Diskussion:Brönner-Umschau-Gruppe

Letzter Kommentar: vor 8 Jahren von GiftBot in Abschnitt Defekter Weblink

In einen Lexikon-Artikel gehören keine Behauptungen und persönlichen Herabsetzungen. Das Gleiche gilt für Informationen, die für die Allgemeinheit ohne Belang sind. Wir sprechen bei wikipedia nicht von einer Zeitung mit einer Bezogenheit auf Tagesaktualität.

Hier ein paar Quellen: Frankfurter Rundschau v. 13.03.2003, S.28, Ausgabe: R Region, Frankfurter Rundschau v. 05.04.2003, S.29, Ausgabe: R Region, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2005, Nr. 9, S. 47. Obwohl man anonyme Beiträe eigentlich mit Missachtung strafen sollte. --Seramis 18:35, 8. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Zu den Quellen: Auch wenn ich mir die Artikel noch nicht aus den entsprechenden Archiven besorgt habe, kann mir nicht wirklich vorstellen, dass sie eine ausreichende Grundlage für Deine wertenden Äußerungen im Artikel sind. Du müsstest Dir schon etwas mehr Mühe geben, Deine Aussagen zu unterfüttern. -- Tnzs 19:45, 8. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Zum Thema anonyme Beiträge mit Missachtung strafen: Inwieweit bist Du hier denn nicht anonym unterwegs? Oder habe ich übersehen, dass Du hier irgendwo Deinen echten Namen angegeben hast? -- Tnzs 19:45, 8. Jan. 2007 (CET)Beantworten


Seramis ist pseudonym unterwegs, nicht anonym :). Manche Menschen bestehen auf diesem Unterschied. -- Mathias Schindler 20:08, 8. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Was soll dieser Streit? Absatz 1: "Durch das erfolglose Management eines der Familienmitglieder, des damaligen Vizepräsidenten der Frankfurter IHK, Hans-Jürgen Breidenstein, wurde das Unternehmen im Jahr 2003 insolvent, nicht zuletzt aufgrund der zu aufwändigen Investition in die Großdruckerei. " Dies ist durch die angegebenen Quellen belegt. Mit den Änderungen versucht sich nach meinem Eindruck ein persönlich Betroffener hier aus der Verantwortung zu stehlen.

Absatz 2: - Folgendes ist sachlich unbestritten: - Die verantwortlichen Familiengeschäftsführer haben Frankfurt verlassen. Felix Breidenstein bereits vor der Insolvenz. Er ist derzeit Geschäftsführer der deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart. (Google) Hans-Jürgen Breidenstein verließ Frankfurt nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens nach Vellmar bei Kassel. In Frankfurt zurück blieben die mittlerweile arbeitslosen ehemaligen Mitarbeiter. - - Dies ist eine reine Sachverhaltsdarstellung und weder polemisch noch herabsetzend. - Eine Wertung wäre es wohl, würde man z.B. schreiben: "haben sich aus dem Staub gemacht, nachdem sie durch Managementfehler hunderten von Menschen die Existenzgrundlage entzogen haben, während sie sich selber bis zum Schluss am Unternehmen bereichert haben." das schreibt aber ja niemand. Vielmehr hieß es in der umstrittenen und m.E. nach zu unrecht immer wieder anonym gelöschten Passage: - - "Die Familiengeschäftsführer Hans-Jürgen Breidenstein und der kurz zuvor aus dem Unternehmen ausgeschiedene Felix Breidenstein verließen Frankfurt. Hunderte ehemaliger Mitarbeiter blieben arbeitslos zurück. " - Nach meinem Dafürhalten kein POV. --Seramis 11:55, 9. Jan. 2007 (CET)Beantworten


Für Deine Tatsachenbehauptung, dass die Insolvenz "durch das erfolglose Management" verursacht wurde, finde ich keine hinreichenden Belege. Sogar in den von Dir selbst angeführten Quellen wird dieser Darstellung widersprochen. Wenn man einer Person öffentlich solche Vorwürfe macht, muss die Grundlage dafür schon handfest (ggf. auch gerichtsfest) sein. Als Kompromiss schlage ich vor, einfach keine Ursache für die Insolvenz zu nennen (sowas ist praktisch nie monokausal). Wahlweise kannst Du auch gerne versuchen, mehrere mögliche Ursachen zu benennen (dazu gehört dann wohl aber der Konjuktureinbruch ebenso wie die vorherige Großinvestition). Siehe auch Wikipedia:NPOV#Was_ist_Tatsache.2C_was_ist_Wertung.3F, Wikipedia:NPOV#Unparteiische_Darstellung, Wikipedia:NPOV#Zuweisung_von_Standpunkten -- Tnzs 13:38, 9. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Die Wohnsitzverlegung von Familienmitgliedern erscheint mir reichlich irrelevant und soll offenbar einzig allein dazu dienen, einen Zusammenhang mit den "zurückgebliebenen" ehemaligen Mitarbeitern herzustellen. Auch wenn das rein formal Tatsachen sein mögen, im Kontext ist das reine Stimmungsmache (zumindest lese ich da "böse Unternehmer machen sich aus dem Staub, statt den armen ehemaligen Mitarbeitern das Händchen zu halten"). -- Tnzs 13:38, 9. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Vertritts hier jemand seine persönlichen Interessen, ggf. als Mitglied der Familie Breidenstein? "erfolgloses Management" ist genau keine Wertung, da die Insolvenz dafür spricht, dass das Management eben nicht von Erfolg sondern von Misserfolg gekrönt war. Wer keinen Erfolg hatte, egal warum, hat erfolglos agiert. So einfach ist das. Im Übrigen widersprechen die angegebenen Quellen der Darstellung keineswegs. Habe unten mal eine Quelle eingefügt, die die Tasachenbehauptungen stützt. --Seramis 14:35, 9. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Die Formulierung "durch das erfolglose Management eines der Familienmitglieder" ist eine klare Schuldzuweisung, für die ich in den von Dir genannten Quellen weiterhin keinen hinreichenden Beleg finden kann. Eine vom ehemaligen Geschäftsführer im Nachhinein als falsch angesehene Entscheidung ist jedenfalls etwas anderes. Mal ganz abgesehen davon sind Insolvenzen praktisch niemals monokausal. Zu Deiner Beruhigung: ich kenne weder die Familie, noch war mir bis vor kurzem die Firma ein Begriff. Willst Du mit diesem Vorwurf etwa von eigener Betroffenheit ablenken? Egal, ich würde es jedenfalls begrüßen, wenn Du Dich mal etwas bewegen und Dich mit dem oben gemachten Kompromissvorschlag auseinandersetzen würdest. -- Tnzs 12:59, 23. Jan. 2007 (CET) P.S.: Das Einfügen der Quellen im Volltext stellt übrigens eine Urheberrechtsverletztung dar - vielleicht entfernst Du die besser wieder und beschränkst Dich auf eine durch das Zitatrecht gedeckte Form...Beantworten
Was für ein Spaß: Die Quelle steht doch direkt hier: --Seramis 18:08, 23. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Zitat: Die Druckerei zählt zur Mediengruppe Breidenstein, die früher als Unternehmensgruppe Brönner-Umschau firmierte und 2002 den 275. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert hatte. Als das Insolvenzverfahren im März 2003 beantragt wurde, beschäftigte die Gruppe in Familienbesitz in zwölf Unternehmen 350 Frauen und Männer. Stets war von einem großen Zusammengehörigkeitsgefühl in der Belegschaft die Rede. Die Tradition des Unternehmens, das 1727 erstmals urkundlich erwähnt worden war, sei unter den Männern an den Maschinen stärker präsent als unter den Führungskräften, hieß es. Offenbar hatte sich die Gruppe mit dem Bau einer neuen Druckerei verhoben, die 2001 im Industriepark Höchst den Betrieb aufgenommen hatte. "Wir haben etwas riskiert", sagte der seinerzeitige Geschäftsführer Hans-Jürgen Breidenstein kurz nach Beginn des Insolvenzverfahrens dieser Zeitung, "und das war falsch." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2005, Nr. 9, S. 47

Das ist aber aufschlussreich, dass man auch schon versucht, auf dieser Diskussionsseite zu löschen. --Seramis 18:28, 11. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Wenn ich den Artikel entsperre, geht das dann mit dem Editwar so weiter oder versuchen sich die Parteien auf eine sinnvolle Version (im Sinne von NPOV) zu einigen? -- da didi | Diskussion | Bewertung 20:58, 12. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Schau mal in den Versionsverlauf hier und auf der Hauptseite, dann siehst Du vermutlich was hier läuft. Meiner Meinung nach ist die letzte Version von Seramis des Artikels KEIN POV. Bei gegenteiliger Meinung bite ich um die Benennung von Anhaltspunkten, dann ändere ich es gerne entsprechend. Hier läuft aber doch wohl etwas anderes.--Seramis 12:20, 13. Jan. 2007 (CET)Beantworten
Ist es nicht faszinierend, dass hier ein Revert dem anderen folgt, ohne jede inhaltliche Auseinandersetzung?--Seramis 17:29, 13. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Die Diskussionsseite ist vorerst halbgesperrt. Das ist die Gelegenheit ohne störende Lösch-IPs das Inhaltliche auszudiskutieren. --Thogo (Disk./Bew.) 18:36, 14. Jan. 2007 (CET)Beantworten


Quellen für die immer wieder gelöschten Passagen von Seramis Bearbeiten

Frankfurter Rundschau v. 13.03.2003, S.28, Ausgabe: R Region

Von Thomas Strohm

Drucker machen Druck Betriebsrat gibt Gesellschaftern Schuld an der Misere der Mediengruppe Breidenstein

"Her mit der Kohle!", forderten am Mittwoch Beschäftigte der Brönners Druckerei. Sie demonstrierten vor dem Verlagshaus der finanziell angegriffenen Mediengruppe Breidenstein an der Stuttgarter Straße nahe des Frankfurter Hauptbahnhofs.

FRANKFURT. Die Wut der nach Schätzung des Betriebsrats rund 150 Beschäftigten richtet sich gegen die Besitzer der Mediengruppe, zu der Brönners Druckerei gehört, die im vorigen Jahr ihr 275-jähriges Bestehen feierte. Die Besitzerfamilien hätten Anfang 2002 mehrere 100 000 Euro aus der Holding abgezogen, sagt Wolfgang Velten, Betriebsratsvorsitzender von Brönners Druckerei und Konzernbetriebsratsvorsitzender der Mediengruppe. Erst durch ein Sanierungsgutachten der Unternehmensberatung Apenberg und Partner sei dies bekannt geworden. Holding-Geschäftsführer Hans-Jürgen Breidenstein weist den Vorwurf zurück. Velten wiederum bestreitet nicht das Anrecht der Gesellschafter auf das Geld, beklagt jedoch die Verschlechterung der Liquidität und die Außenwirkung. Das Vertrauen von Banken und Belegschaft sei hintergangen worden. Die Mitarbeiter von Brönners Druckerei fürchten um ihr Weihnachtsgeld für das vergangene Jahr: 500 000 Euro schulde die Holding den Beschäftigten, so Velten. Man habe zwar wegen der finanziellen Probleme der Gruppe eine verspätete Auszahlung des Weihnachtsgeldes zum 31. März vereinbart. Dies sehen die Arbeitnehmer nun aber gefährdet. Die Lage der Gruppe schätzt Velten dramatisch ein, selbst eine drohende Insolvenz will er nicht ausschließen: "Es gibt eine ganz akute Gefährdung." Das nun vorliegende Sanierungsgutachten zu einer Umstrukturierung der Mediengruppe habe auch "personelle Auswirkungen". Die Holding hat rund 350 Mitarbeiter, davon in Frankfurt etwa 280, wovon 210 bei Brönners Druckerei beschäftigt sind, die erst im Jahr 2001 kräftig in einen Neubau im Industriepark Höchst investiert hatte. Zu der Größenordung des Stellenabbaus wollte Velten wegen der noch laufenden Verhandlungen über einen Sozialplan keine Angaben machen. Diese seien in der vergangenen Woche zwar erst einmal ergebnislos abgebrochen worden. Für die kommende Woche ist Velten zufolge aber ein neuer Termin vereinbart. Es habe sich herausgestellt, dass kein Geld da sei, um die Auswirkungen der Umstrukturierung sozial abzufedern. Nach Vorstellungen des Betriebsrats sollte eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft den Übergang absichern; Gespräche mit Arbeitsamt und Dekra-Akademie habe es schon gegeben. "Das ist alles hinfällig geworden", so Velten. Gemäß einer Vereinbarung mit dem Beirat der Gruppe, in der vor allem Vertreter der Inhaberfamilien sitzen, wollte Holding-Geschäftsführer Breidenstein, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, sein Amt zum 31. März niederlegen. Ein Nachfolger steht aber noch nicht fest, ein von außen kommender Kandidat hat seine Bewerbung zurückgezogen. Wenn Beirat und Gesellschafter dies wünschten, stehe er weiter zur Verfügung, so Breidenstein.



Frankfurter Rundschau v. 05.04.2003, S.29, Ausgabe: R Region

Von Bernd Salzmann

Die Kollegen auf des Totenmanns Kiste Unternehmerische Realitätsferne führte Brönners Druckerei in die Insolvenz

Es ist ein makabres Lied, das Wolfgang Velten in den Telefonhörer singt. Ein Lied zum Fürchten. Ein Lied aus dem Kinderbuch-Klassiker Jim Knopf. Es ist das Lied der Wilden 13: "Dreizehn Mann saßen auf einem Sarg, / ho, ho, ho, und ein Faß voller Rum! / Sie soffen drei Tage, der Schnaps war stark, / ho, ho, ho, und ein Faß voller Rum! / Sie liebten den Sturm und den Schnaps und das Gold, / ho, ho, ho, und ein Faß voller Rum! / Bis einst alle dreizehn der Teufel holt, / ho, ho, ho, und ein Faß voller Rum!" Als der Betriebsratsvorsitzende von Brönners Druckerei verstummt, hat die Kollegin vom verschwisterten Brönner Verlag Breidenstein kapiert, was Velten zuvor mit seiner Bemerkung "Ihr sitzt auf des Totenmanns Kiste" meinte. "Wir sind die Wilde 13", sagt sie blitzschnell. Dann ertönt ein Signalton. Das Gespräch ist vorbei. Die Angst vor einer ungewissen Zukunft, die Leute wie Velten mit schwarzem Humor zu vertreiben versuchen, bleibt: Bei Brönners Druckerei und im Brönner Verlag Breidenstein führt bereits der vorläufige Insolvenzverwalter Regie. Scheitert er, verlieren mehr als 200 Beschäftigte in der Druckerei und zwölf im Katalogverlag ihre Arbeit (auch die Wilde 13 war nur zu zwölft, weil der Hauptmann versehentlich doppelt gezählt wurde). Maria del Grosso hat den Telefon-Dialog schweigend mit angehört. Sie ist gerade einmal 42, aber findet sich zu alt für die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. "Mit 40 wird eine Schwelle überschritten", sagt sie. Ein bitterer Kommentar. Dabei ist Maria del Grosso keine Frau, die leicht aufgibt. Ohne Berufsabschluss arbeitete sie sich in zehn Jahren hoch, von der Telefonzentrale in den Einkauf. Als die dunkelhaarige Italienerin noch zur Schule ging, waren Mädchen wie sie vor allem eins: Heiratskandidatinnen. Sie habe damals "nicht genug Selbstbewusstsein gehabt", um sich gegen ihre traditionell denkenden Eltern durchzusetzen, sagt Maria del Grosso. Erst als erwachsene Frau, nach der Scheidung, habe sich das verändert. Nun allerdings steht sie mit ihrem 13 Jahre alten Sohn Ricardo alleine da. "Wo komme ich jetzt noch unter?", sagt sie noch einmal – als habe der Teufel sie schon geholt. Thomas Wegner-Ney holt einen Bildband aus dem Bücherregal. Ein Porträt Prags aus den frühen 90er Jahren. Auf der Aufschlagseite klebt eine Urkunde mit einem Geburtstagsgruß an "unseren lieben Mitarbeiter". Ein Überbleibsel aus vermeintlich guten Zeiten. 17 Jahre arbeitet Wegner-Ney schon bei Brönners Druckerei. Er hat den Arbeitgeber nie gewechselt. Heute nimmt der gelernte Drucker, der dort als Lehrling anfing, selbst Prüfungen ab. Nun sieht er das Erreichte ("ich habe mir einen Lebensstandard erarbeitet") in Gefahr. Das lässt ihn schlecht schlafen. Das löst Nervosität aus, wo sonst nur Gelassenheit zu spüren war. Die beiden Söhne leiden darunter. Er ist nach Feierabend nicht mehr so einfach zum Mitspielen zu bewegen: "Die schimpfen wie die Rohrspatzen, gerade der Ältere." Lukas ist zehn, ein schlauer kleiner Bursche, der eins und eins zusammenzählen kann. Der Schüler weiß, dass sein Vater fleißig ist und trotzdem seine Arbeit verlieren könnte. Nun rätselt er, wie das alles zusammenpasst. Systematisch wie nach einer Unwetterwarnung bereitet Thomas Wegner-Ney seine Familie auf die mögliche Katastrophe vor. Seine Frau Andrea, die Teilzeit bei Gericht arbeitet, versucht "aufzustocken". Die Miete, die Versicherungen, das Auto, der Schülerladen, alles will bezahlt sein. Sich predigt Wegner-Ney Verzicht. Er geht seltener aus, denkt darüber nach, am Urlaub zu sparen. Möglicherweise werden seine Frau und die Kinder diesen Sommer alleine fahren. Lukas und seinen kleinen Bruder Sebastian wird das nicht freuen. Sie werden wieder schimpfen, womöglich heftiger als je zuvor. Der schwarze Freitag für die Belegschaft von Brönners Druckerei war der 14. März. In Frankfurt stellte Geschäftsführer Hans-Jürgen Breidenstein Insolvenzantrag, in Berlin hielt Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zur selben Zeit seine "Blut-und-Tränen-Rede" (Betriebsratschef Velten). Doppelter Schlag für die Drucker: Der eigene Chef leistet den Offenbarungseid, der Manager der Deutschland AG verkündet Einschnitte bei Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe. Wolfgang Velten zuckt mit den Schultern. Zukunft? Keine. Er ist 54. "Wie soll da die Perspektive sein?" 37 Jahre lang schuftet er schon bei Brönners Druckerei. 37 Jahre lang zahlte er in die Arbeitslosenversicherung ein, 37 Jahre lang nahm er sie nicht in Anspruch. Jetzt könnte er sie vielleicht brauchen, einmal kurz vor dem Ende eines langen Beruflebens, und nun erfährt der Drucker, dass Arbeitslose ab 55 maximal noch 18 Monate lang Arbeitslosengeld erhalten sollen statt 32 und die Arbeitslosenhilfe sinken soll. Da stünde er am Ende nicht viel besser da als heute ein Sozialhilfeempfänger. "Das macht die Ängste noch größer", sagt der Drucker, der stolz auf seinen Beruf und seine Fähigkeiten ist. Mit der Ohnmacht wächst die Wut. "Das ist Sozialraub", sagt er zornig. "Hast du ein Haus?", fragt Thomas Wegner-Ney. "Ich habe eine Mietwohnung", antwortet Velten. "Dann kannst du ja deine Mietwohnung verpfänden", sagt Wegner-Ney. Dann sind alle still. Jetzt, da die Unsicherheit wächst, gerät ein Mann immer stärker in die Kritik vieler Beschäftigter: Hans-Jürgen Breidenstein, der Kopf der Eigentümerfamilie, der bis Ende März auch in Brönners Druckerei uneingeschränkt das Sagen hatte. Er, als Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main auch in der feinen Gesellschaft ambitioniert, sehe sich eher "als Verleger" (Wegner-Ney) denn als Druckereibesitzer. Ihn machen sie dafür verantwortlich, das die Druckerei Jahre als "Cash-Cow" für die Verlage, Breidensteins Steckenpferde, herhalten musste. Fein ausgetüftelte Gewinnabführungsverträge hätten dafür gesorgt, dass Zeitschriften von kurzer Lebensdauer wie der Managementberater auf den Markt geworfen werden konnten. Velten: "Ein Millionengrab." Dann: Der Neubau der Druckerei im Industriepark Höchst. Eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe. Das Feinste vom Feinsten. Für ein Leben ohne Sorgen gebaut, für eine Wirtschaft, die nur den Aufschwung kennt. "Großkotzig", nennt Berthold Balzer, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft Verdi, den Bau. Wie realitätsfern der Blick des Unternehmers Breidenstein in dieser Zeit war, macht auch eine Episode aus der Feier anlässlich des Umzugs von der Stuttgarter Straße im Bahnhofsviertel in den Industriepark deutlich. Damals glaubte der Manager noch, die Belegschaft der Mediengruppe auf rund 700 verdoppeln zu können. Heute geht es nur noch darum, wie viele ihren Job behalten werden. Nun, da die Aufträge in der Branche einen Tiefstand erreicht haben und ein ruinöser Preiskampf tobt, klagt "HJB", wie ihn die Mitarbeiter nennen, über "Ertragsrückgänge" bei hohen "Neubau-Fixkosten". Die Belegschaft, an der Unternehmenspolitik nicht beteiligt, wird im Herbst 2002 zu einem Sanierungsbeitrag aufgefordert und spielt mit. Das Weihnachtsgeld soll erst zum 31. März 2003 ausgezahlt werden. Bis heute haben del Rosso, Wegner-Ney, Velten und die anderen keinen Cent von ihrem Weihnachtsgeld gesehen. Unterdessen erklärt Breidenstein am 24. März, also zehn Tage nach seinem Gang zum Insolvenzgericht, bis dahin habe das Unternehmen "noch alle fälligen Verpflichtungen beglichen". Formal betrachtet mag das korrekt sein, denn das Weihnachtsgeld war erst zum 31. März fällig, tatsächlich spielt Breidenstein hier mit der Wahrheit. Einer wie Velten hat dafür kein Verständnis, nicht jetzt, nicht in dieser Lage. "Das ist eine glatte Lüge", sagt er und sein Blick wird ernst: "Herr Breidenstein schuldet uns 500 000 Euro." Die beiden Männer sind sich heute so fremd wie nie. Anfang Februar hat Velten einen Brief an Breidenstein und die Mitgesellschafter geschrieben. Darin macht er die Eigentümer dafür verantwortlich, dass die Hausbanken ihr finanzielles Engagement nicht erhöhen wollten. Die Gesellschafter, behauptet er, hätten Darlehen von rund 700 000 Euro auf 17 000 Euro zurückgefahren und so "wissentlich eine schwere Liquiditätskrise noch verstärkt". Breidenstein hat diese Vorwürfe öffentlich immer als "unsubstantiiert" zurückgewiesen. Mit dem Hinweis, es handele sich um "privates Geld der einzelnen Gesellschafter", erweckte er den Eindruck, der Vorwurf entbehre jeder Grundlage. Dabei ignorierte er zum Verdruss des Betriebsrats jedoch völlig die moralische Dimension dieses Vorgangs im Frühjahr 2002: Die Gesellschafter verwenden ihr Geld eben nicht für die notleidende Firma, sondern für andere Zwecke. Jetzt, da es schlecht steht um den Betrieb, erweist sich Sozialpartnerschaft für Velten als Farce. Ein Gespür dafür, dass nicht alle in einem Boot sitzen, hatte er schon 1991, als sein Betriebsjubiläum gefeiert wurde. 25 Jahre war er damals dabei. Den Ehrenring der Firma mit der Aufschrift "Gott grüßt die Kunst" hat er sich nicht – wie üblich zu diesem Anlass – von einem Gesellschafter an den Finger stecken lassen. Er wollte seine Unabhängigkeit bewahren. "Der will ja nicht meine Arbeitskraft, der will mich, meinen Kopf", sagt Velten. Morgen, sagt Thomas Wegner-Ney, müsse er wieder Prüfungen abnehmen. Zehn Uhr, pünktlich wie immer. Gerade jetzt kommt es darauf an, nicht nachlässig zu werden. Prüfungskandidaten müssen wie die Kunden und Lieferanten das Gefühl bekommen, dass es weitergeht. Garantien dafür gibt es nicht. Für keine der zwölf Gesellschaften der Mediengruppe. Nur drei Tage nachdem Breidenstein verkündet hatte, die Verlage seien von der Insolvenz der Brönners Druckerei "nicht betroffen", wurde für die Brönner Verlag Breidenstein GmbH das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. Breidensteins Worte besitzen nur noch die Halbwertzeit einer überreifen Banane. Beim Gehen klingt das Lied der Wilden 13 im Ohr.


Frankfurter Rundschau v. 03.06.2003, S.26, Ausgabe: R Region

Von Bernd Salzmann

Die Hälfte der Belegschaft muss gehen Im Traditionsunternehmen Brönners Druckerei läuft das Insolvenzverfahren / Schlechte Auftragslage

Das Amtsgericht Frankfurt hat am Montag das Insolvenzverfahren über Brönners Druckerei eröffnet. Noch am gleichen Tag wurde die Hälfte der zweihundertköpfigen Belegschaft von Insolvenzverwalter Dirk Pfeil freigestellt. Bereits in dieser Woche sollen die Verhandlungen über einen Sozialplan beginnen. Ist der unter Dach und Fach, folgen postwendend die Kündigungen.

FRANKFURT. "Ich hätte gerne mehr Leute behalten, aber die Auftragslage lässt es nicht zu", sagte Dirk Pfeil am Montag im Anschluss an eine Betriebsversammlung im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau: "Wir kommen jetzt ins Sommerloch." Während der Betriebsversammlung hatten rund 100 der 200 Beschäftigten erfahren, dass sie keine Zukunft mehr bei dem Frankfurter Traditionsunternehmen haben werden. An der Wand hing eine Liste mit den Beschäftigten, die bleiben dürfen. Die anderen meldeten sich sogleich arbeitslos. Das Arbeitsamt Frankfurt hatte eigens dafür drei Fachleute in den Industriepark Höchst geschickt. Insolvenzverwalter Pfeil: "Eine rote Null kann ich nicht machen, denn ich habe kein Geld mitgebracht." Unmittelbar nach der Betriebsversammlung äußerte sich der Betriebsrat unzufrieden mit der vom Management getroffenen Personalauswahl. "Da werden alte Rechnungen beglichen", sagte Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Velten. So wurde ein früherer Betriebsratskollege von Velten freigestellt, der zuletzt noch dem Wirtschaftsausschuss des Unternehmens angehörte. Auf die Frage, ob weitere bedenkliche Personalentscheidungen getroffen worden seien, wollte Velten nicht näher eingehen. Er sagte nur: "Die gibt’s." Der Pleitegeier schwebt schon seit Monaten über der mehr als 275 Jahre alten Druckerei, dem wichtigsten Standbein der Breidenstein-Gruppe. Das Traditionsunternehmen hatte mit dem Umzug in den Industriepark Höchst vor zwei Jahren noch "die größte Investition in seiner Geschichte" (Ex-Firmenchef Hans-Jürgen Breidenstein) getätigt, hatte sich dabei jedoch verhoben und war bald darauf in konjunkturell schwieriger Zeit in eine gefährliche Schieflage geraten. Mittlerweile wurde bekannt, dass bereits vor einem Jahr die Absicht bestand, die Firma mit einem großen Frankfurter Druckhaus zu fusionieren. Die Gesprächspartner hätten damals jedoch Abstand von dem Deal genommen. "Die hätten Schuh’ und Strümpf’ verloren", sagt Pfeil, der den Namen nicht nennen will. Der Insolvenzverwalter schließt nicht aus, dass er nun – unter den veränderten Vorzeichen einer Insolvenz – die Gespräche wieder aufnehmen kann: "Ich will erhalten und veräußern." Der wichtigste Kunde, die Börsen-Zeitung, bleibt Brönners Druckerei immerhin treu. Beide Seiten haben sich laut Pfeil versprochen, dem jeweils anderen drei Monate Zeit zu geben, falls sich einer aus der Geschäftsbeziehung zurückziehen möchte. In der Belegschaft herrscht nun vor allem Trauer. Vorigen Mittwoch hatten alle Beschäftigten noch einmal gemeinsam gegrillt. "Es war ein richtiges Familienfest", sagt Velten. Sang- und klanglos zu gehen, das habe keiner gewollt. Siehe auch Seite 31


Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2005, Nr. 9, S. 47

Wirtschaft

Brönners Druckerei verliert letzten Großauftrag

80 Mitarbeitern gekündigt / "Börsen-Zeitung" wird jetzt von der Societät hergestellt

mak. FRANKFURT. Die insolvente Brönners Druckerei Breidenstein GmbH hat ihren letzten Großkunden verloren: Die von der WM Gruppe herausgegebene "Börsen-Zeitung" wird seit Jahresbeginn von der Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH in Mörfelden hergestellt. Den letzten 80 Mitarbeitern der Brönners Druckerei in Frankfurt-Höchst ist daraufhin zum 31. Januar gekündigt worden, wie Insolvenzverwalter Dirk Pfeil dieser Zeitung sagte. Bis dahin würden noch kleinere Aufträge akquiriert und abgearbeitet. "Dann geht in Goethes Druckerei das Licht aus."

Der Schritt sei der WM Gruppe nicht leichtgefallen, äußerte auf Anfrage Werner Volz, Mitglied der Geschäftsleitung. Man habe Brönners Druckerei seit Beginn des Insolvenzverfahrens vor zwei Jahren die Stange gehalten, die Druckqualität sei gut. Nach der Abwanderung anderer Druckaufträge sei aber zu erkennen gewesen, daß es so nicht auf Dauer habe weitergehen können.

Pfeil sagte, ohne die "Börsen-Zeitung" sei eine Kostendeckung der Druckerei nicht mehr zu erzielen. Es habe in den vergangenen Jahren, in denen er das Unternehmen trotz Insolvenz fortgeführt habe, niemals einen ernsthaften Kaufinteressenten gegeben. Immerhin interessierten sich jetzt einige Unternehmen für die Maschinen. Auch gebe es einige Anfragen nach den gut ausgebildeten Druckern, die er habe entlassen müssen.

Die Druckerei zählt zur Mediengruppe Breidenstein, die früher als Unternehmensgruppe Brönner-Umschau firmierte und 2002 den 275. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert hatte. Als das Insolvenzverfahren im März 2003 beantragt wurde, beschäftigte die Gruppe in Familienbesitz in zwölf Unternehmen 350 Frauen und Männer. Stets war von einem großen Zusammengehörigkeitsgefühl in der Belegschaft die Rede. Die Tradition des Unternehmens, das 1727 erstmals urkundlich erwähnt worden war, sei unter den Männern an den Maschinen stärker präsent als unter den Führungskräften, hieß es. Offenbar hatte sich die Gruppe mit dem Bau einer neuen Druckerei verhoben, die 2001 im Industriepark Höchst den Betrieb aufgenommen hatte. "Wir haben etwas riskiert", sagte der seinerzeitige Geschäftsführer Hans-Jürgen Breidenstein kurz nach Beginn des Insolvenzverfahrens dieser Zeitung, "und das war falsch."

Besser als für die Druckerei sieht es für die Verlage der Gruppe aus. So übernahm die Messe Frankfurt GmbH die Herstellung der Messekataloge, die bis dahin von der Brönner Verlag Breidenstein GmbH produziert worden waren. Die von der Umschau Buchverlag Breidenstein GmbH, einer weiteren Gesellschaft der Gruppe, hergestellten Buchreihen etwa über "kulinarische Entdeckungsreisen" werden von der Neuer Umschau Buchverlag GmbH in Neustadt an der Weinstraße fortgeführt, wie Pfeil erläuterte. Nicht von der Insolvenz betroffen sei die Umschau Zeitschriftenverlag Breidenstein GmbH, deren zwei Tochtergesellschaften Fachzeitschriften herausgeben, unter anderem "Soldat und Technik". Die dafür zuständige Tochtergesellschaft habe sogar den Auftrag bekommen, ein Buch zum fünfzigjährigen Bestehen der Bundeswehr in diesem Jahr herauszugeben.

Die Breidenstein GmbH & Co. KG, im Organigramm der Gruppe oben angesiedelt, werde hingegen abgewickelt, sagte Pfeil weiter. Zu dieser Holding, die keine eigenen Mitarbeiter gehabt habe, gehöre ein Gelände in Maintal-Bischofsheim, das jetzt bebaut werden solle.


Nachtrag Bearbeiten

Jemand war so nett und hat die Seite Brönner-Umschau-Gruppe gesperrt. Leider zu einem Zeitpunkt als ein IP zum xten Male jeweils die Inhalte gelöscht hatte, an die die ehemaligen Unternehmer wohl nicht so gerne erinnert werden. Quellen etc. liegen oben vor. Und meines Erachtens ist das absolut neutral formuliert und nicht deswegen ein POV, weil jemand nicht gerne erinnert wird. Deshalb hier oben nochmal sämtliche Quellen im Volltext. Kann evtl. ein Admin den Stand vom 8. Januar 2007 18:32 herstellen und dann bis auf weiteres sperren? Gruß --Seramis 09:53, 15. Jan. 2007 (CET)Beantworten

LOL, der war gut. Ich empfehle meta:Die_falsche_Version zur gelegentlichen Lektüre. -- Tnzs 13:04, 23. Jan. 2007 (CET)Beantworten
w00t: oder dieser: meta:Wie man seine Meinung durchsetzt? --Seramis 18:23, 23. Jan. 2007 (CET)Beantworten

Umschau-Wissenschaftsmagazin Bearbeiten

Bitte einmal die Aussage überprüfen, dass das Umschau-Magazin von den 1950-er Jahren bis in die 1980-Jahre bestand. Mir liegt ein Artikel aus der „Umschau“ von 1934 (38. Jahrgang), Heft 12, vor. Demnach müsste das Magazin bereits 1898 bestanden haben. Das belegt m.E., dass die o.a. Behauptung nicht stimmen kann. Wer weiß dazu genaueres? American 10:55, 23. Nov. 2011 (CET)Beantworten


Defekter Weblink Bearbeiten

GiftBot (Diskussion) 04:57, 28. Dez. 2015 (CET)Beantworten