Bahnstrecke Jörn–Arvidsjaur

Bahnstrecke in Schweden

Die Bahnstrecke Jörn–Arvidsjaur, auch Tvärbanan Jörn–Arvidsjaur, ist eine Eisenbahnstrecke in den nordschwedischen Provinzen Västerbottens län und Norrbottens län. Sie ist die nördlichste und kürzeste Verbindung zwischen der Stambanan genom övre Norrland und der Inlandsbahn. Die anderen Querbahnen sind Forsmo–Hoting und Hällnäs–Storuman.

Jörn–Arvidsjaur
Empfangsgebäude Arvidsjaur
Empfangsgebäude Arvidsjaur
Streckennummer:Arvidsjaur–Nordlunda: 99
Kursbuchstrecke:34 (1982)
Streckenlänge:75,558 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Inlandsbahn
75,558 Arvidsjaur 386 m.ö.h.
70,726 Nordlunda
70,300 Inlandsbanan AB / Trafikverket
63,120 Bränntjärn
Silberweg (Riksväg 95)
55,527 Abborrträsk 376 m.ö.h.
Länsväg 373
50,923 Saltmyran
44,850 Hålbergsliden 391 m.ö.h.
35,236 Moräng
Silberweg (Riksväg 95)
31,985 Glommersträsk 364 m.ö.h.
30,300 Glommersliden
25,338 Missenträsk 349 m.ö.h.
Silberweg (Riksväg 95)
20,111 Stensträsk 344 m.ö.h.
7,298 Granbäck 286 m.ö.h.
3,000 Torvterminalen Jörn
Stambanan von Boden
Silberweg (Riksväg 95)
0,000 Jörn 261 m.ö.h.
Stambanan nach Bräcke

Geschichte Bearbeiten

Der Bau der Bahnstrecke zwischen Jörn und Arvidsjaur wurde 1924 begonnen und im Dezember 1928 fertiggestellt. Im Jahr 1990 wurde der Güterverkehr bis auf den Streckenabschnitt zwischen Arvidsjaur und Nordlunda eingestellt und es waren seitdem lediglich Fahrrad-Draisinen für Touristen unterwegs. 2010 gingen etwa drei Kilometer Bahnstrecke wieder in Betrieb: Die Torfverladung in Jörn wurde eröffnet.

Die Draisineninfrastruktur war 2010 in Arvidsjaur demontiert und es fanden im Bereich Arvidsjaur sporadische Zugfahrten statt. Es gibt Bestrebungen, den Güterverkehr auf der Strecke wieder aufzunehmen. Bei Trafikverket ist die Strecke in den aktuellen Karten (2014) noch enthalten, trägt jedoch den Hinweis: Nedlagd – Dressintrafik. Bei Missenträsk sind die Bahnübergänge schon geraume Zeit überteert.[1]

Auf der Strecke Arvidsjaur–Nordlunda findet kein regelmäßiger Verkehr mehr statt. Die Bedienung der 1951 eingerichteten Anschlussstelle wurde zum Ende des Jahres 2002 aufgegeben. Das Sägewerk arbeitet nicht mehr, so dass keine Güterwagen hierher überführt werden müssen. Eine Besonderheit gibt es bei Nordlunda: Ein Teil der Strecke vor Nordlunda ist mittels einer Oberleitung elektrifiziert, ein weiterer Teil hinter Nordlunda besitzt eine Stromschiene. Hier wurde durch Storstockholms Lokaltrafik (SL) zumindest 2008 die Wintertauglichkeit deren Fahrzeuge erprobt.

Zukunft Bearbeiten

Mögliche Wiederinbetriebnahme Bearbeiten

Im aktuellen Entwicklungsplan der Inlandsbanan AB wird die Übernahme der Bahnstrecke von Trafikverket angestrebt.[2] Nachdem auf der dortigen Strecke das Problem der einfachen Streckenklasse A beseitigt wurde und die Inlandsbahn als Umleiterstrecke im schwedischen Eisenbahnverkehr fungiert, ist die Wiederaufnahme des Verkehrs auf dieser Strecke ein Thema. Am 19. März 2013 fand im schwedischen Reichstag eine Interpellationsdebatte zur Zukunft der Bahnstrecke statt.[3][4] In einer Pressemeldung der Inlandsbanan AB vom 20. März 2014 wurde der Wiedereröffnung der Bahnstrecke im Jahr 2014 oberste Priorität eingeräumt.[5] Geschehen ist offensichtlich nichts. Eine Veränderung gab es lediglich in den offiziellen Eisenbahnkarten: Während die letzten Jahre hier „nedlagd“ (eingestellt) verwendet wurde, ist seit dem Fahrplanwechsel 2016/17 „Indraget underhåll“ (keine Wartung) zu lesen.

