Evangelischer Verein für Innere Mission Frankfurt am Main

Träger von sozialen Einrichtungen und Diensten in Frankfurt und Rhein-Main-Gebiet

Der Evangelischer Verein für Innere Mission Frankfurt am Main ist Träger von 28 sozialen Einrichtungen und Diensten in Frankfurt am Main und im Rhein-Main-Gebiet. Der Verein und seine Gesellschaften beschäftigen rund 1.000 Mitarbeiter in stationären und ambulanten Angeboten der Alten- und Behindertenhilfe, der Jugend- und Suchthilfe, der Bildung sowie in Service-Einheiten. Die Innere Mission ist eine gemeinnützige Organisation und Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Evangelischer Verein für Innere Mission Frankfurt am Main
Rechtsform Verein alten Rechts
Gründung 1850
Gründer Gustav Schlosser
Sitz Frankfurt am Main
Motto Die Innere Mission ist Gedächtnis und Gewissen der Evangelischen Kirche in sozialen Fragen
Schwerpunkt Altenhilfe, Behindertenhilfe, Jugendhilfe, Suchthilfe, Beratungsstelle für Prostituierte
Aktionsraum Frankfurt am Main und Rhein-Main-Gebiet
Personen Vorstand Clarissa Graz und Holger Hothum, Verwaltungsratsvorsitzender Wilfried Knapp
Umsatz 54.294.757 € (2022)[1]
Beschäftigte 990
Website www.innere-mission-ffm.de

Geschichte Bearbeiten

Im Jahr 1850 wurde in Frankfurt am Main der Gesamtverein für Innere Mission aus bestehenden christlichen Hilfsvereinen gegründet. Es war einer von vielen Vereinen, die sich nach einer aufrüttelnden Rede des deutschen Theologen Johann Hinrich Wichern am 22. September 1848 auf dem ersten Evangelischen Kirchentag in Wittenberg in Folge der Gründung des Centralausschusses für die Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche in allen Kirchregionen bildeten. Die Arbeit des Vereines wurde in den ersten Jahren wesentlich von dem evangelischen Pfarrer Gustav Schlosser, ab 1890 von dem Pfarrer und liberalen Politiker Friedrich Naumann, geprägt. Schlosser trat 1873 aus dem hessischen Kirchendienst aus und war als Seelsorger in der Inneren Mission für Jungarbeiter, Obdachlose, Prostituierte und Dienstbotinnen, tätig. Neben seiner Arbeit für die bestehenden christlichen Vereine schuf er weitere Einrichtungen, wie die Herberge zur Heimat, das Magdalenum für Prostituierte, eine Stadtmission und das Vorasyl zur vorübergehenden Unterbringung gefallener Mädchen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Arbeit der Inneren Mission Frankfurt auf die stationäre Betreuung und Pflege älterer Menschen. Erst in den 1970er und 1980er Jahren wurden Angebote für Aids- und Drogenkranke sowie für Prostituierte geschaffen. Traditionelle Arbeitsbereiche wie das Bahnhofshospiz, die Bahnhofsmission und eine Buchhandlung mit Verlag gingen an andere Träger über oder wurden eingestellt.

Der Evangelische Verein für Innere Mission Frankfurt am Main wird vom Vorstand mit den beiden hauptberuflichen Vorstandsmitgliedern Pfarrer Martin Barschke und dem Gesundheitsökonomen Holger Hothum geleitet. Die Beratung und Aufsicht des Vorstandes erfolgt über den Verwaltungsrat mit bis zu zehn Mitgliedern unter dem Vorsitz von Max Schumacher. Der Verwaltungsrat setzt sich aus Fachleuten für Finanzen, für Personal, für Immobilienmanagement, für Bau und Architektur und Juristen zusammen.

Einrichtungen des Evangelischen Vereins für Innere Mission Frankfurt am Main Bearbeiten

In den elf Alten- und Pflegeeinrichtungen der Inneren Mission werden von rund 750 hauptamtlichen Mitarbeiter rund 700 Menschen stationär oder teilstationär mit einem finanziellen Aufwand von 35 Mio. Euro betreut. Mit einem Jahresumsatz von rund zwölf Mio. Euro werden dreizehn weitere Einrichtungen, deren Leistungsspektrum von der Suchthilfe bis zur Hausaufgabenhilfe reichen, von rund 250 festangestellten Mitarbeitern unterhalten. Diese Zahlen erhöhen sich um ehrenamtlich Tätige, Freiwilliges Soziales Jahr und Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes.[2]

