Diskussion:Gruppenhochschule

Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von Gmünder in Abschnitt Seit wann gibt es den Begriff genau?
Diese Diskussionsseite dient dazu, Verbesserungen am Artikel „Gruppenhochschule“ zu besprechen. Persönliche Betrachtungen zum Thema gehören nicht hierher. Für allgemeine Wissensfragen gibt es die Auskunft.

Füge neue Diskussionsthemen unten an:

Klicke auf Abschnitt hinzufügen, um ein neues Diskussionsthema zu beginnen.

Seit wann gibt es den Begriff genau? Bearbeiten

@Gmünder: Erstmal vielen Dank für den Artikelanfang! Eine Frage habe ich noch: Konzeptionell geht der Begriff zwar zweifellos auf studentische Denkschriften der frühen 1960er (SDS-Hochschuldenkschrift 1961, VDS-Gutachten "Studenten und die neue Universität" 1962) bzw. der Bundesassistentenkonferenz (Kreuznacher Hochschulkonzept 1968) zurück, aber die sprachen damals alle eher von "genossenschaftlichen Teilverbänden" bzw. später von "Drittelparität", aber noch nicht von "Gruppenuniversität" bzw. "Gruppenhochschule". Gibt es in der von Dir benutzten Literatur Hinweise darauf, wann der Begriff tatsächlich erstmals verwendet wurde? Kam der im Zuge der Gesetzgebung 1968ff auf, mit dem Hochschulurteil 1973 oder gar noch später? --Uwe Rohwedder (Diskussion) 14:00, 29. Aug. 2016 (CEST)Beantworten

