Carl Martin Dolezalek

deutscher Ingenieur

Carl Martin Dolezalek (* 19. Oktober 1899 in Grasdorf bei Hannover; † 2. April 1984 in Badenweiler) war ein deutscher Ingenieur für Produktions- und Automatisierungstechnik. Als Professor der Universität Stuttgart gründete er 1955 das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF).

Leben Bearbeiten

Carl Martin Dolezalek war ein Enkel des Eisenbahn- und Tunnel-Bauingenieurs Professor Carl Anton Dolezalek. Auch sein Vater Professor Carl Anton Vincens Dolezalek war Bauingenieur. Carl Martin selbst wandte sich dem Maschinenbau zu.

Nach dem Abitur nahm er als Soldat noch in den letzten Monaten am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er Maschinenbau mit den Schwerpunkten Fabrikorganisation und Werkzeugmaschinenbau an der Technischen Hochschule Hannover, unter anderem bei Friedrich Schwerd (Entwickler des deutschen Stahlhelms). Danach arbeitete er in den 1920er Jahren in der hannoverschen Industrie. Von 1927 bis 1931 war er bei Siemens & Halske in Berlin für Fragen der Betriebsorganisation zuständig. 1934 wechselte er zu der Firma Bosch, Stuttgart. 1938 wurde ihm der Aufbau eines Zweigwerkes der Bosch-Gruppe übertragen, der ELFI, später umbenannt in Trillke-Werke, in Hildesheim. Als technischer Werksleiter entwickelte er das neu gegründete Werk zu einem wichtigen Unternehmen für die Herstellung von elektrotechnischen Produkten für Kraftfahrzeuge, Zugmaschinen und Kettenfahrzeuge. Bei Kriegsende wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP (seit 1940) sowie des Titels Wehrwirtschaftsführer (1944) von einigen Vertretern der Arbeitnehmerschaft massiv angegriffen, sodass die Firma Bosch GmbH ihn im September 1945 aus seiner Position beurlaubte und der Arbeitsvertrag zum 1. April 1947 in gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst wurde. Mit einem Schreiben vom 17. Januar 1946 an Dolezalek gab Vizeadmiral (Ing.) Ernst Stieringer an, dass Dolezalek nicht durch die NSDAP, sondern durch ihn in der Funktion als Rüstungsinspekteur zum Wehrwirtschaftsführer ernannt worden war.[1] Zahlreiche solcher Leumund-Zeugnisse, auch aus London, führten dazu, dass er am 15. Juni 1949 vom Hauptausschuss für Entnazifizierung „als entlastet in der Kategorie 5“ eingestuft wurde.[2]

Familiäre und freundschaftliche Kontakte nach England bewirkten, dass C.M. Dolezalek im Sommer 1948 als Technical Controller mit der Modernisierung der größten englischen Verbandstofffabrik von Smith & Nephew in Hull / Yorkshire beauftragt wurde. In den Jahren bis 1955 steigerte sich die Leistungsfähigkeit des Betriebes durch die von ihm entwickelten Fertigungs- und Automatisierungsmaßnahmen. Diese schlossen große Um- und Neubauten ein, die sich in gewisser Weise auch positiv auf die Wohnsituation der Arbeitnehmer auswirkten.

Bereits in den 1930er Jahren hatte er Rufe an die Technische Hochschule Stuttgart, TH Hannover und TH Dresden erhalten, die jedoch nicht realisiert wurden, weil er damals kein Mitglied der NSDAP war.

1955 bekam er einen Ruf als Professor an die Technische Hochschule Stuttgart und kehrte nach Deutschland zurück. Neben seiner Lehrtätigkeit gründete er in Stuttgart das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) und parallel in enger Verbindung mit der Fraunhofer-Gesellschaft das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), das unter C.M. Dolezaleks Leitung Forschungsaufträge für Industriebetriebe durchführte. Diese schlugen sich in zahlreichen Vorträgen und Fachartikeln in der VDI-Zeitschrift Werkstatttechnik des Springer-Wissenschaftsverlages u. a. wissenschaftlicher Verlage nieder.

Im Jahr 1970 wurde C.M. Dolezalek emeritiert und durch die Ernennung zum „Mitglied auf Lebenszeit“ des Instituts-Kuratoriums geehrt. Er war auch Mitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[3] Dieser zeichnete ihn 1966 wegen „seiner systematischen Untersuchungen zu grundlegenden Fragen der Produktionstechnik und durch seine vielseitigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Automatisierung der Fertigung in Groß- und Kleinbetrieben“ mit dem VDI-Ehrenzeichen aus.[4]

Schriften Bearbeiten

Als Autor

  • Automatisierung – Automation. Ein Beitrag zur Klärung der Begriffe. Grundlagen und Grenzen der Automatisierung. In: VDI-Zeitung. 98/Heft 12, S. 564–569.
  • Meßzeuge und Meßanordnungen für die Fertigung. Springer, Berlin 1965.
  • Grundsatzprobleme der Werkstückhandhabung bei Fertigung und Montage. In: VDI-Berichte. 89, Düsseldorf 1965, S. 103–108.
  • Planung von Fabrikanlagen. Springer, Berlin, Heidelberg, New York 1973, ISBN 3-540-05956-3.

Als Herausgeber

  • Festschrift anlässlich der Schlüsselübergabe am 26. Juni 1964 für die drei Fertigungsinstitute der Technischen Hochschule Stuttgart. Technische Hochschule Stuttgart, 1964.
  • mit B. Huch: Angewandte Rationalisierung in der Unternehmenspraxis. Ausgewählte Beiträge zum 75. Geburtstag von Kurt Pentzlin. Econ, Düsseldorf, Wien 1978.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Manfred Overesch: Bosch in Hildesheim 1937-1945: freies Unternehmertum und nationalsozialistische Rüstungspolitik. Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, ISBN 978-3-525-36754-4, S. 269 (google.com [abgerufen am 25. Juni 2022]).
  2. Manfred Overesch: Bosch in Hildesheim 1937–1945: freies Unternehmertum und nationalsozialistische Rüstungspolitik, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-36754-4
  3. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitglieder-Verzeichnis 1954. Hoppenstedts Wirtschaftsverlag GmbH, Essen 1954, S. 133.
  4. Ansprache bei den Ehrungen. In: VDI-Zeitschrift. Band 108, Nr. 24, August 1966, S. 1170–1172.