Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP) war eine radikale völkische, antikapitalistische, antikommunistische und antisemitische Partei in den letzten Monaten Österreich-Ungarns im Jahr 1918, die sich 1919 in Folge des Zusammenbruches der Doppelmonarchie in einen österreichischen und einen tschechoslowakischen Zweig spaltete. Während die österreichische DNSAP bald in der Bedeutungslosigkeit verschwand, entwickelte sich die DNSAP in der Tschechoslowakei zu einer faschistischen Bewegung, die sich zunehmend am deutschen Nationalsozialismus orientierte. Im September 1933 löste sie sich auf, um einem Verbot zuvorzukommen, das am 7. Oktober 1933 erging.

Geschichte

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Die DNSAP in Österreich-Ungarn

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Die DNSAP entstand am 5. Mai 1918. Sie ging aus der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) hervor, einer eng mit der völkischen Gewerkschaftsbewegung in Böhmen und Mähren verbundenen Partei mit antikapitalistischem, antikommunistischem, sozialstaatlichem, national-völkischen und antisemitischem Programm, die sich während des Ersten Weltkriegs zunehmend radikalisiert hatte. Die erneuerte programmatische Ausrichtung zum „Nationalsozialismus“ sollte dabei auch im Parteinamen zum Ausdruck gebracht werden. Auf einem Reichsparteitag in Wien am 4. und 5. Mai 1918 wurde deshalb die Umbenennung zur Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei beschlossen. Dazu wurde auch ein neues, im wesentlichen von Rudolf Jung verfasstes Programm verkündet, das als neue Forderungen eine „Zusammenfassung des gesamten deutschen Siedlungsgebietes in Europa zum sozialen deutschen Reiche“, den energischen Schutz des Auslandsdeutschtums sowie die gesetzliche Einführung der deutschen Staatssprache forderte. Die Gegnerschaft der alten DAP gegenüber der tschechischen Arbeiterschaft und ausländischen Arbeitskräften im allgemeinen sowie gegenüber Finanzkapital, Juden und Marxismus wurde fortgesetzt.[1] Erstmals wurde aber auch demokratischer Pluralismus abgelehnt.[2]

Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie forderte Hans Knirsch, einer der beiden verbliebenen Abgeordneten der DNSAP, im Oktober 1918 den Anschluss Österreichs als Bundesstaat an das Deutsche Reich (siehe auch Deutschösterreich). Am 11. November 1918 wandte er sich im Namen der „DNSAP Deutsch-Böhmens“ direkt an den deutschen Reichskanzler und forderte die Teilnahme der Deutschböhmen an der Wahl zur verfassungsgebenden Nationalversammlung, um die sudetendeutschen Gebiete direkt an Deutschland anzuschliessen. Ein solches Vorhaben war allerdings aussichtslos.[3]

Teilung der Partei

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Mit dem Entstehen der Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie teilte sich die DNSAP in drei unterschiedlich große nationale Parteien in der Tschechoslowakei, Polen und Österreich auf. Walter Riehl, Zweiter Obmann der Partei übernommen hatte, siedelte nach Wien über und übernahm die Führung der österreichischen DNSAP; Hans Knirsch und Rudolf Jung führten die wesentlich größere tschechische DNSAP.[4]

Die österreichische DNSAP

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Die österreichische DNSAP war nurmehr eine Splitterpartei. Sie sah sich gezwungen, Wahlbündnisse mit den Deutschnationalen zu schließen, obwohl sie deren nationale Politik ablehnte. Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16. Februar 1919 erhielt die DNSAP nur 23.431 Stimmen und konnte keinen Abgeordneten stellen. Allein in Salzburg schnitt die Partei relativ gut ab. Bei der Landtagswahl vom 6. April 1919 wurde in Salzburg sogar ein Ergebnis erzielt, das es ermöglichte, zwei Abgeordnete in den Salzburger Landtag zu entsenden. Hier erhielt die Partei 7,14% der abgegebenen Stimmen, in der Landeshauptstadt sogar 13,95%. In Straßwalchen wurde sie stärkste Partei.[5] Bei der Landtagswahl in Kärnten 1921 errang die DNSAP ein Mandat, das sie bei den folgenden Wahlen behaupten und 1930 auf zwei erhöhen konnte. In der Steiermark trat die DNSAP nur im Wahlkreis Obersteiermark an und erreichte dort 3% der Stimmen. In Bruck an der Mur und Kapfenberg wurde sie zweitstärkste Kraft hinter den Sozialdemokraten.[6]

