Das Dominikanerkloster St. Paulus in Worms wurde 1929 gegründet und nutzte seitdem Kirche und angrenzende Gebäude des ehemaligen Stifts St. Paulus. Am Ostermontag 2024 verabschiedete sich der Konvent aus Worms.

Dominikanerkloster – im Hintergrund die Türme von St. Paulus

Geschichte Bearbeiten

Bereits von 1226 bis 1802 bestand in Worms ein Dominikanerkloster, das mit der Säkularisation aufgelöst wurde.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigten die Ordensprovinz Teutonia der Dominikaner Interesse, erneut eine Ordensniederlassung in Worms zu gründen.[1] Das wurde 1925 umgesetzt.[2] Die zuvor museal genutzte und nun renovierte St.-Paulus-Kirche erhielt einen aus der St.-Peter-Kirche in Herrnsheim hierher translozierten Altar[3] und wurde am 16. Mai 1929 neu geweiht.[4]

1933 bestand der Konvent aus 12 Mitgliedern.[5] Als Quelle zur Geschichte des Ordens in der Zeit des Nationalsozialismus steht eine Chronik zur Verfügung.[6][Anm. 1] Die Arbeit der Dominikaner war generell eingeschränkt, da die Nationalsozialisten sie als „Sturmbatallione des Papsttums“, „militanten Arm der Kirche“ und als zu beseitigende weltanschauliche Gegner betrachteten.[7] Die Reaktionen der Machthaber auf als oppositionell eingestufte öffentliche Äußerungen, insbesondere Predigten, waren kaum vorauszusehen: Während der Prior des Wormser Klosters mit einer Predigt gegen Aspekte der nationalsozialistischen Ideologie 1941 ohne irgendwelche Konsequenzen davon kam, wurde P. Constantius Wirtz 1935 nach einer Predigt in Schutzhaft genommen. Gleiches ereilte P. Leonhard Maurmann.[8]

Kirche und Konventsgebäude wurden im Zweiten Weltkrieg bei mehreren Luftangriffen auf Worms beschädigt, die Kirche bei dem Luftangriff vom 21. Februar 1945 zerstört.[9] Sie konnte erst ab 1947 wieder genutzt werden.[10]

1965 bestand der Konvent aus 13 Mitgliedern – einer davon als Gast aus einem Schweizer Konvent, der in Heidelberg Theologie studierte.[11] Die Zahl nahm aber in den nächsten Jahren immer weiter ab, so dass das Kloster vom Provinzkapitel 1988 als „domus formata“ eingestuft wurde, dem nun statt eines vom Konvent gewählten Priors ein vom Provinzial ernannter Superior vorstand. Es folgten eine bauliche Sanierung der Klausur und die Entscheidung, das Noviziat, die Ausbildung der Novizen für die gesamte Ordensprovinz Teutonia, vom Kloster Warburg, das geschlossen wurde, 1993 nach Worms zu verlegen.[12] Die Ordensniederlassung wurde wieder zum Konvent erhoben, der nun sieben Mitglieder hatte.[13] Auch 2002 hatte der Konvent sieben Angehörige, hinzu kamen vier Novizen.[14] Ende 2023 waren es nur noch drei Konventsangehörige.[15]

Die Ausbildung der Novizen wurde 2023 an den Dominikanerkonvent St. Maria in Vechta abgegeben. Anfang 2024 lebten im Wormser Konvent noch drei Mitglieder. Das Provinzialkapitel beschloss daraufhin das Kloster in Worms aufzugeben[16], auch weil die baulichen Voraussetzungen in der benachbarten Niederlassung des Ordens in Mainz[17] günstiger waren.[18] Am Ostermontag, den 1. April 2024 verabschiedeten sich die Dominikaner aus Worms.[19]

Aktivitäten Bearbeiten

Die Klosterangehörigen sind an der St.-Paulus-Kirche durch Gottesdienste, Predigten und in der Seelsorge tätig. Außerhalb des Klosters sind sie seit 1997 in der Seelsorge im Klinikum der Stadt Worms und andere Einrichtungen und seit 1993 in der Gefängnisseelsorge in der Justizvollzugsanstalt Darmstadt in Darmstadt-Eberstadt tätig. Im Bereich des Kreuzgangs von St. Paulus finden kulturelle Veranstaltungen statt.[20]

