Bluestreakit

Mineral aus der Gruppe der Vanadate(V)

Bluestreakit (IMA-Symbol Blu[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung K4Mg2[V4+2V5+8O28]∙14H2O[3] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium-Magnesium-V[5,6]-Vanadat, das strukturell zu den Oxiden zählt.

Bluestreakit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2014-047[1]

IMA-Symbol

Blu[2]

Chemische Formel K4Mg2(V4+2V5+8O28)∙14H2O[3][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

IV/G.01-022
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2
Gitterparameter a = 12,2383(7) Å; b = 10,3834(4) Å; c = 14,1945(6) Å
β = 103,008(2)°[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {101}, {10-1}, {120}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte ≈ 2[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 2,630[3]
Spaltbarkeit fehlt
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe dunkelgrünlichblau[3]
Strichfarbe hellblau[3]
Transparenz durchsichtig[3]
Glanz schwacher Diamantglanz[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,750(5)[3]
nβ = 1,800(5)[3]
nγ = 1,829[3]
Doppelbrechung δ = 0,079[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 73(3)° (gemessen)[3]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten sehr langsam löslich in Wasser, gut löslich in HCl[3]

Bluestreakit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und findet sich meist in Form unregelmäßiger polykristalliner Krusten, bestehend aus winzigen Täfelchen oder Blättchen bis etwa 0,3 mm Größe, auf abgerundeten Quarzkörnern oder massigen Montroseit-Aggregaten. Das Mineral ist durchsichtig und von dunkelgrünlichblauer Farbe, hinterlässt allerdings auf einer Strichtafel einen hellblauen Strich. Glatte Kristallflächen weisen einen schwachen Diamantglanz auf. Mit einer Mohshärte von etwa 2 gehört Bluestreakit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Gips (Härte 2) von einem Fingernagel ritzen lassen.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Entdeckt wurde Bluestreakit erstmals in Mineralproben aus der „Blue Streak“-Mine, einer Sandstein-Uran-Vanadium-Lagerstätte im Bergbaubezirk Bull Canyon im Montrose County des US-Bundesstaates Colorado. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch ein größeres Mineralogen- und Geologenteam, namentlich Anthony R. Kampf, John M. Hughes, Joe Marty, Barbara P. Nash, Yu-Sheng Chen und Ian M. Steele. Diese benannten das Mineral nach dessen Typlokalität.

Das Team um Kampf sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 2014 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 2014-047), die den Bluestreakit noch im gleichen Jahr anerkannte. Ebenfalls im gleichen Jahr erfolgte auch die Publikation der Erstbeschreibung im englischsprachigen Fachmagazin The Canadian Mineralogist.

Das Typmaterial (Cotyp) des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung des Natural History Museum of Los Angeles County (LACMNH) in Los Angeles (Kalifornien) unter den Sammlungs-Nr. 64174 und 64175 aufbewahrt.[7][8]

Klassifikation Bearbeiten

Da der Bluestreakit erst 2014 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er weder in der zuletzt 2009 aktualisierten 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik noch in der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana verzeichnet.

Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich allerdings aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/G.01-22. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Vanadiumoxide (Polyvanadate mit V4+/5+)“, wo Bluestreakit zusammen mit Burroit, Gunterit, Huemulit, Hughesit, Hummerit, Kokinosit, Lasalit, Magnesiopascoit, Nashit, Pascoit, Postit, Rakovanit, Schindlerit, Sherwoodit und Wernerbaurit die Gruppe der „Gruppenvanadate“ bildet (Stand 2018).[9]

Kristallstruktur Bearbeiten

Bluestreakit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 12,2383(7) Å; b = 10,3834(4) Å; c = 14,1945(6) Å und β = 103,008(2)° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften Bearbeiten

Das Mineral ist wasserlöslich, wobei es allerdings mehrere Tage bis zur Auflösung braucht. In verdünnter Salzsäure (HCl) ist die Löslichkeit wesentlich höher und es kommt zudem zum sofortigen Farbverlust. Aufgrund der Löslichkeit von Bluestreakit in Flüssigkeiten mit wässriger Dichte konnte die Dichte des Minerals nicht gemessen werden, da nicht genügend Material für eine direkte Messung verbleibt. Die anhand der Kristalldaten berechnete Dichte beträgt 2,630 g/cm³.[3]

Bluestreakit zeigt keine beobachtbare Form von Spaltbarkeit oder Absonderung. Allerdings ist das Mineral spröde und bricht bei ungleichmäßiger Belastung mit unebenen Bruchflächen.[3]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Bluestreakit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von Montroseit-Corvusit-haltigen und feuchten Sandstein-Blöcken. Als Begleitminerale treten vor allem Gips, Huemulit, Hummerit, Metamunirit und Munirit auf. Des Weiteren fanden sich in der Nähe der Bluestreakit-Fundstelle noch Calciodelrioit, Delrioit, Hughesit, Magnesiopascoit, Metarossit, Pascoit, Powellit und Rossit.[3]

Außer der Typlokalität „Blue Streak“-Mine in Colorado ist bisher kein weiterer Fundort für Bluestreakit bekannt.[10]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Anthony R. Kampf, John M. Hughes, Joe Marty, Barbara P. Nash, Yu-Sheng Chen, Ian M. Steele: Bluestreakite, K4Mg2(V4+2V5+8O28)·14H2O, a new mixed-valence decavanadate mineral from the Blue Streak mine, Montrose County, Colorado: crystal structure and descriptive mineralogy. In: The Canadian Mineralogist. Band 52, 2014, S. 1007–1018 (englisch, rruff.info [PDF; 319 kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
  • P. A. Williams, F. Hatert, Marco Pasero, S. J. Mills: IMA Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) Newsletter 22. New minerals and nomenclature modifications approved in 2014. In: Mineralogical Magazine. Band 78, 2014, S. 1241–1248 (englisch, rruff.info [PDF; 98 kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
  • Dmitriy I. Belakovskiy, Fernando Cámara, Olivier C. Gagne, Yulia Uvarova: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 101, 2016, S. 1489–1497 (englisch, rruff.info [PDF; 685 kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q Anthony R. Kampf, John M. Hughes, Joe Marty, Barbara P. Nash, Yu-Sheng Chen, Ian M. Steele: Bluestreakite, K4Mg2(V4+2V5+8O28)·14H2O, a new mixed-valence decavanadate mineral from the Blue Streak mine, Montrose County, Colorado: crystal structure and descriptive mineralogy. In: The Canadian Mineralogist. Band 52, 2014, S. 1007–1018 (englisch, rruff.info [PDF; 319 kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
  4. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2022, abgerufen am 16. Mai 2022 (englisch).
  5. Bluestreakite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 206 kB; abgerufen am 16. Mai 2022]).
  6. Bluestreakite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. Mai 2022 (englisch).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – B. (PDF 373 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 16. Mai 2022.
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 16. Mai 2022.
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Fundortliste für Bluestreakit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei [ Mindat] (englisch), abgerufen am 16. Mai 2022.