Übernationale Organisationsversuche

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Angesichts der organisatorischen Trennung von der tschechischen Partei, die das Rückrat der DNSAP gebildet hatte, sahen sich vor allem die österreichische und die polnische DNSAP gezwungen, eine länderübergreifende Organisation aufzubauen.[7] Ende August 1919 einigte man sich auf die Bildung eines „Nationalsozialistischen Hauptausschlusses Groß Deutschland“, der zunächst von den Obmännern der österreichischen und der tschechoslowakischen Parteien besetzt war. Mit den Obmännern künftiger Parteien in anderen deutschen Bundesstaaten sollten dadurch die nationalsozialistischen Grundsätze koordiniert werden. Ein Ziel war es damit auch, die Richtung einer künftigen starken Organisationen im Deutschen Reich vorzugeben.[8]

Riehl begann, im Deutschen Reich nach geeigneten ähnlichen Organisationen zu suchen, um sie für eine erste „Zwischenstaatliche Tagung“ am 7. Dezember 1919 nach Wien einzuladen. Allerdings erschienen nur Vertreter der tschechoslowakischen Partei. Alfred Brunner von der Deutschsozialistischen Partei hatte sein Kommen wegen Reiseschwierigkeiten abgesagt. Die Gründung einer „zwischenstaatlichen Kanzlei“ unter der Leitung Riehls wurde deshalb zwar beschlossen, aber angesichts der schwachen Beteiligung aufgeschoben.[9]

An dem am nächsten Tag, dem 8. Dezember 1919, abgehaltenen Staatsparteitag für Österreich nahmen 176 Delegierte teil. Das alte Parteiprogramm der Gesamtpartei wurde im wesentlichen beibehalten. Die wichtigste Änderung bestand darin, das Ziel nun als „die Zusammenfassung des gesamten deutschen Siedlungsgebiets in Europa zu einem demokratischen, sozialen alldeutschen Reiche“ zu postulieren und damit an den Charakter einer überstaatlichen Partei anzugleichen. Riehl wurde einstimmig zum Obmann für Österreich gewählt.[10]

Auf der Suche nach ähnlichen Organisationen war Riehl auch auf die Münchner DAP unter Anton Drexler gestoßen, der er zunächst einige tausend Exemplare seines Pamphlets Unser Endziel schickte. Auch schlug er Drexler vor, den Namen der DAP auf DNSAP zu ändern und mit der zwischenstaatlichen Kanzlei in Wien zusammenzuarbeiten. Drexler zeigte sich aber zunächst zurückhaltend. Die Namensänderung der Münchner DAP in NSDAP am 20. Februar 1920 ging unabhängig von Riehls Vorschlag auf das Drängen Adolf Hitlers zurück.[11] Als Verbindungsmann zwischen Wien und München fungierte ab dem Frühjahr 1920 der Rosenheimer Theodor Lauböck.[12] Ob die Verwendung des Hakenkreuzes durch die NSDAP, das Riehl zur Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes der nationalsozialistischen Parteien 1920 in Österreich eingeführt hatte, auf Riehls Anregung hin erfolgte oder unabhängig davon durch Hitler eingeführt wurde, ist nicht geklärt.[13] Ein direkter Einfluss des Programms des frühen österreichischen Nationalsozialismus auf die 25-Punkte der NSDAP ist laut Robert Kriechbaumer nur schwer nachzuweisen. Die Programme der DAP/DNSAP und das Buch Der nationale Sozialismus von Rudolf Jung rechnet er jedoch neben anderen Quellen zu den Vorbildern des Programms.[14]

