Film
Titel Die Schlacht an der Somme
Originaltitel The Battle of the Somme
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1916
Länge 74 Minuten
Stab
Produktion William F. Jury
Kamera Geoffrey Malins, John B. McDowell
Schnitt Charles Urban, Geoffrey Malins

Die Schlacht an der Somme (Originaltitel: The Battle of the Somme) ist ein britischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 1916. Der Film, die die Vorbereitungen und die ersten Kampfhandlungen der Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg zeigt, gilt als einer der ersten abendfüllenden Dokumentar- und Propagandafilme der Geschichte. Die Aufnahmen entstanden Ende Juni und Anfang Juli 1916 durch die Kameramänner Geoffrey Malins und John B. McDowell im Auftrag des britischen Kriegsministeriums. Die Uraufführung des Films fand am 10. August 1916 in London statt. In den folgenden Monaten wurde Die Schlacht an der Somme in mehr als 18 Ländern gezeigt.

Der Film prägte das Genre des Dokumentarfilms und war Vorbild für zahlreiche Kriegsdokumentationen. Szenen und Bilder aus Die Schlacht an der Sommme wurden in anderen Publikationen verwendet und zählen heute zu den bekanntesten Aufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg. Die Darstellung realer Kriegshandlungen und gefallener britischer und deutscher Soldaten löste erstmals eine intensive Diskussion der moralischen Verantwortung von Filmemachern aus. Schlüsselszenen des Films wurden allerdings im Reenactment nachgestellt.

Die Schlacht an der Somme gilt mit mehr als 20 Millionen Eintritten als der erfolgreichste Stummfilm im Vereinigten Königreich. Das Originalnegativ wird seit 1919 vom Imperial War Museum in London verwahrt und wurde 2005 als erster britischer Beitrag in das Register des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenommen. 2006 wurde der Film digital restauriert und 2008 erstmals auf DVD veröffentlicht.

Historischer Kontext

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Die Schlacht an der Somme gilt als eine der großen Materialschlachten des Ersten Weltkriegs. Sie wurde über mehrere Monate als gemeinsame Offensive der britischen und französischen Armee vorbereitet, mit der die deutsche Westfront in Nordfrankreich durchbrochen werden sollte. Zusätzlich sollte durch die Offensive die französische Armee entlastet werden, die sich seit Februar 1916 in der verlustreichen Schlacht um Verdun gegen deutsche Angriffe wehren musste.[1]

Der Schlacht ging ein mehrtägiger Granatenbeschuss der deutschen Frontstellungen voraus. Am 1. Juli 1916 begann unter dem Kommando von Douglas Haig die Offensive, an der auf Seiten der Entente mehr als 100.000 Soldaten beteiligt waren.[1] Der erste Tag der Schlacht an der Somme brachte den Alliierten nur minimale Geländegewinne. Die größtenteils freiwilligen und unerfahrenen britschen Soldaten trafen auf unerwarteten Widerstand. Mehr als 19.000 britische Soldaten starben alleine am ersten Tag der Schlacht an der Somme. Aufgrund dieser hohen Zahl an Verlusten gilt der 1. Juli 1916 heute als der schwärzeste Tag der britischen Militärgeschichte.[2]

Die Schlacht dauerte bis zum 18. November 1916 an und wurde ohne Entscheidung abgebrochen. Mehr als eine Million Soldaten wurden getötet, verwundet oder gelten als vermisst, womit die Schlacht an der Somme die verlustreichste des Ersten Weltkriegs ist.[1]

Die Inhaltswiedergabe basiert auf der vom Imperial War Museum herausgegebenen DVD-Fassung.[3]

Der Film Die Schlacht an der Somme besteht aus fünf Teilen. Der erste Teil beginnt mit der Vorbereitung der Offensive an der Somme. Truppeneinheiten beziehen ihre Stellungen und legen Munitionsvorräte an, während die französischen Bauern ihrer gewohnten Arbeit nachgehen. Es werden britische Artillerieeinheiten beim Bombardement der deutschen Stellungen gezeigt. General Henry de Beauvoir de Lisle hält eine Ansprache an die versammelten Soldaten. Die Artillerie setzt ihren Beschuss fort. Gezeigt werden die verschiedenen Geschütze der britischen und kanadischen Einheiten. Aus der Ferne werden die Einschläge der Geschosse an der deutschen Frontlinie gezeigt.

