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Gudrun Irene Widmann (* 2. Dezember 1919 in Reutlingen, † 28. Juli 2011 ebenda) war eine deutsche Malerin und Zeichnerin. Ihr Werk umfasst mehr als 500 Gemälde und zahlreiche Zeichnungen.[1][2][3]

Leben und Wirken Bearbeiten

 
Meine Mutter und ich - 1953
 
Im Märzen der Bauer, 1953

Gudrun Irene Widmann war die Tochter von Fritz Widmann (1884–1941, Großhandelskaufmann bei der Firma Haux & Krais) und Elisabeth Widmann (1892–1978) und wurde als viertes von fünf Kindern geboren. Ihre Familie war kulturell interessiert und Gudrun Irene Widmann besuchte z. B. mit ihrem Vater die Weltausstellung 1937 in Paris.

Widmann besuchte das List-Gymnasium in Reutlingen, welches sie 1935 zum frühest möglichen Zeitpunkt verließ. Die von ihr als demütigend erlebte Pädagogik an diesem Institut belastete sie bis ins Alter. Ihre künstlerische Begabung wurde anschließend von ihrem Zeichenlehrer weiter gefördert. Es folgte von 1936 bis 1937 ein Studium der Textilgestaltung bei Gustav Jourdan und Bernhard Pankok an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Sie gewann einen Malwettbewerb und damit eine Reise nach Norwegen.

Von 1938 bis 1939 studierte sie an der von Werner Peiner gegründeten Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei in Kronenburg (Eifel). Sie verließ die Schule 1940/41, da sie sich auch hier in ihrer künstlerischen Freiheit eingeschränkt fühlte, totzdem ihr Peiner im Falle ihres Bleibens eine Dozentenstelle versprach. Als sie Kronenburg dennoch verließ, veranlasste Peiner den Entzug von Farbkarten und verhinderte Widmanns Aufnahme an der Kunstakademie Stuttgart, auch sollte sie nicht in die Reichskulturkammer aufgenommen werden.

 
Dämmerung, 1956
 
Stillleben mit Hündchen, 1974

Durch Vermittlung ihres ehemaligen Reutlinger Zeichenlehrers Wolfgang Zeller konnte sie bei dem Künstler Paul Kälberer in Glatt (Sulz am Neckar) ihre Ausbildung als Privatstudentin fortsetzen und erhielt von Kälberer die benötigten Mal- , Zeichen- und Druckmaterialien, womit sie dieser auch in der Zeit des Mangels nach Ende des Zweiten Weltkriegs versorgte. Auf Vermittlung Kälbers hin wurde Widmann an der Kunstakademie in Stuttgart bei Hans Spiegel und Hermann Mayhofer-Passau zugelassen, wo sie 1941–1942 studierte.

Hieran schloss sich ein Studium als Meisterschülerin mit Atelier bei Herbert Dimmel an der Akademie der Bildenden Künste Wien an (1942-1944). Von 1944 bis 1945 war sie in Reutlinger Fabriken dienstverpflichtet zum Annähen von Uniformknöpfen und zur Munitionsherstellung. 1945 wurde ihr Elternhaus in Reutlingen von Bomben getroffen, wodurch ihre bisher entstanden Werke zerstört wurden.

 
Irene Widmann, März 2009 vor ihrem Gemälde 'Dämmerung'

In der Zeit zwischen 1945 und 1951 verbrachte sie gemeinsam mit ihrer Mutter zunächst bei Bauern in Tieringen auf der Schwäbischen Alb, wo sie in der Landwirtschaft mitarbeitete. Anschließend lebte sie bei Bekannten in beengten Verhältnissen in Reutlingen. Ende der 1940er Jahre richtete sie sich im Dachgeschoss der Firma Haux & Krais ein kleines Atelier ein. Es folgten Zeiten längerer Krankheit.

Widmann war Ende der 1940er Jahre Mitbegründerin der „Notgemeinschaft Tübinger und Reutlinger Künstler“ und Gründungsmitglied der aus der „Notgemeinschaft“ hervorgegangenen Künstlergruppe „Ellipse“. Freundschaften verbanden sie u. a. mit Karl Langenbacher,

Ugge Bärtle, Elisabeth und Günter Hildebrand, HAP Grieshaber und Hadwig Münzinger. In dieser Zeit gab es gemeinsame Ausstellungsprojekte und Kunstreisen mit den Freunden aus der Ellipse.

