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Gianoberto Maria Carlo "Jean" Bugatti; * 15. Januar 1909 in Mülheim (seit 1914: Köln-Mülheim); † 11. August 1939 nahe Duppigheim, war ein französisch-italienischer Unternehmer, Automobildesigner, -konstrukteur und Chef eines Rennteams.

Beschreibung Bearbeiten

Er war das dritte Kind und der älteste Sohn von Ettore Bugatti und Barbara Maria Giuseppina Mascherpa Bolzoni (1881-1944). Ettore Bugatti entstammte einer Künstlerfamilie aus Brescia, lebte jedoch in Mailand. Sein Vater Carlo (1856-1940) war Kunsttischler und ein angesehener Designer, sein jüngerer Bruder Rembrandt Angelo (1884-1916) Maler und vor allem Bildhauer.[1]

Jean Bugattis Familienverhältnisse sind etwas verwirrend. Dazu hat nicht zuletzt seine Schwester L'Ebé beigetragen, die in ihrem 1966 erschienen Buch[2] das Hochzeitsdatum ihrer Eltern nicht erwähnte und die Familiengeschichte so darstellte, dass Jean 1909 in Mülheim als Ältester geboren sei und sie demnach die Zweitgeborene wäre. Tatsächlich war aber L'Ebé Maria Teresa (1903-1975) das erste Kind des Paars, geboren am 21. November 1903, und Lidia Germania Ettorina Maria (1907-1972) mit Geburtsdatum 14. Juli 1907 das zweite. Damit "korrigierte" L'Ébe die zu ihrer Zeit als Makel empfundenen Tatsachen, dass sie unehelich geboren wurde und Lidia im Juli 1907, also vier Monate nach der Hochzeit der Eltern am 25. Februar, zur Welt kam. Jean war das dritte Kind von Ettore und Barbara; Roland wurde erst 1922 geboren.

[3]

geneall.net gibt ihr Geburtsdatum mit 30. November 1905 an. Der Autor von Bugatti by Borgeson, Griffith Borgeson, befreundet mit Roland Bugatti, hatte nach eigenen Angaben Gelegenheit, offizielle Dokumente einzusehen. Darauf beruhen die Angaben in diesem Artikel.

1944 verstarb Barbara Bolzoni Bugatti nach längerem Krebsleiden. Bereits 1946 ging Ettore eine neue Ehe mit Geneviève Marguerite Delcuze (* 20.12.1920) [4]

  • Thérèse Bugatti * 15.12.1942[5]
  • Michel Bugatti * 12.07.1945[6]

Ein zweiter So

Im Oktober 1902 heiratete Ettore Barbara Maria Giuseppina Mascherpa Bolzoni (1881-1944)

Borgeson / L'Ebé

Am 25. Februar 1907 heiratete Ettore Barbara Maria Giuseppina Mascherpa Bolzoni (1881-1944) [3]

sollte später dessen Nachfolge als Geschäftsleiter der elsässischen Autofabrik Automobiles Bugatti werden.

  • L'Ébé Bugatti:L'épopée Bugatti, Éditions du Palmier (15. Oktober 2011); ISBN 2360590219, ISBN-13 978-2360590216 (Französisch), Taschenbuch

Etwa ein Jahr nach seiner Geburt zog die Familie ins Elsass (damals deutsches Staatsgebiet), wo Ettore Bugatti eine alte Fabrik in Molsheim zur eigenen Automobilproduktion mietete und später kaufte. Jean, wie er bald genannt wurde, zog mit der Familie 1914 nach Paris, wo er bis zum Kriegsende blieb. Seine weitere Lebenszeit verbrachte er auf dem Anwesen der Familie in Dorlisheim. Sein Vater hielt wenig von klassischen, großen Schulen. Sie seien rückwärts gerichtet, fußten auf zu lange etablierten Regeln, und könnten die kreative Vorstellung einschränken durch eine Welt bereits vorgedachter Ideen

L'Ébé Bugatti über Ettore, sinngemäß zitiert bei borgeson S. 207

Jean erhielt eine mechanische Ausbildung, mit und ohne seinen Vater. im Bugatti-Werk und erlebte hier hautnah die ersten Rennerfolge der Sportwagen seines Vaters, als er zeitweilig an der Seite von Meo Costantini in der Rennabteilung arbeitete - ein Traumjob für die meisten Sechzehnjährigen. Wie sein Vater erhielt auch keine Ingenieurausbildung.

Mit 21 Jahren begann er, mit seinem Vater im Designlabor der Firma, Touren- und Sportwagen zu entwerfen. Bald zeigte sich sein einmaliger Instinkt für Proportion, Form und fließende Konturen und stand damit eigentlich im Gegensatz zu den Prinzipien seines Vaters, dessen Automobile funktional und streng minimalistisch waren.

Die Weltwirtschaftskrise brachte das wenig effiziente und mit hohen Repräsentationskosten belastete Unternehmen an den Rand des Zusammenbruchs. Keines der angebotenen Modelle verkaufte sich in ausreichender Stückzahl Ab 1931 übernahm Jean immer mehr Aufgaben von seinem Vater. Dieser verbrachte die meiste Zeit in Paris, wo er an der Konstruktion

mit

Des Weiteren stellte er seine Ingenieursfähigkeit bei der Konstruktion von herausragenden Motoren und Chassis unter Beweis und verbesserte ebenfalls die Technik der unter der Leitung seines Vaters hergestellten Fahrzeuge. Gelegentlich betätigte sich Jean auch als Testfahrer, obwohl sein Vater es ihm verbot, an Rennen teilzunehmen und übernahm stattdessen wenig später auch die Leitung des Rennteams von Bartolomeo Costantini.

