Arnold Deichmann

deutscher Lehrer, Major im Königreich Hannover, Geodät und Kartograf

Ludewig Wilhelm Arnold Heinrich Deichmann[1] (auch: Heinrich Deichmann[2]) (* 20. Mai 1800 in Hannover; † 18. Juni 1870 ebenda) war ein deutscher Lehrer, Offizier, Autor, Geodät und Kartograf.[1] Für die niedersächsische Landeshauptstadt hat er besondere Bedeutung durch seine teilweise noch heute brauchbaren Kartierungen der Stadt.[3]

Arnold Deichmann

Leben Bearbeiten

Militärische und Lehrerlaufbahn Bearbeiten

Arnold Heinrich Deichmann war der Sohn eines Kanzlisten der Regierung.[1] Am 1. Mai 1814, noch vor Vollendung des 14. Lebensjahres und vor seiner Konfirmation,[4][5] trat er während der sogenannten Franzosenzeit in das Militär ein; in die englisch-deutsche King’s German Legion als Kanonier und Kadett. Auf dem Zug zur Schlacht bei Waterloo gegen die Truppen Napoleon Bonapartes wurde er als „Feldguide“ eingestellt, und nach seiner Rückkehr aus Brabant in Hannover als Zeichner angestellt in der königlichen Bibliothek des Herzogs von Cambridge.[4]

 
Stadtplan Hannover 1834; auf dem westlichsten Ravelin in der Verlängerung der Calenberger Straße die „Militärschule;“
Verlag Hahn’sche Hofbuchhandlung

Die Stellung als Zeichner in der Königlichen Bibliothek hielt Deichmann, bis er nach dem durch den Wiener Kongress neu errichteten Königreich Hannover am 18. Juni 1816 zum Second-Lieutenant der Artillerie befördert wurde. Er blieb in seiner Garnison in Hannover und besuchte in dieser Zeit die dortige Artillerieschule, stieg 1818 zum „Ecole-Adjutant“ auf.[4]

1820 wurde Deichmann erneut befördert zum Premier Lieutenant und zugleich nach Stade versetzt. Dort wurde er, neben seinem Militärdienst, von zivilen Behörden, Ämtern und Gemeinden mit verschiedenartigen „Kommissionen“ beauftragt, für die besondere mathematische und technische Kenntnisse notwendig waren. Schließlich erhielt Deichmann 1829 eine Anstellung als Mathematiklehrer an der in Stade neu errichteten Kavallerie-Akademie, bis diese 1833 vereinigt wurde mit der „allgemeinen Militär-Akademie“ in Hannover.[4]

Auf Veranlassung seines früheren Lehrers und dann verstorbenen Major vom Generalstab, Wilhelm Müller, trat Deichmann eine zivile Stelle an der Höheren Gewerbeschule[4] (heute: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover)[6] in Hannover an und quittierte deshalb zunächst seinen militärischen Dienst im Rang eines Kapitäns. Nachdem er jedoch vier Jahre lediglich zivil unterrichtet hatte[4] in den praktischen mathematischen Fächern Geometrie und geometrisches Zeichnen,[1] gründete Deichmann parallel eine eigene, privat betriebene Lehranstalt für die wissenschaftliche Ausbildung von Kadetten sowohl der Artillerie als auch der Kavallerie. Neben dem Lehramt an der Höheren Gewerbeschule stand er dem privaten Institut als Direktor bis 1843 vor.[4]

Um Ostern 1843 wurde Deichman durch seinen Landesherrn, König Ernst August von Hannover, zum Kapitän und Kompanie-Kommandeur ernannt und in diesem Rang zugleich an die neu gegründete „königliche Kadettenanstalt“ berufen. Dieser erneute „aktive Militärdienst“ bedingte wiederum einen Verzicht auf das bisherige Lehramt an der Höheren Gewerbeschule.[4]

Am 27. Mai 1854 wurde Deichmann schließlich zum Major befördert[4] und wechselte am 20. Mai 1856 in den Ruhestand.[1]

Bücherstiftung Bearbeiten

Ein Geschenk von Arnold Heinrich Deichmann an die Bibliothek der ehemaligen Artillerieschule in Hannover findet sich heute in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. Der ehemalige Offizier der Artilleriebrigade hatte „seine besondere Verbundenheit“ wie folgt zum Ausdruck gebracht:[7]

„Seinen früheren Vorgesetzten und Cameraden der Königl. Artillerie-Brigade in aufrichtigster Ehrerbietung Hannover den 10. Juni 1856 der Verfasser A. Deichmann Major a. D.“[7]

