Harnblasenkarzinom (Bladder cancer)

Allgemeines

Bearbeiten

Epidemiologie

Bearbeiten
  • Inzidenz in Deutschland: 30.000 Neuerkrankungen pro Jahr (inklusive Tis), invasive Tumoren etwa 16.000 pro Jahr, damit etwa 13 pro 100.000 pro Jahr
  • Männer:Frauen = 3:1
  • viert- bis fünfthäufigster Tumor des Mannes, bei der Frau seltener
  • mittleres Erkrankungsalter > 70 Jahre

Risikofaktoren

Bearbeiten

Prävention

Bearbeiten
  • Nicht rauchen!
  • Schutzausrüstung beim (beruflichen) Umgang mit chemischen Noxen

Klassifikation

Bearbeiten

Histologie

Bearbeiten
  • 90 % Urothelkarzinom, Rest selten: Plattenepithelkarzinom (häufiger in Ländern, in denen Schistosomiasis (Bilkarziose, Schistosoma haematobium) vorkommt), Adenokarzinom, undifferenziertes Karzinom
  • häufig multifokales Auftreten

TNM-Klassifikation und Stadien

Bearbeiten

Stadium entspricht meist T-Klassifikation außer T4a N0 M0 = Stadium III. Ab N+ immer Stadium IV.

  • Tis: Carcinoma in situ, ein „flacher Tumor“. Stadium 0is.
  • Ta: papillärer, nicht invasiver Tumor. Stadium 0a.
  • T1: Tumor bis in das subepitheliale Bindegewebe. Stadium I.
  • T2: Muskelinvasion, a) innere, b) äußere Hälfte der Muscularis propria der Harnblase. Stadium II (bei N0 M0).
  • T3: Invasion des perivesikalen Gewebes, a) mikroskopisch, b) makroskopisch. Stadium III (bei N0 M0).
  • T4a: Invasion in Nachbarorgane: Prostata, Bläschendrüse; Uterus, Vagina. Stadium III (bei N0 M0)
  • T4b: Invasion in Nachbarorgane: Beckenwand, Bauchwand. Stadium IV.
  • N1: solitäre LK im kleinen Becken. Stadium IV.
  • N2: multiple LK im kleinen Becken. Stadium IV.
  • N3: LK an den Aa. iliacae communes. Stadium IV.
  • Bei Erstdiagnose 3/4 oberflächliche Tumore (bis T1), 1/4 invasive Tumore (T2 und größer)[1]
  • Das Harnblasenkarzinom wächst per continuitatem, dann lymphogen zuerst in LK am Foramen obturatum und hämatogen (hepatische, pulmonale, ossäre Metastasen)
  • Häufiger mehrere Tumore im Urogenitaltrakt
  • Auch bei frühen Stadien hohe Rezidivrate und Progression

Symptomatik

Bearbeiten
  • Früh: Schmerzlose Hämaturie (immer abklären zum Ausschluss eines Harnblasenkarzinoms), oft Pollakisurie
  • Spät: Beschwerden durch Metastasen

Diagnostik

Bearbeiten
  • Klinische Untersuchung, Urinstatus, Urinzytologie, Sonographie der Harnwege, Zystoskopie; ggfs. CT, MRT Becken, Rektoskopie, bei V. a. ossäre Metastasen Skelettszintigraphie
  • Histologische Sicherung im Rahmen einer TUR-B

Therapie

Bearbeiten

Stadium I (T1 N0 M0), oberflächlicher Tumor

Bearbeiten
  • Transurethrale Resektion (TUR)
  • Nachresektion innerhalb von 6 Wochen falls > pTa G1/low grade oder keiner Muskularis im Resektat oder inkompletter Resektion oder G3/high grade außer Tis
  • Bei T1 G3/high grade und zugleich multifokalem Tis oder großflächigem T1 G3/high grade oder Rezidiv eines T1 G3/high grade oder Tis-Rezidiv oder BCG-Versagen Zystektomie erwägen
  • Ggfs. Instillationstherapie je nach Risiko (siehe unten: bladder calculator)
    • low risk: einmalige Frühinstillation
    • intermediate risk: Einmalinstillation + 1 Jahr Erhaltungstherapie (Mitomycin, Doxorubicin oder BCG)
    • high risk: Einmalinstillation + 1–3 Jahre Erhaltungstherapie (BCG)

Stadium II (T2 N0 M0) und größer, fortgeschrittener Tumor, M0

Bearbeiten

Standardtherapie mit Zystektomie

Bearbeiten
  • Neoadjuvante Chemotherapie mit 3−4 Zyklen Cisplatin/Gemcitabin (oder andere: siehe Onkopedia) bei geeignetem Patienten (5 % Überlebensvorteil gegenüber alleiniger Operation)
  • Primäre Zystektomie ggfs. mit Urethrektomie (bei Befall), Urostoma, ggfs. Neoblase
  • Pelvine Lymphadenektomie (10-16 LK)

Bei Wunsch nach Blasenerhalt oder Inoperabilität

Bearbeiten

Nachsorge

Bearbeiten
Bearbeiten

Leitlinien

Bearbeiten

Einzeldarstellungen

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Diagnostik und Therapie bei Patienten mit Harnblasenkarzinom, Dtsch. Arztebl. 2021