Blasius Lehmann

deutscher Orgelbauer

Blasius Lehmann (* vor 1483; † um 1543 in Bautzen) war ein deutscher Orgelbauer aus Bautzen, der vor allem in Sachsen wirkte.

Leben Bearbeiten

Lehmann erlernte den Orgelbau bei Burkhard Dinstlinger und baute während seiner Gesellenzeit um 1495 zusammen mit ihm eine große und eine kleine Orgel in der Wittenberger Schlosskirche[1] und von 1499 bis 1502 mit Dinstlinger die Domorgel in Bautzen.[2] Zusammen mit seinem Lehrmeister vermittelte er süddeutsch-italienische Einflüsse auf den sächsischen Orgelbau.[3]

Lehmann machte sich in Bautzen als Orgelbauer selbstständig und erlangte einen guten Ruf und hohes Ansehen. So wurde er vom Leipziger Thomasorganisten Johann Scharnagel (1480–1513) aus Wunsiedel im Jahr 1511 mit einem Orgelbau beauftragt. Die Vergütung von 500 Gulden sprechen für den Neubau eines Instruments mittlerer Größe mit zwei Manualen und Pedal.[4] Er war Hoforganist und Hoforgelbauer des brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. und hielt sich von 1516 bis 1519 an dessen Hof auf.[5] Später übersiedelte Lehmann nach Leipzig. Ein Anton(ius) Lehmann aus Bautzen war wahrscheinlich sein Sohn. Dieser reparierte 1547 die Orgel in Danzig und 1548 die Orgel der Leipziger Thomaskirche, die er auch selber spielte,[6] und in Zwickau. Nach 1543 ist Blasius Lehmann nicht mehr nachweisbar.[7]

Werkliste Bearbeiten

Die römische Zahl bezeichnet die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal und die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
um 1495 Wittenberger Schloss Wittenberg, Schlosskirche Mitarbeit an der großen und kleinen Orgel
1499–1502 Bautzen Dom St. Petri Mitarbeit
1506 Wittenberg Schloss Wittenberg, Schlosskirche Neubau
um 1507 Doberlug-Kirchhain Kloster Dobrilugk, Klosterkirche Neubau
1509–1511 Danzig Marienkirche II/P 33 Neubau einer Orgel mit 1926 Pfeifen; 1523 durch Lehmann vollendet oder ausgebaut[8][9]Orgel
1510–1511 Danzig St.-Dorothea-Kapelle I Neubau eines Positivs
1511 Leipzig Thomaskirche II/P um 20 Neubau auf der Westempore
1513 Dresden Kreuzkirche I 10 Neubau eines Orgelpositivs für die Sängerempore; mehrfach umgebaut; 1760 mit der Kirche zerstört
1512–1514 Dresden Kreuzkirche II/P Neubau; mehrfach umgebaut; 1760 mit der Kirche zerstört
1515–1516 Berlin-Cölln Berliner Stadtschloss, Schlosskapelle Neubau
um 1517 Tangermünde Kurfürstliche Burgkapelle Neubau
1518–1519 Berlin Nikolaikirche I Neubau
1519 Bernau bei Berlin St. Marien Neubau?
1520 St. Joachimsthal Spitalkirche Neubau
1523 Danzig St.-Reinhold-Kapelle II/P 34 Restaurierung[8]
1532 Torgau Alltagskirche Restaurierung
1533–1535 Torgau Stadtkirche Restaurierung
1541–1543 Zwickau St.-Marien-Kirche Restaurierung; 1612 durch Joachim Zschugk ersetzt[10]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. 2012, S. 64.
  2. Die Orgellandschaft Oberlausitz. In: Ev.-Luth. Kirchgemeinde Großschönau. Abgerufen am 17. Juni 2023.
  3. Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. 1980, S. 12.
  4. Friedrich, Froesch: Orgeln in Sachsen. 2012, S. 9.
  5. Orgellandschaft Brandenburg, abgerufen am 17. Juni 2023 (PDF).
  6. Eszter Fontana: Musikinstrumentenbau und -handel in Sachsen im 16. Jahrhundert. Abgerufen am 17. Juni 2023.
  7. Wolff, Zepf: Die Orgeln J. S. Bachs. 2006, S. 167.
  8. a b Orgelgeschichte der Marienkirche Danzig, abgerufen am 17. Juni 2023 (polnisch).
  9. Theodor Hirsch: Die Ober-Pfarrkirche von St. Marien in Danzig in ihren Denkmälern und in ihren Beziehungen zum kirchlichen Leben Danzigs überhaupt dargestellt von Dr T. Hirsch. Erster Theil. Anhut, Danzig 1843, S. 223 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Friedrich, Froesch: Orgeln in Sachsen. 2012, S. 71.