Wolfgang Pohl ist (Glas-)Künstler und ging bis zum Ruhestand seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen Kunsthochschulen nach. Er wurde 1943 in Leverkusen geboren. Seine Eltern sind Hubert Pohl, Maschinenbauingenieur und bis 1949 in Kriegsgefangenschaft, und Käthe Pohl, die in Heimarbeit nähte.

Der Künstler Wolfgang Pohl.

Leben Bearbeiten

Die ersten Kontakte zur Kunst knüpfte Wolfgang Pohl schon als kleiner Junge beim Malen zuhause, worin er von der Mutter unterstützt wurde. Später, ab einem Alter von ungefähr 12 Jahren, besuchte Pohl regelmäßig die Ausstellungen auf dem nahe gelegenen Schloss Morsbroich. Dort bekam er auch den Kontakt zur Frau des Museumsdirektors, Dr. Curt Schweicher, welche ihm den ersten Malunterricht gab. Bei späteren Werkstunden in einem Jugendheim wurde der Maler Bernhard Wilhelm Kirchgasser, der sein Atelier auf Schloss Morsbroich hatte, auf Wolfgang Pohl aufmerksam und lud ihn in das Atelier ein. Als Jugendlicher nahm Wolfgang Pohl bei den Pfadfindern am von Björn Boström angebotenen Malunterricht teil. Nach einiger Zeit übernahm Wolfgang Pohl den Malunterricht von Björn Boström. Trotz seiner künstlerischen Ambitionen absolvierte Wolfgang Pohl eine Lehre zum Starkstromelektriker, die er 1963 beendete. Im selben Jahr begann er ein Studium an der Werkkunstschule Kassel (heute Kunsthochschule Kassel) im Fach Industrial Design. Dieses schloss Wolfgang Pohl 1967 erfolgreich ab und trat eine Anstellung als Industrial Designer im Institut für Warenprüfung in Fellbach an. Zwei Jahre später zog es Wolfgang Pohl wieder nach Hamburg, wo er 1969 ein zweites Studium an der Hochschule für Bildende Künste in den Fächern Freie Kunst und abermals Industrial Design aufnahm. Nach seinem Abschluss 1971 erhielt Wolfgang Pohl einen Lehrauftrag an der Hamburger Kunsthochschule. Im Jahr 1972 wechselte Wolfgang Pohl wegen einer Dozentenstelle an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig, wo er Designtheorie unterrichtete. Bereits ein Jahr später kehrte er nach Hamburg zurück und wurde 1973 Assistent von Prof. Carl Achim Czemper im Fach

 
Wolfgang Pohl im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Emsländischen Heimatbundes Hermann Bröring bei der Ausstellungseröffnung am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth.

Industrial Design. Im Zeitraum von 1981 bis 1994 erhielt Wolfgang Pohl zusätzliche Lehraufträge von der Hochschule der Künste Berlin (heute Universität der Künste Berlin). Von 1984 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2008 war er Lehrer für besondere Aufgaben an der Hamburger Kunsthochschule. Pohl lebt und arbeitet weiterhin in Hamburg.

Künstlerisches Wirken Bearbeiten

Wolfgang Pohl bewegt sich unabhängig in den Bereichen Freie Kunst, Gestaltung, Kulturphilosophie, Lyrik und Kunstdidaktik. Dabei lässt er sich u. a. von der Kunstgeschichte, insbesondere dem Zeitalter des Barocks, inspirieren. Er verfolgt die Idee eines Gesamtkunstwerkes, in dem verschiedene Themen, Materialien und Techniken sowie Ausdrucksformen in Verbindung mit der Gartenkunst zum Tragen kommen. Diese Vielfältigkeit spiegelt sich auch in seinen Leidenschaften dem Zeichnen, Malen, Schreiben und Glas gestalten wieder. Für Letzteres ist Wolfgang Pohl besonders bekannt.