Literatur Bearbeiten

  • P Johannes Brunnenberg OP: Der Wormser Konvent in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts. In: P. Josef kleine Bornhorst OP: St. Paulus Worms 1002–2002. Kollegiatstift – Museum – Dominikanerkloster = Franz Staab: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 102. Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 2002. ISBN 3-929135-36-1, S. 345–352.
  • P. Rainer-M. Groothuis OP: Das Dominikanerkloster in Worms von seiner Gründung bis zum Ende des 2. Weltkrieges. In: P. Josef kleine Bornhorst OP: St. Paulus Worms 1002–2002. Kollegiatstift – Museum – Dominikanerkloster = Franz Staab: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 102. Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 2002. ISBN 3-929135-36-1, S. 321–329.
  • P. Emmanuel (Karl-Heinz) Renz OP: Umbruch und Aufbruch. Die Zeit von 1965–1974. In: P. Josef kleine Bornhorst OP: St. Paulus Worms 1002–2002. Kollegiatstift – Museum – Dominikanerkloster = Franz Staab: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 102. Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 2002. ISBN 3-929135-36-1, S. 337–344.
  • P. Burkhard M. Runne OP: Die Nachkriegszeit. In: P. Josef kleine Bornhorst OP: St. Paulus Worms 1002–2002. Kollegiatstift – Museum – Dominikanerkloster = Franz Staab: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 102. Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 2002. ISBN 3-929135-36-1, S. 331–336.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Die Chronik wurde ausschließlich von einem Konventualen geführt und hatte keinen „offiziellen“ Charakter (Groothuis, S. 325).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Groothuis, S. 322.
  2. Jürgen Keddigkeit, Martina Rommel, Matthias Untermann: Worms, St. Paul. Kollegiatstift (Nebenstift des Doms) . In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden Band 5 = Beiträge zur pfälzischen Geschichte Band 26.5. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern 2019. ISBN 978-3-927754-86-7, S. 620–661 (626).
  3. Vgl. dazu: Ludwig Baron Döry: Der ehemalige Herrnsheimer Hochaltar, jetzt in der St. Pauluskirche Worms. In: Der Wormsgau, 13 (1979–1981), S. 113–125.
  4. Dominikanerkloster St. Paulus. Auf: Dominikaner Worms – Geschichte; abgerufen am 7. Dezember 2023; Gerold Bönnen: Von der Blüte in den Abgrund. Worms vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg (1914–1945). In: Gerold Bönnen (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 545–605 (573); Irene Spille und Otto Böcher: Baugeschichte und Baudenkmäler. In: Gerold Bönnen: Von der Blüte in den Abgrund. Worms vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg (1914–1945). In: Gerold Bönnen (Hg.): Geschichte der Stadt Worms. Theiss, Stuttgart 2005. ISBN 3-8062-1679-7, S. 735–792 (747).
  5. Groothuis, S. 322.
  6. Groothuis, S. 325.
  7. Groothuis, S. 324f.
  8. Groothuis, S. 326–328.
  9. Groothuis, S. 328f.
  10. Dominikanerkloster St. Paulus. Auf: Dominikaner Worms – Geschichte; abgerufen am 7. Dezember 2023.
  11. Renz, S. 37f.
  12. Brunnenberg, S. 345.
  13. Brunnenberg, S. 346.
  14. Brunnenberg, S. 351.
  15. Ulrike Schäfer: Drei Geschichten, eine Hoffnung. In: Wormser Zeitung von Weihnachten [23. Dezember 2023], S. 11.
  16. Johannes Götzen: Dominikaner verlassen Worms. In: Wormser Zeitung vom 7. Februar 2024, S. 9.
  17. Dominikaner Mainz.
  18. Ulrike Schäfer: „Ich stand den Dominikanern schon immer nahe“. In: Wormser Zeitung vom 19. Februar 2024.
  19. Ulrike Schäfer: „Hinterlassen eine große Lücke“. Die Dominikaner verabschieden sich aus Worms. In: Wormser Zeitung vom 3. April 2024, S. 11.
  20. Brunnenberg, S. 347; Dominikanerkloster St. Paulus. Auf: Dominikaner Worms – Geschichte; abgerufen am 7. Dezember 2023.

Koordinaten: 49° 37′ 50,5″ N, 8° 21′ 56,1″ O