2017 war nach Angaben der Inlandsbanan AB geplant, dass 2019 die Bahnstrecke Jörn–Arvidsjaur wiedereröffnet werden soll.[6]

Mögliche Teststrecke Bearbeiten

Eine alternative Möglichkeit zur Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke ist das Projekt, sie in eine Teststrecke umzuwandeln, die insbesondere Fahrzeuge und Infrastrukturkomponenten auf ihre Wintertauglichkeit prüfen soll. Die Rail Test Nordic AB (RTN) plant die komplette Elektrifizierung der Strecke. An beiden Enden und in Glommersträsk sollen Wendeschleifen errichtet, die Radsatzlast auf 25 Tonnen erhöht, die Zugbeeinflussung ETCS Level 2 eingebaut und der Abschnitt Jörn–Glommersträsk für 250 km/h ausgelegt werden. An beiden Streckenenden sollen 220 Meter lange, klimatisierte Hallen errichtet werden, in denen Fahrten zwischen Tunnel und Winterkälte simuliert werden können. Die Betriebszentrale soll in Jörn entstehen, das vorhandene Empfangsgebäude zu einer Mitarbeiterunterkunft umgebaut werden. Die Machbarkeitsstudie für das Projekt liegt vor. Die Bauzeit soll drei Jahre betragen, die Kosten 150 Mio. Euro. Die Finanzierung soll durch die EU, den schwedischen Staat, die Bezirke Norrbotten und Västerbotten, die Gemeinden Skellefteå und Arvidsjaur sowie Sponsoren aufgebracht werden. Stadler Rail und Bombardier haben ihr Interesse bekundet, die Anlage zu nutzen.[7]

Am 18. Februar 2020 stimmte der Vorstand von Trafikverket einer Übernahme der Bahnstrecke für 30 Jahre durch dieses Projekt zu. Da in der Folge keinerlei Güterverkehr mehr möglich ist und Inlandsbanan AB nicht einbezogen wurde, hat diese im März 2020 Klage gegen diesen Beschluss eingelegt.[8] Im Januar 2021 genehmigte die schwedische Regierung die Vergabe endgültig. Zwei Monate später, am 12. März 2021, gab Skanska bekannt, nicht mehr für die Finanzierung des Projektes zur Verfügung zu stehen.[9]

Besonderheiten Bearbeiten

Die Schriftstellerin Sara Lidman (1923–2004) aus Missenträsk schrieb 1977–1985 fünf Romane über die Kolonisierung und den Eisenbahnbau in ihrer Heimatgegend.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bahnstrecke Jörn–Arvidsjaur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. nach Google Maps
  2. Inlandsbanan, en integrerad del av det nationella järnvägsnätet. (PDF) Utvecklingsplan inlandsbanan. inlandsbanan, 19. Februar 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2012; abgerufen am 2. Februar 2016 (schwedisch).
  3. Tvärbanan Arvidsjaur–Jörn. Interpellation. In: inlandsbanan.se. 19. März 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 2. Februar 2016.
  4. Annelie Nilsson: Upprop för att öppna tvärbanan. In: Piteå-tidningen. 7. Januar 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2014; abgerufen am 2. Februar 2016.
  5. Inlandsbanan satsar. Inlandsbanan AB, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2014; abgerufen am 2. Februar 2016.
  6. Återöppning av tvärbanan mellan Arvidsjaur och Jörn. In: inlandsbanan.se. Abgerufen am 10. April 2020 (schwedisch).
  7. Versuchsstrecke in Nordschweden. In: Eisenbahn-Revue International 4/2015, S. 188.
  8. Nella Bergström: Inlandsbanan överklagar hos regeringen. In: transportnet.se. 4. März 2020, abgerufen am 10. April 2020 (schwedisch).
  9. www.mynewsdesk.com: Skanska drar sig ur tågtestbanan mellan Jörn – Arvidsjaur vom 12. März 2021 (schwedisch)