August Weiß (*18.6.1861 in Deidesheim/Pfalz, lt. anderen Quellen 8.6.1861; †26.März 1941 in Heiligenstadt/ Thüringen) war ein deutscher Pianist, Komponist und Musikprofessor.

Leben:

Er war Sohn eines Direktors einer höheren Lehranstalt. Bereits sein Vater Wilhelm, wohnhaft Wettswill/Schweiz 1,war im Klavierspiel bewandt wie dessen Schwester. Ohne Unterricht spielte der kleine August als Fünfjähriger Klavier und komponierte bereits nach kurzer Zeit kleine Stücke. Auf Veranlassung des Großherzoges von Nassau erteilte ihm der Direktor des Mainzer Konservatoriums, Paul Schumacher, der auch im Weiß´schen Lehrinstitut in Biebrich Lehrer war, Unterricht und August machte, sowohl im Klavierspiel wie in der Theorie "erstaunliche Fortschritte". Als Siebenjähriger trat er zum ersten Mal im Kursaal zu Wiesbaden auf und ab 9 Jahren nahm er erfolgreiche Konzerttouren durch rheinische, belgische und deutsche Großstädte auf. Seine weitere Ausbildung erfuhr er am Bohlschen Konservatorium in Mannheim.3

1870, kurz vor Ausbruch des Krieges spielte er vor dem greisen König Wilhelm I. von Preußen in Bad Ems (Ems) und setzte seine Karriere in den folgenden Jahren als Klaviervirtuose fort. Mit 12 schrieb er seine erste Sonate.

Man sprach von ihm als "Wunderknaben".3

1880/83 war er Schüler am Hoch´schen Konservatorium in Frankfurt am Main unter dem Lehrer Joachim Raff wie sein Vater 3 und dessen Schwester Sophie, die an gleichem Ort mit ihrem Mann, einem Geigenvirtuosen, bis zu einem Luftangriff 1942 eine Musikschule unterhielt.6 August und Wilhelm Weiß sind in den Jahresberichten des Konservatoriums erwähnt; August spielte dort z. B. am Ende des Schuljahres 1880/81 am 8. Juli 1881 Concertsatz in G um 10:00 Uhr und am 1881/82 am 15. März 1882 um 18:30 Uhr in einem Konzert (G-Dur) von Beethoven am Klavier vor. 2 1893 kam er als Lehrer an das Raff´sche Konservatorium in Frankfurt unter dem Ehrenpräsidenten Hans von Bülow zurück. Von dort kannte er auch den Musikpädagogen Hugo Riemann. Nebenbei wirkte er auch als Kapellmeister im Orchester des städtischen Theaters Frankfurt. Unter den zahlreichen Kompositionen dieser Zeit befindet sich Klassische Musik, Sonaten, Variationen, Kantaten und Lieder.

Mit Edvard Grieg war er bekannt und besuchte ihn 1888 in Bergen.3

1902 gab August Weiß diese Lehrtätigkeit auf und übersiedelte nach New York. Es wurde kolportiert, dass er dort eine Oper geleitet und Söhne und Töchter der angesehensten Familien unterrichtet habe.3,6,7

Seine musikalischen Schöpfungen nähern sich nun mehr und mehr der modernen Richtung.

1905 siedelte Weiß nach Berlin um und hatte zunächst infolge der Abkehr von der Klassischen Musik zur sogenannten Programmmusik Beifall wie Kritik und viele Widerstände zu überwinden. 3 Er ließ sich jedoch nicht beirren und schuf weiter: Burlesken, Intermezzos, Werke für Orchester, Lieder, Romanzen, Rhapsodien und die berühmte Geistersuite.4

In dem "Musikästhetischen Betrachtungen" des bekannten Musikpädagogen Hugo Riemann heißt es über die Zigeuner-Rhapsodie op. 40.1: "Liszt dichtet in seinen Rhapsodien seinen Landsleuten nach, Weiß dagegen malt die Eigentümlichkeiten dieser Musik auf meisterhafte Art."3

Mit der dortigen Musikwelt kam er zusammen, etwa mit Hugo Kaun, Richard Strauß, Eugen d´Albert, einem britisch-schweizerischen Komponisten.

In einem Brief einer französischen Schülerin 1907 an Eugen d ´Albert über August Weiß heißt es;

"Monsieur d´Albert est ravi de votre musique" ("Herr d´Albert ist von Ihrer Musik entzückt!")

D´Albert schrieb ihm im April 1914: "Wann sieht man Sie einmal?"