Allerdings unterstellten sich die Ortsgruppen der ostpreußischen Nationalsozialisten, die Brunners DSP nahe standen, im März 1920 der österreichischen DNSAP und erkannten Riehl als „Führer“ an.[15] An der zwischenstaatlichen Tagung der nationalsozialistischen Führer am 7. und 8. August 1920 in Salzburg nahmen dann auch Drexler und Hitler teil. Während Drexler sich bereit erklärte, der zwischenstaatlichen Kanzlei beizutreten, lehnte Hitler dies ab und verhinderte den engeren Zusammenschluss der nationalsozialistischen Parteien. Während Hitler einzelne Programmpunkte und Organisationsformen übernahm, lehnte er die sozialreformatorischen Anliegen Jungs und die demokratischen Prozeduren ab. Im Rahmen eines in Salzburg vereinbarten Redneraustausches sprach er zwar 1922 in Innsbruck, Hallein, Salzburg, St. Pölten und Wien, konzentrierte sich aber gleichzeitig auf die Verwandlung der NSDAP in eine Führerpartei.[16]

Riehl vertrat in den Grundzügen ähnliche politische Ansichten wie Hitler. Riehl war Antisemit, lehnte den Parlamentarismus ab und betonte die Notwendigkeit der Diktatur eines starken Führers. Allerdings wollte er diese Diktatur zeitlich begrenzen, nahm die sozialistische Programmatik ernst und beließ die vergleichsweise demokratische Struktur der DNSAP, bei der die Bezirksvereinigungen eine nationale Reichsleitung wählten. Er selbst war der jährlich gewählte Vorsitzende der Partei. Damit unterschied er sich grundlegend von Hitler, der eine radikalere und revolutionäre Taktik verfolgte.[17] In seinem 1924 geschriebenen Buch Mein Kampf verwarf Hitler die Arbeitsgemeinschaft, wie Riehl sie zwischen den deutschen, sudetendeutschen und polnischen nationalsozialistischen Parteien eingerichtet hatte, weil „schwache Verbände niemals in kräftige verwandelt“ werden könnten, kräftige Verbände aber durch sie nicht selten eine Schwächung erlitten.[18]

Mitgliederentwicklung

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Im Februar 1922 hielt die DNSAP ihre erste große Versammlung in Wien mit Hitler als Redner ab, bei der es auch zu Zusammenstößen mit Kommunisten kam. Wohl auch durch den Einsatz Hitlers und Julius Streichers als Redner konnte die DNSAP ihre Mitgliederzahl zwischen August 1922 und 1923 auf 34.000 verdreifachen und die Zahl der Ortsgruppen verdoppeln. Zugleich verjüngte sich die Mitgliederschaft. Auf der einen Seite war der Anteil der Industriearbeiter unter den Parteianhängern höher als vor dem Krieg. Die Unterstützung kam dabei aus den Industriegebieten Wiens und der Obersteiermark. In der Hochburg Salzburg handelte es sich bei den meisten Parteiangängern um Staatsangestellte, darunter viele Eisenbahner.

Einen neuen Akzent setzten hingegen heimgekehrte Soldaten, die in Wien und Graz ein Studium aufnahmen. Neben ehemaligen Offizieren und Unteroffizieren gewann man vor allem unter Mitgliedern des Deutschen Turnerbunds mit engen Verknüpfungen zu rechtsradikalen Gruppen des katholisch-konservativen Lagers wie der Ostara und der Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs. Auch Studenten schlossen sich verstärkt den Nationalsozialisten an. So erhielt eine nationalsozialistische Gruppe bei den Wahlen zur Studentenkammer an der Wiener Technischen Hochschule im Februar 1925 die bei weitem größte Stimmenzahl und 14 von 30 Mandaten. Viele neue Mitglieder der Jahre 1922/23 gehörten außerdem der Schicht der entlassenen Verwaltungsbeamten an, während gleichzeitig der Einfluss der völkischen Gewerkschaften abnahm. Die 1922 gegründete paramilitärische Ordnertruppe, die sich auch SA oder Vaterländischer Schutzbund nannte, und der besonders viele junge Parteianhänger angehörten, zählte 1923 9.800 Mitglieder.[19]

Zu den Erfolgen gehörten die Gemeinderatswahlen in Linz am 2. Juni 1923, wo man überraschende 7,85% der Stimmen und vier Sitze im Gemeinderat errang.[20] Auf der anderen Seite nutzte die Krise des Jahres 1923 aber vor allem den Heimwehren, während die Nationalsozialisten "zu einer kleinen Sekte auf der äußersten Rechten" wurden.[21]

