Confederate States Marine Corps

Teil der Marine der Konföderierten Staaten von Amerika

Das Confederate States Marine Corps (CSMC) war ein Teil der Marine der Konföderierten Staaten von Amerika. Es wurde während des Sezessionskrieges durch Beschluss des Kongresses der Konföderierten Staaten am 16. März 1861 in Bataillonsstärke aufgestellt.[1] Die Angehörigen des Marine Corps dienten überwiegend in Küstenbefestigungen, aber auch an Bord von Schiffen sowie in Infanterie- und Artillerieeinheiten.

links: Banner des Confederate States Marine Corps, rechts: Oberst Lloyd J. Beall
links: Banner des Confederate States Marine Corps, rechts: Oberst Lloyd J. Beall
links: Banner des Confederate States Marine Corps, rechts: Oberst Lloyd J. Beall
Kaperung der USS Underwriter durch ein konföderiertes Enterkommando, 2. Februar 1862
links: Rangabzeichen und Ärmelaufschläge eines Hauptmann des Marine Corps, rechts: Reenactors als CSMC-Ordnance Sergeant und Corporal (2010)
links: Rangabzeichen und Ärmelaufschläge eines Hauptmann des Marine Corps, rechts: Reenactors als CSMC-Ordnance Sergeant und Corporal (2010)
links: Rangabzeichen und Ärmelaufschläge eines Hauptmann des Marine Corps, rechts: Reenactors als CSMC-Ordnance Sergeant und Corporal (2010)

Einsatz im Bürgerkrieg Bearbeiten

Im Jahr 1861 verließen 16 Offiziere und mehr als 100 Soldaten das US Marine Corps und entschieden sich, der Konföderation zu dienen. Die Marinesoldaten des Südens kämpften selten als geschlossene Einheit, vielmehr dienten sie in kleinen Abteilungen an Bord von Schiffen oder an Land, und das über den gesamten Süden verteilt. Als ausgebildete Artilleristen für die Küstenverteidigung bildeten sie oft den Kern der Geschützmannschaften auf Schiffen und meldeten sich freiwillig zu Sondereinsätzen an Bord von Panzerschiffen und den neu entwickelten Tauchbooten (siehe CSS Hunley), jedoch immer als Einzelpersonen oder kleine Gruppen. Ihre primäre Aufgabe bestand zunächst darin, die kürzlich aus Montgomery (Alabama) verlegte Hauptstadt der Konföderation vor einem amphibischen Angriff der Unionsflotte zu schützen.[2]

Im ersten Kriegsjahr fanden nur wenige Einsätze statt, meistens wurden dabei nur einige Marinesoldaten zur Unterstützung der Küstenverteidigung von Florida und Georgia entsandt. Die Feuertaufe der Marines fand im März 1862 statt. Der Süden hatte mit dem Bau des Panzerschiffs (Iron-clad) CSS Virginia eine Revolution in der Seekriegsführung eingeleitet. Man hoffte mit ihr die Unionsblockade in der Hampton Roads Bay zu brechen. Dazu brauchte es fähige und erfahrene Kanoniere, hierfür wurden Marines als Geschützbedienung zur Virginia abkommandiert. Nach ihrem Einsatz wurden die daran beteiligten Marines für ihren Dienst belobigt und danach wieder nach Drewry’s Bluff zurückbeordert. Am 15. Mai 1862 lief eine Unionsflotte den James hinauf und bedrohte Richmond, die konföderierten Batteriebesatzungen konnten die Angreifer jedoch wieder zurückschlagen. Die Rettung Richmonds wurde in erster Linie den Marines zugeschrieben, und die konföderierte Regierung dankte ihnen offiziell. Die Verteidigung der Hauptstadt sollte die letzte große Aktion sein, in der die Marines noch als geschlossene Einheit eingesetzt wurden.[3]

Im Sommer 1862 wurde beschlossen, das Korps in kleinere Einheiten aufzuteilen und diese über den gesamten Süden zu verteilen. An Bord der CN-Schiffe und in den Küstenfestungen herrschte mittlerweile ein gravierender Mangel an Seeleuten und Kanonieren. Man hoffte, dass die gut ausgebildeten und disziplinierten Marines so wesentlich effizienter eingesetzt werden konnten, als wenn sie nur an einem Punkt konzentriert blieben. Auch ein kleiner Trupp Marines, so dachte man, könne eine Hebung der Kampfmoral für den Rest der Mannschaft bewirken. Die Garnisonen von Mobile, Savannah, Charleston und Wilmington hatten ab da ein Marine-Kontingent in ihren Reihen die meist die Geschütze bemannten. Auf See dienten Marinesoldaten als Kanoniere und Schiffswache, auch die erfolgreichsten Handelsstörer der CS-Navy, die CSS Florida, die CSS Shenandoah und die CSS Alabama hatten sie an Bord. In Charleston bemannten Freiwillige der Marines die CSS Hunley, dem ersten einsatzbereiten Tauchboot der Kriegsgeschichte. In den Küstengewässern der Carolinas beteiligten sich die Marines an Kommandoaktionen gegen die Unionsmarine.[4]

Vor Charleston setzte man Brander gegen die Unionsschiffe ein. In New Bern, North Carolina, enterten und zerstörten Marines unter Commander John Taylor Wood im Zuge eines Nachtangriffes das Kanonenboot USS Underwriter. Marines standen im August 1864 in Fort Morgan und Fort Gaines (Mobile Bay) an den Geschützen, sie stellten die Kanoniere an Bord des Panzerschiffs CSS Tennessee und dienten auch auf anderen kleineren Holzschiffen. Letztere stellte sich der gesamten Unionsflotte entgegen, als diese in den frühen Morgenstunden vor den beiden Festungen erschien, wurde aber schließlich nach längeren Kampf versenkt. Im Dezember 1864 versuchten Konteradmiral David D. Porter und Generalmajor Alfred H. Terry Fort Fischer, das den letzten offenen Handelshafen der CSA, Wilmington, schützte zu stürmen, konnten aber noch einmal abgewehrt werden. Ein heftiges Artilleriebombardement läutete schließlich ihm Januar 1865 die Landung von 8.000 Unionssoldaten und 2.000 US-Matrosen und Marines ein. An dieser Schlacht waren auch CS-Marines beteiligt, die Konföderierten schlugen bis zum Nachmittag mehrere Angriffe zurück, wurden aber letztendlich von den weit überlegenen Unionskräften überrannt. Die Überlebenden der konföderierten Marines zogen sich nach Richmond zurück.[5]

Als der Befehl zur Evakuierung von Richmond erteilt wurde, sprengten und versenkten Marines und CN-Matrosen ihre Geschütze und Schiffe, um zu verhindern, dass sie in die Hände der Union fielen. Eine Abteilung von Marines und Seekadetten wurde beauftragt, jenen Zug zu bewachen, der Präsident Jefferson Davis, einige hohe Regierungsbeamte und einen Großteil des Staatsschatzes in die neue Hauptstadt befördern sollte. Der Rest des Marine Corps wurde zusammen mit einer aus Seeleuten zusammengestellten Brigade der Armee unter General Richard S. Ewell zugeteilt. In den nächsten Tagen des ständigen Rückzugs halfen die Marines, die ihnen nachsetzenden Unionstruppen auf Distanz zu halten. Am 6. April 1865 schlug das Marine Corps am Sailor’s Creek seine letzte Schlacht. Dabei wurde eine ganze Konföderiertendivision zerschlagen, nur Ewells Corps und die Marines, sowie die Naval Brigade waren noch einigermaßen kampffähig. Sie hielten danach mehreren Kavallerieangriffen stand, aber Ewells Flanken wurden schließlich vom Feind überrannt und sein Verband löste sich auf. Der General selbst ergab sich, danach gaben auch die Marines den Kampf auf und gingen in Gefangenschaft. Die wenigen, die entkommen konnten, schlossen sich General Robert E. Lee’s North-Virgina-Armee an, die schließlich am 9. April 1865 bei Appomattox vor General Ulysses S. Grant's Truppen kapitulieren musste.[6]

Organisation und Einrichtungen Bearbeiten

Das Marine Corps wurde nach dem Vorbild des United States Marine Corps in Montgomery, Alabama aufgestellt. Der Umfang betrug 22 Offiziere und 661 Unteroffiziere und Mannschaften. Dieser Umfang wurde am 20. Mai 1861 auf die Größe eines Regiments mit 46 Offizieren und 944 Unteroffiziere und Mannschaften vergrößert.[7] Als die Hauptstadt der Konföderation nach Richmond, Virginia verlegt wurde, wurde die Organisation des Corps dort abgeschlossen. Während des gesamten Krieges verblieben das Hauptquartier und die zentralen Ausbildungseinrichtungen in Camp Beall und dem Gosport Shipyard in Norfolk, Virginia (bis 1862).[8]

Die Truppenteile des CSMC waren in Richmond (Drewry's Bluff am James River), Virginia, im Camp Beall, unweit Fort Darling bei Drewry's Bluff, Virginia, im Fort Fisher bei Wilmington, North Carolina, in Charlotte, North Carolina, in Charleston, South Carolina, auf Hilton Head Island, South Carolina, in Savannah, Georgia, in Pensacola, Florida und in Mobile, Alabama stationiert. Während des Krieges wurden Truppenteile des Confederate States Marine Corps auch auf größeren Kriegsschiffen und für Spezialaufgaben eingesetzt.

Kommandantur und Truppen Bearbeiten

Das Corps bestand zunächst aus 16 Offizieren und etwa 100 Unteroffizieren und Mannschaften, die aus dem United States Marine Corps ausgeschieden waren, um für den Süden zu kämpfen.[9] Die Soldaten des Korps, das in Richmond zusammengestellt wurde, erhielt den gleichen Sold wie die Angehörigen der Landarmeen, und seine Mannschaften die gleichen Rationen wie die der Marine. Im September 1861 genehmigte der Konföderiertenkongress eine Erweiterung des Korps und autorisierte die Rekrutierung von weiteren zwanzig Sergeanten, Korporalen, Trommlern und Pfeifern. Für die erste Einberufung wurde ein Handgeld in der Höhe von 50 US-Dollar ausbezahlt, 40 US-Dollar für eine erneute Einberufung, auch Rekruten ohne Seemannshintergrund konnten sich für den Dienst im CSMC melden. Obwohl offiziell über 1000 Mann genehmigt wurden, erreichte es nie seine geplante Sollstärke. Überliefert ist nur ein Bericht des Kommandanten vom 30. Oktober 1864, der darin die Gesamtstärke des gesamten CSMC mit 539 Mann angibt, darunter zwei Kapitäne und drei Leutnants (zweiundsechzig Marines befanden sich demnach zu diesem Zeitpunkt schon in US Kriegsgefangenschaft). Das US Marine Corps war damals etwa zehnmal so groß.[10][11] Einige ihrer Soldaten wurden durch die Zusammenführung oder Auflösung anderer Truppenteile, wie den Virginia State Marines, für das CSMC freigesetzt, andere auch durch Rekrutierungsmaßnahmen angeworben.

Ihr Kommandeur Lloyd James Beall (19. Oktober 1808 – 10. November 1887) diente bis zum Bürgerkrieg als Zahlmeister im Unionsheer. Beall trat nach Absolvierung der Militärakademie West Point zunächst dem 1. Infanterie- und später dem 2. Dragonerregiment bei, war also ohne jegliche Marineerfahrung, die meisten seiner Offiziere stammten jedoch aus der Marine. Er wurde dennoch am 23. Mai 1861 zum Corpskommandeur im Rang eines Colonels ernannt und blieb es bis zum Ende des Krieges.[12] Die meisten Offiziere stellten frühere Angehörige der US-Navy, die Sergeanten, stammten aus den Reihen der US-Marines.[13]

Uniformen Bearbeiten

Die vom Marine Corps verwendeten Uniformen ähnelten den für das Landheer vorgeschriebenen Exemplaren. Es gibt jedoch in der Forschung noch kontroverse Diskussionen über einige ihrer Details. Da die Anzahl der CSMC Angehörigen nie sehr groß war und viele ihrer Dokumente zerstört wurden, fehlen hierzu aussagekräftige Bild- und Schriftquellen. Im Jahr 1865, unmittelbar nach Kriegsende, verwüstete zudem ein Feuer Beall’s Haus, wobei auch die meisten seiner Aufzeichnungen über das CSMC verbrannten. Beall behauptete später in einem Brief an einen US-Offizier, dass die Papiere auf Anordnung des konföderierten Marineminister Stephen R. Mallory verbrannt worden waren, vermutlich um die Beschlagnahme durch die Unionsarmee zu verhindern.[14] Man weiß, dass die Marines oft aus Beständen privater Läden ausgerüstet wurden, meist aus denen, die ihrem Standort am nächsten waren. Eine zeitgenössische Beschreibung besagt, dass die Marines graue Gehröcke (oder in einem ähnlichen Farbton) und dazu dunkelblaue oder schwarze Hosen trugen. Es scheint, dass die meisten konföderierten Marines auch über die standardmäßigen Käppies als Kopfbedeckung verfügten, unklar ist aber, ob sich auf deren Ober- oder Vorderseite auch Verzierungen (Paspelierungen) befanden. Ein Großteil der von der CSMC verwendeten Ausrüstung wurde aus Russland, aus Großbritannien und seinem Dominions, hauptsächlich Kanada, importiert. Deshalb bot ihre Ausrüstung wohl ein recht vielfältiges Erscheinungsbild.[15]

Dienstgrade Bearbeiten

Das Marine Corps trug Rangabzeichen, die mit denen der Armee nahezu identisch waren, der größte Unterschied war die Ausrichtung und Farbe der Unteroffiziersstreifen.

Colonel Lieutenant Colonel Major Captain First Lieutenant Second Lieutenant
           
Sergeant Major Quartermaster Sergeant Ordnance Sergeant First Sergeant Sergeant Corporal
           

Literatur Bearbeiten

  • Earl J. Coates, Don Troiani, Michael J. McAfee: Don Troiani’s Civil War Zouaves, Chasseurs, Special Branches, & Officers. Stackpole Books, Mechanicsburg PA 2006, ISBN 0-8117-3320-3.
  • Ralph W. Donnelly: The Confederate States Marine Corps. The Rebel Leathernecks. White Mane Publishing, Shippensburg PA 1989, ISBN 0-942597-13-3.
  • Ron Field: American Civil War Marines 1861–65 (= Elite. 112). Illustrated by Richard Hook. Osprey Publishing, Oxford 2004, ISBN 1-84176-768-9.
  • John E. McGlone III.: The Lost Corps: The Confederate States Marines. In: U.S. Naval Institute. Proceedings. 99, 1972, ISSN 0041-798X, S. 69–73.
  • J. Thomas Scharf: History of the Confederate States Navy from its organization to the surrender of its last vessel. Rogers & Sherwood, New York NY 1887; Textarchiv – Internet Archive; Nachdruck: The Fairfax Press, New York NY 1977.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. An Act to provide for the Organization of the Navy. In: The Statutes at Large of the Provisional Government of the Confederate States of America, from the Institution of the Government, February 8, 1861, to its Termination, February 18, 1862. University of North Carolina at Chapel Hill,, 2001, S. 74, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch, Aufstellung des Marine Corps).
  2. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, Artikel in US Naval Institute Proceedings, Vol. 98/11/837, November 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  3. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, Artikel in US Naval Institute Proceedings, Vol. 98/11/837, November 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  4. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, Artikel in US Naval Institute Proceedings, Vol. 98/11/837, November 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  5. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, Artikel in US Naval Institute Proceedings, Vol. 98/11/837, November 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  6. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, Artikel in US Naval Institute Proceedings, Vol. 98/11/837, November 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  7. An Act amendatory of an act to provide for the organization of the navy. In: The Statutes at Large of the Provisional Government of the Confederate States of America, from the Institution of the Government, February 8, 1861, to its Termination, February 18, 1862. University of North Carolina at Chapel Hill,, 2001, S. 121, abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch, Vergrößerung des Marine Corps).
  8. J. Thomas Scharf: History of the Confederate States Navy from its organization to the surrender of its last vessel. 1887, S. 769–772, abgerufen am 25. November 2023.
  9. John E. McGlone III.: The Lost Corps: The Confederate States Marines. In: U.S. Naval Institute. Proceedings, 99, 1972, S. 69–73.
  10. J. Thomas Scharf: History of the Confederate States Navy from its organization to the surrender of its last vessel. 1887, S. 772; Textarchiv – Internet Archive.
  11. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, in US Naval Institute, Proceedings, Vol. 98, 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  12. J. Thomas Scharf: History of the Confederate States Navy from its organization to the surrender of its last vessel. 1887, S. 770–771; Textarchiv – Internet Archive.
  13. John E. McGlone, III: The Lost Corps: The Confederate States Marines, in US Naval Institute, Proceedings, Vol. 98, 1972 (abgerufen am 26. Jänner 2024).
  14. Trevor K. Plante: Researching Confederate Marines in the Civil War. Prologue Magazine, Vol. 33, No. 4, Genealogy Notes, 2001 (abgerufen am 07. Dezember 2023).
  15. Philip Van Doren Stern: The Confederate Navy: A Pictorial History. Da Capo Press, (1992), S. 181. A. Albert Nofi: Marine Corps Book of Lists: A Definitive Compendium of Marine Corps Facts, Feats, and Traditions. Da Capo Press, (1997).