Bonifacius Wolfhart

deutscher Reformator

Bonifacius Wolfhart, auch Bonifacius Lycosthenes (* um 1490 in Buchen; † Mai 1543 in Weil der Stadt), war ein deutscher Theologe und Reformator.

Wolfhart war um 1513 Schulmeister im hessischen Friedberg. Dann studierte er 1517–1520 in Basel und Straßburg Theologie, das er mit einem Magister Artium abschloss. 1522 wurde er in Basel an der Kirche St. Martin Kaplan und 1525 wegen Teilnahme an Unruhen ausgewiesen. Er kam nach Augsburg und wurde Pfarrer an St. Moritz, ab 1527 war er Lehrer für Hebräisch in Straßburg. 1531 kehrte er wieder nach Augsburg, wo er bis 1534 Pfarrer der St.-Annen-Kirche war, danach wieder an St. Moritz bis 1543. Mit Gereon Sailer eröffnete er 1531 eine Gelehrtenschule in Augsburg, die städtische Lateinschule, ein Gymnasium bei St. Anna, wo sie die ersten Lehrer waren. Er verfasste 1533 den ältesten Augsburger Katechismus, der wegen seiner zwinglianischen Ausrichtung Martin Luthers Widerspruch hervorrief. Im Augsburger Abendmahlsstreit trat er als Angehöriger der reformierten Partei hervor. Unter anderem behauptete er, Martin Luther habe ihnen vorgeworfen, sie lehrten über das Abendmahl nicht anders als die böhmischen Brüder. Der vermittelnde Reformator Martin Bucer war daher mit seiner Entsendung nach Wittenberg nicht einverstanden, konnte sie jedoch nicht verhindern. Vor allem protestierte Wolfhart gegen das „substantialiter“ (Wesensverwandlung, siehe: Transsubstantiation) und „corporaliter“ (Realpräsenz) im Abendmahl. In Augsburg behielt er aber seine starke Position. Zusammen mit seinem Pfarrkollegen Wolfgang Musculus unterschrieb er trotz seiner Einschränkungen die Wittenberger Konkordie 1536 und ebenso die Schmalkaldischen Artikel 1537 für den Augsburger Rat.[1][2]

Das Kirchenlied „In Gottes Gnad hebt all Ding an“ geht auf Wolfhart zurück.

Schriften

Bearbeiten
  • Ein schönes Christliches außerlesen Büchlin von der Geduldt was sie sey Woher sie komme: Was sie für vrsach vnnd gegenwürff hab Wie nutz vnd notwendig sie sey Vnd was einen jeden Menschen darzu bewegen vnnd darinnen zuuerharren verursachen soll, Schönig, Augsburg um 1580.[3]

Literatur

Bearbeiten
  • K. Wolfart: Zur Biographie des Bonifatius Wolfart, BBKG 1901, S. 167ff.
  • K. Wolfart: Die Augsburger Reformation in den Jahren 1533/34, Leipzig 1901.
  • F. Roth: Reformationsgeschichte von Augsburg, 2, Leipzig 1904, S. 94f.
  • F. Roth: Zur Kirchengüterfrage in der Zeit v. 1538–40, ARG 1, 1904, S. 299.
  • J. Ficker und O. Winkelmann: Handschriftenproben des 16. Jahrhunderts, 2. Band, Straßburg 1905.
  • Walther Köhler: Zwingli und Luther, 2, Gütersloh 1953.
  • Heinz-Peter Mielke: Wolfhart, Bonifatius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 29, Bautz, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-452-6, Sp. 1575.
  • Karl Köberlin: Geschichte des humanistischen Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg 1531–1931, 1931, S. 11–14.
  • Robert Stupperich: Reformatorenlexikon, 1984, S. 223.
  • Reformation und Reichsstadt – Luther in Augsburg, 1996, S. 104 und 114
  • Helene Burger, Hermann Erhard, Hans Wiedemann: Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben, 2001, S. 238.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Emil BlöschMusculus, Wolfgang. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 95–97.
  2. Wolfgang Wallenta und Günter Hägele: Wohlfahrt Bonifatius (Wolfart, Wolfarth), Stadtlexikon Augsburg, Website wissner.com (abgerufen am 22. Februar 2022)
  3. Wolfhart, Bonifacius: Ein schönes Christliches außerlesen Büchlin von der Geduldt was sie sey Woher sie komme: Was sie für vrsach vnnd gegenwürff hab Wie nutz vnd notwendig sie sey Vnd was einen jeden Menschen darzu bewegen vnnd darinnen zuuerharren verursachen soll, Münchener DigitalisierungsZentrum (abgerufen am 22. Februar 2022)