Haus am Urselbach Bearbeiten

Im Alten- und Pflegeheim Haus am Urselbach, Hohemarkstraße 174, Oberursel ( ), werden 105 Menschen in allen Pflegestufen von 72 Mitarbeitern betreut. Der Jahresumsatz beträgt rund vier Millionen Euro. Das Haus wurde im Jahre 1987 von der Inneren Mission zunächst angemietet und 2000 gekauft und 2011 durch zusätzliche Neubauten erweitert.[3]

Hufeland-Haus Bearbeiten

Im November 1964 wurde das Alten- und Krankenheim der Inneren Mission in Frankfurt-Seckbach, Wilhelmshöher Straße 34 ( ) eröffnet, und 1974 in Widmung des Arztes Christoph Wilhelm Hufeland umbenannt. Richtungweisend war bereits in den ersten Jahren die Einrichtung eines Betriebskindergartens zur Behebung des Personalmangels. Der Gerontologe Siegfried Gößling wurde 1971 Geschäftsführer und prägte den Begriff der aktivierenden Pflege, der zum wesentlichen Bestandteil zeitgemäßer Konzepte der Rehabilitation und Geriatrie wurde. Die Umsetzung erfolgte ab 1973 durch in Implementation der Ergotherapie, Betreutes Wohnen in den Anwesen Wilhelmshöher Straße 18b und 18c, der ersten Tagespflege Deutschlands im Hufeland-Haus. Es folgten 1974 die Aufnahme der Physiotherapie, 1976 Inbetriebnahme eines Hilfezentrums mit Bewegungsbad und Hydrotherapie, sowie im gleichen Jahre Essen auf Rädern und Mobile Dienste – Hilfen zur Haushaltsführung.

Im Jahr 1977 wurde die Altenpflegeschule aus Schloss Meerholz übernommen und 1989 der ambulante Pflegedienst gegründet. 2004 entstand der Wohnbereich für Menschen mit körperlicher Behinderung. 2016 wurden von 203 Mitarbeiter und einem Jahresumsatz von 11.608.990 € fünfhundert Menschen, darunter 224 in stationäre oder teilstationärer Pflege, bereut. Dazu zählten auch 35 Plätze in der Tagespflege, 31 Wohnungen für Betreutes Wohnen und 27 Wohnpflegeplätze für Menschen mit Behinderungen. Im ambulanten Pflegedienst wurden rund einhundert Menschen in ihrer häuslichen Umgebung betreut und weitere einhundert verpflegt, davon vierzig im Seniorenrestaurant und sechzig mit Essen auf Rädern. Die Kindertagesstätte bot 48 Plätze, die Altenpflegeschule 140 Schulplätze.[4][5]

Nellinistift Bearbeiten

 
Nellinistift

1913 stiftete Rose Livingston dem Frankfurter Diakonissenhaus das Nellinistift, benannt nach dem Spitznamen Nelli ihrer Gouvernante Minna Noll, als Heimstatt für alleinstehende ältere Frauen evangelischen Glaubens und stellte eine Million Reichsmark zusätzlich zur Verfügung. Es ist heute mit 58 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von ca. vier Millionen Euro eine Einrichtung der vollstationären Pflege für 94 Menschen ab 65 Jahren mit somatischen oder geronto-psychiatrischem Pflegebedarf aller Pflegestufen und liegt im Holzhausenviertel in der Cronstettenstraße 59 ( ) auf dem Areal des Frankfurter Diakonissenhauses.[6] Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Schloss Meerholz Bearbeiten

 
Schloss Meerholz

Das ehemalige Nonnenkloster in Gelnhausen ( ) und früherer Wohnsitz einer Seitenlinie der Grafen von Ysenburg wurde im Jahre 1942 von der Stadt Frankfurt am Main erworben und als Schullandheim genutzt. Auf Bitten der Inneren Mission wurde das Anwesen von der amerikanischen Militärregierung zur Nutzung als Altersheim freigegeben. Die Anfang der 1970er Jahre eingerichtete Altenpflegeschule wurde 1977 dem Haus Hufeland übertragen. 1972 wurde bundesweit erstmals Bewegungs- und Beschäftigungstherapie mit gezielten Übungen und Trainingsmethoden Im Pflegedienst eingesetzt. In dem 1980er Jahren wurden Schwerstpflegebedürftige, eine Schreinerwerkstatt und das Haus Wichern im alten Amtsgericht Hanauer Landstraße 23 mit Kurzzeitpflege in den Betrieb integriert. 1995 konnte das Haus Ysenburg, Hanauer Landstraße 53, Gelnhausen, als Abteilung für jüngere behinderte Pflegebedürftige und 2010 die Wachkomastation mit Namen Gräfin Karoline eingeweiht werden. 2016 wurde der Neubau Haus im Park im idyllischen Schlosspark mit Teich bezogen. 1989 wurde zunächst als Mitarbeiter-Rundbrief, ab 1995 als Schloss-Postille ein Informationsblatt für Mitarbeiter und Bewohnern geschaffen, das viermal jährlich verteilt wird. Mit einem Jahresumsatz von 8.665.645 € und 171 Mitarbeitern stehen in den Einrichtungen des Pflegeheims Meerholz stehen 210 Betreuungsplätze zur Verfügung.[7]

