Robert H. Pruyn

Robert Hewson Pruyn (* 14. Februar 1815 in Albany; † 26. Februar 1882 ebenda) war ein US-amerikanischer Offizier, Diplomat und Politiker. Für die Forschung ist er vor allem als zweiter US-amerikanischer Botschafter in Japan von Bedeutung.

Pruyn war der Sohn des wohlhabenden Geschäftmanns Casparus F. Pruyn, der für die Van-Rensselaer-Familie arbeitete, und dessen Frau Anne Hewson Pruyn. Er besuchte zunächst eine Eliteschule, die Albany Academy, worauf er am Rutgers College studierte. Dort erhielt er 1833 einen Bachelor of Arts und 1836 einen Master of Arts. Nachdem er im selben Jahr die dreijährige Ausbildung zum Anwalt bei Abraham Van Vechten vollendete hatte, diente er drei Jahre lang als City attorney (Staatsanwalt) in Albany. Von 1839 bis 1841 war er im Gemeinderat seiner Heimatstadt tätig, worauf er bis 1846 der judge advocate general des Bundesstaats New York war. 1848 zog er als Whig in die New York State Assembly ein, wo er bis 1854 diente und mehrfach die Rolle des Speakers übernahm. Unterbrochen wurde diese Amtszeit in den Jahren 1851 bis 1854, als er erneut als judge advocate general diente. Nach seiner Amtszeit war er adjutant general der New York State Militia. Er trat 1860 erneut als Republikaner an, scheiterte jedoch knapp an 66 Stimmen.[1]

Da das von ihm geleitete Familienunternehmen während des Amerikanischen Bürgerkriegs in finanzielle Schwierigkeiten geriet, ersuchte Pruyn die Lincolnadministration um einen Botschafterposten. Sein Freund, der Außenminister William H. Seward, überzeugte 1861 den Präsidenten Abraham Lincoln, Pruyn zum Minister Resident in Japan zu ernennen. Nachdem er dort am 25. April 1862 eingetroffen war, akkreditierte er sich am 17. Mai.[2] Dort musste Pruyn auf Grund der langen Distanz zwischen ihm und seiner Regierung in Washington, D. C. großenteils unabhängig von seinen Vorgesetzten agieren.[3]

Erst seit dem Jahr 1854, als Commodore Matthew C. Perry das Tokugawa-Shōgunat zum Ende der Abschließung Japans (sakoku) zwang, war der Inselstaat dem Westen geöffnet; Pruyn war dort der zweite amerikanische Botschafter. Durch die so genannten Ungleichen Verträge wurde die Souveränität Japans beschränkt und die politische Dominanz des Westens etabliert. Viele Daimyō waren mit diesen Entwicklungen unzufrieden und stellten sich hinter den bisher machtlosen Kaiser, um das Shogunat zu entmachten und Japan mit dem Westen politisch auf Augenhöhe zu bringen. Im Land herrschte eine antiwestliche Stimmung vor, die mehrfach zu diplomatischen Zwischenfällen führte. Auf Grund mehrerer Morde an Ausländern war Pruyn einige Zeit lang der einzige westliche Botschafter in der Hauptstadt Edo; nachdem ein Feuer die amerikanische Botschaft zerstört hatte, folgte er dem britischen Botschafter nach Yokohama. Nichtsdestotrotz war er von der .[4]

Ohne die Konflikte zwischen dem Shōgun und den Daimyō unnötig eskalieren zu wollen, versuchte Pruyn, die Verträge und damit die Dominanz des Westens aufrechtzuerhalten. . Versuche des Kaisers und verschiedener Daimyō, die Verträge aufzulösen und das Land wieder abzuschotten, verhinderte Pruyn mit Kanonenbootpolitik.[5]

1865 trat Pruyn von seinem Botschafterposten zurück, da er sich nicht mehr in finanziellen Schwierigkeiten befand. Zurück in New York bekleidete er verschiedene Ämter in Politik, Wirtschaft und Bildung. In der Gouverneurswahl in New York 1866 trat er erfolglos als Kandidat der National Union Party für das Amt des Vizegouverneurs an. 1882 verstarb er in Albany.[6]

1841 heiratete er Anne Lansing, mit der er vier Kinder hatte.[7]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).
    Edwin B. Lee: Robert H. Pruyn in Japan, 1862–1865, S. 123–139, hier: S. 124
  2. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).
    Robert Hewson Pruyn in der Datenbank des US-Außenministeriums, abgerufen am 30. Juli 2024.
  3. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).
  4. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).
    Edwin B. Lee: Robert H. Pruyn in Japan, 1862–1865, S. 123–139, hier: S. 126–128
  5. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).
  6. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).
  7. Graham Alexander Peck: Pruyn, Robert Hewson. In: American National Biography. Oxford University Press, abgerufen am 29. Juli 2024 (englisch, Zugriff beschränkt).

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