Fatimidenfriedhof (Assuan)

Friedhof in Ägypten

Der Fatimidenfriedhof im Osten von Assuan ist einer der bedeutendsten islamischen Friedhöfe in Ägypten[1] und einer der ältesten muslimischen Friedhöfe weltweit.[2] Er gehört seit 1979 als Teil der Stätte Nubische Denkmäler von Abu Simbel bis Philae zum UNESCO-Weltkulturerbe.[3]

Fatimidenfriedhof in Assuan

Der Friedhof besteht aus zwei getrennten Bereichen und umfasste ursprünglich 80 Kuppelgräber, von denen jedoch nur noch 30 erhalten sind.[4] Er geht auf das zweite Jahrhundert AH zurück und wurde bis zur Mamlukenzeit genutzt. Während der Fatimidenzeit (969–1171) wurde hier der erste Versuch unternommen, Kuppeln über Mausoleen in Ägypten zu errichten.[2] Das Gebiet des ursprünglichen Friedhofs erstreckt sich über 2 km von Norden nach Süden und hat in bestimmten Bereichen eine ost-westliche Ausbreitung von ca. 500 m.[5]

Der eingezäunte Friedhof liegt auf einem kleinen Hügel hinter dem Nubischen Museum und ist durch ein Haupttor zugänglich, das 10 Minuten Fußweg von der Corniche entfernt an der Straße zum Flughafen liegt.

Gräber Bearbeiten

 
Grabanlage mit Kuppel

Auf dem Friedhof befinden sich über 1000 Gräber aus verschiedenen Phasen der Fatimidenherrschaft. Die Gräber bestehen zumeist aus Lehmziegeln, teilweise auch aus gebrannten Ziegeln für Kuppeln und Bögen, und reichen von einfachen rechteckigen Anlagen bis hin zu aufwändigen Strukturen mit Kuppeln, Gewölben und Mihrabs. Die Außenwände der Gräber waren ursprünglich mit Kalkputz bedeckt, der heute jedoch größtenteils abgetragen ist.[1] Ein charakteristisches Merkmal der Kuppelgräber sind die vorstehenden Hörner an den Winkeln des Tambours, der die Kuppel stützt. Die Gräber sind auch als einige der frühesten Beispiele von Muqarnastrompen bedeutend.[6]

Zu den wichtigsten Bauwerken gehören das Grab der 77 Walīs sowie die Maschhads (Mausoleen) von al-Scharif Hassan, al-Scharif Hedra, Abbasa Bnt Khadyj, al-Sada al-Ga'afara, Zainab bint al-Hanafyya und Sayyida Aamna auf dem Südfriedhof.[2]

Bei einigen Mausoleen handelt es sich wahrscheinlich um Scheingräber von Persönlichkeiten, die dem Propheten nahestanden, sowie von bekannten Scheichs, die anderswo in Ägypten bestattet wurden. Bei diesen Mausoleen finden noch heute unterschiedliche Rituale für Hilfesuchende und Fruchtbarkeitskulte für Brautpaare statt.[7]

In den Gräbern befanden sich einige Inschriften, die jedoch nach einem heftigen Regenguss Ende des 19. Jahrhunderts entfernt wurden. Die südliche Nekropole des Fatimidenfriedhofs wurde von 2006 bis 2014 von einem Forscherteam des Deutschen Archäologischen Instituts untersucht.[5]

Der derzeitige Anstieg des Grundwassers stellt eine große Gefahr für die alte Lehmziegelarchitektur dar.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Philipp Speiser, Giorgio Nogara (Hrsg.): Die Nekropole der Fatimiden in Assuan: Bauforschung, Restaurierung und Site Management (= Sonderschriften des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. Band 46). Harrassowitz, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-447-11570-4.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fatimidenfriedhof in Assuan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Aswan Necropolis. In: Archnet. Abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).
  2. a b c Aswan Cemetery. Ministry of Tourism and Antiquities, abgerufen am 28. Februar 2023 (englisch).
  3. Nubian Monuments from Abu Simbel to Philae - Maps. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  4. Rany Mostafa: Fatimid Cemetery in Aswan opened for public: Damaty. In: The Cairo Post. 7. Dezember 2014, archiviert vom Original am 11. Dezember 2014; abgerufen am 28. Februar 2023 (englisch).
  5. a b Sophia Björnesjö, Philipp Speiser: The South Necropolis of the Fatimid Cemetery of Aswan. In: Annales islamologiques. Nr. 48-2, 2014, S. 117–134, doi:10.4000/anisl.2259 (englisch).
  6. Andrew Petersen: Egypt (excluding Cairo). In: Dictionary of Islamic Architecture. Routledge, London / New York 2002, ISBN 0-203-20387-9, S. 80 (englisch).
  7. Restaurierung des Fatimidenfriedhofs von Assuan abgeschlossen. In: Archäologie Online. 5. Dezember 2014, abgerufen am 28. Februar 2023.
  8. Mona M. E. Khalil, Safia M. Khodary, Youssef M. Youssef, Mohammad S. Alsubaie, Ahmed Sallam: Geo-Environmental Hazard Assessment of Archaeological Sites and Archaeological Domes—Fatimid Tombs—Aswan, Egypt. In: Buildings. Band 12, Nr. 12, 2175, 2022, doi:10.3390/buildings12122175 (englisch).

Koordinaten: 24° 4′ 39,8″ N, 32° 53′ 29,6″ O