ZB ABeh 150


ABeh 150
ABeh 150 202 in Interlaken
ABeh 150 202 in Interlaken
ABeh 150 202 in Interlaken
Nummerierung: ABeh 150 001–004
Anzahl: 4
Hersteller: Stadler Bussnang
Baujahr(e): 2012–2013
Achsformel: Bo’2z’1z1’Bo’+2’2’+Bo’2z’1z1’Bo’
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Länge über Kupplung: 126'000 mm
Höhe: 4050 mm
Breite: 2650 mm
Drehgestellachsstand: 2000 mm (Adhäsionstriebdrehgestell)
2380 mm (Zahnradtriebdrehgestell)
1900 mm (Bremsdrehgestell)
Leermasse: 200,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h (Adhäsion)
040 km/h (Zahnstange, bergwärts)
029 km/h (Zahnst., 105 ‰ talwärts)
027,5 km/h (Zahnst., 120 ‰ talwärts)
Kurzzeitleistung: 2800 kW (8× 350 kW – Adhäsion)
auf Zahnstange:
1400 kW (8× 175 kW – Adhäsion)
1800 kW (4× 450 kW – Zahnstange)
3200 kW (kombiniert)
Anfahrzugkraft: 0240 kN (nur Adhäsion)
0440 kN (kombiniert)
Treibraddurchmesser: 810 mm (neu)
740 mm (abgenutzt)
Laufraddurchmesser: 810 mm (neu)
740 mm (abgenutzt)
Zahnradsystem: Riggenbach
Anzahl Antriebszahnräder: 4
Anzahl Bremszahnräder: 6
Stromsystem: 15 kV, 16,7 Hz ~
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 08 (Adhäsion)
04 (Zahnstange)
12× TSA TMF 42-38-4
Zugbremse: Druckluftbremse
Beharrungsbremse: elektrisch
Kupplungstyp: Schwab
Gefälle: 035 ‰ (Adhäsion)
120 ‰ (Zahnstange)
Sitzplätze: 317
074 (1. Klasse)
233 (2. Klasse)
010 (Klappsitze)
Fußbodenhöhe: 0420 mm (Niederflur)
1100 mm (Hochflur)

Der ABeh 150 ist ein Gelenktriebwagen der Zentralbahn für Adhäsions- und Zahnradstrecken. Er wurde von Stadler Rail entwickelt und gebaut und auch als Adler (Alpiner dynamischer leichter eleganter Reisezug) bezeichnet.

Geschichte

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Die Züge wurden 2009 bestellt. Bestimmt sind sie für den Interregio-Verkehr zwischen Luzern und Interlaken. Sie sind die bisher längsten von Stadler gebauten Meterspurtriebzüge. Seit 2012 kommen sie zum Einsatz und ersetzen bis 2013 nach und nach die bisherigen lokgeführten Züge.

Konstruktive Merkmale

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Zahnradantrieb mit exzentri­scher Höhenverstellung mit Radsatzwelle (dunkelrot), Hohlwelle (rot), Lager (blau) und Trieb-/Bremszahnrad (schwarz)
 
Ein siebenteiliger Adler-Triebzug ABeh 150 verfügt über vier Adhäsions-, vier Zahnrad- und zwei Laufdrehgestelle.
• Rot: Adhäsionstriebdrehgestell
• Blau: Zahnradtriebdrehgestell (ein Trieb- und ein Bremszahnrad)
• Grün: Laufdrehgestell mit Bremszahnrad
 
Bei grosser Verkehrsnachfrage werden die Adler-Züge mit dreiteiligen Fink ABeh 160 verstärkt.

Die Züge bestehen aus zwei dreiteiligen Halbzügen, die auch alleine fahren könnten (es fehlt dafür allerdings ein zweiter Führerstand), und einem in der Mitte eingereihten antriebslosen Bistrowagen. Sie sind mit den dreiteiligen ZB ABeh 160/161 kuppel- und vielfachsteuerbar. Vier von sieben Einstiegen pro Seite sind im Niederflurbereich angelegt. Die Wagen sind klimatisiert, verfügen über grosse Panoramafenster und es gibt Fahrrad- und Skihalter.

Adhäsions- und Zahnradantrieb sind mechanisch vollständig voneinander getrennt, es können also keine Zwängungskräfte wie bei verkuppelten Antrieben auftreten. Die Drehgestelle an den Enden eines Halbzuges sind die Adhäsionstriebdrehgestelle. Sie laufen auf den Zahnstangenabschnitten mit und erbringen dort etwa ein Drittel der Antriebsleistung. Die Zahnradtriebdrehgestelle unter dem Mittelteil sind mit zwei Laufachsen ausgeführt. Die jeweils innere trägt den Zahnradantrieb.