Im Jahr 1951 bezog sie ein neurs Haus mit großem Atelieranbau in Reutlingen-Sondelfingen. 1952 war sie Preisträgerin beim Blevin-Davis-Wettbewerb in München. Der daraufhin erfolgten Einladung, Werke für die Biennale in Venedig 1953 einzureichen, kam sie allerdings nicht nach. 1954 hielt sie sich für ein halbes Jahr im Haus der Künstlerfreundin Gudrun Kneer-Zeller in Ulm auf.

Am 28. Juli 2011 verstarb Widmann nach kurzer Krankheit. Sie war seit 1959 verheiratet mit dem Schriftsteller und Kunsthistoriker Gerd Gaiser und hatte 2 Söhne.

Widmann war 70 Jahre lang künstlerisch tätig und stellte ihre Werke regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Sie war Mitglied bei Künstlergruppen wie Gedok, der Oberschwäbischen Sezession (Gast), dem Bund Bildender Künstlerinnen Württemberg und dem Künstlerbund Tübingen.

Rezeption Bearbeiten

Herbert Eichhorn, Leiter des Kunstmuseums Reutlingen: '... ihr Schaffen zählte vor allem in den 1950er-Jahren zu den interessantesten figurativen Positionen im deutschen Südwesten und wurde auch überregional, ja international, wahrgenommen. Dass das Werk der Künstlerin, die ihre Vornamen in der Regel mit G. I. abkürzte, trotzdem heute weniger präsent ist als etwa das vieler männlicher Kollegen, ist auch den Zeitumständen geschuldet. In den entscheidenden Jahren als freischaffende Künstlerin war Widmann alleinerziehende Mutter. Ihre damalige Lebenssituation reflektierte sie eindrücklich in ihren Bildern. Die Gemälde gerade aus dieser Werkphase belegen nicht nur ihr Können, sondern zeugen auch von großem künstlerischem Selbstbewusstsein.' [4]

Barbara Lipps-Kant: 'Losgelöst von zeitgenössischen Kunstströmungen, die sie wahrnimmt und diskutiert, geht sie in ihrer künstlerischen Sprache eigene Wege. Sie brilliert in außergewöhnlichen Farbkombinationen, erfindet Kompositionen, die in ihrer Einfachheit und Klarheit bestechen. Hinterlegt mit verborgenen, gleichnishaften Mitteilungen, in die auch literarische Texte, Textstellen oder Zitate Eingang finden und innere Bilder, Ahnungen und Wünsche als Reflektionen des Selbst erscheinen, erfüllt sie das Bild einer metaphysischen Realistin, als die sie Georg Scheja 1962 bezeichnete.' [5]

Sarah Debatin: 'Widmanns Widerspruchsgeist und ihr Streben nach künstlerischer Eigenständigkeit und Anerkennung sind Konstanten in ihrem Leben und ihrem Werk. Ein Werk, das sich ständig weiterentwickelte und sich gerade deshalb treu blieb.' [6]

Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

Widmann hatte sich beteiligte sich von 1950 bis 2009 kontinuierlich bis auf wenige Ausnahmen an den regelmäßig, zuletzt alle zwei Jahre, stattfindenden Ausstellungen der Reutlinger Künstler im Spendhaus, später im Rathaus oder in der Städtischen Galerie..