Parteispaltung 1924

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Der Erfolg der NSDAP in Deutschland war bei weitem größer als alles, was die DNSAP in Österrech erreichte. Hitler lehnte als nun wichtigster nationalsozialistischer Parteiführer auf der fünften und letzten zwischenstaatlichen Tagung der Nationalsozialisten in Salzburg im August 1923 Riehls Ansinnen ab, eine von der Großdeutschen Volkspartei angebotene Wahlgemeinschaft einzugehen. Riehl hatte darin die einzig reelle Chance gesehen, in absehbarer Zeit Nationalratsmandate zu erringen, wurde aber im Führerrat unter Hitlers Vorsitz mit Sieben-zu-eins überstimmt. Gegen ihn stimmte nicht nur Jung, sondern auch Riehls Stellvertreter, der Wiener Gauleiter Karl Schulz, der die Parteimittel lieber in den Aufbau der Ordnertruppen und der Parteipresse investieren wollte als in Wahlkampagnen. Riehl legte daraufhin die Parteiämter nieder. Jung immerhin warnte davor, die Bewegung durch einen Putsch zu gefährden.[22] Die Anerkennung des kompromißlosen Führungsanspruchs Hitlers spaltete die österreichischen Nationalsozialisten und wurde dadurch, so Robert Kriechbaumer, zu einer kaum wahrgenommenen Weichenstellung für die Geschichte Österreichs, indem die österreichische Vorgeschichte des Nationalsozialismus in die deutsche Geschchte der Hitler-Bewegung einmündete.[23] Am 15. April 1924 wurde Riehl wegen seiner öffentlichen Kritik an Hitler aus der Partei ausgeschlossen und gründete mit 200 Wiener Anhängern den Dr. Riehl Bund (später: Deutschsozialer Verein), der jedoch bedeutungslos blieb.[24] Francis L. Carsten spricht zwar von einer "Spaltung" der Partei, verweist aber darauf, dass auch die Mehrzahl der Mitglieder in Riehls Organisation sich vor allem an Hitler orientierte und nicht an Riehl.[25] 1930 sollten Riehl und sein Verein der Hitlerbewegung betreten.[26] Zum Obmann der DNSAP wurde im August 1924 Karl Schulz gewählt.[27]

Nach dem gescheiterten Hitlerputsch vom November 1923 unterstützen die österreichischen Nationalsozialisten die deutschen Parteifreunde mit Geld und Unterschlupf. Die Stärke der DNSAP, die hoch verschuldet kaum noch in Propaganda investieren konnte, ließ besonders in Salzburg stark nach. Einzelne Erfolge stellten sich aber ein, wie der Gewinn von insgesamt sechzig Gemeinderatssitzen bei den Gemeinderatswahlen in der Steiermark im Mai 1924. Karl Hermann Wolf und seine Deutsche Nationalpartei bildeten außerdem mit der DNSAP eine gemeinsame Front gegen die Großdeutsche Volkspartei.[28]

Parteispaltung 1926

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Gerade unter den neuen, jungen Parteimitgliedern war man unzufrieden mit dem langsamen Fortschritt der Partei und wurde darin durch die engen Verbindungen mit der deutschen nationalsozialistischen Bewegung bestärkt. Bereits gegen Riehls Parteiführung hatte sich in taktischen Fragen Opposition gebildet, die sich nun auch gegen Schulz richtete. Hitler förderte diese Opposition und ließ sich darin auch durch persönliche Gespräche mit Schulz nicht beirren.[29] Schulz hatte zusätzlich an Ansehen verloren, als er mit der Polizei eine geheime Absprache traf, den 1925 in Wien abgehaltenen 14. Zionistischen Weltkongress nicht zu stören, der als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt angesehen wurde. Ein weiterer Streit entzündete sich im Oktober 1925, als die Angestellten der Parteizeitung Deutsche Arbeiter-Presse höhere Gehälter forderten. Mehrere Ortsgruppenleiter in Wien forderten außerdem einen Anschluß an die Bewegung Hitlers im Deutschen Reich.