 
Am 6. März 2021 kam es während der Talfahrt eines ABeh 160 vom Brünig-Hasliberg nach Giswil zu einem Zahnradbruch während der Talfahrt. Ein von der Schweizer­ischen Sicherheitsuntersuchungs­stelle (SUST) auf­gezeichnete Video zeigt ein auffällig grosses Spiel zwischen dem Zahnkopf des Zahnrades und dem Zahngrund der Zahnstange. Die gefundenen Schäden an der Zahnstange zeigten, dass wegen der geringen Verzah­nungstiefe der Adler- und Finkzüge Kopftreffer (Zahn-auf-Zahn-Lauf) entstanden sind. Bei den Triebzügen wurde eine Software-Änderung vor­genommen und die Geschwindigkeit bei der Fahrt aus den Zahnstangen­abschnitten temporär von 30 auf 20 km/h reduziert.[1]
Der rote Pfeil zeigt die Fahrrichtung.

Bei den ABeh 150 kommt ein neu entwickelter Zahnradantrieb mit exzentrischer Höhenverstellung zum Einsatz, der konstruktiv einem üblichen Zahnradantrieb mit Tatzlagerung entspricht, wie er von reinen Zahnradbahnen bekannt ist. Die Trieb- beziehungsweise Bremszahnräder stützen sich nicht direkt auf der Radsatzwelle ab, sondern auf einer zusätzlich eingefügten Hohlwelle, die mit der Radsatzwelle über Exzenterscheiben verbunden sind.[2] Durch Drehen an den Exzenterscheiben lässt sich der Zahneingriff auf einfache Weise dem Radverschleiss entsprechend in sieben Stufen von je 5 mm anpassen, wodurch ein Radverschleiss von 35 statt 12 mm möglich ist.[3]

Die Wagen der ersten Klasse befinden sich an beiden Enden des Zuges. In der Zugmitte ist ein Speisewagen (ohne Antrieb) eingereiht, der, wenn nicht bewirtschaftet, auch als weiterer Sitzwagen zweiter Klasse dient.

Die Wagenkästen und der Adhäsionsantrieb der ABeh 150 und ABeh 160 dienten als Vorbild für die Westschweizer Meterspurzüge von Stadler.[4] Auch bei der Konstruktion der ABDeh 8/8 der Berner Oberland-Bahnen wurde die Kastenstruktur und zahlreiche weitere Komponenten von Adler und Fink übernommen.[5]

Nachbauserie

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Als Ersatz für die Pendelzüge auf der Linie nach Engelberg hat die Zentralbahn im Dezember 2019 zwei weitere Fahrzeuge bestellt. Sie sollen ab Ende 2022 abgeliefert werden und erhalten die Bezeichnung ABeh 151 011–012. Im Vergleich zu den ABeh 150 werden sie keinen Bistrowagen erhalten, sondern einen flexibel nutzbaren Multifunktionswagen in der Mitte der Komposition.[6]

Taufnamen

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Aufgelistet sind nur die getauften Fahrzeuge.

ABeh 150
Betriebsnummer Taufname
150 001 Bern
150 003 Luzern

Literatur

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  • Bernhard Studer: Vögel auf schmaler Spur. In: eisenbahn-magazin. Nr. 4, 2013, S. 26–29.
  • Beat Feusi, Reinhard Zuber, Gerhard Züger: Neue Zahnrad-Triebzüge ABeh 150, ABeh 160 und ABeh 161 für die Zentralbahn. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 3. Minirex, 2017, ISSN 1022-7113, S. 124–130.
  • Beat Feusi, Reinhard Zuber, Gerhard Züger: Neue Zahnrad-Triebzüge ABeh 150, ABeh 160 und ABeh 161 für die Zentralbahn. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4. Minirex, 2017, ISSN 1022-7113, S. 192–199.
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Einzelnachweise

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  1. Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST über den Zahnradbruch vom 6. März 2021. 13. Dezember 2022 (PDF; 17 MB)
  2. Beat Feusi, Reinhard Zuber, Gerhard Züger: Neue Zahnrad-Triebzüge ABeh 150, ABeh 160 und ABeh 161 für die Zentralbahn. Fortsetzung aus Heft 3/2017. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4. Minirex, 2017, S. 192–199.
  3. Peter Fehr: Neues Rollmaterial zb. (Memento vom 19. August 2017 im Internet Archive) Die neue Generation Zahnradtriebzug. Unterlagen für die Fachtagung TST des Verbands öffentlicher Verkehr, 2. November 2012 (PDF; 3,5 MB)
  4. Jürg Lüthard, Urs Wieser: Neue Triebzüge für Westschweizer Meterspurbahnen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 6/2016. S. 301–307.
  5. Urs Jossi: Neue Triebzüge für Westschweizer Meterspurbahnen. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 1/2015. S. 41–45.
  6. Matthias Rellstab: ZB vergrössert ihr Flotte. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 2. Minirex, 2020, ISSN 1022-7113, S. 64.