Westansicht

Die St. Antonius-Kirche ist eine neuromanische Basilika im Oberhausener Stadtteil Alstaden, die dem heiligen Antonius von Padua geweiht ist. Seit 2008 ist die Antoniuskirche eine von vier Kirchen der Großpfarrei Herz Jesu Oberhausen und die Hauptkirche des Pfarrbezirks Alstaden. Sie ist bekannt für ihre Kirchenfenster, welche ab 1979 durch die Künstlerin Hildegard Bienen entworfen wurden.

Geschichte Bearbeiten

Alstaden war mit der Reformation wie die gesamte Herrschaft Broich evangelisch geworden. Lange Zeit war die Schlosskirche der Herren von Styrum die einzige katholische Kirche der Umgebung. Seit 1763 gehörte das Dorf zur wieder errichteten Pfarrei St. Marien, deren Kirche weiterhin bei Schloss Styrum lag. Zunächst gab es allerdings wenig katholische Bevölkerung in der Ortschaft: 1809 wurden 12 katholische Einwohner gezählt, deren Zahl allerdings bis 1864 auf 874 stieg. Aufgrund dieses rasanten Wachstums in Alstaden wie den umliegenden Gemeinden Styrum und Dümpten, wurde 1864 in Unterstyrum ein Bau errichtet, der als Notkirche für Alstaden, Styrum und Dümpten diente. Der Pfarrbezirk dieser Kirche wurde 1889 als St. Joseph Styrum zur eigenen Pfarrei erhoben. Alstaden, das zu diesem Zeitpunkt zwar eine recht große katholische Bevölkerung und auch seit 1875 mit der Antoniusschule eine katholische Grundschule aufzuweisen hatte, musste lange für seine eigene Kirche kämpfen. Erst 1896 begann man mit den Bauarbeiten zur heutigen Antoniuskirche, welche schließlich 1897 fertiggestellt und eingeweiht wurde.[1] Baumeister war der Oberhausener Architekt Franz Börgershausen.[2]

Am 01.11.1903 wurde St. Antonius zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben, Joseph Hammels wurde der erste Pfarrer. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gotteshaus große Verwüstungen: am 27. April 1943 wurde St. Antonius von einer Brandbombe getroffen und wie sieben weitere Kirchen der Stadt Oberhausen total zerstört, lediglich die Wände blieben stehen.[3] Nach dem Krieg baute man den Innenraum von St. Antonius wieder auf. 1957 erhielt die Kirche auch wieder eine Orgel, man ersetzte die zerbrochenen Fenster jedoch nur durch einfaches Glas.[4] Dies wurde durch Pfarrer Reiner Sulliga geändert, der mit der Künstlerin Hildegard Bienen neue Fenster für die Antoniuskirche entwarf, die bis in die 2000er Stück für Stück in die Antoniuskirche eingesetzt wurden.

1958 wurde die Pfarrei St. Antonius wie das gesamte Dekanat Alt-Oberhausen Teil des neugegründeten Ruhrbistums Essen, 1968-1970 wurde unter Pfarrer Franz Düsterhus im Süden Alstadens die Filialkirche St. Hildegard am Ruhrpark errichtet. Im Zuge der Umstrukturierung der Pfarreien im Bistum Essen seit 2007 wurde St. Antonius mit der Pfarrei St. Peter in Norden Alstadens zur Großgemeinde St. Antonius zusammengefasst, die fortan Teil der Pfarrei Herz Jesu Oberhausen war. St. Hildegard wurde als „weitere Kirche“ eingestuft, 2007 profaniert und ein Jahr später abgerissen. St. Peter ist heute eine Filialkirche der Gemeinde St. Antonius.[5]

Architektur Bearbeiten

St. Antonius wird oft als kleinste Gemeindekirche in Oberhausen bezeichnet, auch wenn das nicht bestätigt ist. Von außen erscheint sie als recht bescheidener Bau und liegt eher zurückgezogen auf dem Antoniusplatz, umgeben von weiteren Gebäuden der Gemeinde.

Es handelt sich um eine dreischiffige neuromanische Basilika aus roten Backsteinen. Die fast geostete Kirche wird im Obergaden von Rundbogenfenstern, an der Westseite durch Rundbogenfriese und innen durch rundbogige Arkaden beherrscht. Der Chor ist als Fünfachtelschluss gestaltet. Im Südwesten erhebt sich ein verhältnismäßig niedriger, viergeschossiger Kirchturm mit Blendnischen, Rundbogenfries und Pyramidendach. Auf der südlichen Seite des Chores ist die Sakristei direkt an die Kirche gebaut, die direkt an die Räumlichkeiten der Pfadfinder St. Antonius stößt. Im Norden ist der Kindergarten St. Antonius direkt an den Chor gebaut; er wiederum bildet einen Gebäudekomplex mit dem Bernardushaus, dem Gemeindehaus.

