Info: In Adolphe Clément einbauen.


Adolphe Clément, ca. 1890

Gustave-Adolphe Clément, ab 1909 Clément-Bayard[1] (* 1855 in Pierrefonds, Frankreich; † 1928 in Paris), war ein französischer Ingenieur, Erfinder und Industrieller. Er produzierte Reifen und baute Fahrräder, Motoren, Motorräder, Automobile sowie Luftschiffe.

Er gilt als einer der Pioniere sowohl des Automobilbaus als auch der Luftschifffahrt.

Leben Bearbeiten

Clément, Sohn eines Lebensmittelhändlers, zeigte sehr früh Interesse an Mechanik und Technik. Im Alter von 17 Jahren baute er sein erstes Fahrrad mit Holzrädern, bevor er sich als Radrennfahrer in der Tour de France engagierte. Nach Absolvierung einer Schlosserlehre gründete er im Jahr 1878 im Alter von 23 Jahren n der rue Brunel 20 im Pariser 17. Arrondissement, unweit des Place de l’Étoile, die kleine Fahrradwerkstatt A. Clément & Cie. Im Jahr 1889 ewarb er von John Boyd Dunlop, dem Erfinder des luftgefüllten Reifens, für 50.000 Francs die Exklusivrechte für die Herstellung und Vertreibung von Fahrradreifen in Frankreich und begründete damit seinen Reichtum. Im gleichen Jahr gehörte er der Jur

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La Macérienne Bearbeiten

 
La Macérienne auf einer Postkarte um 1910.

Er trennte sich 1891 von den Teilhabern seiner Firma und plante auf einem bereits 1890 im Faubourg Saint-Julier, am Fuße der Zitadelle von Mézières (Ardennes) günstig erworbenen ehemaligen Militärgelände den Bau einer neuen Fabrik, die als La Macérienne bekannt wurde. Das Voranschreiten der 1894 begonnenen Bauarbeiten überwachte Clément aus der Ferne anhand von täglich aufgenommenen Fotos.[Anm. 1] Einmal in der Woche begab Clément sich selbst nach Mézières. 1897 nahm das Werk, das auf einer Grundfläche von 15.000 m2 neben einem hydraulischen Turbinenkraftwerk, einem Dampfmaschinensaal und der großen Maschinenbauhalle auch eine eigene Gießerei und eine Werkstatt zur Vernickelung umfasste, den Betrieb mit der Fertigung von Fahrradschrauben und -speichen auf. Die Werksgebäude wurden noch bis 1984 genutzt und existieren bis heute. Im Frühjahr 2006 wurde ein Wettbewerb zu seiner Umgestaltung in ein Kulturzentrum ausgeschrieben. 2015 wurde ein Dokumentarfilm über die Anlage realisiert. [3]

Britische Verbindung Bearbeiten

Gleichzeitig schloss sich Clément mit Lord Charles Chetwynd-Talbot, Earl of Shrewsbury (Lord Talbot, 1860-1921) und der französischen Humber-Niederlassung zu einer Unternehmensgruppe zusammen. Hinter Lord Talbot stand die finanzstarke British Automobile Commercial Syndicate Ltd. Diese kaufte 1896 die fünf Jahre zuvor vor Alexandre Darracq und Auroc gegründete renommierte französische Fahrradfabrik Société Gladiator auf. Clément wurde Vorsitzender dieser Gruppe und reorganisierte den französischen Zweig als Clément-Gladiator und den englischen als Clement-Talbot. Mit dem Bau einer zweiten Fabrik in Levallois-Perret,[4], einem westlichen Vorort von Paris, wurde im Jahr 1897 der Ingenieur Leneveu beauftragt. Dort baute Clément unter der Marke "Gladiator" seine ersten Monozylinder-Automobile.

Der Konzern zerfiel im Jahr 1903. Während Lord Talbot die neu gegründete Gesellschaft Clement-Talbot Ltd übernahm, verkaufte Clément die Lizenzen seiner Kraftfahrzeuge und gründete seinerseits ein neues Unternehmen mit einem Werk in der Picardie. Er gab diesem und fortan auch seinen Automodellen den Doppelnamen Clément-Bayard in Erinnerung an Pierre du Terrail, Chevalier de Bayard, den Ritter ohne Furcht und Tadel, der im Jahr 1521 unter Franz I. die Stadt Mézières, wo Cléments Gießerei angesiedelt war, gegen das Heer Karls V. verteidigt hatte.

Sein Sohn Albert Clément startete ab 1904 in den Fahrzeugen des Vaters zu Automobilrennen und erreichte beim Ardennenrennen 1904 den dritten und beim Vanderbilt Cup 1904 den zweiten Platz. In der Saison 1905 scheiterte er stets an der mangelnden Zuverlässigkeit seiner Fahrzeuge, doch beim GP von Frankreich 1906 konnte er Rang drei belegen. Als sein Sohn schließlich beim Training vor dem GP von Frankreich 1907 in Dieppe tödlich verunglückte, verlor der Vater das Interesse am Motorsport und die Marke Clément-Bayard verschwand von den Rennstrecken.

