Hermann Eberle, Foto aus der amerikanischen Gerichtsakte

Hermann Eberle (geb. 8. Februar 1908 in Ebingen, Selbstmord am 28. Oktober 1949 in Schorndorf) war ein Naziverbrecher. Seine wichtigste Funktion war Lagerverwalter des Konzentrationslagers Welzheim in den Jahren 1940-45.

Biographie

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Karriere

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Eberle war Sohn eines Handwerkers. Nach der Schule machte er eine Lehre als Klempner. Am 1. Januar 1931 trat er der NSDAP bei und meldete sich 1933 freiwillig als Hilfspolizist. Er wurde in dieser Eigenschaft als Wachtmeister im Konzentrazionslager Kuhberg eingesetzt. Im April 1934 wurde er SS-Mitglied und bekam 6 Monate später eine offizielle Stelle bei der Gestapo Stuttgart. Am 15. Oktober 1935 wurde er in Welzheim eingesetzt als stellvertretender Lagerkommandant unter Buck. Buck war aber selten da, meistens nur samstags und sonntags. so dass Eberle der Lagerleiter de facto war. Als Buck am 17. Juli 1940 versetzt wurde, übernahm er die Lagerleitung als so genannter Lagerverwalter, obgleich er nie offiziell zum Kommandanten ernannt wurde. Eberle führte als Stellvertreter von Buck dessen Befehle aus und das ist auch später teilweise so geblieben, denn Buck betrachtete Welzheim bis zum Schluss als sein eigenes Lager und kam immer wieder zu Besuch.

Erscheinung und Vorgehensweise

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Mit 30 Jahren hatte Eberle graues Haar und hatte eine immer heisere Stimme, aber schreien konnte er genauso wie Buck. In seinem Gesicht fielen die hervorquellenden Augen auf. Es ist bekannt, dass Eberle in Welzheim (wahrscheinlich bereits früher) Häftlinge gern schlug. Nach einem Besuch in Dachau führte er die Prügelstrafe ein und führte sie selbst oft aus. Seine impulsiven, wüsten Handlungen brachten ihm den Spitznamen ‚Nero’ ein. Da er keine persönliche Stärke hatte, aber den Wunsch, stark zu sein, glaubte er, durch Brutalität dies erreichen zu können. Mit der Funktion des Lagerleiters war er total überfordert. Durch die Überforderung fing er an zu trinken. Dazu litt er an Schilddrüsenüberfunktion (Basedow-Krankheit). Beides verstärkte seine brutale Vorgehensweise.[1] Obwohl die Haftbedingungen in Welzheim unter Buck sehr schlimm waren, verschlechterten sie sich deutlich unter Eberle.

Fall Albert King

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Am 4. November 1942 erschoss Eberle den englischen Häftling Albert King in einer Dunkelzelle im Erdgeschoss. Da King für die Gestapo ein sehr wichtiger Häftling war, meldete er den Vorfall, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch andere vergleichbare Fälle an unwichtigen Häftlingen gab.[2]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Eberle verhaftet und im Zusammenhang mit dem Fall King hat man ihm zwei Verfahren gemacht. Zunächst von der US-Armee[3] und dann von der britischen Armee[4]. In den Verfahren von 1946 gab er zu, King erschossen zu haben, bekannte sich aber des Mordes nicht schuldig. Außerdem verwies er darauf, dass er sich nicht mehr genau an den Ablauf des Vorfalls erinnern könne. Diese Aussage ist nicht unbedingt falsch, denn Prügel und Mord waren in einem Konzentrationslager, auch in Welzheim, an der Tagesordnung. Von der britischen Armee wurde er 1947 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. In der Zeit als er die Freiheitsstrafe im Gefängnis absaß, wurde gegen ihn ein Spruchkammerverfahren eröffnet. Kurz darauf beging er schließlich am 28. Oktober 1949 im Schorndorfer Gefängnis Selbstmord.

Anmerkungen

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  1. Charakteristisch dafür ist ein Vorfall, über den Friedrich Schlotterbeck berichtete: „Als er einmal betrunken nach Hause kam, war das Radio noch eingeschaltet. Nero schrie: ‚Halt die Schnauze!’ Weil aber Rundfunkgeräte in anderer Art gehorchen als Menschen, redete die Stimme weiter. ‚Halt die Schnauze, sag ich!’ Die Schwatzmaschine bekam einen Faustschlag, stürzte zu Boden und schwieg.“ (Friedrich Schlotterbeck: Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne. Erinnerungen eines deutschen Arbeiters 1933-1945, Zürich 1945, S. 78)
  2. Es ist sicher, dass nicht alle Toten von Welzheim offiziell gemeldet wurden.
  3. Die Prozessakten werden in den National Archives, Washington (RG338 Case 000-50-29) aufbewahrt.
  4. Die Prozessakten sind im Public Record Office (PRO) in London unter dem Zeichen WO 235/361 erhalten.

Literatur

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  • Graham Wilson: Das Konzentrationslager Welzheim. Eine Dokumentation, 1980. In: Gerd Keller; Graham Wilson: Konzentrationslager Welzheim. Zwei Dokumentationen über das Konzentrationslager mit einem Nachwort von Alfred Hausser, Welzheim nach 1988
  • Friedrich Schlotterbeck: Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne. Erinnerungen eines deutschen Arbeiters 1933-1945. Mit einem Nachwort von Christa Wolf, Stuttgart 1986 [erste Veröffentlichungen: Europa-Verlag : Zürich 1945 u. Berlin 1948]
  • Hermann Wenz: „Dich verschieß’ ich wie einen Hund. Hermann Eberle“, in: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter, Helfer, Trittbrettfahrer. NS-Belastete von der Ostalb, Münster und Ulm, 2010


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