Teil zwei beginnt mit einer Sequenz, die die Soldaten des Royal Warwickshire Regiments beim letzten gemeinsamen Abendessen vor dem Angriff zeigt. Zur gleichen Zeit intensiviert die Artillerie ihren Beschuss der deutschen Seite. Weitere britischen Soldaten treffen ein. Es werden Soldaten beim Befestigen von Drahtschneidern und Bajonetten an ihren Gewehren gezeigt; Maschinengewehre werden in Stellung gebracht. Am Morgen des 1. Juli 1916 leiten gewaltige Minenexplosionen unter den deutschen Stellungen die britische Offensive ein.

 
Zwischentitel: Britische Tommys retten einen Kameraden unter Granatenbeschuss. (Dieser Mann starb 30 Minuten nach Erreichen des Schützengrabens.)[4]

Der dritte Teil zeigt den Angriff der britischen Einheiten. Die Soldaten verlassen ihre Posten und stürmen auf die deutschen Schützengräben zu. Einige Soldaten brechen unter dem deutschen Gewehrfeuer zusammen. Infanteriesoldaten nehmen feindliche Schützgengräben und strategische Posten im Niemandsland ein. Tommys bergen einen verletzten Kameraden, der allerdings den Einsatz nicht überleben wird. Zahlreiche Verwundete - sowohl Briten als auch Deutsche - werden in einem Feldlazarett versorgt. Während die britische Armee vorrückt, werden die Geschütze nachgezogen. Verstreut liegen einige tote britische Soldaten. Die deutsche Gegenwehr verläuft ohne größeren Erfolg.

Im vierten Teil werden die Folgen der Kriegshandlungen gezeigt. Britische und deutsche Verwundete werden teilweise mit Unterstützung der gefangenen Deutschen versorgt. Deutsche Kriegsgefangene werden abgeführt und registriert. Ein Kameraschwenk zeigt eine große Zahl gefallener Soldaten beider Kriegsparteien auf dem Schlachtfeld und in zerstörten Schützengräben. Britische Soldaten heben Gräber für die Toten aus.

Der letzte Zeit des Film stellt die Situation nach dem ersten Tag der Schlacht an der Somme dar. Tiefe Bombenkrater sind zu sehen. Die Zerstörung ziviler Einrichtung wird anhand der Ruinen des Dorfes Mametz gezeigt. Erbeutete deutsche Geschütze werden vorgeführt. Die erschöpften britischen Soldaten versammeln sich und reinigen ihre Ausrüstung. Während die Einheiten zu ihrem nächsten Einsatzort marschieren, wird die Überführung der deutschen Kriegsgefangene in Lager auf den Britischen Inseln vorbereitet.

Produktion und Veröffentlichung

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Gründung des British Topical Committee for War Films

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Werbung für den ersten vom War Office herausgegebenen Film. Anzeige in der Dublin Evening Mail vom 20 Januar 1916

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 war die Wirkung des Mediums Film als Propagandamittel noch weitgehend unbekannt. Zwar waren seit dem Zweiten Burenkrieg Kameraleute bei allen größeren Konflikten als Kriegsberichterstatter zugegen, doch entstanden meistens nur kurze Aktualitätenfilme, die zu Beginn der 1910 durch längere Wochenschaufilme abgelöst wurden.[5] Einige Militärführer betrachteten die Kriegsberichterstattung allerdings misstrauisch. So war der Befehlshaber der britischen Armee im Burenkrieg, Herbert Kitchener, der Ansicht, dass kritische Zeitungsberichte in der Heimat den Burenkrieg unnötig verlängert hätten.[6]