Es gibt lediglich auf der Westseite Kircheneingänge von außen. An den vier Türgriffen dieser befinden sich Plastiken von Bibelstellen: am linken (d.h. eher nördlichen) Seiteneingang das Gleichnis vom Kamel im Nadelöhr (weshalb diese Tür oft Kamelpforte und das gesamte Schiff Kamelschiff genannt wird), am rechten (d.h. eher südlichen) Seiteneingang das Gleichnis vom Sämann (Bezeichnung der Tür: Sämannpforte) sowie am Haupteingang links das Gleichnis vom barmherzigen Samariter und rechts die Erzählung der Fußwaschung. [1]

Innenausstattung Bearbeiten

Die Antoniuskirche gilt als Beispiel für eine alte, aber dennoch zeitgemäß wirkende Kirche. Dies liegt an der modernen Innenausstattung und den Kirchenfenstern.[6]

Altar

Der Altar besteht aus Bronze und wurde von Hildegard Bienen gestaltet. Der Unterbau zeigt einen Weinberg, an den Seiten sind Motive aus der Bibel zu erkennen. Im Altar befinden sich Reliquien des heiligen Märtyrers Quirinus sowie von Märtyrern aus der Gesellschaft des heiligen Gereon und aus der Gesellschaft der heiligen Ursula, welche aus dem alten Altar der Kirche übernommen wurden.[6] Kardinal Hengsbach weihte den Altar 1982 ein.[2]

Seitenaltare

Am rechten Seitenaltar befindet sich ein Mosaik der Schutzmantelmadonna von Johannes Geulen, am linken Seitenaltar ist ein weiteres Mosaik von Geulen, welches den heiligen Josef von Nazaret zeigt. Eine Besonderheit dieses Mosaikes stellen die rauchenden Schlote im Hintergrund dar, die auf die Industrie im Ruhrgebiet verweisen, deren Schutzheiliger Josef ist.[6]

Statue

Im Chorraum befindet sich eine Statue des heiligen Antonius aus Teakholz, die von Alfred Tombers aus Gerolstein entworfen wurde.[6]

Orgel Bearbeiten

Die erste Orgel wurde beim Erbau der Kirche eingesetzt und 1929 durch eine neue Orgel ersetzt. Diese wurde 1943 zerstört. Am 23. Juni 1957 wurde die dritte Orgel eingeweiht, die 1975 erweitert wurde und sich bis heute in der Kirche befindet.[2]

Fenster Bearbeiten

Die Antoniuskirche ist für ihre Kirchenfenster überregional bekannt, die ab 1979 durch die Künstlerin Hildegard Bienen in Zusammenarbeit mit dem damaligen Pfarrer Reiner Sulliga entworfen worden sind. Sie ersetzten einfache Glasfenster, welche in die Lücken der 1943 bei einem Luftangriff zerstörten Fenster eingesetzt worden waren. Die Pfarrei sammelte jahrelang Spenden, um immer dann, wenn genug Geld vorhanden war, ein weiteres Fenster einzusetzen, bis so Stück für Stück alle Lücken in den Mauern ausgefüllt worden waren.

Über den Seiteneingängen sind zwei Heiligenbilder, links die heilige Hildegard von Bingen, Patronin der ehemaligen Filialkirche von St. Antonius, rechts der heilige Antonius von Padua, Patron der Kirche selbst; über dem Haupteingang ist eine Darstellung von Christus als Weltenrichter, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. In den Seitenschiffen befinden sich je fünf Ornamente mit den Motiven "Baum mit Vögeln", "Kerze", "Ähren", "Feuer", "Regen", "Gefäße", "Arche Noah", "Fische" und "Sträucher" sowie eine freie Komposition, während im Chorraum fünf freie Kompositionen mit dem lockeren Thema "Ähren" sind. Die Marienkapelle rechts neben dem Haupteingang wird durch eine Rosette mit Motiven der Bibelstellen Verkündigung an Maria, Maria bei Elisabeth, Geburt Jesu, Darstellung des Herrn und Der zwölfjährige Jesus im Tempel geschmückt, am Treppenaufgang zur Orgel ist eine Abbildung der heiligen Cäcilia von Rom, der Patronin der Kirchenmusik. Im Obergaden befinden sich zwölf 3,2 m^2 große freie Kompositionen unter dem Titel Die zwölf Tore Jerusalems. Das Markenzeichen der Kirche, das auch von den meisten Kirchenbesuchern als am eindrucksvollsten beschrieben wird, ist die Pfingstrosette (eigentlicher Name: Geistsendung), die sich direkt über der Orgel befindet und die Kirche zur Abendstunde in rötliches Licht taucht. Sie wurde zwar von Hildegard Bienen entworfen, aber mangels genügend Geld erst lange nach ihrem Tod - als letztes Fenster - in die Antoniuskirche eingesetzt.[7]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Gerd-Georg Janssen: Zur Geschichte Alstadens und seiner Katholischen Pfarrgemeinde. In: Stadt Oberhausen (Hrsg.): Abenteuer Industriestadt 1874–1999. Beiträge zur Stadtgeschichte. Verlag Laufen, Oberhausen 2001, S. 308.
  2. a b c Kirchentour Oberhausen: Geschichte der Antoniuskirche. Abgerufen am 12. April 2015.
  3. Der Westen: Zeitzeuge aus Oberhausen erinnert sich an Luftkrieg. Abgerufen am 12. April 2015.
  4. Kirchentour Oberhausen: Geschichte der Antoniuskirche. Abgerufen am 12. April 2015.
  5. Pfarrei Herz Jesu. Abgerufen am 12. April 2015.
  6. a b c d Kirchentour Oberhausen: Die Antoniuskirche. Abgerufen am 12. April 2015.
  7. Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts: Die Antoniuskirche. Abgerufen am 12. April 2015.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Macchiavelli1999/St. Antonius (Alstaden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 27′ 45″ N, 6° 50′ 8″ O

Kategorie:Kirchengebäude in Oberhausen Kategorie:Antoniuskirche Kategorie: Kirchengebäude im Bistum Essen