Das ist eine gute Frage. Ich habe es tatsächlich offengelassen (respektive vage formuliert), weil ich es aus der Literatur nicht herauslesen kann. "Gruppenhochschule" ist wohl tatsächlich ein modernerer Begriff, der die Realität der Hochschullandschaft besser beschreibt. Der Begriff der Gruppenuniversität ist spätestens im sog. Hochschul-Urteil verwendet worden. Sowohl von Coelln (den füge ich gleich noch ein) als auch Thieme und Gundling sprechen (in unterschiedlicher Wortwahl) von den gesellschaftspolitischen Vorgängen der 1960er-Jahre als "Gerburtsstunde". Leider unterlassen alle eine Genealogie des Begriffs. Was mir eben nicht vorliegt, ist Leuze (Hdb. d. WissR 2. Aufl. 1996), vielleicht bringt diese Quelle Licht ins Dunkel.
Ich kan mir indes kaum vorstellen, dass es sich um eine Wortschöpfung im Rahmen des Hochschul-Urteils handelt, zumeist wird im Vorfeld zu solchen Urteilen bereits publiziert und es liegt nahe, dass in diesem Kontext spätestens der Begriff der "Gruppenuniversität" eingeführt wurde. Belege habe ich dafür jedoch keine (ich meine irgendwo mal gelsen zu haben, woher der Begriff kommt, ich erinnere mich nur tatsächlich nicht wo es stand und woher der Begriff stammte, die von dir angeführten Begrifflichkeiten sind bekannt, insbesondere die "Drittelparität" war ja sehr prominent). Vielleicht kann jemand anders Licht ins Dunkel bringen? Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 17:05, 29. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Nachtrag: Bin eben nochmal in die UB gefahren. Da habe nun den Beitrag von Dieter Leuze gefuden (der noch keinen Artikel hier hat, vielleicht sollte ich das mal angehen, wir werden sehen). Er schreibt dort (in Rekurs auf Peter Dallinger), "daß die Gruppenuniversität in der Godesberger Rektorenkonferenz v. 6. Januar 1968 und in den Entschließungen der WRK zu den ´Kriterien der qualitativen Repräsentation´v. 22. Mai 1968 gefordert worden war." (Dieter Leuze, in Handbuch WissR, 2. Aufl., Berlin 1996. ISBN 3-540-61129-0, S. 862) Jetzt müsste man mal dort schauen, ob der Begriff der Gruppenuniversität sich in den entsprechenen Papieren finden. Für heute habe ich aber genug. Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 21:26, 29. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Die genannten WRK-Texte habe ich beide hier vorliegen: Sie befassen sich zwar inhaltlich (und zwar eher defensiv als fordernd) mit der Frage der Mitwirkung der verschiedenen Personengruppen an der Hochschulselbstverwaltung, der Begriff "Gruppenuniversität" taucht aber dort (noch) nicht auf. Ich vermute, dass er auch sonst nicht in Texten dieser Art verwendet, sondern eher in der allgemeinen Berichterstattung (Medienberichte, Kommentare, Stellungnahmen etc.) geprägt wurde, möglicherweise auch in polemischer Absicht wie sein Pendant "Ordinarienuniversität". --Uwe Rohwedder (Diskussion) 09:03, 30. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Das mag sein. Habe eben mal einen Blick ins Spiegel-Archiv geworfen. Hier erscheint der Begriff der Gruppenuniversität erst 1973 nach dem Urteil des BVerfG. Interessant, ist zudem, dass der Terminus Gruppenuniversität nur im Bereich des Hochschul-Urteils vorkommt, in dem das BVerfG seine Begründung ausführt. Doch eine Wortschöpfung des Gerichts oder aus der vorangegeangenen Berichterstattung aufgegriffen? Wie ich schon eingangs meinte, es ist wohl gar nicht einfach zu beantworten. Wenn davon spricht "spätestens mit dem Hochschul-Urteil", dann dürfte man wohl nicht sehr falsch liegegn. Befriedigend ist es nicht. Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 09:14, 30. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Nachtrag zu meinem obigen Beitrag: Weil ich grad den WRK-Beschlussband in der Hand hatte, hab ich mal gesucht, wo der Begriff bei denen das erste mal auftaucht, und bin in einer Stellungnahme zur Verfassungsbeschwerde gegen das Bremische Hochschulgesetz aus dem Jahre 1979(!) fündig geworden. So lange hat es offenbar gedauert, bis er soweit Allgemeingut war, dass ihn auch die Rektoren bedenkenlos verwenden konnten ;-) --Uwe Rohwedder (Diskussion) 09:30, 30. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Nachtrag II: Wohl wissend, dass die online zugänglichen Archive unserer Massenmedien nur einen klitzekleinen und keineswegs repräsentativen Einblick gewähren, habe ich zusätzlich mal das ZEIT-Archiv durchsucht und bin dort auf einen Beitrag von Richard Löwenthal aus dem Jahre 1970 gestoßen, in dem erstmals(?) und in durchaus polemischer Absicht von der „demokratisierten Gruppen-Universität“ die Rede ist. Ob L. tatsächlich der Urheber des Begriffs ist, will ich damit nicht behaupten, es ging mir nur um die ungefähre zeitliche Einordnung. --Uwe Rohwedder (Diskussion) 10:28, 30. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Aber so nähern wir uns der Genese des Begriffes an. Vielen Dank für die Recherche und der unintendierten Untersützung der These, dass der Begriff nicht vom BVerG geschöpft wurde. Ich habe heute auch nochmal in der UB recherchiert, aber ich kann derzeit ebenfalls keine explizitere Angabe liefern. --Gmünder (Diskussion) 21:19, 30. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Im "Kreuznacher Hochschulkonzept der Bundesassistentenkonferenz" (1968), auf das in der jur. Literatur auch häufig verwiesen wird, wenn es um den Ursprung der Gruppen Universität geht, finden sich zwar Begriffe wie gruppenparitätisch, aber nicht Gruppenuniversität o.ä. In der Literatur habe ich es die ersten Male 1973 gefunden. Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 04:35, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Nachtrag. Beid er FAZ wurde ich schon 1969 fündig. Dort heißt es in einem Beitrag von Wilhelm Hennis "Die von der neuen Welle der Hochschulgesetzgebung intendierte Umwandlung der überkommenen Wissenschaftsuniversität in eine sich als demokratische!' verstehende 'Gruppenuniversität' steht in der Welt jedenfalls einzigartig da." (22. Juli 1969, S. 11) Ich würde aber behaupten, dass die Schreibung in Anführungszeichen nahelegt, dass auch er den Begriff übernommen hat. Man müsste wohl mal einen Blick in die Gesetzesbegründungen dieser Zeit schauen. Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 13:41, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Es kann aber auch eine Distanzierung bzw. Verächtlichmachung darstellen, immerhin gehörte Hennis seinerzeit zu den vehementen Kritikern dieser Form von Demokratisierung der Hochschulen. --Uwe Rohwedder (Diskussion) 15:09, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Der Gedanke ist nicht abwegig. Ich habe mal einen Blick in Jürgen Habermas' "Protestbewegung und Hochschulreform", Suhrkamp 1969, geworfen, eine Sammlung von Texten aus den Jahren zuvor, und konnte den Begriff nicht finden. Auch Otto Kimminich, Grundgesetz und Gruppenuniversität, in: WissR 6 (1973), S. 193 ff. und Hans Heinrich Rupp, "Gruppenuniversität" und Hochschulselbstverwaltung, in: WissR 7 (1974), S. 89 ff. sind bezgl. der Genealogie des Begriffs nicht ergiebig, Kimminich stellt immerhin beiläufig fest, dass der Begriff Gruppenuniversität in den Jahren zuvor ein Reizbegriff gewesen sei. Die Leser zu dieser Zeit waren sicher im Bilde, sodass es keiner näheren Erläuterung bedurfte. Wolfgang Nitsch/Claus Offe/Ulrich K. Preuß, Hochschule in der Demokratie. Kritische Beiträge zur Erbschaft und Reform der deutschen Universität, Luchterhand 1965 konnte ich noch nicht einsehen. Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 15:16, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Den Band hab ich hier, zumindest im Register taucht der Begriff noch nicht auf :) Den von dir erwähnten Hennis-Text von '69 hab ich anscheinend auch, in dem Sammelband "Die mißverstandene Demokratie" von '73 taucht die zitierte Formulierung identisch auf! --Uwe Rohwedder (Diskussion) 15:22, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten
Danke fürs Nachschauen. Interessant. Nachtrag: Ergiebig könnten ggf. Gesetzgebungsmaterialien zur Reform in Hessen (1970) und zur Reform in Berlin (1969)sein. Beste Grüße --Gmünder (Diskussion) 15:24, 14. Dez. 2021 (CET)Beantworten