Als Lord Kitchener mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum neuen britischen Kriegsminister ernannt wurde, verhängte er weitreichende Zensurmaßnahmen, die eine aktuelle Berichterstattung von der Westfront verhindern sollten.[7] Gleichzeitig wurde unter der Leitung von Charles Masterman das War Propaganda Bureau gegründet, das die Aufgabe hatte, die öffentliche Wahrnehmung des Kriegsgeschehens an der Heimatfront und im Ausland im Sinne der Regierung zu beeinflussen. Dabei erwies sich die Nutzung des populären Mediums Film als unausweichlich. Zwischen 1910 und 1915 hatte sich die Zahl der Kinos in Großbritannien von 1600 auf 3500 Betriebe mehr als verdoppelt.[8] Gegen den Widerstand des Kriegsministeriums gelang es Masterman, ein Filmprojekt mit einem eigens gegründeten Cinema Committee umzusetzen. Im Dezember 1915 wurde der rund dreistündige Film Britain prepared veröffentlicht, für den zahlreiche Aufnahmen von der Royal Navy und der British Army zusammengestellt wurden. Der Film war im Vereinigten Königreich ein großer Erfolg, in den neutralen Vereinigten Staaten fand der Film aber wenig Anklang.[9]

Neben der Arbeit des War Propaganda Bureau entstand 1915 auf Initiative mehrerer englischer Filmproduktionsgesellschaften, die sich auf Wochenschaufilme spezialisiert hatten, das British Topical Committee for War Films, das in direkte Gespräche mit dem Kriegsministerium über die Einsatz von Kameraleuten an die Westfront trat. Nach monatelangen Verhandlungen einigte man schließlich darauf, dass das Committee auf eigene Kosten zwei Kameramänner nach Frankreich entsenden durfte und dafür im Gegenzug exklusiven Zugang zur Front und die exklusiven Verwertungsrechte im Vereinigten Königreich und im Britischen Weltreich erhielt.[10] Das Committee stellte die gesamte Filmtechnik und finanzierte die Fertigstellung und Verbreitung der geplanten Filme. Der Vertrag zwischen dem War Office und dem British Topical Committee for War Films wurde am 25. Oktober 1915 unterschrieben.[11]

Am 2. November 1915 wurden die Kameramänner Geoffrey Malins und Edward G. Tong nach Frankreich entsandt. Malins hatte bereits vor dem Verbot des Kriegsministeriums Erfahrungen als Kriegsberichterstatter in Belgien und Frankreich gesammelt. Tong fehlten diese Erfahrungen, und er musste mehrmals seine Arbeit aufgrund von Erkrankungen unterbrechen und nach England zurückkehren.[12] Ausgestattet waren Malins und Tong mit verschiedenen handbetriebenen 35-mm-Filmkameras, die zumeist auf einem Stativ befestigt waren.[13] Zu den verwendeten Kameramodellen zählte eine französische Parvo-Kamera von Debrie und ein englisches Modell von Moy & Bastie. Gearbeitet wurde mit orthochromatischen Film, der weniger anspruchsvoll bei der Handhabung und Entwicklung war.[14]

Zwischen Januar und Juni 1916 entstanden 27 Kurzfilme für die Wochenschauen. Die ersten Vorführungen wurden von der britischen Öffentlichkeit positiv aufgenommen, doch das Interesse nahm schnell ab und der kommerzielle Erfolg der gemeinsamen Produktionen des British Topical Committee for War Films und des War Office blieb aus.[15]

Die Filmaufnahmen an der Somme

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Geoffrey Malins im Schützengraben während Filmaufnahmen für Die Schlacht an der Somme.
 
Britische Truppenbewegungen am 1. Juli 1916.

Im Juni 1916 erkrankte Tong so schwer, dass er seinen Einsatz in Frankreich endgültig beenden musste. Bei einem Treffen des British Topical Committee for War Films am 23. Juni 1916 meldetete sich John B. McDowell, der Leiter von British and Colonial Films, freiweillig als Ersatz für Tong.[16] McDowell bereitete unverzüglich seine Abreise vor. Es ist unklar, wann McDowell genau mit Malins zusammen kam, er dürfte zwischen dem 27. und 29. Juni an der Somme eingetroffen sein.[17]