Legende: (E) = Einzelausstellung, (G) = Gruppenausstellung, (K) = Katalog

  • 1949: 2. Deutsche Kunstausstellung, Stadthalle am Nordplatz, Dresden (G, K)
  • 1950: Notgemeinschaft Reutlinger und Tübinger Künstler, Heimatmuseum Reutlingen (G)
  • 1950: Große Deutsche Kunstausstellung und Blen-Davis-Wettbewerb, Haus der Kunst, München (G, K)
  • 1952: Kunstverein Ulm (E)
  • 1953: Ellipse, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart (G)
  • 1954: Vier schwäbische Künstler, Kunstverein Ulm (G)
  • 1955: Kunstausstellung Baden-Württemberg, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart (G, K) 
  • 1955: Ellipse, Ulmer Museum (G)
  • 1956: Große Kunstausstellung, Haus der Kunst, München (G, K)
  • 1956: Ellipse, Kunstverein, Singen (G)
  • 1957: Sezession Oberschwaben-Bodensee (SOB), Kunstverein, Kassel (G)
  • 1957: SOB, Badischer Kunstverein, Karlsruhe (G)
  • 1957: Große Kunstausstellung, Haus der Kunst, München (G, K)
  • 1957: Kunstpreis der Jugend, Ravensburg (G)
  • 1957: SOB, Lindauer Museum (G)
  • 1958: Ellipse, Altes Schloss, Oldenburg (G)
  • 1958: Wandelhalle in der Universitätsbibliothek, Tübingen (G)
  • 1958: Künstlerbund Baden-Württemberg, Konstanz (G)
  • 1959: Künstlerbund Baden-Württemberg, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart (G, K)
  • 1960: Die Frau im modernen Leben, Helene-Rubinstein-Wettbewerb, Städtische Galerie München (G)
  • 1961: Ulmer Museum (E)
  • 1961: SOB, Kunstverein, Tübingen (G)
  • 1962: Ellipse, Spendhaus, Reutlingen (G)
  • 1965: Ellipse, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart (G)
  • 1967: Spendhaus, Reutlingen (E)
  • 1967: Kleine Galerie im Elisabethenbad, Bad Waldsee (E)
  • 1970: Sieben Reutlinger Künstler, Spendhaus, Reutlingen (G)
  • 1972: Schloss, Tübingen (G)
  • 1973: Sieben Reutlinger Künstler, Spendhaus, Reutlingen (G)
  • 1972: 25 Jahre Kunstausstellungen, Spendhaus, Reutlingen (G)
  • 1976: GEDOK, Spendhaus, Reutlingen (G)
  • 1976: BBKW, Eisenwerke Gebr. Wehr, Oberkochen (G)
  • 1977: Spendhaus, Reutlingen (E)
  • 1977: Sieben Reutlinger Künstler, Spendhaus, Reutlingen (G)
  • 1978: Reutlinger Sieben, Städtisches Bodenseemuseum, Friedrichshafen, (G)
  • 1978: BBKW, Rathaus, Stuttgart (G)
  • 1980: Volkshochschule, Herrenberg (E)
  • 1982: Galerie in der Eugenstraße 17, Stuttgart (E)
  • 1982: BBKW. Menschenspuren, Galerie in der Eugenstraße 17, Stuttgart (G)
  • 1983: Scheune Thurn und Taxis, Städtische Galerie Michelstadt (E)
  • 1983: Kunstförderung des Landes Baden-Württemberg. Erwerbungen 1981/82, Villa Aichele, Lörrach (G, K)
  • 1984: Cafeteria, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart (E)
  • 1985: Rathaus, Reutlingen (E)
  • 1988: Kornhaus, Kirchheim unter Teck (E)
  • 1988: Reutlinger Künstler. Rückblick auf die Jahre 1983–1987, Rathaus, Reutlingen (G)
  • 1990: Kreissparkasse, Reutlingen (E, K)
  • 1991: Künstlerinnen aus Baden-Württemberg – von Maria Caspar-Filser bis heute, Galerie Schloss Mochental, Ehingen/Donau (G)
  • 1991: BBKW, Sozialministerium, Stuttgart (G)
  • 1992: Künstlerinnen aus Baden-Württemberg – von Maria Caspar-Filser bis heute, Galerie der Landesgirokasse, Stuttgart (G, K)
  • 1992: BBKW, Rathaus, Reutlingen, (G)
  • 1993: BBKW Jubiläumsausstellung, Galerie unterm Turm, Stuttgart (G, K)
  • 1993: Kunstförderung des Landes Baden-Württemberg. Erwerbungen 1989–1992, Städtisches Kunstmuseum, Singen (G, K)
  • 1994: Zehntscheuer, Rottenburg am Neckar (G, K)
  • 1994: GEDOK, Seminarhaus des Rechenzentrums Alb-Donau, Reutlingen (G)
  • 1994: 11 Zeichner, Hans Thoma-Gesellschaft, Reutlingen (G)
  • 1994: Endlich Vierzig. Gabriele-Münter-Preis für Bildende Künstlerinnen über 40, Frauenmuseum, Bonn (G, K)
  • 1994: BBKW. Bild Blick Kunst, Rathaus, Reutlingen (G)
  • 1995: Galerie Schloss Mochental, Ehingen/Donau (E)
  • 1998: Kunstförderung des Landes Baden-Württemberg. Erwerbungen 1993–1996, Badischer Kunstverein, Karlsruhe (G, K)
  • 1998: Städtische Galerie im Fruchtkasten, Ochsenhausen (G, K)
  • 2001: Bilder vom Wald, Europäisches Frauenforum, Galerie Dorothea Schrade, Illereichen (G)
  • 2001: 50 Jahre GEDOK Reutlingen, Spitalhof, Reutlingen (G, K)
  • 2001: Die Künstler der Ellipse, Stadtmuseum und Ugge-Bärtle-Haus, Tübingen (G, K)
  • 2002: Galerie am Pfleghof, Tübingen (E)
  • 2002: BBKW. Schwerpunkte, Alte Kelter, Fellbach (G, K)
  • 2002: Retrospektive, Städtische Galerie, Reutlingen (E, K);
  • 2009: Städtische Galerie, Reutlingen (E)
  • 2019: G. I. Widmann-Retrospektive, Kunstmuseum Reutlingen (E)[7][8]