Der außerordentliche Parteitag in Linz 1926 mit 110 Delegierten war von offenen Konflikten geprägt. Zwar wurde die Einheit der Partei gewahrt und Schulz als Obmann wiedergewählt, aber die innerparteiliche Opposition setzte ihre Tätigkeit fort und gewann neue Anhänger für sich. Im Mai 1926 wurde mehrere Ortsgruppen und Verschwörer, darunter der Generalsekretär Ernst Graber, Richard Suchenwirth sowie der Chef der niederösterreichischen SA, Josef Leopold, aus der Partei ausgeschlossen, weil sie die in Linz gewählte Parteileitung nicht anerkannten. Unter dem Vorsitz Suchenwirths gründete sich daraufhin am 4. Mai 1926 der "Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterverein" mit 200 Anhängern. Weitere Ortsgruppenleiter und Personen wie Hermann Reschny oder Alfred Proksch schlossen sich an. Die Vereinsstatuten der neuen Organisation entsprachen denen der NSDAP und als Programm wurden die 25-Punkte übernommen. Der neue Verein unterstellte sich Hitler, wurde von diesem schnell als Zweig der reichsdeutschen NSDAP anerkannt und gab sich zur Unterscheidung von der alten Partei den Zusatz "Hitlerbewegung" (Pauley, Weg, S. 48-52; Jagschitz, Nationalsozialistische Partei, S. 235. Carsten spricht von 150 Anhängern Suchenwirths. Carsten, Faschismus, S. 133-136.</ref>

Im August 1926 kam es in Passau zu einem Treffen der beiden Gruppen unter Hiters Vorsitz. Hitler konfrontierte die österreichischen Natonalsozialisten mit dem Beschluß der NSDAP vom Parteitag in Weimar vom Juli 1926, eine einheitliche Partei für Deutschland und Österreich zu bilden. Die Gruppe unter Schulz' Führung wollte die Entscheidung darüber einem österreichischen Parteitag vorbehalten. Hitler lehnte dies mit dem Argument ab, Österreich könne kein größeres Gewicht beanspruchen als andere deutsche Bundesstaaten. Er forderte bedingungslose Unterordnung. Österreichs Nationalsozialisten sollten künftig nicht mehr als einen "Gau Österreich" der gesamtdeutschen Partei bilden. Während die Vertreter der Hitlerbewegung ihre Bereitschaft zur völligen Einordnung und Unterstellung erklärten, verließ Schulz, der aus der völkischen Gewerkschaftsbewegung stammte und eine andere Auffassung von der Parteitaktik hatte, den Saal und teilte lediglich mit, diese Entscheidung könne nur von einem Parteitag getroffen werden.[30]

Die österreichische DNSAP ("Schulz-Partei", "Schulz-Gruppe" oder auch "Schulzbewegung") und die NSDAP (Hitlerbewegung) bestanden fortan nebeneinander und traten mit eigenen Organisationen zu Wahlen an. Die "Hitlerbewegung" bekämpfte die "Schulzbewegung" entschieden. Wiedervereinigungsversuche scheiterten 1927 und 1929/30. Gerade angesichts der Erfolge der NSDAP in Deutschland versank die Schulz-Partei aber zusehends in der Bedeutungslosigkeit. Schon zu einer Parteikonferenz im Oktober 1926 waren nur etwa 25 Delegierte erschienen. Die Vertreter von Kärnten und Tirol hatten dabei außerdem die Wiedervereinigung mit der Hitlerbewegung gefordert. Für die Nationalratswahlen 1927 vereinigte sich die Schulzbewegung mit der Einheitsliste Ignaz Seipels. Im November 1928 hatte sie noch 6.274 zahlende Mitglieder in fünfzig Ortsgruppen.[31]

Die Schulz-Partei versuchte sich im Sinne eines österreichischen Nationalsozialismus von anderen faschistischen Bewegungen zu distanzieren und kritisierte beispielsweise den italienischen Faschismus dafür, dass er keine Rassenunterschiede anerkenne. Es handele sich um Bolschewismus mit umgekehrten Vorzeichen. Die deutschen Nationalsozialisten wurden hingegen als reaktionäre Faschisten charakterisiert, die nationale bolschewistische Methoden benützten.[32] Umgekehrt galten die Anhänger der Schulzbewegung der Hitlerbewegung als "unbelehrbare Demokraten", weil sie eine rein hierarchische Parteistruktur ablehnten und auch zur Zusammenarbeit mit anderen völkischen Gruppen bereit waren.[33] Auf das Hakenkreuz wurde in der Schulzbewegung seit 1931 verzichtet; die Auflösung der Hitlerbewegung 1933 begrüßte man.[32] Im März 1933 hielt Schulz auf einer nur von 25 Männern und 10 Frauen besuchten Versammlung daran fest, dass seine Partei dem Charakter einer Arbeiterpartei treu geblieben sei. Er kritisierte die Behandlung der Gewerkschaften in Deutschland als arbeiterfeindlich und Hitlers 25-Punkte hätten nichts mit dem ursprünglichen nationalsozialistischen Programm gemein.[34]