Stiftung Waldmühle Bearbeiten

Mit einem Etat von rund fünf Millionen Euro betreibt die Stiftung Waldmühle seit 1981 neun einzelne Leistungsbereiche für 160 suchtkranke Menschen. Namensgeber und größte Einrichtung der Stiftung ist das Therapiezentrum Waldmühle.

Therapiezentrum Waldmühle Bearbeiten

Im Jahre 1979 übernahm die Innere Mission Frankfurt am Main die denkmalgeschützte ehemalige Wassermühle Beerbacher Straße 20 in Darmstadt-Eberstadt ( ), das zuvor vom Verein Waldmühle e.V. als Kinderheim genutzt wurde und begann mit der Entwöhnungstherapie. Das Therapiezentrum ist eine stationäre Entzugseinrichtung (Reha-Klinik), in der bis 26 Abhängigkeitserkrankte, zumeist betäubungsmittelabhängige Straftäter aus Hessen, nach Vorlage eines Kostenübernahmebescheides bei einem Aufenthalt bis zu zwölf Monaten ein abstinentes Leben einüben.

Haus Burgwald Bearbeiten

Im Haus Burgwald, In der Mordach 3, Mühltal ( ) stehen vierzig Plätze für suchtkranke, insbesondere alkoholabhängige, Menschen mit dem übergeordneten Ziel der Wiederherstellung bzw. Verbesserung der Erwerbsfähigkeit, zur Verfügung.

Haus Höchst Bearbeiten

Das Haus Höchst, Klauerstraße 7, Frankfurt-Höchst ( ), ist ein Projekt für zwölf HIV-Positive und an Aids erkrankte Suchtkranke bzw. Menschen mit Mehrfach-Symptomatik. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Reintegration in stabile soziale Strukturen und eine Förderung sozialer Kompetenzen sowie die Entwicklung beruflicher Fertigkeiten.

Übergangseinrichtung Mühlheim Bearbeiten

In der Übergangseinrichtung Stiftung Waldmühle, Forsthausstraße 38, Mühlheim am Main ( ), stehen bis zu fünfzehn Abhängigkeitserkrankten ein befristetes und stationäres Angebot zur Verfügung, die aus der Szene aussteigen wollen bzw. bei denen verhindert werden soll, dass sie wieder dorthin gelangen.

Betreutes Wohnen Bearbeiten

Die im Jahr 1983 als Nachsorgeeinrichtung geschaffene Wohngruppe in der Niedergasse 41, Pfungstadt ( ) wurde 1997 zur Wohngemeinschaft für Betreutes Wohnen für insgesamt 38 abhängigkeitserkrankte Frauen und Männer, auch für Alleinerziehende mit Kindern, umgewandelt. Der Pfungstädter Einrichtung angegliedert ist das Arbeits- und Beschäftigungsprojekt Multiflex, mit dem dreizehn Menschen die Möglichkeit der beruflichen oder schulischen (Re-)Integration, u. a. durch Beschäftigung in den Bereichen Hausmeisterdienste, Renovierung, Gartenarbeiten, Verwaltung und sozialen Diensten, geboten wird. In der Einrichtung Klauerstraße 7 in Höchst gibt weitere 29 Plätze.

Fachstelle für Abhängigkeitserkrankungen Bearbeiten

Die Fachstelle am Sitz der Geschäftsstelle Stiftung Waldmühle, Ludolfusstraße 2–4, Frankfurt am Main ( ), bietet neben Nachsorge nach stationärer Therapie und ambulanter Therapie, die Betriebliche Gesundheitsförderung und Suchtprävention durch Beratungen, Informationsveranstaltungen und Schulungen für Führungskräfte zum Umgang mit Suchtmitteln und Suchtmittelkonsum, sowie Suchtprävention.

Elisabeth-Maas-Haus Bearbeiten

Das Elisabeth-Maas-Haus, Andréstraße 102, Offenbach am Main ( ) wurde im Jahre 2003 bezogen ist ein Altenpflegeheim mit 69 Plätzen in sechs Wohnbereichen. Es wurde nach Elisabeth Maas benannt, die den 1903 gegründeten Evangelischen Frauenverein Offenbach als 1. Vorsitzende fünfzehn Jahre lang bis 1986 leitete. Im Jahr 2011 wurde das Haus vom Evangelischen Verein für Innere Mission Frankfurt am Main übernommen, zuvor stand es unter alleiniger Trägerschaft des Evangelischen Frauenvereins Offenbach am Main.[8]

TAMARA Bearbeiten

In der Einrichtung TAMARA – Beratung und Hilfe für Prostituierte im Zentrum für Frauen, Alfred-Brehm-Platz 17, Frankfurt-Ostend, gewährleisten drei Mitarbeiterinnen eine individuelle Beratung, um neue berufliche und private Perspektiven für Frauen in der Prostitution zu entwickeln, der gesellschaftlichen Diskriminierung entgegenzuwirken und die Öffentlichkeit für das Thema Prostitution zu sensibilisieren. Im Jahr 2015 hatte TAMARA 476 Beratungsfälle, in über ein Drittel aller Fälle wurden Möglichkeiten zur Existenzsicherung außerhalb der Sexarbeit erläutert, 26 % der Beratungen bezogen sich auf Gesundheitsfragen und 15 % auf krankenversicherungsrechtliche Fragen. Bei 90 % der Frauen handelte es sich um Nichtdeutsche. Die größte Gruppe mit 41 % waren rumänische Frauen, gefolgt von Bulgarinnen und Bosnierinnen.[9]

Schülertreff am Maintower Bearbeiten

Der Schülertreff am Maintower, Neue Schlesingergasse 22–24, Frankfurt-Innenstadt, wurde 1982 als Einrichtung der Inneren Mission übernommen, Vorläuferin war die Initiative eines griechischen Elternvereins aus dem Jahr 1979 zur Hausaufgabenbetreuung und sozialpädagogischer Hilfestellung. Seit 1989 werden sechzig Kinder und Jugendliche von elf Mitarbeitern und einem Etat von über 500.000 Euro in zwei von der Stadt Frankfurt anerkannten Einrichtungen, einem Hort und einem Jugendclub, betreut. Das Angebot erstreckt sich weiterhin vom Mittagstisch bis zur Hilfe für den Berufseinstieg.[10]

Angeschlossene Einrichtungen des Evangelischen Vereins für Innere Mission Frankfurt am Main Bearbeiten

Neben den unmittelbaren Einrichtungen ist der Evangelischer Verein für Innere Mission Frankfurt am Main in folgenden Einrichtungen und Eigenbetrieben mit einem Finanzaufwand von 2,7 Mio. Euro involviert:

  • Evangelisches Vereinshaus Wittenberger Hof GmbH, Frankfurt am Main
  • Innere Mission Dienstleistungen Frankfurt am Main GmbH, Frankfurt am Main
  • Stiftung Evangelisches Vereinshaus Westend, Frankfurt am Main
  • Verein Heimat für Bedürftigenhilfe e.V., Frankfurt am Main, Altenwohnungen für 70 Menschen.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jahresbericht 2022/23 (PDF; 3,1 MB)
  2. Strukturdaten - Evangelischer Verein für Innere Mission und angeschlossene Einrichtungen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Januar 2017; abgerufen am 15. Januar 2017.
  3. Internetauftritt des Altenpflegeheims Haus am Urselbach. Abgerufen am 14. Januar 2017.
  4. Strukturdaten – Evangelischer Verein für Innere Mission. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Januar 2017; abgerufen am 11. Januar 2017.
  5. Website des Hufeland-Hauses. Abgerufen am 14. Januar 2017.
  6. Website des Nellinistifts. Abgerufen am 14. Januar 2017.
  7. Website der Pflegeeinrichtungen Schloss Meerholz. Abgerufen am 14. Januar 2017.
  8. Website des Elisabeth-Maas-Haus. Abgerufen am 15. Januar 2017.
  9. TAMARA Jahresbericht 2015. Abgerufen am 15. Januar 2017.
  10. Website des Schülertreff am Maintower. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Januar 2017; abgerufen am 15. Januar 2017.