Dschund al-Scham (arabisch جند الشامSoldaten der Levante‘) ist eine radikal-islamistische sunnitische Gruppierung, die ihre Basis am Nordeingang des palästinensischen Flüchtlingslager Ain al-Hilweh im südlichen Libanon hat. Der Name spielt auf den älteren Ausdruck Bilad al-Scham an, mit dem das Gebiet Großsyrien gemeint ist, das Syrien, Libanon, Jordanien, Palästina, sowie Zypern umfasst. Die Angehörigen dieser Splittergruppe sind großteils Libanesen und viele von ihnen haben zum Jahreswechsel 1999/2000 in der überwiegend von Sunniten bewohnten Stadt Dinniyeh an Gefechten mit der libanesischen Armee teilgenommen. Die der Gruppe angehörigen Palästinenser entstammen meist der verbotenen Gruppierung Usbat al-Ansar.[1]

Die von Abu Jussef Scharqieh, einem früheren Mitglied des Fatah-Revolutionsrates, geführte Gruppe orientiert sich am Salafismus. Die Gruppe, die etwa 50 Angehörige hat, betrachtet Nicht-Moslems und die meisten anderen moslemischen Glaubensrichtungen, insbesondere die Schiiten, als Ungläubige und bezeichnet die Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde als "säkuläre Ausbeuter". Die im Libanon lebenden Christen werden von Dschund al-Scham als "Überbleibsel der Kreuzzüge" gesehen.[2]

Es wird angenommen, dass die Gruppierung erstmals 1999 in Afghanistan in Erscheinung trat und durch Syrer und Palästinenser mit Verbindungen zu Abu Musab al-Zarqawi gegründet wurde. Berichten europäischer Geheimdienste und Quellen in der jordanischen Regierung zufolge gründete Zarqawi das Trainingslager der Gruppierung bei Herut mit 200.000 US-Dollar Startkapital, das er von Osama bin Laden erhalten haben soll.[3] In diesem Camp, das den Namen Al-Matar trug, wurden die Gotteskrieger mit Techniken des Guerillakrieges, Sprengstoffen und chemischen Waffen vertraut gemacht. Man glaubt, dass die Gruppierung Afghanistan verließ, weil ihre Operationsbasis durch den Krieg in Afghanistan zur Niederwerfung der Taliban gestört wurde. Die Dinniyeh-Gruppe ist dann vermutlich in Dschund al-Scham integriert worden. Der erste Terroranschlag der Gruppierung wurde im Sommer 2004 verübt, als bei der Explosion einer Autobombe in Beirut das Hisbollah-Mitglied Ghaleb Awwali getötet wurde. Syrische Sicherheitskräfte haben seitdem mehrfach Feuergefechte mit der Gruppe geführt.[4]

Die Gruppe hat sich zu dem Selbstmordanschlag auf eine englischsprachige Schule in Katar bekannt, bei dem in Doha ein britischer Lehrer getötet und 12 weitere Personen verletzt wurden[5] und Aktivitäten der Organisation, die von Russland als Terrororganisation geführt wird[6], werden auch aus Syrien gemeldet. Es ist unklar, ob die Gruppe Verbindungen zu der Gruppe "Kämpfer für die Einheit und Freiheit von al-Scham" hat, die im Dezember 2005 die Verantwortung für das Attentat auf Gebran Tueni übernahm und ebenfalls Drohungen gegen den damaligen UNO-Sonderermittler Detlev Mehlis aussprach.

Dschund al-Scham geriet am 1. Mai 2006 in Ain al-Hilweh in Kämpfe mit al-Fatah, die offensichtlich entstanden waren, als Bewaffnete versuchten, den Fatah-Angehörigen Mahmud Abdul-Hamid Issa zu töten. Bei dem Attentat war einer dessen Leibwächter verletzt worden und ein Unbeteiligter wurde getötet.

Am 12. September 2006 versuchten vier bewaffnete Militante, die US-amerikanische Botschaft in Damaskus zu stürmen. Drei der vier Angreifer, die Dschund al-Scham angehört haben sollen, wurden bei dem Angriff getötet, ebenso ein Mitglied einer syrischen Antiterror-Einheit.[4]

Vor dem Hintergrund einer aufgeheizten Stimmung im Libanon nach dem Beginn der Gefechte zwischen der libanesischen Armee und der radikal-islamischen Bewegung Fatah al-Islam im Flüchtlingslager Nahr al-Bared bei Tripoli kam es im Juni 2007 zu einer Schießerei zwischen der Armee und Militanter von Dschund al-Scham, bei der zwei Soldaten getötet wurden. Andere Milizen in dem Lager drängten die Militanten jedoch ab und AFP berichtete am 1. Juli 2007, Usbat al-Ansar hätte die Angehörigen von Dschund al-Islam aufgenommen und die Organisation sei aufgelöst.[7]


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  1. Naharnet: Sidon Fears Showdown with Islamists, 4. Juni 2007
  2. al-Safir, neuveröffentlicht von Ya Libnan: Jund El Sham Threatens to kill Mehlis, 6. Oktober 2005
  3. ABC News: The New Head of Jihad Inc.?, 28. März 2005
  4. a b Washington Post: A Look at the Terror Group Jund Al-Sham, 12. September 2006
  5. ABC News: [ The New Head of Jihad Inc.?], 28. März 2005
  6. Arab Times: Terror list out; Russia tags two Kuwaiti groups, 13. Mai 2007
  7. Middle East Times: „Lebanon camp Islamist group said to disband“, 1. Juli 2007


[1]

[2]



  1. Ya Libnan: Jund El Sham Threatens to kill Mehlis, 6. Oktober 2005
  2. Washington Institute: Can al-Qaeda's Lebanese Expansion Be Stopped, 28. März 2005