Glaskunst Bearbeiten

Wolfgang Pohl wurde 1980 durch Borek Sipek auf die vielfältigen Möglichkeiten der Glaskunst aufmerksam gemacht. Dieser schlug vor, einen Entwurf von Wolfgang Pohl mit in eine Glashütte zu nehmen und dort umsetzen zu lassen. Das erste so entstandene Glasobjekt war ein Wasserglas (siehe Bild Nr. 1). Wolfgang Pohl fand Gefallen an dem Material Glas und seinen Eigenschaften. Während seiner Lehrtätigkeit führte Pohl mit seinen Studenten diverse Projekte mit Glas durch. Häufig nutzte er dafür eine Glashütte in Ajeto (Tschechien), die vom bekannten Glasbläsermeister Petr Novotny geleitet wurde. 1995 schließt Pohl sich mit Studenten zu einer Künstlergruppe (,,Pepita fun Sloup“) zusammen. Sie stellen u. a. in der Galerie L in Hamburg ihre Glaskunstwerke und Entwürfe aus. Wolfgang Pohl ist gemeinsam mit Boris Petrovsky Gründungsmitglied der „Golden Garden Art Group“, welche sich zum Ziel gesetzt hat künstlerisches Glas in manufaktureller Weise produzieren zu lassen und auf dem Markt zu etablieren. Dabei achtet Wolfgang Pohl darauf, dass er Herstellungstechniken des Glasbläserhandwerks, die vom Verschwinden bedroht sind, mit seinen Glaskunstwerken demonstriert. Seine Glaskunst betrachtet Wolfgang Pohl als ersten Schritt in Richtung seines Gesamtkunstwerkes „Golden Garden Park“ (siehe Bild Nr. 2).

Wolfgang Pohl entwarf unter anderem Auftragsarbeiten für bekannte Firmen wie Anta Leuchten Hamburg, mercantile home accesoires aus München, Nason und Muretti aus Murano (Italien) und das Rosenthal Studiohaus in Hamburg.

Golden Garden Park Bearbeiten

Der „Golden Garden Park“ ist eine, noch nicht realisierte, als Gesamtkunstwerk von Wolfgang Pohl konzipierte Parkanlage mit diversen Pavillons, Wegen, Teichanlagen und anderen gestalterischen Elementen wie Skulpturen. Jeder Pavillon trägt einen eigenen Namen, wie z. B. „Spiralpavillon“, „Bilderpalast“, „Farbbad“ und „Pavillon Dachlos“ (siehe Bilder Nr. 2-5).

Aufgrund der langjährigen Arbeit an dem Projekt liegen unzählige Zeichnungen, Skizzen und Modelle vor. Selbst ein Lageplan zur räumlichen Visualisierung existiert bereits (siehe Bild Nr. 2). Einen umfassenden Eindruck von dem Gesamtkunstwerk vermittelt die dazugehörige Ausstellung im Emslandmuseum Schloss Clemenswerth. Gedacht ist der Park als Verschmelzung von Architektur, Bildhauerei, Malerei, Kunstgewerbe und Gartenkunst. Damit sollen alle Sinne angesprochen werden, denn erst durch sie werden die Umweltreize, in diesem Falle also die Kunst, an das Gehirn übermittelt.

Vorgesehen sind für die Parkanlage, die sowohl offenen Rasenflächen als auch Baumgruppen Platz bieten, drei Hektar. Dennoch wäre eine Umsetzung auf einer kleineren Fläche ebenfalls denkbar.

Dauerausstellung am Emslandmuseum Schloss Clemenswerth in Sögel Bearbeiten

Im Jahr 2002 lernte Wolfgang Pohl den damaligen Leiter der Kunststätte Bossard, Oliver Fok, kennen. Aus dieser Begegnung entwickelten sich verschiedene gemeinsame Projekte. So stellte Oliver Fok 2003 Werke von Wolfgang Pohl und Boris Petrovsky in der Gemeinschaftsausstellung „Flora Flash“ aus.

Wolfgang Pohl bot an der Kunsthochschule ein Seminar an, in dem Kunststudenten Objekte für einen Parcours der Sinne für die Kunststätte Bossard entwerfen sollten. Und 2005 beteiligte sich Wolfgang Pohl an einem von Oliver Fok und Rainer Schomann 2005 organisierten Symposium zum Thema „Künstlergärten und denkmalpflegerischer Umgang“. Auch nachdem Oliver Fok die Stelle des Direktors des Emslandmuseums Schloss Clemenswerth angetreten hatte, brach der Kontakt nicht ab. So präsentierte Wolfgang Pohl 2009 im Rahmen der Sonderausstellungsreihe ForumFormClemenswerth Glasobjekte sowie Entwürfe, Zeichnungen und Modelle seines Gesamtkunstwerkes „Golden Garden Park“.

Wolfgang Pohl übergab im Rahmen einer Feirestunde am 25.09.2013 über 200 Glaswerke für den „Golden Garden Park“ als Schenkung an das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth in Sögel. Dieses widmet dem Künstler im Pavillon Coellen eine Dauerausstellung mit drei Ausstellungsräumen. Sie beinhalten neben Glaskunstwerken und Zeichnungen des Gesamtkunstwerks „Golden Garden Park“ auch Filmsequenzen, die die Entstehung der zeichnerischen Entwürfe sowie deren Umsetzung in einer Glashütte verdeutlichen. Bemerkenswert ist, dass bewusst keine Auswahl aus den Werken der Schenkung getroffen wurde, sondern das gesamte Spektrum und damit die Vielseitigkeit des Künstlers Wolfgang Pohl sichtbar werden.

