Carlo von Erlanger
Carlo Freiherr von Erlanger eigentlich Carl Viktor Heinrich Freiherr von Erlanger (* 5. September 1872 in Nieder-Ingelheim; † 4. September 1904 bei Salzburg) war ein deutscher Forschungsreisender und Ornithologe.
Leben
BearbeitenCarlo von Erlanger war der jüngste Sohn des Bankiers Wilhelm Hermann Carl von Erlanger und seiner Frau Caroline geborene Bernus. Ab 1891 studierte Erlanger Vogelkunde an der Universität von Lausanne. In diese Zeit fiel seine erste Expedition nach Nordafrika, die ihn vier Monate durch die tunesische Wüste führte. Nach seiner Rückkehr vertiefte von Erlanger seine Studien in Cambridge und Berlin.
Im Winter 1896/1897 brach er zu einer zweiten Nordafrikaexpedition auf. Nach seiner Rückkehr im Frühjahr 1897 widmete er sich zunächst der Auswertung der Reise, begann aber bereits kurz darauf für eine dritte Expedition, die ihn durch die britischen Schutzgebiete in Somaliland und Ostafrika führen sollte, zu planen. Diese Reise begann er 1899. Zusammen mit Oscar Neumann bereiste er zwei Jahre lang Ostafrika. Stationen waren unter anderem Zeyla, Harar und Addis Abeba sowie das Land der Ennia und Arussi Galla. Auf diesen Expeditionen durch Afrika wurde er von Carl Hilgert begleitet.
In dieser Zeit sammelte Erlanger über 20.000 Insekten, mehr als 10.000 Vogelbälge und andere Tiere.
Carlo von Erlanger starb einen Tag vor seinem 32. Geburtstag bei Salzburg durch einen Autounfall. Sein Leichnam wurde in die Heimat überführt und im dortigen Familiengrab auf dem Nieder-Ingelheimer Friedhof beigesetzt.
1917 wurde Erlangers Sammlung durch seine Mutter aufgeteilt. Einen großen Teil erhielt das Senckenberg-Museum. Ein Teil ging an die Stadt Nieder-Ingelheim, die dies zum Anlass nahm, ihr erstes Museum zu eröffnen.
Nach Erlanger sind folgende Arten benannt:
- Erlangerlerche (Calandrella erlangeri (Neumann, 1906))[1] sowie
- Kongoschnäpper (Batis erlangeri Neumann, 1907)[2]
- Ptychadena erlangeri (Ahl, 1924)[3]
- Erlangerwürger (Laniarius erlangeri (Reichenow, 1905))[4], heute ein Synonym für den Buloburtiwürger (Laniarius nigerrimus Reichenow, 1879)
- Unterart des Fahlschnäppers (Bradornis pallidus erlangeri (Reichenow, 1905))[5]
- Unterart des Meckerbogenflügels (Camaroptera brevicaudata erlangeri (Reichenow, 1905))[6]
- Unterart des Mennigbrust-Nektarvogels (Cinnyris nectarinioides erlangeri (Reichenow, 1905))[7]
Werke (Auswahl)
Bearbeiten- Beiträge zur Avifauna Tunesiens. In: Journal für Ornithologie (= 5). Band 46, Nr. 3, 1898, S. 377–497 (biodiversitylibrary.org).
- Beiträge zur Avifauna Tunesiens. In: Journal für Ornithologie (= 5). Band 47, Nr. 2, 1899, S. 213–286 (biodiversitylibrary.org).
- Beiträge zur Avifauna Tunesiens. In: Journal für Ornithologie (= 5). Band 47, Nr. 3, 1899, S. 309–374 (biodiversitylibrary.org).
- Beiträge zur Avifauna Tunesiens. In: Journal für Ornithologie (= 5). Band 47, Nr. 4, 1899, S. 449–532 (biodiversitylibrary.org).
- Beiträge zur Avifauna Tunesiens. In: Journal für Ornithologie (= 5). Band 48, Nr. 1, 1900, S. 1–105 (biodiversitylibrary.org).
- Einige neue Arten aus Nordostafrika. In: Ornithologische Monatsberichte. Band 9, Nr. 12, 1901, S. 181–183 (biodiversitylibrary.org).
- Am Hofe Kaiser Meneliks. In: Die Woche. Band 3, 1901, S. 1961–1964.
- Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas mit besonderer Berücksichtigung der Zoogeographie. In: Journal für Ornithologie. Band 52, Nr. 2, 1904, S. 137–244 (biodiversitylibrary.org).
- Forschungsreise durch Süd-Schoa, Galla und die Somali-LänderBeiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas, mit besonderer Berücksichtigung der Zoogeographie,. Band 1. Gesellschaft für Erdkunde in Berlin, Berlin 1904.
- Forschungsreise durch Süd-Schoa, Galla und die Somali-LänderBeiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas, mit besonderer Berücksichtigung der Zoogeographie,. Band 2. Gesellschaft für Erdkunde in Berlin, Berlin 1904.
- Beiträge zur Vogelfauna Nordostafrikas mit besonderer Berücksichtigung der Zoogeographie. In: Journal für Ornithologie. Band 53, Nr. 1, 1905, S. 42–158 (biodiversitylibrary.org).
- Angelika Schulz-Parthu (Hrsg.): Wie ein Blick in die Lande eines schöneren Edens. Leinpfad, Ingelheim 1997, ISBN 3-9805837-1-6.
Literatur
Bearbeiten- Otto Kleinschmidt: Carlo Freiherr von Erlanger. In: Journal für Ornithologie. Band 53, Nr. 1, 1905, S. 34–41 (biodiversitylibrary.org).
- Hermann Hocke: Carlo Freiherr von Erlanger †. In: Zeitschrift fur Oologie. Band 14, Nr. 7, 1904, S. 97–98 (biodiversitylibrary.org).
- Wilhelm Kobelt: Carlo von Erlanger † Mit Porträt. In: Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main. 1905, S. 43–55 (biodiversitylibrary.org).
- Ernst Emmerling: Erlanger, Carlo Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 592 f. (Digitalisat).
- Oscar Neumann: Von der Somali-Küste durch Süd-Äthiopien zum Sudan. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1902, S. 7–32 (digizeitschriften.de).
- Oscar Neumann: Vögel von Schoa und Süd-Äthiopien. In: Journal für Ornithologie. Band 54, Nr. 3, 1906, S. 229–300 (biodiversitylibrary.org).
- Oscar Neumann: Revisionen afrikanischer Vogelgruppen. In: Journal für Ornithologie. Band 55, Nr. 3, 1907, S. 343–379 (biodiversitylibrary.org).
- Anton Reichenow: Die Vögel Afrikas. Band 3. Neudamm Verlag J. Neumann, Morschen/Heina 1905 (biodiversitylibrary.org).
- Ernst Ahl: Über eine Froschsammlung aus Nordost-Afrika und Arabien. In: Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin. Band 11, Nr. 1, 1924, S. 1–12 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Carlo von Erlanger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
- Die Familie von Erlanger
- Erlanger, Carlo Freiherr von. Hessische Biografie. (Stand: 10. September 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
BearbeitenPersonendaten | |
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NAME | Erlanger, Carlo von |
ALTERNATIVNAMEN | Erlanger, Carlo Freiherr von; Erlanger, Carl Viktor Heinrich Freiherr von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ornithologe und Forschungsreisender |
GEBURTSDATUM | 5. September 1872 |
GEBURTSORT | Nieder-Ingelheim, Großherzogtum Hessen, Deutsches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 4. September 1904 |
STERBEORT | bei Salzburg, Kronland Salzburg, Österreich-Ungarn |