Geschichte Bearbeiten

Stadtgeschichte Bearbeiten

Vor- und Frühgeschichte Bearbeiten

Die Geschichte von Altenkunstadt ist eng mit der Geschichte der Stadt Burgkunstadt verbunden. Wie auch dort gibt es keine genaue Angabe, wann Altenkunstadt gegründet wurde. Ein 1928 gefundener Hortfund aus der Bronzezeit um 1200 v. Chr., zwischen den heutigen Ortsteilen Strössendorf und Zeublitz,[1] lässt jedoch auf eine Besiedlung des heutigen Gemeindegebietes spätestens zu dieser Zeit schließen. Dieser Hort bestand aus einem Lappenbeil und zwei Knopfsicheln, die in den Wirren des zweiten Weltkrieges verloren gingen und unauffindbar blieben. Die ersten Spuren keltischer Besiedlung der Region, gringfügige Reste einer Wallanlage, stammen aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. (Siehe Geschichte des Kordigastes).

Ab Anfang des 7. Jahrhunderts wanderten aus Osteuropa Slawen, vermutlich Sorben, eventuell auch Tschechen, nach Oberfranken, und auch in das Gebiet um den Kordigast ein.[2] "Erhalten" ist aus dieser Zeit der Ortsname Zeublitz, der auf das slawische Wort für Zwiebel (cibule) zurückgeht und die Ortsgestaltung als slawischer Rundling. Weitere Orts- und Bergnamen im Stadtgebiet sind ebenfalls slawischen Ursprungs. In Burgkunstadt wurden westslawische Töpferwaren aus dem frühen neuntem Jahrhundert gefunden.

Im Zuge der Renovierungsarbeiten in der katholischen Stadtpfarrkirche im Jahr 1982 stieß man auf ältere Mauerzüge. Bei einer Notgrabung konnten 23 Gräber aus dem Zeitraum nach 750 n. Chr. ausgemacht werden. Datiert werden konnten die Gräber, sowie ein einziges gut erhaltenes Männerskelett, anhand der karolingischen Grabbeigaben wie Schläfenringe, Knöpfchenohrringe, Blechbeeren, Messer und Sporen.

Das heutige Altenkunstadt entwickelte sich höchstwahrscheinlich aus zwei kleinen Siedlungen, die mit der Zeit zusammenwuchsen. Die ältere, um 750 gegründet befand sich bei der heutigen katholischen Kirche und dem Friedhof und trug wahrscheinlich den Namen Lindig (= Siedlung am Lindberg). Die zweite Siedlung wurde am Weidmarsbach in der nähe der heutigen Synagoge gegründet. Erbauer des Urhofes war ein Kuono oder Kunibert, einem fränkischen Reichsaristokraten, Grundherr und Amtsträger Pippins des Jüngeren. Die heutigen Ortsnamen Burg- und Altenkunstadt gehen wahrscheinlich auf ihn zurück. Möglicherweise handelte es sich um den in den Fuldaer Annalen bezeugten Kunibert, dessen Besitztümer vom mittleren Tauberland bis an den Obermain reichten.[3]

Zwischen 827 und 851 n. Chr. wurde in der Urkunde einer Schenkung der Gräfin Blitrud an das Kloster Fulda erstmals eine villa kunestadt erwähnt. Es ist jedoch unklar, ob es sich dabei um Burgkunstadt oder Altenkunstadt oder beide handelte. Die Originalurkunde ist zwar verloren, erhalten ist jedoch die Notiz im Codex Eberhardi aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.[4] Obwohl in diesem Codex viel gefälscht wurde, wird die Schenkung Kunstadts und einiger anderer umliegenden Städte und Gemeinden von Wissenschaftlern nicht angezweifelt. Sie stammen vermutlich aus dem Erbe Kuniberts.[2]

Mittelalter Bearbeiten

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Altenkunstadt im Jahr 1248 als Altencunstat.[5] Langezeit gehörte es zum Hochstift Bamberg. Zwischen 1320 und 1400 fand eine Umstrukturierung des Gemeindewesens statt. Seuchewellen bedingten Landflucht und das Auflassen etlicher umliegender Siedlungen.[6]

Im Jahr 1430 fielen die Hussiten in die Gemeinde ein. Die nächste Niederlage folgt bei den "Bierkriegen" 1488 gegen Burgkunstadt und Weißmain, so dass Altenkunstadt weiterhin nur für den Hausgebrauch brauen, jedoch kein Bier verkaufen darf. Durch den dreißigjährigen Krieg litt die Bevölkerung der Gemeinde sehr. Es kommt zu Plünderungen, Brandschatzungen und Massensterben.[6] Nach Kriegsende begann eine Einwanderungswelle osteuropäischer Juden.