Mit der Ausstellung schlägt das Museum einen Spannungsbogen vom barocken Gesamtkunstwerk zur Idee eines zeitgenössischen Gesamtkunstwerkes. Dies ist umso interessanter, da Pohl über viele Jahre barocke Kirchen und ihre

Stilelemente studierte und Barockelemente wie geschwungene Formen und blumiges Dekor in seinen Glaskunstwerken übernahm

 
Panoramaaufnahme eines Austellungsraumes der Ausstellung Wolfgang Pohls am Emslandmuseum Schloss Clemenswerh.





Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

-         1974: Preisträger der Ausschreibung „Produkt und Umwelt“ des Internationalen Designzentrums Berlin

-         1979: 1. Preis der Ausschreibung zum Thema Licht der Firma Philips

-         2005: 1. Preis für den Entwurf eines Pokals für den Kunstpreis des Landkreis Harburg

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

-         1987: Biennale Sao Paulo, Brasilien

-         1988: Einzelausstellung „Für eine schöne Stadt“, Galerie z. B. Frankfurt

-         1994: „Glasgarten“, Galerie Kontraste, Hamburg

-         1996: „Pepita fun Sloup“, Galerie L, Hamburg

-         1996: “Avantgardeglas – die neue Generation”, Glasmuseum Immenhausen

-         1996: „Natur in Glas“, Rosenthal Studiohaus, Galerie, Hamburg

-         1997: „Pepita fun Sloup“, Galerie L, Hamburg

-         1998: “Pepita fun Sloup”, Galerie U Mozart, Prag, Tschechien

-         1999: “Sommerglas”, Galerie in der Handwerksform, Hamburg

-         2001: „Glizzerglimmer“, Glasmuseum Immenhausen

-         2002: „Reality Check 2002. Die Reise geht weiter“, Golden Garden Art Group, Objekte von 1997-2002, Glasmuseum

Immenhausen

-         2003: „Verschmolzen“, Glasobjekte, Golden Garden Art Group, Dell Arte, Schloss Hohnhardt

-         2003: „Flora Flash“, Glasobjekte für draußen, Golden Garden Art Group, Kunststätte Bossard, Jesteburg

-         2005: „Edition HfbK“ bemaltes Glas, Jahresmesse, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

-         2007: „Hyperpopfritten“, Zeichnungen, Holztongalerie, Konstanz

-         2008: „Suburbanbus“, Zeichnungen und Bilder, Galerie der Hochschule für Bildende Künste Hamburg

- 2009: Wolfgang Pohl – Hang zum Gesamtkunstwerk, Emslandmuseum Schloss Clemenswerth, Sögel

Literatur Bearbeiten

Barock trifft Moderne. Das künstlerische Werk von Wolfgang Pohl und der gläserne Nachlass von Clemens August auf Schloss Clemenswerth. In: Der Glasfreund. Nr. 67, 23 Jg., Mai 2018

Brennecke, Ernst (2015): Ein Löwe aus dem Unterbewußtsein. Wolfgang Pohl entwirft die Trophäe für den Kunstpreis. URL: www.han-online.de/Harburg_Archiv/article9430/Ein-Loewe -aus-dem-Unterbewußtsein (letzter Aufruf am 27.08.2013)

Fok, Oliver (2015): Wolfgang Pohl – Die Idee von einem Glaskunstwerk und das Werk in Glas. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes, Ausgabe 61/2015, Seite 283-301

Kaempf, Simone (2006): Interview mit Wolfgang Pohl. URL:http://www.roericht.de/_ID_IV/_interview.php?idnum=311 (letzter Aufruf: 26.08.2019)

Pohl, Wolfgang (2005): Golden Garden Park – Konzept eines neuen Kunstparks. In: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege(Hrsg.)/Wiese, Rolf (2005): Künstlergärten und denkmalpflegerischer Umgang (Schriften der Kunststätte Bossard Band 4/ Schriften des Freilichtsmuseums am Kiekeberg Band 48). Konzeption und Bearbeitung: Fok, Oliver/ Schomann, Rainer. Verlag Stiftung Kunststätte Bossard, Jesteburg und Hannover, Seite 87-94

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