„Ruhestand“ und Stadtkartierung Bearbeiten

Nachdem die Stadt Hannover 1859 mit der sogenannten „Vorstadt“[8][9] auf einen Schlag 13 umliegende ehemalige Ortschaften eingemeindet hatte,[1] wurde der Militär im Ruhestand 1859 mit einer exakten Vermessung der Stadt beauftragt:[2] Am 23. Juni 1860 richtete er das erste städtische Vermessungsbüro ein und begann im Auftrag des Rates der Stadt die „erste systematische und wissenschaftlich einwandfreie Vermessung des Stadtgebietes“.[1]

In den nächsten zehn Jahren hat Deichmann bis zu seinem Tode insbesondere die neu eingemeindeten Ortschaften aufgemessen. Dabei hat er unter anderem durch Fluchtung eine „Netzverdichtung“ ausgeführt, Ortschafts- und Übersichtskarten erstellt und spezielle Hausrisse angefertigt.[1] Die Ergebnisse seiner Arbeiten sind zum Teil noch heute (Stand: 2009) brauchbar.[3]

Werke Bearbeiten

  • Neue Tafeln zur Erleichterung der Praxis des Segelns im größten Kreise. Hannover 1856 (gedrucktes Manuskript in deutsch und englisch)[4]

Ehrungen Bearbeiten

  • Die 1935 in der Nordstadt von Hannover angelegte Deichmannstraße, ursprünglich benannt nach dem Major Arnold Deichmann, wurde 1936 umbenannt in Mohrmannstraße nach dem Architekten Karl Mohrmann.[10] Anstelle der zuerst nach dem Major benannten Straße ehrte dann die 1938 angelegte Deichmannstraße im Stadtteil List den Major und Kartografen mit ihrer Namensgebung.[11]

Literatur Bearbeiten

  • Karl Karmarsch: Arnold Heinrich Deichmann. In: Die polytechnische Schule zu Hannover, 2., sehr erweiterte Auflage, Hannover: Hahn’sche Hofbuchhandlung, 1856, S. 149 u.ö.; online über Google-Books.
  • Paul Trommsdorff: Der Lehrkörper der Technischen Hochschule Hannover 1831–1931. Hannover, 1931, S. 66.
  • Universität Hannover: Catalogus Professorum 1831–1981. Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der Universität Hannover, Bd. 2, Stuttgart: Kohlhammer, 1981, ISBN 3-17-007321-4, S. 44
  • L. Rosenthal: Die Entwicklung des Vermessungswesens der Stadt Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 14 (1960), S. 157–272
  • H. Freiherr von Stillfried und Rattonitz: Die Stadtvermessung in Hannover von Major Deichmann, Diplom-Arbeit, 1952
  • Franz Rudolf Zankl: Hannovers Stadtgrundriss und ... durch Wilhelm Deichmann 1860 (Ein Verzeichnis). In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 32 (1978), S. 95–154
  • Dirk Böttcher: Deichmann, Ludewig Wilhelm Arnold Heinrich. In: ders.: Hannoversches Biographisches Lexikon, von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 91f.
  • Dirk Böttcher: Deichmann, Ludewig Wilhelm Arnold Heinrich. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 123f.

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Dirk Böttcher: DEICHMANN ... (siehe Literatur)
  2. a b Dieter Brosius: 1859. In: Hannover Chronik, S. 127; online über Google-Bücher
  3. a b Dirk Böttcher: Deichmann... (siehe Literatur)
  4. a b c d e f g h i j Karl Karmarsch: Arnold Heinrich Deichmann (siehe Literatur)
  5. Anmerkung: Sowohl das Stadtlexikon Hannover als auch das Hannoversche Biographische Lexikon (siehe Literatur) geben bei nahezu gleichlautender Kurzbiographie andere Jahresdaten zum Militär-Eintritt an; die Angaben von Karl Karmarsch sind in ihrer Detailgenauigkeit glaubwürdig(er).
  6. Hugo Thielen: Leibniz Universität Hannover. In: Stadtlexikon Hannover, S. 394f.
  7. a b Georg Ruppelt (Hrsg.): Die Institutionalisierung der militärischen Aufklärung, Bildung, Schule und Militärbibliotheken. In: Bibliothek und Militär: Militärische Büchersammlungen in Hannover vom 18. Jahrhundert .... In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderbände, hrsg. von Georg Ruppelt, Sonderband 93, ISSN 0514-6364 oder ISBN 978-3-465-03580-0, S. 37–70; hier: S. 68; online über Google-Bücher
  8. N.N.: Eingemeindungen seit 1824. In: Stadtlexikon Hannover, Tabelle auf S. 153
  9. Anmerkung: Vermutlich irrtümlich wird sowohl im Stadtlexikon Hannover sowie im Hannoverschen Biographischen Lexikon in den Artikeln zu Deichmann (siehe Literatur) das Jahr 1856 genannt.
  10. Helmut Zimmermann: Mohrmannstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 176
  11. Helmut Zimmermann: Deichmannstraße. In: Die Strassennamen ..., S. 59