Bolschoje Mostowoje

verlassener Ort im Rajon Nesterow der russischen Oblast Kaliningrad

Bolschoje Mostowoje (russisch Большое Мостовое, deutsch Jucknischken, 1938–1945: Föhrenhorst) ist ein verlassener Ort im Rajon Nesterow der russischen Oblast Kaliningrad.

Untergegangener Ort
Bolschoje Mostowoje
Jucknischken (Föhrenhorst)
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 42′ N, 22° 33′ OKoordinaten: 54° 41′ 45″ N, 22° 33′ 12″ O
Bolschoje Mostowoje (Europäisches Russland)
Bolschoje Mostowoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Bolschoje Mostowoje (Oblast Kaliningrad)
Bolschoje Mostowoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Die Ortsstelle befindet sich an der Regionalstraße 27A-059 (ex R510) sieben Kilometer nördlich der Rajonstadt Nesterow (Stallupönen/Ebenrode) an dem kleinen Fluss Lipowka (dt. Lepone, 1938–1945: Wiesenfließ), der sich dort zu zwei Quellflüssen verzweigt, was an der Hauptstraße zu zwei Brücken führte, woraus der russische Name „Großer Brückenort“ abgeleitet wurde.

Geschichte Bearbeiten

Jucknischken, zunächst auch Jucknakampen genannt, war um 1780 ein königliches Bauerndorf mit Windmühle und Ölmühle.[1] 1874 wurde die Landgemeinde Jucknischken namensgebend für einen neu gebildeten Amtsbezirk im Kreis Stallupönen.[2] 1937 wurde die Gemeinde Wertimlauken (s. u.) an die Gemeinde Jucknischken (s. o.) angeschlossen. 1938 wurde Jucknischken in Föhrenhorst umbenannt.

Im Oktober 1944 wurde der Ort von der Roten Armee besetzt[3] und kam in der Folge mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. 1950 erhielt er den russischen Namen Bolschoje Mostowoje und wurde dem Sawetinski selski Sowet im Rajon Nesterow zugeordnet.[4] Bolschoje Mostowoje wurde vor 1975 aus dem Ortsregister gestrichen.[5]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[6] 457
1871[6] 411
1885[7] 463
1905[8] 365
1910[9] 364
1933[10] 334 Offenbar einschließlich Wertimlauken
1939[11] 322 Einschließlich Kleinföhrenhorst (Wertimlauken)

Wertimlauken (Kleinföhrenhorst) Bearbeiten

54° 42′ 28″ N, 22° 33′ 25″ O

Wertimlau(c)ken, auch Rissinnen und Ketzinnen genannt, war um 1780 eine Kolonie mit zwei Feuerstellen.[12] Um 1820 gab es dort fünf melierte Höfe.[13] 1874 wurde die Landgemeinde Wertimlauken dem neu gebildeten Amtsbezirk Jucknischken zugeordnet.[2] 1937 wurde die Gemeinde Wertimlauken an die Gemeinde Jucknischken (s. o.) angeschlossen. Dort wurde der Ortsteil 1938 in Kleinföhrenhorst umbenannt.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1867[6] 57
1871[6] 51
1885[7] 37
1905[8] 47
1910[9] 43

Amtsbezirk Jucknischken (Föhrenhorst) 1874–1945 Bearbeiten

Der Amtsbezirk Jucknischken wurde 1874 im Kreis Stallupönen eingerichtet.[2] Er bestand zunächst aus zehn Landgemeinden (LG).

Name Änderungsname
von 1938
Russischer Name
nach 1945
Bemerkungen
Abracken Kornfelde Wassilkowo 1937 zu Schillen (ex Szillen)
Jucknischken Föhrenhorst Bolschoje Mostowoje
Mehlschücken Kleinschellendorf 1896 zu Szillen
Peterlauken Petersort Majakowskoje 1937 zu Schillen (ex Szillen)
Schilleningken Hainau Wyssokoje
Schirmeyen Brandrode
Schwirgallen Eichhagen (Ostpr.) Schaturskoje russisch später Sawodskoje
Stehlischken Stehlau
Szillen Schellendorf Tschuikowo 1936 bis 1938: Schillen
Wertimlauken Kleinföhrenhorst 1937 zu Jucknischken

1935 wurden die Landgemeinden in Gemeinden umbenannt. 1938 oder 1939 wurde der Amtsbezirk in Föhrenhorst umbenannt. Im Oktober 1944 umfasste der Amtsbezirk, nun im umbenannten Landkreis Ebenrode, die sechs Gemeinden Brandrode, Eichhagen (Ostpr.), Föhrenhorst, Hainau, Schellendorf und Stehlau.

Kirche Bearbeiten

Jucknischken gehörte zunächst zum evangelischen Kirchspiel Kattenau, während Wertimlauken zum evangelischen Kirchspiel Stallupönen gehörte. Später gehörten beide Orte zum neu gebildeten evangelischen Kirchspiel Groß Warningken.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 60.
  2. a b c Rolf Jehke, Amtsbezirk Drusken
  3. Gemäß einer allerdings sehr groben Karte in Dieckert/Großmann: Der Kampf um Ostpreußen
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., № 745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  5. In der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf soldat.ru/ (rar-Datei) taucht der Ort nicht mehr auf.
  6. a b c d Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  7. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  8. a b Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  9. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Stallupönen
  10. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  11. Michael Rademacher: Landkreis Ebenrode. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 180.
  13. Alexander August Mützell: Neues Topographisch-Statistisch-Geographisches Wörterbuch des Preussischen Staates, Fünfter Band, T-Z, Halle 1823, S. 136