Ein Fahrtenmesser ist laut Duden ein „feststehendes Messer, das in einer Scheide aus Leder steckt und besonders bei Fahrten mitgeführt wird.“[1] Der Begriff wird in Deutschland für verschiedene Messertypen verwendet, die auf Wanderungen und Fahrten in Gebrauch sind.

Fahrtenmesser von Muela
Takelmesser, wie es als Fahrtenmesser in der Bündischen Jugend beliebt war; feststehende Klinge und Köcherscheide

Eigenart Bearbeiten

Das Fahrtenmesser wurde und wird auch heute noch als Hilfsmittel für das Leben in der freien Natur verstanden und verwendet. Es gilt nicht als Waffe, sondern als unentbehrliches Allzweckwerkzeug. Zwar kein offizieller Bestandteil einer Kluft, trägt man es aus praktischen Gründen trotzdem gern griffbereit in einer Scheide am Gürtel. Es dient u. a. dem Zubereiten von Mahlzeiten wie dem Brot- oder Fleischschneiden, findet darüber hinaus aber auch zum Schnitzen, Reparieren, Basteln und Bauen Verwendung. Der gern gewählte „zünftige“ Hirschhorngriff, der eine rutschsichere Handhabung erleichtert und eine auf der Klinge sichtbare längliche Einlassung, die sogenannte „Blutrille“, geben dem Messer einen mitunter zur Schau getragenen martialisch-abenteuerlichen Charakter.

Es gilt häufig als Statussymbol des autarken, allen Anforderungen der „Wildnis“ gewachsenen Fahrtengängers und Outdoorexperten. Obwohl nicht als Waffe gesehen, ist es jedoch belegt, dass das Fahrtenmesser von Anfang an auch bei unterschiedlichen Messerspielen Verwendung fand, etwa beim Messerwerfen oder dem symbolischen Kriegsspiel Land abnehmen.[2][3]

Historisches Bearbeiten

Das Fahrtenmesser entstand in den 1920er Jahren in der Bündischen Jugend als nützlicher Ausrüstungsgegenstand für die Ausfahrten in die Natur. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde es von der Hitler-Jugend übernommen und, mit einem entsprechenden Emblem versehen, zum HJ-Fahrtenmesser. Es bekam neben seiner ursprünglichen Funktion damit auch die eines Standeszeichens. Die Befugnis zum Tragen/Führen wurde erst nach Ablegung der Pimpfenprobe, einer Aufnahmeprüfung, erteilt. Im Hinblick auf den paramilitärischen Charakter der Organisation wurde das Fahrtenmesser gleichzeitig zum Symbol der Wehr- und Waffenfähigkeit.

Die ursprünglichen Hersteller nutzten ihre vorhandenen Produktionseinrichtungen auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter und fertigten Messer ohne die vorher üblichen Nazi-Symbole. Sie kamen bei wanderfreudigen Nutzern, bei Pfadfindern und anderen Jugendbünden erneut in Mode. In der Gegenwart werden bei der Globetrotterausrüstung und beim Outdoor-Sport eher kleinere handlichere Vielzweckmesser verwendet, etwa Klappmesser wie das Schweizer Offiziersmesser. Dieses praktische Messer für die Hosentasche beinhaltet im Unterschied zum Fahrtenmesser zahlreiche nützliche Zusatzwerkzeuge, wie ein großes und ein kleines Messer, Büchsenöffner, Säge, Dosenöffner, Pinzette, Zahnstocher, Schere etc. Es eignet sich aber weniger für eine robuste Anwendung.

Rechtliche Situation Bearbeiten

Nach dem deutschen Waffengesetz ist seit dem 22. Februar 2008 in Deutschland das griffbereite Tragen (Führen) von Messern mit feststehender Klinge (sofern länger als 12 cm) oder einhändig feststellbarer Klinge (unabhängig von deren Länge) am Körper verboten. Unter Klingenlänge wird gemäß Rechtsprechung die Strecke von der Spitze bis zum Beginn des Griffs, der Fingerauflage bzw. Parierstange verstanden. Verboten sind auch die im Allgemeinen als Waffe klassifizierten Faustmesser, Springmesser sowie Fall- und Butterflymesser. Fahrtenmesser zählen in aller Regel nicht zu dieser Kategorie. Sie gelten mit ihrer nur einseitig geschliffenen feststehenden Klinge nicht als verbotene ‚Waffe’, sondern als legaler ‚Gebrauchsgegenstand’ und sind in der Survival-Szene und im Outdoorleben unentbehrlich.

Weblinks Bearbeiten

Wiktionary: Fahrtenmesser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dudenredaktion (Hrsg.): Stichwort Fahrtenmesser. In: Duden. Deutsches Universal-Wörterbuch. Dudenverlag. Berlin 2019.
  2. Siegbert A. Warwitz, Anita Rudolf: Waffenspiele, In: Dies.: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. Schneider Verlag, 5. Auflage, Baltmannsweiler 2021, S. 144–145.
  3. Gerd Heinz Mohr: Spiel mit dem Spiel. Furche-Verlag. Hamburg 1959, S. 23.