Frühe Neuzeit Bearbeiten

Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Zwischen 1837 und 1871 wanderten viele Altenkunstadter Bürger - Christen wie Juden - nach Amerika ab.[6] Im Jahr 1896 vernichtete ein Großbrand 30 Gebäude in der Innenstadt.

20. Jahrhundert bis heute Bearbeiten

Nachdem 1846 Burgkunstadt an das Eisenbahnschienennetz angeschlossen wurde, hatte man eine Strecke über Altenkunstadt nach Weismain beantragt, was jedoch 1901 abgelehnt wurde. Strom erhielt Altenkunstadt im Jahr 1904. Acht Jahre später beginnt Altenkunstadts einzige chuhfabrik Pretzfelder & Riexinger mit der Produktion. Die heutige Grundschule wurde am 13. Oktober 1929 eingeweiht.[6]

Wie auch in vielen anderen Städten und Gemeinden wurden im Rahmen der Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933 zahlreiche Straßennamen geändert, sowie Vereine und Parteien verboten. Die örtliche Synagoge wird in der Reichskristallnacht im Jahr 1938 durch die Nationalsozialisten Geplündert und Zerstört.[6]

Nach Kriegsende erfolgte in Altenkunstadt, bedingt durch hunderte Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Gebieten, ein rascher Bevölkerungszuwachs. Als Folge des Wirtschaftswunders nach dem Krieg, baute Baur Versand 1959 ein Lager- und Verwaltungsgebäude an der Weißmainer Straße. Sieben Jahre später eröffnet an gleicher Stelle auch die Baur Kaufwelt.

Nachdem Jahrhundertelang der evangelische Gottesdienst in Strössendorf stattfand, wurde die evangelische Kirche in Altenkunstadt 1971 fertiggestellt und am 10. Oktober des selben Jahres eingeweiht.[6] Zwischen 1972 und 1977 wurden die ehemals eigenständigen Gemeinden Pfaffendorf, Maineck, Strössendorf und Burkheim aufgelöst, so dass diese mit ihren Ortsteilen nach Altenkunstadt eingemeindet wurden. Das Schul- und Sportzentrum bei Röhrig wurde Im Herbst 1977 fertiggestellt, und kurz darauf, am 5. November eingeweiht. Zwei Jahre später wurde die Weismain in der Altenkunstadter Innenstadt teilweise verrohrt. Mit der Schließung der Gotthard-Schuhfabrik in Altenkunstadt und der Obermain-Schuhfabrik in Burgkunstadt endet die rund 100 Jahre alte Schuhindustrie in den beiden Gemeinden.

Im Jahr 2006 feierte Altenkunstadt ihr 1200-jähriges Jubiläum.

Geschichte der Juden in Altenkunstadt Bearbeiten

Im Ort war seit langem eine große Zahl jüdischer Familien ansässig. Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sie fast die Hälfte der Einwohnerschaft. Beeridgt wurden die Toten auf dem jüdischen Friedhof in Burgkunstadt, der von der dortigenjüdischen Gemeinde angelegt wurde, und mit über 2000 Grabsteinen der größte jüdische Friedhof Oberfrankens ist. Ende der 1830er Jahre Lebten die meisten Juden in Altenkunstadt. Die rund 400 jüdischen Gemeindemitglieder machten damals knapp die Hälfte der Einwohner aus.[7] Mit der Deportation der letzten 13 verbliebenen Juden endet am 24. April 1942 die jüdische Geschichte Altenkunstadts.

Die Synagoge aus dem Jahr 1726, beim Novemberpogrom 1938 geplündert, wurde nach einer mehrjährigen Nutzung als Lagerraum für das Wasserwerk der Gemeinde 1989 bis 1993 umfassend restauriert und als Museum und Begegnungsstätte hergerichtet. Auf der ehemaligen Frauenempore erinnert eine Dauerausstellung an die Geschichte der Juden im oberen Maintal.[8]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

19. Jahrundert

Jahr Einwohner
1809 676 [7]
1837 802 [7]
1852 832 [7]
1855 819 [7]
1867 1166 [7]
1880 1288 [7]

20. Jahrundert

Jahr Einwohner
1900 1219 [7]
1910 1385 [7]
1933 1867 [7]
1970 4560
1987 4766

21. Jahrundert

Jahr Einwohner
2000 5649
2005 5847
2009 5713
2010 5700 ¹

Von den 5700 Einwohnern am 30. Juli 2010 waren 3449 katholisch, 1621 evangelisch und 630 anderen Glaubens oder konfessionslos. [9]