Mitte der 1930er Jahre konzentrierte sich Ettore Bugatti mehr auf die Produktion von Autorail-Zügen, was der Firma das Überleben in der Weltwirtschaftskrise sicherte, und nach einem Streik der Arbeiter in Bugattis Werk im Jahr 1936 ging die Leitung der Automobil-Produktion vollständig auf Jean über.

T64[7]

Unfalltod Bearbeiten

Am 11. August 1939 – wenige Tage vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – verunglückte Jean Bugatti, erst 30 Jahre alt, tödlich, als er den Rennwagen Type 57 C „Tank" für den Grand Prix La Baule vom 13. August testete. Einige Werksangehörige (unter ihnen Rland Bugatti) hatten, wie schon oft zuvor, die Landstraße zwischen Duttlenheim und Entzheim abgesperrt. Der Wagen wurde erst am späten Nachmittag von den Mechanikern für die Testfahrten freigegeben. Jean Bugatti war in Begleitung des Rennmechanikers Robert Aumaître. Ihre Teststrecke war ein langes, gerades Teilstück, auf dem der "Tank" bis zu 235 km/h erreichte. Es war kurz vor 22 Uhr, als Jean Bugatti den letzten Test des Tages vornahm. Aumaître sollte aussteigen und vom Straßenrand aus das Fahrverhalten des Rennwagens beobachten, den Jean Bugatti mit hoher Geschwindigkeit über eine Bodenwelle fuhr. Als sich der Wagen mit sehr hohem Tempo näherte, bog ein Radfahrer, den niemand zuvor bemerkt hatte, aus einem Feldweg in die Hauptstraße ein. Es kam zum Zusammenstoß, der Radfahrer wurde weggeschleudert und Bugatti verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, prallte mit immer noch sehr hoher Geschwindigkeit gegen zwei Bäume und fing sofort Feuer. Jean Bugatti wurde aus dem Rennwagen geschleudert. Aumaître brachte ihn sofort ins Spital, doch jede Hilfe kam zu spät, Jean Bugatti muss bereits beim Aufprall verstorben sein. Der Radfahrer hatte viel Glück und wurde nur leicht verletzt. Das Feuer griff von den Bäumen auch auf eine Mühle über.

[8]

Ettore Bugatti wird sich von dieser Tragödie nie wieder erholen und stirbt im August 1947 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Jean Bugatti war erst 30 Jahre alt. An der Unfallstelle wurde eine Stele errichtet.

testete,

Auf dem Gebiet der Gemeinde Duppigheim an der Straße von Duttlenheim nach Entzheim (letzteres ist seit 1935 die Standortgemeinde des Flughafens Straßburg) und nur 10 km von der Fabrik entfernt

in Duppigheim während einer Testfahrt mit einem Bugatti Type 57 C „Tank“, der kurz zuvor noch mit Jean-Pierre Wimille und Pierre Veyron

die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hatte. Bei über 200 km/h musste Jean einem Fahrradfahrer ausweichen der plötzlich aus einem Feld kam und prallte dabei gegen einen Baum. Von diesem Verlust konnte sich sein Vater Ettore nicht mehr erholen.

Folgen für das Unternehmen Bearbeiten

Für Ettore Bugatti war Jeans Unfalltod ein Schlag, von dem er sich nie wieder erholte. Weitere folgten: Enteignung des Werks in Molsheim, der Tod der Ehefrau und Mutter von Jean, Barbara Maria, 1944. Jean Bugatti hinterlie aber auch im Unternehmen eine Lücke, die sich nicht mehr schlie en lie

Zunächst blieben die Arbeiten am Nachfolger des Typs 57, dem Bugatti Type 64 unvollendet.

Nach Ettores Tod führte Jean Bugattis Bruder Roland Bugatti die Geschäfte weiter.

Persönlichkeit Bearbeiten

Einhellig wird Jean Bugatti positiv beschrieben

als höflich,

Borgeson 207+

Entwürfe von Jean Bugatti (Auswahl) Bearbeiten

So entwarf er mit nur 23 Jahren die legendäre 2-Sitzer-Karosserie des Bugatti Royale roadster Esders für den Textilfabrikanten Armand Esders. Trotz einer Länge von sechs Metern verkörpert die Karosserie eine einzigartige Eleganz. Folgende Bugatti Typen tragen ebenfalls die unverwechselbare Handschrift von Jean Bugatti:

Trivia Bearbeiten

  • Arbeiter und Angestellte nannten Jean Bugatti "Monsieur Jean".

Literatur Bearbeiten

  • L'Ébé Bugatti:L'épopée Bugatti, Éditions du Palmier (15. Oktober 2011); ISBN 2360590219, ISBN-13 978-2360590216 (Französisch), Taschenbuch als Neuauflage von 1966 (liegt nicht vor)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. geneall.net: Rembrandt Bugatti
  2. L'Ébé Bugatti:L'épopée Bugatti, Editions de la Table Ronde, Paris (1966); liegt in neuer Auflage als Taschenbuch vor; vgl. Literaturverzeichnis
  3. a b Kurz: Bugatti; S. 314
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen geneall.net GDelcuze.
  5. geneall.net: Thérèse Bugatti
  6. geneall.net: Michel Bugatti
  7. Schmarbeck/Wolbold: Bugatti Personen- und Rennwagen seit 1909; Typenkompass (2009), S. 104
  8. Kurz: Bugatti; S. 171-173