Malins wurde am bereits am 25. Juni mit dem Hinweis, er habe nun die Chance Geschichte zu schreiben[18], an die vorderste Frontlinie geschickt. Malins filmte in den nächsten Tagen die Truppenbewegungen in Vorbereitung der Offensive und das Bombardement der deutschen Stellungen druch die britische Artillerie. Die meisten Aufnahmen Malins vor dem Beginn der Offensive entstanden am nördlichen Teil der Frontlinie, während McDowell zur gleichen Zeit weiter südlich in der Nähe von Fricourt drehte.[19]

Am frühen Morgen des 1. Juli 1916 wurde Malins in ein System von Schützengräben und Tunneln bei Beaumont-Hamel geführt, wo er Augenzeuge des Beginns der letztendlich erfolglosen und verlustreichen Offensive der 29th Division wurde.[20] Malins filmte die Explosion einer gewaltigen Mine, die unter der Hawthorn Ridge Stellung der Deutschen explodierte und den daraufhin folgenden Angriff der 29th Division.[21] Malins Stativ wurde durch deutsche Granaten beschädigt, die Kamera bleib aber unversehrt.[22] In diesem Schützengräben filmte Malins auch eine seiner bekanntesten Aufnahmen von dem verwundeten Soldaten, der durch Kameraden gerettet wurde, aber dann doch kurz nach den Aufnahmen verstarb.[23]

John B. McDowell erlebte den Beginn der Schlacht an der Somme am Minden Post, einer Stellung der 7th Division in der Nähe von Carnoy.[24] An diesem Ort entstanden weitere Aufnahmen von verwundeten Soldaten. Der 7th Division gelangen Geländegewinne nahe Fricourt und Mametz, wodurch mehrere Tausend deutsche Soldaten gefangen genommen wurden. McDowell filmte die Versorgung und das Abführen der Gefangenen. Von McDowell stammten auch die ersten Aufnahmen gefallener britischer Soldaten, die er vermutlich am 2. Juli aufgenommen hatte.[25]

Malins fuhr im Laufe des 2. Juli Richtung Süden und filmte in den nächsten Tagen in der Gegend von La Boisselle, Fricourt und Montauban-de-Picardie. Unter anderem nahm er Bilder von dem Lochnagar-Krater auf.[26] Die letzten datierten Filmaufnahmen sind vom 8. Juli 1916. Insgesamt wurden mehr als 8000 Fuß (etwa 2400 Meter) Film erstellt, wobei angenommen wird, dass Malins und McDowell zu etwa den gleichen Teilen beigetragen hatten. Allerdings wurde nur rund ein Viertel von McDowells Aufnahmen für den fertigen Film verwendet.[27]

Fertigstellung und Veröffentlichung

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Charles Urban, um 1912.

Am 10. Juli 1916 wurde dem britischen Kriegsministerium gemeldet, dass die britische Offensive an der Somme von den Kameraleuten Malins und McDowell dokumentiert wurde. Der zuständige Brigadegeneral John Charteris empfahlt dem War Office, das Filmmaterial so schnell wie möglich entwickeln zu lassen und dann zur Veröffentlichung frezugeben. Charteris ging davon aus, dass die Aufnahmen sehr geeignet für Propagandzwecke seien.[28] Wie bereits bei den vorigen Filmen war zunächst geplant, die Aufnahmen von der Somme in einzelnen, kürzeren Wochenschauberichten zu zeigen. Für den Zusammenschnitt dieser Filme war Charles Urban vorgesehen, der für seine schnelle Arbeit bekannt war. Urban war einer der führend Filmtechnikpioniere im Vereinigten Königreich und bereits an der Erstellung von Britain prepared beteiligt.

Als am 12. Juli 1916 das Filmmaterial erstmals in London gesichtet wurde, kamen die Beteiligten zu der Überzeugung, dass die Qualität der Aufnahmen eine bessere Wirkung in einem abendfüllenden Film haben würden. William F. Jury, als Besitzer von Jury’s Imperial Pictures Mitbegründer des British Topical Committee for War Films, bot sich als Produzent eines solchen Films an.[29] Das Committee bezeichnete die ursprüngliche Idee, die Aufnahmen in mehreren Teilen zu veröffentlichen, als verhängnisvoll.[28] Das War Office sah zunächst in diesem Verschlag eine Verletzung des ausgehandelten Vertrages mit dem Committee und ließ sich erst nach einer in Aussicht gestellten Gewinnbeteilung von dem Projekt überzeugen.[29]

