Bernhard Funk

Deutscher Mediziner

Bernhard Ernst Carl Friedrich Funk (* 8. August 1844 in Neubrandenburg; † 8. April 1911 in Berlin) war ein deutscher Mediziner, Meteorologe und Sammler.

Leben Bearbeiten

Bernhard Funk wurde geboren als ältester Sohn des namensgleichen Neubrandenburger Arztes sowie Stadt- und Kreisphysikus (Hans Ludwig Wilhelm) Bernhard Fun(c)k (1815–1894) und dessen Ehefrau Auguste (Friederike Adolfine), geb. Brückner (1821–1857). Beide Vorfahrenlinien gehörten in Neubrandenburg dem gehobenen Bürgerstand an. Die Mutter war zudem eine Enkelin des als Mitglied des Göttinger Hainbund bekannten mecklenburgischen Theologen und Literaten Ernst Theodor Johann Brückner.

Funk wuchs unter sechs Geschwistern auf, besuchte das Gymnasium in seiner Heimatstadt, bestand zu Michaelis 1866 das Abitur und studierte in Berlin und Tübingen Medizin. Nach dem Studium zog er nach Australien. In den späten 1870er Jahren ging er als Arzt für eine Handelsgesellschaft nach Samoa, wo er auf der Insel Upolu in der Hauptstadt Apia lebte. Er war der erste Arzt, der sich dauerhaft auf Samoa niederließ. In erster Ehe heiratete er 1881 die Tochter des Piraten Bully Hayes, von der er sich im Folgejahr scheiden ließ. Er hatte ein Kind mit ihr. In zweiter Ehe heiratete Funk 1883 die Samoanerin Senitima (1867–1956[1]), Tochter des Häuptlings Talea. Im Jahre 1910 erkrankte Bernhard Funk schwer. Darum begab er sich in der Hoffnung auf medizinische Hilfe nach Berlin, wo er starb.[2] Er fand auf dem alten Friedhof seiner Geburtsstadt die letzte Ruhe.[3]

Werk Bearbeiten

Bernhard Funk war Hausarzt und Freund des Schriftstellers Robert Louis Stevenson.[4] Als Tropenmedizin entwickelte er den weltweit ersten „Südsee-Cocktail“, später als Dr. Funk bekannt.[5] Bernhard Funk war neben seiner Tätigkeit als Arzt vielseitig interessiert. Er publizierte Studien zur Meteorologie und gründete auf Samoa eine bis heute vorhandene Wetterstation. Er sprach fließend Samoanisch[6] und verfasste das erste deutsch-samoisch-englische Wörterbuch sowie ein Lehrbuch zum Erlernen der Samoanischen Sprache.[7] Sein Interesse galt insbesondere der einheimischen Kultur. Zahlreiche einheimische Bräuche pflegte er in seinem Haus. Funks Frau Senitima lernte die deutsche Sprache fließend.[8]

Sammlung Bearbeiten

Funk trug während seines Aufenthalts in Samoa eine umfangreiche Sammlung völkerkundlicher Objekte der Samoainseln, aber auch anderer Gebiete insbesondere der deutschen Südseekolonien, zusammen. Vor seinem Tod hatte Funk durch Verkauf (1894) und eine Schenkung (1902) einen Teil seiner Sammlung ozeanischer Objekte an das Neubrandenburger Museum übergeben, wo die Bestände bis heute aufbewahrt werden.

Von den ehemals etwa 250 Objekten seiner Südseesammlung, die Bernhard Funk dem Museumsverein seiner Heimatstadt überließ, haben sich im Regionalmuseum Neubrandenburg bis heute fast 200 ethnologische Objekte und historische Fotografien erhalten. Das Material stammt aus den ehemaligen deutschen Kolonien in der Südsee, der größte Teil aus Deutsch-Samoa, daneben finden sich Objekte aus Melanesien, insbesondere aus dem Bismarck-Archipel.

Die überwiegend sehr lichtempfindlichen Objekte werden nur gelegentlich in Wechselausstellungen gezeigt. Von 18. Juni bis 16. Oktober 2022 zeigte das Neubrandenburger Museum eine Sonderausstellung mit dem Titel „Südseeparadies im Wandel - der Neubrandenburger Arzt Bernhard Funk in Samoa“.[9] Thematisiert wurde die Kultur und Geschichte Samoas, besonders die Kolonialzeit. Kurator war der Ethnologe Nils Seethaler.[10]

Literatur/Quellen Bearbeiten

  • Hermann Joseph Hiery [Hrsg.]: Die deutsche Südsee 1884–1914. Ein Handbuch. Schöningh, Paderborn [u. a.], 2001
  • Leilani Burgoyne: Going Troppo in the South Pacific: Dr. Bernhard Funk of Samoa, 1844–1911. (Working Papers of the Centre for Germanic Con-nections with New Zealand and the Pacific, 6.2007 Digitalisat)
  • Das Leben des Dr. Bernhard Funk, Schülerprojekt auf vimeo.com (abgerufen am 8. März 2019)
  • Samoa-Sammlung des Dr. Bernhard Funk auf www.museum-neubrandenburg.de (abgerufen am 8. Februar 2023)

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Das Geburtsjahr folgt einem um 1942 erstellten Stammbaum der FUN(C)K-Familie, der ihren Geburtstag mit 4. Juni 1867 angibt. Internetquellen nennen abweichend 1870 als ihr Geburtsjahr. FamilySearch.org. Abgerufen am 7. Februar 2023.
  2. Bernhard Funk. In: Heimatkunde. Alles über Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff Verlag, Rostock 2009. (abgerufen am 8. März 2019)
  3. Weder sein Grab noch sein Grabstein, den er sich mit einer unverheiratet gebliebenen älteren Schwester, Auguste (1850–1922), teilte, sind erhalten. Vom Grabstein existiert jedoch ein Foto.
  4. https://www.yumpu.com/en/document/read/15957159/going-troppo-in-the-south-pacific-dr-bernhard-funk-of-samoa-1844-1911
  5. Leilani Burgoyne: Going Troppo in the South Pacific: Dr. Bernhard Funk of Samoa, 1844-1911., PDF-Datei, S. 22 (Working Papers of the Centre for Germanic Connections with New Zealand and the Pacific, 6.2007).
  6. Leilani Burgoyne: Going Troppo in the South Pacific: Dr. Bernhard Funk of Samoa, 1844-1911. [1] (Working Papers of the Centre for Germanic Connections with New Zealand and the Pacific, 6.2007).
  7. Bernhard Funk: Kurze Anleitung zum Verständnis der Samoanischen Sprache. Grammatik und Vokabularium. Nebst einem Anhange: Meteorologische Notizen. Berlin 1893.
  8. Ausstellungseröffnung »Südseeparadies im Wandel - Der Neubrandenburger Arzt Dr. Bernhard Funk auf Samoa«, neubrandenburg.de, 14. Juni 2022: „Während er sich dem Erlernen der samoanischen Kultur und Sprache widmete, lernte sie fließend Deutsch und wurde Teil der europäischen Gesellschaft in Samoa.“
  9. Henning Stallmeyer: Samao-Ausstellung: Exotische Tänze bringen Südsee-Flair nach Neubrandenburg, nordkurier.de, 18. Juni 2022,
  10. "Südseeparadies im Wandel": Ausstellung in Neubrandenburg zeigt koloniale Zeit, ndr.de, 20. Juli 2020