Claudia Rapp

deutsche Byzantinistin

Claudia Rapp (* 20. Juni 1961 in Gießen) ist eine deutsche Byzantinistin. Seit 2011 lehrt sie als Professorin an der Universität Wien im Bereich Byzantinistik und Neogräzistik.

Claudia Rapp (2020)

Claudia Rapp wurde 1961 in Gießen[1] geboren. Nach ihrem Gymnasialabschluss 1979 studierte sie an der Freien Universität Berlin bis 1984 Geschichte, Alt-Griechisch, Klassische Philologie und Byzantinistik. Dort lernte sie unter anderem bei Paul Speck zu Hagiographie und bei Ralph-Johannes Lilie historisches Denken. Sie wurde nach einem Aufbaustudium an der University of Oxford 1993 bei Cyril Mango mit einer Arbeit zur Vita des heiligen Epiphanios von Salamis promoviert; die Dissertation trug den Titel The Vita of St. Epiphanius of Salamis. A Historical and Literary Study. Weitere wichtige Lehrer waren dort James Howard-Johnston und Michael Whitby.[2] In der Folgezeit war sie von 1993 bis 1994 Assistant Professor an der Cornell University sowie von 1994 bis 2001 Assistant Professor für spätantike Geschichte an der University of California, Los Angeles, von 2001 bis 2006 ebendort Associate Professor und von 2006 bis 2011 Full Professor. Außerdem war sie von 1997 bis 1998 Fellow am Institute for Advanced Study in Princeton, 2002 Gastprofessorin an der Universität Utrecht, 2004 hatte sie die Belle van Zuylen-Professur an der Universität Utrecht inne, 2005 hatte sie eine Fellowship für Byzantinische Studien in Dumbarton Oaks, 2008 bis 2009 war sie Visiting Fellow am All Souls College in Oxford und 2009 Senior Visiting Scholar an der Alexander S. Onassis Public Benefit Foundation. 2010 war sie Visiting Scholar an der Hebrew University of Jerusalem. Seit 2011 ist sie Professorin für Byzantinistik am Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien und leitet die Abteilung Byzanzforschung am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2012 war sie Visiting Professor an der École des hautes études en sciences sociales, Paris.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Geistesgeschichte, Sozial- und Religionsgeschichte, Ritual und Kommunikation, Schriftkultur sowie die Spätantike.

Im Bereich der Wissenschaftsorganisation war Claudia Rapp von 1995 bis 2003 an der Organisation des Byzantinistiksymposiums der UCLA beteiligt, 1998 bis 1999 war sie Präsidentin der Byzantine Studies Conference und von 2009 bis 2010 Präsidentin der Byzantine Studies Association of North America. Von 1999 bis 2010 hatte sie den Vorsitz der Multicampus Research Group History and Culture of Late Antiquity, eines Projekts aller zehn kalifornischen Staatsuniversitäten zur Förderung der Forschung auf den Gebieten Spätantike und Frühbyzanz. 2001 bis 2002 war sie stellvertretender Direktor des Gustav von Grünebaum Center for Near Eastern Studies an der UCLA sowie von 2002 bis 2007 im Executive Committee des U.S. National Committee for Byzantine Studies.

2013 wurde Claudia Rapp zum korrespondierenden Mitglied und 2014 zum wirklichen Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gewählt. 2017 wurde sie zum korrespondierenden Mitglied der British Academy gewählt.[3] Seit 2018 ist sie korrespondierendes Mitglied der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique nahm sie 2023 als assoziiertes Mitglied auf.[4]

Im März 2023 gewannen Rapp und Kollegen aus weiteren Institutionen mit ihrem Vorschlag „EurAsian Transformations“ einen der für Österreich neuen Exzellenzcluster des Österreichischen Wissenschaftsfonds. Sie wird als „Director of Research“ zusammen mit dem „Board of Directors“ den mit 9,2 Mio. Euro geförderten Cluster leiten, welcher das kulturelle Erbe Eurasiens erforschen soll. Beteiligt sind 31 Österreichische Wissenschaftler aus 4 Institutionen in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern. Im Focus steht die Region von Europa bis nach Asien und ihre Entwicklung über die letzten drei Jahrtausende. Im Zentrum stehende Fragen: welche Folgen hatten veränderte Umweltbedingungen, Mobilität und Migration für wirtschaftliche Entwicklungen? Und wie wirken die Identitätsdiskurse von damals bis in die moderne Zeit hinein? Die Ergebnisse werden nach fünf Jahren evaluiert und der Cluster bei Erfolg verlängert.

Schriften (Auswahl)

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  • Storytelling as Spiritual Communication in Early Greek Hagiography: The Use of Diegesis. In: Journal of Early Christian Studies. ISSN 1067-6341, Bd. 6, Nr. 3, 1988, S. 431–448, doi:10.1353/earl.1998.0048.
  • Christians and their Manuscripts in the Greek East during the Fourth Century. In: Guglielmo Cavallo, Giuseppe De Gregorio, Marilena Maniaci (Hrsg.): Scritture, libri e testi nelle aree provinciali di Bisanzio (= Biblioteca del „Centro per il collegamento degli studi medievali e umanistici nell'Università di Perugia“. 5, ISSN 2421-1362). Band 1. Centro italiano di studi sull'alto Medioevo, Spoleto 1991, S. 127–148.
  • Byzantine Hagiographers as Antiquarians, 7th to 10th Century. In: Stephanos Efthymiadis, Claudia Rapp, Dimitris Tsougarakis (Hrsg.): Bosphorus. Essays in Honour of Cyril Mango (= Byzantinische Forschungen. 21). Hakkert, Amsterdam 1995, ISBN 90-256-0619-9, S. 31–44.
  • Figures of Female Sanctity: Byzantine Edifying Manuscripts and their Audience. In: Dumbarton Oaks Papers. Bd. 50, 1996, S. 313–344, JSTOR:1291749.
  • Imperial Ideology in the Making: Eusebius of Caesarea on Constantine as ‚Bishop‘. In: Journal of Theological Studies. ISSN 0022-5185, Bd. 49, Nr. 2, 1998, S. 685–695, doi:10.1093/jts/49.2.685.
  • Holy Bishops in Late Antiquity. The Nature of Christian Leadership in a Time of Transition (= The Transformation of the Classical Heritage. 37). University of California Press, Berkeley CA u. a. 2005, ISBN 0-520-24296-3.

Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. a b "Austro-Nobelpreis" an Byzantinistin Rapp, orf.at, Memento im Internet-Archiv-Server. Artikel vom 8. Juni 2015, abgerufen am 8. Juni 2015.
  2. Claudia Rapp: Holy Bishops in Late Antiquity. The Nature of Christian Leadership in a Time of Transition (= The Transformation of the Classical Heritage. 37). University of California Press, Berkeley CA u. a. 2005, ISBN 0-520-24296-3, S. xi.
  3. Elections to the British Academy celebrate the diversity of UK research. British Academy, 21. Juli 2017, abgerufen am 21. Juli 2017.
  4. Membre associé: Claudia Rapp. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 16. November 2023 (französisch).
  5. Claudia Rapp erhält den Karl-Christ-Preis für Alte Geschichte. Mitteilung auf der Website des Instituts für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 19. Februar 2023.
  6. Kirche würdigt wissenschaftliche Spitzenleistungen mit Innitzer-Preis. In: kathpress.at. 7. November 2023, abgerufen am 7. November 2023.