Literatur und Quellen Bearbeiten

  • Barbara Lipps-Kant: Gudrun Irene Widmann. Malerei: Monographie und Werkverzeichnis. Quodlibet-Verlag, Tübingen 2010, ISBN 978-3-935682060.
    • darin: Barbara Lipps-Kant: Metaphern von Trauer und Glück – Irene Widmann – Leben und Werk.
  • Herbert Eichhorn, Maren Keß-Hälbig, Kunstmuseum Reutlingen (Hrsg.): G.I. Widmann, Retrospektive. Edition Cantz, Esslingen 2019, ISBN 978-3-947563-42-5.
    • darin: Sarah Debatin: G. I. Widmann, Künstlerin. S. 15–25.
    • darin: Herbert Eichhorn: „A Room of Ones Own“, Statt eines Vorworts. S. 7–9.
    • darin: Sarah Debatin: G.I. Widmann, Künsterin. S. 15–25.
    • darin: David Gaiser: Das Atelier – Einige Erinnerungen an die 1950er-Jahre. S. 11–13.
    • darin: Maren Keß-Hälbig: Manifestierte Kunst – Beobachtungen zu den Selbstbildnissen G.I. Widmanns. S. 77–82.
    • darin: Herbert Eichhorn: Seelenbilder – Zu den Stilleben von G.I. Widmann. S. 97–99.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gudrun Irene Widmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Tanja Baensch: Das Museum als »lebendiger« Körper. Die Geschichte der Städtischen Galerie im Städelschen Kunstinstitut bis 1945. In: Museum im Widerspruch. AKADEMIE VERLAG, Berlin, ISBN 978-3-05-006235-8 (doi.org [abgerufen am 29. September 2019]).
  2. Irene Widmann wurde gestern 90. Abgerufen am 29. September 2019.
  3. Widmanns Malerei - Kultur regional - Reutlinger General-Anzeiger. Abgerufen am 29. September 2019.
  4. Herbert Eichhorn, Leiter des Kunstmuseums Reutlingen Spendhaus: Flyer zur Retrospektive anlässlich des 100. Geburtstages Widmanns, 2019
  5. Barbara Lipps-Kant: Gudrun Irene Widmann. Malerei. Monographie und Werkverzeichnis Quodlibet-Verlag, Tübingen, 2010, S. 21
  6. Sarah Debatin: G.I.Widmann, Künstlerin Katalog zur Retrospektive 2019
  7. G. I. Widmann | Stadt Reutlingen. Abgerufen am 29. September 2019.
  8. Armin Knauer: Finale mit einer Unbequemen - Kultur regional - Reutlinger General-Anzeiger. Abgerufen am 29. September 2019.


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