1908 baute Clément sein erstes Luftschiff und taufte auch dieses auf den Namen "Clément-Bayard". Ebenso baute er ab 1908 in einer Zusammenarbeit mit Alberto Santos-Dumont 50 Exemplare der Demoiselle, von denen aber nur 15 verkauft wurden. 1909 änderte er seinen Familiennamen von Clément auf Clément-Bayard. 1914 zog er sich aus seinem Unternehmen zurück. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Vorwurf der Wirtschaftsspionage auf einer Reise durch Deutschland festgenommen.[5]

1921 schloss er Bekanntschaft mit André Citroën. Die Überzeugung, dass Citroën das Automobil populär machen würde, veranlasste ihn, Citroën finanziell zu unterstützen und ihm sein Werk in Levallois-Perret zur Verfügung zu stellen, das 1922 von Citroën übernommen wurde. Kurz zuvor war auch "La Macérienne" verkauft worden.

Adolphe Clément starb im Jahr 1928 in Paris.

Clément-Gladiator Bearbeiten

Kurz nach dem Aufkauf der Société Gladiator baute Adolphe Clément in der neuen Fabrik in Levallois-Perret, die im Jahr 1988 bis auf eine der Werkstätten und die Maschinenhalle abgerissen wurde, sein erstes Kraftfahrzeug, das durch den Heckmotor Clément-Michaux bewegt wurde, den 2 3/4HP. Es folgte 1898 das Clément-De Dion Phaëtonnet, eine einfache Voiturette mit 2 1/4 PS De-Dion-Bouton-Einzylindermotor.

Clément-Panhard Bearbeiten

 
Clement-Panhard Type VGP (1899)

Adolphe Clément gehörte ab Mitte der 1890er Jahre auch dem Vorstand des Automobilherstellers Panhard & Levassor (P&L) an, wo er Rene Panhard ablöste. In dieser Position wurde er auf eine neue Konstruktion aufmerksam, an der P&L-Chefingenieur Arthur Constantin Krebs seit etwa 1897 arbeitete. Es handelte sich um eine etwas größere, sehr innovative Voiturette, die konsequent als leichtes Automobil entwickelt wurde. Weil die vorhandenen Anlagen bei P&L mit der Herstellung der größeren und teureren Panhard-Automobile ausgelastet war, wurde auf die Serienfertigung verzichtet. Darauf bemühte sich Clément um eine Lizenz für den Nachbau. Nachdem in Levallois-Perret noch 1898 einige Vorserienexemplare entstanden waren, lief Anfang 1899 die Produktion des Clément-Panhard Type VCP mit einem eigens dafür konstruierten P&L Einzylindermotor von 3 bis 3½ PS an. Der Motor war eine Weiterentwicklung des Daimler-Motors, dessen Verwertungsrechte für Frankreich Panhard & Levassor innehatte. Dieser Typ wurde 1899 parallel mit dem Phaêtonnet produziert. Obwohl der Type VCP nicht unproblematisch war, entstanden bis 1902 etwa 300 Exemplare, was in dieser Zeit eine große Stückzahl darstellte. Eine zweite Lizenz erhielt Humber für Großbritannien, deren Tochtergesellschaft Stirling’s Motor Carriages das Fahrzeug mit gleicher Technik aber anderen, in Großbritannien gefertigten, Karosserien als Clément-Stirling oder Stirling-Panhard anbot. Im Jahre 1901 baute Adolphe Clément zudem ein Zweizylindermodell mit 9 PS und Vierzylinder mit 12 und 16 PS.

Importeur der Kraftfahrzeuge von Adolphe Clément in Großbritannien wurde zunächst die englische Firma "Napier" und im Jahr 1902 Lord von Shrewsbury and Talbot, inzwischen Präsident der "British Automobile Commercial Syndikate Ltd.". Diese übernahm 1903 den britischen Zweig des Konzerns, der eigene Modelle unter anderen Markennamen wie Austin oder Swift baute.

Clément-Bayard Bearbeiten

 
Clément-Bayard Type 4M3B (1912)

Das Emblem des 1903 von Adolphe Clément nach seinem Austritt aus der Gruppe Clément-Gladiator-Humber in Trosly-Breuil (La Motte-Breuil) bei Compiègne (Oise) neu gegründeten dritten Werkes und der künftig dort produzierten Modelle wurde die Statue des Chevalier Bayard. Dessen Devise "Ohne Furcht und Tadel" diente als Slogan für die Kraftfahrzeuge. Neben der Produktion von Automobilen baute das Unternehmen, zuerst in Zusammenarbeit mit der Firma Astra Torres, ab 1908 mindestens sechs Luftschiffe. Am 1. November 1908 legte das um 11:15 Uhr Uhr in Sartrouville gestartete Luftschiff "Clément-Bayard" die Strecke bis nach Pierrefonds und zurück über Paris und Auteuil von insgesamt rund 250 Kilometern in 4 Stunden und 53 Minuten zurück und brach damit den bisherigen Rekord für einen geschlossenen Rundflug. Mit dem Luftschiff "Clément-Bayard" N° 2 gelang am 16. Oktober 1910 die erste Ärmelkanalüberquerung.[6] Bei Ausbruch des ersten Weltkrieges besaß die französische Armee bei einem Gesamtbestand von sechs Luftschiffen drei "Clément-Bayard"-Modelle.