Urban begann unverzüglich mit dem Arbeiten am Filmschnitt. Er wurde dabei von Geoffrey Malins unterstützt, der inzwischen nach England zurückgekehrt war. Am 19. Juli waren die Arbeiten bereits so weit forgeschritten, dass die Zwischentitel in Auftragen gegeben werden konnten. Testvorführungen vor dem Generalstab der British Expeditionary Force in Frankreich führten nur zu minimalen Änderungen im Film, auch wenn General Henry Rawlinson Bedenken wegen der Darstellung getöteter britischer Soldaten hatte.[30]. Ende Juli war der Schnitt fertiggestellt und die ersten Kopien wurden für den Verleih vorbereitet.

Dem neuen britischen Kriegsminister David Lloyd George wurde Die Schlacht an der Somme am 2. August 1916 vorgeführt. Fünf Tage später wurde der Film einigen ausgewählten Kinobetreibern und Filmjournalisten in seiner endgültigen Länge von etwas mehr als 5000 Fuß gezeigt. Die offizielle Uraufführung von Die Schlacht an der Somme fand am 10. August 2016 im Scala Motion Picture Theatre im Londoner West End statt. Zu dieser Premiere waren weitere Journalisten, Kinobetreiber, Vertreter des Außenministeriums und Vertreter des Generalstabs eingeladen. Zu Beginn der Vorführung wurde eine Grußadresse von Lloyd George verlesen.[31] Am 21. August 1916 startete schließlich Die Schlacht an der Somme in 34 Londoner Kinos.[32]

Zeitgenössische Rezeption

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Aufführungen im Vereinigten Königreich

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Anzeige für Vorführungen von Die Schlacht an der Somme in Leeds

Die Schlacht an der Somme wurde zu einem der größten Erfolge in der britischen Filmgeschichte. Bereits die hohe Anzahl von Londoner Kinos, die gleichzeitig den Film im August 1916 zeigten, war für die damalige Zeit ungewöhnlich.[33] Trotzdem konnten die Kinos dem Andrang des Publikums kaum nachkommen, es bildeten sich regelmäßig Warteschlangen vor den Kinosälen und Interessierte mussten vom Personal nach Hause geschickt werden.[34] Als nach der ersten Woche in London der Film auch in der Provinz gezeigt werden sollte, waren bereits 100 Kopien im Umlauf.[32]

Auch außerhalb der Hauptstadt war das Interesse enorm. In Dublin sahen innerhalb einer Woche mehr als 10.000 Menschen den Film. In Leeds wurde Die Schlacht an der Somme in den drei größten Kinos der Stadt gezeigt. In Cardiff lief der Film zeitgleich in sechs Kinos, in Edinburgh und Glasgow lief der Film bereits ab 11 Uhr morgens simultan in mehr als einem Dutzend Kinos und in Birmingham sogar in rund 20 Kinos.[33] Aufgrund der großen Nachfrage nach Filmkopien senkte der Produzent William F. Jury die Gebühr von ursprünglich 40 Pfund pro Woche auf sechs Pfund für eine halbe Woche. Nach einer Woche lagen Jury bereits Anfragen von knapp 1000 Kinos vor, schätzungsweise 2000 Kinos sollten alleine im Vereinigten Königreich den Film in den näcshten Monaten zeigen. Noch 15 Monate nach der Premiere lief Die Schlacht an der Somme in britischen Kinos. Insgesamt wurden mehr als 30.000 Pfund durch den Verleih des Film eingenommen.[35]

Offizielle Statistiken über Besucherzahlen liegen nicht vor[36], doch die meisten Filmhistoriker gehen davon aus, dass bereits in der ersten sechs Woche eine Million Menschen Die Schlacht an der Somme im Kino gesehen hatten. Schätzungen zufolge hatten nach sechs Wochen rund 20 Millionen Briten - etwa die Hälfte der Bevölkerung - den Film gesehen.[37] Das Interesse am Film war in allen Bevölkerungsschichten groß. Die Mittelschicht, die bislang das Kino gemieden hatte,[33] sah den Film genauso wie die britische Königsfamilie, der Die Schlacht an der Somme am 2. September 1916 in Windsor Castle vorgeführt wurde.[38] Auch bei Kindern war der Film sehr populär. In einer Studie von 1917 nannten viele Schüler Die Schlacht an der Somme als einen ihrer Lieblingsfilme.[39]


Gedicht The War Films von Henry Newbolt, am 14. Oktober 1916 veröffentlich auf der Titelseite der Times.