Urpfarrei Altenkunstadt

Geschichte Bearbeiten

Die katholische Pfarrei und deren zugehörige Kirche von Altenkunstadt wird zu den Urpfarreien Oberfrankens gezählt. Die Gründung erfolgte wahrscheinlich kurz nach 800 mit dem Bau einer dem heiligen Kilian geweihtem Kirche. Sie wurde in einem vorkarolingischen, vermutlich vorchristlichen Friedhof errichtet. Der Bau geschah auf Anordnung Karls des Großen hin. Dieser hatte in den Jahren 793/794 befohlen, in dem Land der christianisierten Slawen Kirchen zu bauen.[10]

Mit ihrem Kilians-Patrozinium gehörte die Kirche zunächst zum Bistum Würzburg. 1336 wurde sie dem Kloster Langheim inkorporiert und besitzt seither das Marien-Patrozinium. Die Oberhoheit lag nun beim Bischof von Bamberg. Bis zur Säkularisation 1803 kamen die Altenkunstädter Pfarrer aus dem Kloster Langheim. Am Fuße des Lindberg-Hügels, auf dem die Kirche sich befand, ist die erste Siedlung Altenkunstadts zu vermuten.[11]

An der Stelle der ersten Kirche, im Südwesten Altenkunstadts, steht auch noch die heutige Kirche von 1537. Diese hatte drei Vorgängerbauten. Lange Zeit war sie Wehrkirche mit einem Mauerring, der in Kriegszeiten zum Schutz und zur Verteidigung der Bevölkerung diente. Diese Mauer ist zum Teil noch erhalten. Die Bevölkerung war lange Zeit slawisch. Erst allmählich drangen die Franken in diesen Siedlungsraum ein.[11]

Neben der Kirche befand sich Jahrhunderte lang das Haus des Messners (früher Kirchner). Dort befand sich auch die älteste Schule des Ortes, die vermutlich schon mit der Gründung der Kirche entstand. Da der Pfarrer wegen der ursprünglichen Größe seines Pfarrsprengels (ca. 800 Quadratkilometer) den Unterricht kaum selbst bewältigen konnte, wurde das Amt des Lehrers auf den Kirchner übertragen. Die älteste Nachricht hierüber stammt aus dem Jahre 1458, von 1517 ist eine Gebührenordnung der Schule erhalten. Im Wesentlichen diente die Schule in den Anfängen zur Ausbildung der Jungen im Ministrantendienst und im Chorgesang, Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Jahre 1802 wurde in diesem Gebäude die Volksschule eingerichtet. 1854 wurde das Haus abgerissen und die Schule in das heutige Rathaus verlegt.[11]

Pfarrsprengel Bearbeiten

Insbesondere in der Anfangszeit gehörte zur Altenkunstadter Kilianskirche ein enorm großer Pfarrsprengel. Er reichte vom südlichen Nordwald (Frankenwald) bis zum Gebirg südlich von Weismain, den Ausläufern der fränkischen Alb. In Ost-West Richtung erstreckte er sich von Redwitz an der Rodach bis Kulmbach.[10] In den folgenden Jahrhunderten wurden jedoch zahlreiche Ortschaften ausgepfarrt, so dass der Kirchsprengel kontinuierlich schrumpfte.

Liste der Altenkunstädter Pfarrer Bearbeiten

Die Pfarrer von Altenkunstadt:[12]

  • Eustach Trost, 1797 bis 1819, letzter Konventuale von Langheim
  • Norbert Benkert, 1821 bis 1834
  • Josef Lederer, 1834 bis 1838
  • J. Georg Klockard, 1839 bis 1854
  • Jakob Rabs, 1854 bis 1867
  • Franz Martin, 1881 bis 1892
  • Heinrich Birner, September bis Oktober 1892
  • J. Baptist Hager, 1900 bis 1911
  • Johann Quinger, 1914 bis 1953 (* 17. Februar 1874 in Eggenbach, † 14.März 1953 in Altenkunstadt, Gemeinderat und Kammerer)
  • Georg Lang, 1953 bis 1969 (* 24. Mai 1903 in Regen, † 16.Juli 1976 in Altenkunstadt, Gemeinderat und Kammerer)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Motschmann (2006), S. 10
  2. a b Motschmann (2006), S. 12
  3. Fetzer (2009), S.7
  4. PPT-Präsentation 950 Jahre Burgkunstadt von Hans Losert, landschaftsmuseum.de, abgerufen am 13. Januar 2011
  5. Motschmann (2006), S. 187
  6. a b c d e f Motschmann (2006), S. 188-196
  7. a b c d e f g h i j Motschmann (2006), S. 72
  8. Die Synagoge Altenkunstadt
  9. Amtsblatt Altenkunstadt, Juli 2010
  10. a b Motschmann (2006), S. 22
  11. a b c Schautafel vor der Kirche
  12. Grabtafel an der Kirche