Im Juli 1934 schloss sich Walter Riehl, der 1933 wieder aus der NSDAP (Hitlerbewegung) ausgeschlossen worden war, der Schulzbewegung an.[35] Die Partei wurde 1934 mit sämtlichen anderen Parteien Österreichs aufgelöst. Die Deutsche Arbeiter-Presse stellte im Juli 1935 ihr Erscheinen ein.[32][36]

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Andrew G. Whiteside: Nationaler Sozialismus in Österreich vor 1918. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.9 (1961), S. 349.
  2. Michael Wladika: Hitlers Vätergeneration. Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie. Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, 582.
  3. Michael Wladika: Hitlers Vätergeneration. Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie. Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 584-587.
  4. Robert Kriechbaumer: Die grossen Erzählungen der Politik. Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945. Böhlau Verlag, Wien 2001, ISBN 3205994000, S. 665.
  5. Michael Wladika: Hitlers Vätergeneration. Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie. Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 593-597.
  6. Kriechbaumer, Erzählungen, S. 665f..
  7. Kriechbaumer, Erzählungen, S. 666.
  8. Michael Wladika: Hitlers Vätergeneration. Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k. Monarchie. Böhlau, Wien 2005, ISBN 3205773373, S. 616.
  9. Wladika, Hitlers Vätergeneration, S. 616f..
  10. Wladika, Hitlers Vätergeneration, S. 617f..
  11. Bruce F. Pauley: Der Weg in den Nationalsozialismus. Ursprünge und Entwicklung in Österreich. Bundesverlag, Wien 1988, ISBN 3215068753, S. 43; Wladika, Hitlers Vätergeneration, S. 618f.; Kriechbaumer, Erzählungen, S. 666.
  12. Wladika, Hitlers Vätergeneration, S. 619.
  13. Pauley, Weg, S. 43; Kriechbaumer, Erzählungen, S. 666.
  14. Kriechbaumer, Erzählungen, S. 766f..
  15. Wladika, Hitlers Vätergeneration, S. 618.
  16. Kriechbaumer, Erzählungen, S. 667; Pauley, Weg, S. 43.
  17. Pauley, Weg, S. 40f..
  18. Zit. nach Pauley, Weg, S. 49.
  19. Gerhard Jagschitz: Die Nationalsozialistische Partei. In: Emmerich Tálos und Herbert Dachs (Hrsg.). Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918-1933. Manz, Wien 1995, ISBN 3214059637, S. 239; F. L. Carsten: Faschismus in Österreich. Von Schönerer zu Hitler. Fink, München 1977, ISBN 3770514807, S. 75; Gerhard Botz: Arbeiter und andere Lohnabhängige im Nationalsozialismus. 42. Linzer Konferenz, 14.-17. September 2006, S. 5f.; Pauley, Weg, S. 49f..
  20. Pauley, Weg, S. 42.
  21. Carsten, Faschismus, S. 131.
  22. Pauley, Weg, S. 45-47; Kriechbaumer, Erzählungen, S. 671; Carsten, Faschismus, S.78f..
  23. Kriechbaumer, Erzählungen, S. 774.
  24. Kriechbaumer, Erzählungen, S. 672; Pauley, Weg, S. 225.
  25. Carsten, Faschisms, S. 131.
  26. Pauley, Weg, S. 57.
  27. Carsten, Faschismus, S. 132.
  28. Pauley, Weg, S. 47; Carsten, Faschismus, S. 132.
  29. Pauley, Weg, S. 50f.; Jagschitz, Nationalsozialistische Partei, S. 234.
  30. Carsten, Faschismus, S. 136-138.
  31. Pauley, Weg, S. 55-57; Jagschitz, Nationalsozialistische Partei, S. 235; Carsten, Faschismus, S. 139.
  32. a b c Pauley, Weg, S. 57f..
  33. Carsten, Faschismus, S. 154.
  34. Carsten, Faschismus, S. 207.
  35. Carsten, Faschismus, S. 236.
  36. Carsten, Faschismus, S. 154.