden auf Johann Georg Marggraf, Senior des Mindener Ministeriums, und dessen Frau.[5]

Am 18. Juli 1708 wurde Hemme als Pastor an die Aegidienkirche Hannover berufen.[1]

Im November 1730 wurde Hemme bei einer übelbeleumdeten Frau angetroffen und betrunken nach Hause geführt.[6] Vom Magistrat wurde er unter Hausarrest gestellt. Nachdem er eine Frist zum freiwilligen Amtsverzicht verstreichen ließ, wurde er am 6. Januar zu Hause streng verhört und „des Nachts 11 Uhr in einer Sänfte nach dem Rathhause gebracht“.[7]

Der Skandal um den Lebenswandel des Pastors war damals weit verbreitetes Gesprächsthema, so schreibt Johann Christoph Gottsched im Januar 1731 in einem Brief aus Uelzen: „In diesem Hannover ergehet über den gottlosen sienbenzig iährigen Prediger Hemmen ietzo eine scharfe Untersuchung und er sitzet würcklich auf dem Rathhause. Das entsetzliche und ohne Zweifel bereits bekannte Ärgerniß, so er gegeben, ist eine Ursache zu haüfigen Pasquillen gewesen, damit sich ietzo jedermann träget.“[8]

Am 20. Januar 1731 wurde Hemme zu lebenslanger Haft verurteilt und „zu Nacht … nach dem Schlosse Scharzfels, im Fürstenthum Grubenhagen, in beständige Haft gebracht“.[6] Er starb nur wenige Monate später in der Haft zu Scharzfels.[1]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Hermann Wilhelm Bödeker: Die Reformation der Altstadt Hannover im Jahr 1533. Eine Vorbereitungsschrift auf die dritte Gedächtnisfeier des Übertritts unserer Stadt zu der protestantischen Kirche. Nebst Verzeichnis der hier angestellt gewesenen evangelischen Kirchendiener ..., Hannover: Hahnsche Hofbuchhandlung, 1833, S. 19; Digitalisat über Google-Bücher
  2. a b Friedrich Wilhelm Bauks: Hemmen, Franciscus, in ders.: Die evangelischen Pfarrer in Westfalen von der Reformationszeit bis 1945 (= Beiträge zur westfälischen Kirchengeschichte, Bd. 4), Bielefeld: Luther-Verlag, 1980, ISBN 3-7858-0264-1 (PDF-Datei), Nr. 2500.
  3. Elias Friedrich Schmersahl: Zuverlässige Nachrichten von jüngst verstorbenen Gelehrten, Bd. 1, Celle: Joachim Andreas Deez, 1748, S. 214; Digitalisat über Google-Bücher
  4. David Meier: M. David Meiers, Vormahls berühmten Theologi, und Predigers an der St. Georgen- und Jacobi-Kirchen in Hanover, Kurtzgefaste Nachricht von der Christlichen Reformation In Kirchen und Schulen Der Alten-Stadt Hanover…, Förster, Hannover 1731, S. 236 f.; Volltext in der Google-Buchsuche
  5. Heinrich Wilhelm Rotermund: Das Gelehrte Hannover oder Lexikon von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, gelehrten Geschäftsmännern und Künstlern …, Bd. 2, Schünemann, Bremen 1823, S. 321 f.; Volltext in der Google-Buchsuche
  6. a b Thomas Krause: Die Strafrechtspflege im Kurfürstentum und Königreich Hannover: vom Ende des 17. bis zum ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Diss. Univ. Göttingen 1988–1989, Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte N.F. 28, Scientia-Verlag, Aalen 1991, S. 240 f., Anm. 202
  7. Rudolph Ludwig Hoppe: Geschichte der Stadt Hannover: Mit zwei Ansichten und einem Grundriß. Verlag der Helwingschen Hofbuchhandlung, Hannover 1845, S. 272; Volltext in der Google-Buchsuche
  8. Johann Christoph Gottsched: Briefwechsel: unter Einschluß des Briefwechsels von Luise Adelgunde Victorie Gottsched; Bd. 2: 1731–1733. Historisch-kritische Ausgabe, herausgegeben und bearbeitet von Detlef Döring, Rüdiger Otto, Michael Schlott unter Mitarbeit von Franziska Menzel, de Gruyter, Berlin [u. a.] 2008, S. 10 mit Anm. 9; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche