Erwin Lotter

deutscher Politiker, MdB

Erwin Georg Lotter (* 8. Februar 1951 in München; † 7. Oktober 2014 in Aichach) war ein deutscher Politiker (FDP).

Leben und Beruf

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Lotter wurde 1951 als jüngstes von drei Geschwistern geboren. Nach dem Abitur am humanistischen Ludwigsgymnasium in München 1970 folgte ein sechsjähriges Studium der Humanmedizin in Ulm und München. 1977 erfolgte die Approbation als Arzt, anschließend war er als Stabsarzt der Bundeswehr tätig. Von 1979 bis 1986 ließ er sich zum Allgemeinarzt und Psychotherapeuten weiterbilden und arbeitete seit 1986 in Aichach bei Augsburg in einer Gemeinschaftspraxis.

Seit Ende 2011 litt Lotter an idiopathischer Lungenfibrose, einer Lungenkrankheit, die ihn zwang, ständig ein Sauerstoffgerät mit sich zu führen.[1] Am 7. Oktober 2014 verstarb er in einem Münchener Krankenhaus im Alter von 63 Jahren infolge der Krankheit.[2]

Lotter war verheiratet und hatte drei erwachsene Kinder und zu Lebzeiten einen kleinen Enkel.

1995 trat Erwin Lotter der FDP bei. Seit 1995 war er stellvertretender Ortsvorsitzender von Aichach. Von 1997 bis 2008 hatte er den Kreisvorsitz des Landkreises Aichach-Friedberg inne, seit 2008 war er stellvertretender Kreisvorsitzender. Seit 2005 war Lotter stellvertretender Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Schwaben.

Lotter war Gründer und Vorsitzender der am 8. Juli 2009 in Augsburg gegründeten FDP-nahen Vereinigung Liberaler Ärzte e. V. (VLÄ).

Im innerparteilichen Streit um den „Euro-Rettungsschirm“ ESM regte er an, den Streit in Diskussionsforen auszutragen und beizulegen – statt in der umstrittenen Mitgliederbefragung. Damit sollte der ESM-Rettungsfonds gestoppt werden. Es gehe darum, wie «die derzeit scheinbar ziemlich ungebremst aufeinander zufahrenden Züge in Sachen ESM im Interesse der Sachdebatte, wie auch der Partei doch noch ab- und durch ein das Ende bedenkendes Verfahren konstruktiv ausgebremst werden können», heißt es in einem Schreiben Lotters an die FDP-Spitze. Das vorgeschlagene Verfahren stelle sicher, dass „die Partei am Ende nach innen und außen gestärkt, weil geeint, aus der Einbindung der Mitglieder hervorgeht“.[3] In der Darlehens-Affäre von Christian Wulff forderte er als einziger Parlamentarier aus dem Regierungslager bereits im Dezember 2011 dessen Rücktritt.[4] Im Januar 2012 wiederholte er die Forderung.[5]

Öffentliche Ämter

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Für die Stadt Aichach war Lotter seit 2002 als Stadtrat tätig, von 2002 bis 2008 fungierte er dort als Schulreferent und seit 2008 als Kulturreferent. Seit 2008 war er Kreisrat im Kreistag des Landkreises Aichach-Friedberg.

Am 1. November 2008 rückte Erwin Lotter für den ausgeschiedenen Abgeordneten Martin Zeil in den Deutschen Bundestag nach. Dort war er Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Bei der Bundestagswahl 2009 zog Lotter erneut in den Bundestag ein und saß seitdem im Ausschuss für Gesundheit und war stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Sein Wahlkreis war Augsburg-Land. Aufgrund seiner Erkrankung trat er zur Bundestagswahl 2013 nicht mehr an.[1]

Unterlagen über Lotters Tätigkeit im Deutschen Bundestag befinden sich im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach.

Positionen

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Erwin Lotter war für die Einführung der Kostenerstattung in der gesetzlichen Krankenversicherung, für verstärkte Prävention und Abbau der Diskriminierung HIV-erkrankter Patienten und für die Einführung von Ernährungskursen für Eltern übergewichtiger Kinder. Erwin Lotter setzte sich für Zweibettzimmer auch für gesetzlich versicherte Patienten[6] und für den Elternführerschein ein. Er trat für die Abschaffung der Praxisgebühr[7] und für den Stopp der elektronischen Gesundheitskarte ein[8] sowie für die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle, nachdem zahlreiche staatliche Behörden und private Einrichtungen bei der Bekämpfung der Infektionswelle öffentlich über die Kompetenzverteilung diskutiert hatten.[9]

Als stellvertretender Vorsitzender der deutsch-griechischen Parlamentariergruppe forderte er als erster Koalitionspolitiker eine Umschuldung Griechenlands.[10] Im Januar 2012 bekräftigte Lotter seine Haltung im SPIEGEL: „Die Probleme können mit mehr Geld nicht gelöst werden.“[11] Im Februar 2012 schrieb Lotter zur Diskussion um einen „Sparkommissar“ einen offenen Brief an das griechische Volk, der in der griechischen Tageszeitung „Kathimerini“ veröffentlicht wurde.[12]

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Einzelnachweise

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  1. a b Aichacher Politiker Lotter über seine unheilbare Krankheit. Augsburger Allgemeine, 21. November 2012, abgerufen am 11. April 2017.
  2. Erwin Lotter ist tot . (Memento vom 13. Oktober 2014 im Internet Archive) Meldung auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks vom 9. Oktober 2014, abgerufen am 9. Oktober 2014.
  3. Friedensvorschlag im FDP internen Streit um Euro Rettung. (PDF) Erwin Lotter, 7. Oktober 2011, archiviert vom Original am 2. Januar 2013; abgerufen am 11. April 2017.
  4. Schwarz-Gelb mauert. taz.de, abgerufen am 11. April 2017.
  5. "Bild" bestätigt Droh-Anruf von Bundespräsident Wulff. Der Westen, 2. Januar 2012, abgerufen am 11. April 2017.
  6. Zweitbettzimmer-Vorstoß: Viel Schelte für Spahns „Bettenkosmetik“. Focus Online, 28. Dezember 2010, abgerufen am 11. April 2017.
  7. Milliarden-Überschüsse sollen nicht an Versicherte zurückfließen. MünsterlandZeitung, archiviert vom Original am 11. April 2017; abgerufen am 11. April 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muensterlandzeitung.de
  8. Stellungnahme der Vereinigung Liberaler Ärzte zur eCard. (PDF) Vereinigung Liberaler Ärzte, 6. November 2009, abgerufen am 11. April 2017.
  9. EHEC-Chaos: Brauchen wir eine Seuchen-Polizei? Bild, abgerufen am 11. April 2017.
  10. Alles ist offen. Augsburger Allgemeine, 21. Juni 2011, abgerufen am 11. April 2017.
  11. Griechenland-Rettung kostet 145 Milliarden Euro. Spiegel Online, 28. Januar 2012, abgerufen am 11. April 2017.
  12. „Alle schlagen auf uns ein“. Augsburger Allgemeine, 7. Februar 2012, abgerufen am 11. April 2017.