Charlotte Gneuß

deutsche Schriftstellerin (* 1992)

Wibke Charlotte Gneuß (* 1992 in Ludwigsburg) ist eine deutsche Schriftstellerin.

Charlotte Gneuß auf der Frankfurter Buchmesse 2023
Charlotte Gneuß auf der Frankfurter Buchmesse 2023

Leben Bearbeiten

Charlotte Gneuß wurde im schwäbischen Ludwigsburg geboren, nachdem ihre Eltern die DDR vor dem Mauerfall verlassen hatten.[1][2] Sie absolvierte zunächst eine Buchbinder-Ausbildung, bevor sie in Dresden Soziale Arbeit studierte. 2017 studierte sie am Literaturinstitut Leipzig und im Anschluss daran an der Universität der Künste Berlin Szenisches Schreiben. Neben ihren anfänglichen Veröffentlichungen in Literaturmagazinen schrieb sie nach Einladung in Textwerkstätten wie der Jürgen Ponto-Stiftung und der Kölner Schmiede. Im Wochenmagazin Die Zeit schrieb sie Gastbeiträge, so zu den Themen Schwangerschaftsabbruch und Arbeitswelt. Gneuß ist Gewinnerin des Leonhard-Frank-Stipendiums für neue Dramatik.

Im August 2023 erschien ihr Debütroman Gittersee, dessen Handlung in der DDR in Dresden-Gittersee 1976 angesiedelt ist. Die 16-jährige Schülerin Karin Köhler, verliebt in Paul, lässt sich auf Gespräche mit der Staatssicherheit ein. Der Roman wurde von der Kritik durchweg positiv aufgenommen,[3] stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis[4] und wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2023 und dem aspekte-Literaturpreis für das „beste Debüt des Jahres“ ausgezeichnet.[5][6] Der Schriftsteller Ingo Schulze kritisierte in einer verlagsinternen Mängelliste Stellen in Buch, die er in der DDR anders erlebt hat, als im Buch wiedergegeben. Etwa sei das Wort „lecker“ nicht benutzt worden.[7][8] Diese Liste wurde auf unbekannten Wegen der Jury des deutschen Buchpreises zugespielt.[9] Die Autorin kommentierte den Vorfall in der Frankfurter Allgemeine mit folgenden Worten: "Es ist fast schon perfide, wenn ausgerechnet ein Roman, der sich mit der Tätigkeit der Staatssicherheit beschäftigt, durch eine weitergereichte Liste mit angeblichen Fehlern beschädigt werden soll. Das fühlt sich an wie Realsatire." In den folgenden Wochen wurde darüber diskutiert, „wer wie über die DDR schreiben sollte und wer wie nicht“.[10]

Werke Bearbeiten

 
Charlotte Gneuß stellt auf dem Erlanger Poetenfest 2023 ihren Roman Gittersee vor.

Auszeichnungen und Nominierungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Charlotte Gneuß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sandra Kegel: Charlotte Gneuß zu den Vorwürfen rund um ihren Roman Gittersee. In: FAZ.NET. 25. September 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  2. Christoph Schröder: Charlotte Gneuß' Roman "Gittersee": Coming-of-Age und Verrat in der DDR. 29. August 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  3. Charlotte Gneuß: Gittersee. Roman - Perlentaucher. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
  4. Die 20 nominierten Romane stehen fest. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
  5. Literatur. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
  6. Pressemitteilung. Abgerufen am 14. Oktober 2023 (deutsch).
  7. Alexander Menden: Stilkritik des Wortes "lecker". 22. September 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  8. Wolfgang Högel: Die DDR und der Badestrand der Weltgeschichte. In: Spiegel Online. 29. September 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  9. Sandra Kegel: Gittersee von Charlotte Gneuß: Wird der Osten zur westdeutschen Erfindung? In: FAZ.NET. 15. September 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  10. Efeu – Die Kulturrundschau vom 30.09.2023. Perlentaucher, 30. September 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  11. Die 20 nominierten Romane stehen fest. In: deutscher-buchpreis.de. 22. August 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  12. DRAMA FORUM Graz - Retzhofer Dramapreis. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
  13. https://www.fischerverlage.de/magazin/preise-und-nominierungen/aspekte-literaturpreis-fuer-charlotte-gneuss
  14. Literatur. Abgerufen am 14. Oktober 2023.
  15. Neue Stadtschreiberin heißt Charlotte Gneuß. Landeshauptstadt Dresden, 15. November 2023, abgerufen am 16. November 2023.
  16. Rauriser Literaturpreis: Die Shortlist. In: drehpunktkultur.at. 12. Dezember 2023, abgerufen am 12. Dezember 2023.