1911 siedelte August Weiss auf ärztlichen Rat nach Bleicherode, 1921 nach Heiligenstadt/Thüringen im Eichsfeld, seit 1950 als Heilbad Heiligenstadt bezeichnet, um. Weiß besuchte Gerhart Hauptmann in den Ferien in Kloster Hiddensee im Haus Seeblick und umgekehrt Gerhart Hauptmann August Weiß an seinem Wohnort in Heiligenstadt, wo sich auch andere bekannte Künstler trafen. 5

Weiß lebte nach Überlieferung aus einer Jubiläumsschrift im Hause von Theodor Storm in Heiligenstadt, am Liesebühl, der dort seine "römischen Abende" veranstaltete wobei es sich nach Auskunft der Stadtverwaltung zum dortigen Museum alleine um den Besitzer eines Nachkommens von Storm gehandelt haben soll. 3

Information der Leitung Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heiligenstadt:

Folgendes kann ich dazu beitragen: Theodor Storm war von 1856-1864 in Heiligenstadt. Zunächst wohnte er vor dem Kasseler Tor (heute: Liesebühl 2) auf einem Grundstück, das seinem Bruder Otto gehörte, der dort eine Gärtnerei betrieb. Ein Jahr später aber wechselte die Familie in die Wilhelmstraße 73 hinüber, wo sie bis 1864 blieb. Die im Zeitungsbericht erwähnten „römischen Abende“ fanden dort in der zweiten Wohnung statt; da ist der Zeitungsbericht also nicht ganz korrekt. Da August Weiß ja erst 1861 geboren ist, nehme ich an, dass es keinen Kontakt zu Theodor Storm gab, der 1888 in Hademarschen starb, wo er seit 1880 gelebt hatte. Ich kann auf dem Scan nicht ganz erkennen, ab wann August Weiß in Heiligenstadt lebte. 1921? Auch Otto Storm lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr; er starb 1908 in Heiligenstadt. Seine Gärtnerei wurde danach von seinen Nachfahren übernommen, wobei sein eigener Sohn Casimir Storm bereits 1929 verstarb. Wer die Gärtnerei 1921 genau betrieb, das kann ich nicht exakt sagen; wahrscheinlich Storms Enkel Enno Storm. Zu den letztgenannten wird August Weiß Kontakt gehabt haben, nehme ich an.“

In der Staatsbibliothek zu Berlin befinden sich, außer 155 Bänden aus dem Nachlass, die mangels Bearbeitung noch nicht geöffnet werden konnten, zahlreiche Spuren des Briefaustausches mit der damaligen Musikwelt aber auch anderen Personen aus Frankfurt am Main.

Die Quellensuche zu August Weiß war insofern erschwert, weil eine in Fulda belegte, tief religiöse katholische Wurzel in hoher Geistlichkeit der Familie seine Scheidung nicht tolerierte und alleine sein Name deshalb nicht erwähnt werden durfte.7

August Weiß starb am 26. März 1941 im damaligen Klosterkrankenhaus in Heiligenstadt.8

Literatur:

Peter Cahn: Das Hoch´sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878-1978), Frankfurt am Main 1979.1

Jahresberichte des Hoch´schen Konservatoriums. 2

Bleicherode: Ein arbeits- und erfolgreiches Leben .3

Preußischer Kulturbesitz. 4

Frankfurter Rundschau, 22.8.2019. 5

Landkreis Heiligenstadt, Kreisverwaltung, Zweitschrift Sterbeurkunde mit Familienstand; 25.2.1992. 8

Staatsbibliothek zu Berlin:

Hermann Scholtz, Pianist und Komponist; Briefe an August Weiß, 23.2. u. 7.10.1907, 26.8.1909;

Theodor Ziehen, Naturforscher, Neurologe, Philosoph und Psychiater, Briefe an A. Weiß am 4.12.1919, 7.1.1921.

Leopold Winkler, Pianist, Brief an A. Weiß 25.5.1905

Flo Ziegfeld, Amerikanischer Theater- und Broadway-Filmproduzent, Brief an A. Weiß am 20.9.2005.

Eugen Tetzel, war ein deutscher Musikpädagoge, Musikschriftsteller und Komponist. Briefe an A. Weiß 2.9.1910, 13.5.1911.

Steinway & Sons, deutsch-US-amerikanischer Hersteller von Flügeln und Klavieren; Brief 14.8.1918.

August Schmidt-Lindner war ein Münchner Pianist, Komponist und Hochschullehrer, Brief an A. Weiß am 20.2.1907.

Alfred-Schmidt-Badekow, Pianist und Klavierlehrer, Brief an A. Weiß am 25.10.1909.

Ludwig Riemann, Musikwissenschaftler, Pädagoge, Musik- und Gesangslehrer, Briefe an A. Weiß am 7.11.1907 u. 1.6.1908.

Anna Reichner-Feiten, Sängerin, Briefe an A. Weiß 8.3. u. 24.11.1911.

Theodor Podbertsky, Musiker, Chorleiter, Dirigent, Komponist, Organist; Brief an A. Weiß am 23.8.1909.

Désiré Pâque war ein belgischer Komponist der Romatik, Brief an A. Weiß am 10.9.1910.

Karl August Philipp Päsler, Bearbeiter von Free Sheet Music, Brief an A. Weiß 18.9.1910.

Adele aus der Ohe, Pianistin, Brief an A. Weiß am 17.6.1910.