1914 zog der Firmengründer sich aus dem Unternehmen zurück, das im Jahr 1922 von Citroën übernommen wurde.

Clement-Talbot Ltd. Bearbeiten

Hauptaktionäre der neuen Gesellschaft Clement-Talbot Ltd in Großbritannien waren Lord Talbot, Adolphe Clément, A. Lucas, und E. Lamberjack. Gelenkt wurde das neue Unternehmen, das eine Fabrik in Ladbroke Grove im Westen von London baute, durch D.M. Weigel. Zunächst wurden Kraftfahrzeuge gebaut, die mit jenen der in Frankreich hergestellten Modelle identisch waren. Erst 1907 wurden in Großbritannien eigene Modelle hergestellt.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • 1. November 1912: Kommandeur der Ehrenlegion[7]
  • 2005: posthume Ehrung, anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Genfer Automobilsalons, durch die Prägung einer 50 CHF Sondermünze aus Gold mit dem Motiv "Clément 1905" (Münzstätte der Schweizerischen Eidgenossenschaft swissmint nach einem Design des Berner Künstlers Roger Pfund).

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Die während des Baus der "Macérienne" entstandenen Aufnahmen befinden sich im Archiv des Département Ardennes

Literatur Bearbeiten

  • Bernard Vermeylen: Panhard & Levassor. Entre tradition et modernité. E-T-A-I, Boulogne-Billancourt, 2005; ISBN 2-7268-9406-2.
  • Reinhard Seiffert: Die Ära Gottlieb Daimlers: Neue Perspektiven zur Frühgeschichte des Automobils und seiner Technik. Vieweg + Teubner, 2009; ISBN: 3-834-80962-4.
  • Hans Christoph von Seherr-Thoss: Dictionary of famous personalities in the automobile World. Ivy House Publishing, Raleigh NC, USA, 1. Auflage; 2005; ISBN 1-57197-333-8.
  • Jacques Rousseau: Guide de l'Automobile française. Éditions Solar, Paris, 1988); ISBN 2-263-01105-6.
  • G. N. Georgano (Hrsg.): Complete Encyclopedia of Motorcars, 1885 to the Present. Dutton Press, New York, 2. Auflage (Hardcover) 1973, ISBN 0-525-08351-0.
  • Anthony Bird: De Dion Bouton - First automobile Giant. Ballantine's Illustrated History of the Car marque book No 6. Ballantine Books Inc. 101 Fifth Ave., New York, 1971, Nr. 02322-6.
  • Anthony Bird: The single-cylinder De Dion Boutons. Profile Publications Nr. 25; Profile Publications Ltd., Leatherhead, Surrey, England.
  • Alec Ulmann: L'Automobile Club de France; in Automobile Quarterly (ISSN 005-1438), Volume IV, No. 2 (1965), S. 208 ff
  • Thomas Ulrich: Paris-Madrid: Das größte Rennen aller Zeiten, Monsenstein & Vannerdat (2. Auflage, 6. Dezember 2013), ISBN 3-94215-314-9, ISBN 978-3-94215-314-0
  • Pierre Lemoine (Herausgeber), Jean-Claude Delerm: Das Automobilmuseum zu Mülhausen - Sammlung Schlumpf. Fondation BNP Paribas Réunion des Musées Nationaux, 2006; ISBN 2-297333-68-2.
  • Peter Verstappen, Denis Jenkinson: The Schlumpf Obsession. Inside a legendary treasury House. Heron House Book / Hamlyn Publishing group, ltd., Feltham, 1977; ISBN 0-600-382275-3.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Adolphe Clément – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die Änderung des Familiennamens Clément in Clément-Bayard wurde im Jahr 1909 vom Staatsrat genehmigt.
  2. Base Leonore: Georges-Adolphe Clément-Bayard, Dokument 26/26.
  3. kisskissbankbank.com: Crowdfunding für die DVD La Macérienne Anciensb Établissemens Clement-Bayard un entre deux
  4. 48 bis 58 Quai Michelet, 136 bis 140 rue Anatole-France, 20 rue Greffulhe
  5. Jürgen W. Schmidt: Auf frischer Tat ertappt und trotzdem freigelassen. In: Preußische Allgemeine Zeitung, Ausgabe 25/14. 21. Juni 2014, abgerufen am 8. Oktober 2014.
  6. "Quid", 1986, Paris, Editions Robert Laffont
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