Reaktionen im Ausland

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Filmplakat für Bei unseren Helden an der Somme


Auch im Deutschen Kaiserreich wurde der Erfolg von Die Schlacht an der Somme wahrgenommen. Deutsche Zeitungen berichteten mit indirekter Anerkennung über den Film und die Wirkung der gezeigten Bilder.[40] Der Berichterstatter des Berliner Tageblatts in London schrieb, dass er nichts Packenderes und Erregenderes als die Filme über die Somme-Schlacht gesehen habe.[41]

Die Oberste Heeresleitung reagierte und beauftragte das noch in der Gründung befindliche Bild- und Filmamt mit der Erstellung eines eigenen Films über die Schlacht, mit dem auch der alliierte Vorwurf des deutschen „Barbarentums“[42] widerlegt werden sollte. Im Januar 1917 wurde Bei unseren Helden an der Somme in Berlin uraufgeführt. Der Film konnte allerdings nicht an die Dramatik von Die Schlacht an der Somme heranreichen, zumal keine authentischen Kampfszenen gezeigt wurden. Trotzdem wurde Bei unseren Helden an der Somme ein Publikumserfolg im Kaiserreich.[43]

Archivierung

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Imperial War Museum

IWM eines der ältesten Filmarchive Somme löst Debatte über ein nationales Film Archiv in UK aus wurde ebreits früh auf SIcherheitsfilm kopiert Restaurierungen neue Filmmusik und Restaurierung der alten Filmmusik Eintrag in UNESCO-Welterbelist

Filmhistorische Einordnung

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Eine gestellte Szene

Siehe auch

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Literatur

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  • Ian Aitken: Encyclopedia of the Documentary Film. Routledge, New York 2006, ISBN 0-415-97639-1.
  • Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image 1914-18. Continuum, London 2009. ISBN 978-0-82643-781-8
  • James Chapman: A New History of British Documentary. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2015, ISBN 978-0-230-39287-8.
  • Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme: Filming the Batlle, June-July 1916. Pen & Sword Military, Barnsley 2009, ISBN 978-184415-836-2.
  • Michael Hammond, Michael Williams (Hrsg.): British Silent Cinema and The Great War. Palgrave Macmillan, New York 2011, ISBN 978-0-230-29262-8.
  • Geoffrey H. Malins: How I Filmed the War: A Record of the Extraordinary Experiences of the Man Who Filmed the Great Somme Battles, etc. Herbert Jenkins, London 1920.
  • Nicholas Reeves: Cinema, Spectatorship and Propaganda: Battle of the Somme (1916) and Its Contemporary Audience. In: Jonathan Kahana (Hrsg.): The Documentary Film Reader: History, Theory, Criticism. Oxford University Press, Oxford 2016, ISBN 978-0-973964-6, S. 113-132.
  • Roger Smither: The Battle of the Somme: Viewing Guide. Imperial War Museum, London 2008. ISBN 0-90162-794-1.
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Commons: The Battle of the Somme (film) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. a b c David T. Zabecki: Somme, Battle of. In: Spencer C. Tucker (Hrsg.): The European Powers in the First World War: An Encyclopedia. Garland, New York & London 1996, ISBN 0-8153-3351-X, S. 648-652
  2. Peter Simkins: The First World War: The Western Front 1914-1916. Osprey, Oxford 2002, ISBN 1-84176-347-0, S. 75.
  3. Roger Smither: The Battle of the Somme: Viewing Guide, S. 4-28.
  4. Originaler Text: British Tommies rescuing a comrade under shell fire. (This man died 30 minutes after reaching the trenches.), vgl. Roger Smither: The Battle of the Somme: Viewing Guide, S. 16
  5. Richard M. Barsam: Nonfiction Film: A Critical History. Indiana University Press, Bloomington 1992, 0-253-20706-1, S. 32.
  6. Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image 1914-18, S. 110.
  7. Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image 1914-18, S. 111.
  8. James Chapman: A New History of British Documentary, S. 27.
  9. Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image 1914-18, S. 115-116.
  10. Nicholas Reeves: The Power of Film Propaganda: Myth or Reality?. Continuum, London 2003, ISBN 0-82647-390-3 S. 24.
  11. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 5-6.
  12. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 7.
  13. Brian Best: Reporting from the Front: War Reporters During the Great War. Pen & Sword Military, Barnsley 2014, ISBN 978-1-47382-117-0, S. 95.
  14. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 11-13.
  15. Nicholas Reeves: The Power of Film Propaganda: Myth or Reality?. Continuum, London 2003, ISBN 0-82647-390-3 S. 25.
  16. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 8.
  17. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 59.
  18. Geoffrey H. Malins: How I Filmed the War, S. 122.
  19. Für eine chronologische Auflistung aller Aufnahmen von Malins und McDowell, siehe Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 15-161.
  20. Geoffrey H. Malins: How I Filmed the War, S. 153-157.
  21. Brian Best: Reporting from the Front: War Reporters During the Great War. Pen & Sword Military, Barnsley 2014, ISBN 978-1-47382-117-0, S. 96.
  22. Geoffrey H. Malins: How I Filmed the War, S. 166.
  23. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 96-98.
  24. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 107.
  25. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 131.
  26. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 147.
  27. Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 58.
  28. a b Alastair H. Fraser, Andrew Robertshaw, Steve Robert: Ghosts on the Somme, S. 172.
  29. a b Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image 1914-18, S. 120.
  30. William Philpott: Bloody Victory: The Sacrifice on the Somme and the Making of the Twentieth Century. Little, Brown, London 2009, ISBN 978-1-4087-0108-9, 302.
  31. S.D. Badsey: Battle of the somme: British war-propaganda. In: Historical Journal of Film, Radio and Television. Vol. 3, No. 2, Oktober 1983, ISSN 0143-9685, S. 99.
  32. a b Ian F. W. Beckett: Home Front 1914-1918: How Britain Survived the Great War. The National Archives, Kew 2006. ISBN 1-903365-81-3, S. 173.
  33. a b c Nicholas Reeves: Cinema, Spectatorship and Propaganda, S. 121.
  34. Evening News, London, 22. August 1916, S. 3; Bioscope, 14. September 1916, S. 1051.
  35. Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image, S. 121.
  36. Anton Kaes: Schlachtfelder im Kino und die Krise der Repräsentation. In: Steffen Martus, Marina Münkler, Werner Röcke (Hrsg.): Schlachtfelder: Codierung von Gewalt im medialen Wandel. Akademie Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003587-0,, S. 124
  37. Ian F. W. Beckett: Home Front 1914-1918: How Britain Survived the Great War. The National Archives, Kew 2006. ISBN 1-903365-81-3, S. 174.
  38. Stephen Badsey: The British Army in Battle and Its Image, S. 122.
  39. The Cinema. Its Present Position and Future Responsibilities. Being the Report and Chief Evidence of an Enquiry Instituted by the National Council of Public Morals. London, 1917, S. 259-260.
  40. Martin Baumeister: «L'effet de réel». Zum Verhältnis von Krieg und Film 1914 bis 1918., In: Bernhard Chiari, Matthias Rogg, Wolfgang Schmidt (Hrsg.): Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts. Oldebourg Wissenschaftsverlag, Münschen 2003, ISBN 3-486-56716-0, S. 252.
  41. zitiert in: P. Max Grempe: Deutsche und feindliche Kinopolitik im Weltkriege. Der Kinematograph Nr. 515, 8. November 1916, S. 17-19.
  42. Gerhard Paul: Bilder des Krieges, Krieg der Bilder: Die Visualisierung des modernen Krieges. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-71739-1, S. 130.
  43. Rainer Rothe: Bei unseren Helden an der Somme. Eine deutsche Antwort auf die Entente-Propaganda. In: KINtop 4, 1995, S. 123-142.

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